Inhalt: 131 Entwürfe zu 121 Gedichten (17 Endfassungen), Motiv-Notizen, 4 Briefe
Datierung: 16.12.1951 – 13.1.1954
Textträger: Rotbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 193 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (20 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/05 (Schachtel 79)
Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1952, 1953, 1954, Typoskripte 1952, 1953, 1954
Kommentar: S. 184-195 Motiv-Notizen, von hinten her eingetragen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften
Schwarz weinst du, der Glanz deiner Tränen
wirft die glänzenden wieder, die Tränen der Feste:
die Perlen der Weihegewänder,
wenn sie singend dir nahn:
05 doch den Gesang übersummt das Summen der Hummeln,
der Pfeilwolken, die herziehen über die Mauern:
wie du dich wendest, sinken sie, eh ihr Stachel getroffen,
sinken sie ab vor deinem gewendeten Antlitz,
das schwarz weint auf der Höhe der Mauer // 136
10 Ab sinken die Pfeile, fallen geblendet
im Sturz beglänzt von deinem dunkel
weinenden Antlitz,
vom Glanz deiner (wunderbar) strömenden Tränen
Wenn sie dir jubeln empor auf deinen Turm,
15 (selber in perlenbestickten Gewändern)
weht der Rauch ihres Flehens zu
dir empor, doch durch die Wolke glänzen
die Tränen und blenden die Pfeile,
sodass sie fallen nieder vor
20 dem Ebenholz deines weinenden Antlitzs.
Glänzen über den gewendeten Panzern der
Feinde, über den goldnen Gewändern // 137
der Priester, den bunten des Volkes:
Tränen auf schwarzer Wange
25 der hoch auf dem Turm einsamen Mutter.
Glänzend fährt es durch das dunkle Gelass,
weckt den König, was denn ist es?
Er fasst es, es entflieht:
flieht hinaus in den hellen Saal:
05 o goldne Taube
leicht hinauf die runden Treppen
runden Fluges steigt.
Und auf der Zinne steht er, hascht sie,
schon sank sie weg,
10 dort sinkt sie zwischen
Büschen hinab in den geheimen Garten:
nie noch sah er ihn, noch nie die
Blumen, in ihrer Mitte die Frau, // 139
die auffängt mit leicht gehobner,
15 im Spiel gehobner Hand die Taube,
sie hält und an die Wange drückt.
Fern bist du, hoch, o König,
fern dem Garten, ohne Macht auf deiner Zinne.
Wider die Strömung
treibt das Floss mit dem gefesselten Greis,
hinauf, hinauf unter den Brücken
voll der Gaffer:
05 wider die Strömung
hinauf zur nächtlich offenen Halle,
wo die Lampen alle aufglühn,
wenig flackernd, es ist windstill.
Und auftut die Arme
10 hoch in der goldenen Wölbung
entgegen der Herrscher
dem Greis, den sie tragen vom Fluss herein,
glänzend in Fesseln.
Hinweg aus der Zelle trägt ihn
das schwarze
hoch das silbergezäumte Ross
auf den Berg am Rande der Stadt:
05 hier springt auf des Heiligtums Pforte,
die Lampen leuchten
um das offene, rosenduftende Grab,
wenn jenseits der Dünen
am Rand des Himmels
10 zwielichtig spielt das Meer,
das er nie zuvor noch gesehen:
hinweg schon trägts ihn
zurück, das silbergezäumte // 142
störrische Ross
15 schnaubt und steigt am Himmel,
doch hält ers und
kommt noch eh die ersten Glocken
rufen die Sonne herauf
wieder zurück in die Zelle,
20 still am Morgen wandelnd
unter den Brüdern den langen, dämmrigen Gang.
Hall der Höhlen, der Tore,
da die Prophetin ruft dem Irrenden
zu das Lied vom Reis, dem goldnen im
Wipfel der Waldesmitte, des Dickichts,
05 dass er es schneide,
wo die Tauben nieder sich lassen ins Nest,
dass er es trage hin in die Höhle
und über den dunklen Strom im Felsen.
Dies nur führt ihn, glänzend wieder hinaus
10 an die Küste, zum Schiff und zum
wartenden Wogen der Segel.
Purpurn floss
der Baum der roten Beeren,
floss vom Wind verwundet
in den Himmel:
05 und das lichte Laken dunkelt
auf die nachterwartend, üppig
überquollnen Blatt- und Blätterfluten.
Nur die roten Beeren,
blutend, nicht verblutend,
10 prangen, süsse Wunden,
lockend in den Himmel.
Wohin treibt das lose Steuer,
wenn den Lenker stürzt der grosse Vogel,
der vorm Monde schattend niederflog,
ihn hinabstiess in die stumme, dunkle Wechselwoge?
05 Während dort im Schiff die Brüder schliefen?
Schon der Insel schlafen sie entgegen, schon
den Kieseln, die mit Knochen glänzen,
aller jener, die zuvor schon liefen,
nächtens, schlafend, auf dem Strand.
Schnell hinweg hebt sich der Kiel // 146
über den Lenker, den vom Steuer warf der
grosse Vogel, der vorm Monde flog,
schweren Flügels in die Woge,
05 trägt die Schläfer auf den Bänken
leise dorthin, wo des Eilands Ufer deckt
mit dem Kies Gebein der vielen Schiffer,
die zur Nachtzeit früher hieher fanden stumm.
Sie verbrennen ihn und
legen auf den Hügel dieses Horn,
mit dem er ehe blies auf dem hohen Strand,
dass die Najaden tauchten auf und
05 nahten unterm Mond dem Ufer,
sodass der Triton drang, das Gegenhorn
vom Munde werfend aus der Tiefe
vom Korallensitz und sich leise tastete
am Felsen hoch, am Fuss den Bläser
10 griff und tief ihn zog in das Wasser.
O erschrockene Mädchen
trugen ihn in den Sand.
Legen ihn am Morgen auf den // 148 Hügel,
verbrennen ihn mit diesem Horn,
15 mit dem er eh sie alle lockte aus der Tiefe
vom hohen Strand.
Siehe da tauchen die Schiffe,
schwinden die Segel im Schaum,
dem Stürmenden bleibet der Speer in Händen,
siehe da tauchen die Mädchen,
05 lächelnde Mädchen im Schaum:
singen, singen entgegen
Schwimmerinnen für Schiffe,
dass dem Staunenden sinkt
das Knie und das feuchtende Auge
10 hinab zum im Sande versenkten
der Hand entfallenen Speer,
ziehen voran sie zum Reigen
Schwimmerinnen hinaus von Insel
zur Insel ins Meer.
Die lagern versteckt in den Büschen,
vor denen sich fürchtet das Land,
einmal kommen sie her,
ziehn sie mit Fackeln zu der einsamen
05 öden Halle am Strand,
wo unter der Erde
glänzt im Flackern mitten
unter Herzen und Händen,
im Sturmwind des Meeres bewegten,
10 das Auge der dunklen
thronenden Mutter.
Rückwärts schaut sie den Tag,
wo sie hertrieb auf dem Schiff // 151
ohne Steuer und Lenker,
15 an diesen Strand,
wo sie, die Wartende, holten
die Diebe, die Gauner.
Hier nun thront sie, unter der Erde,
mitten in Gaben,
20 goldenen Herzen und Händen,
die jene ihr brachten,
der fernher nicht eitel,
der in ihr dunkel erhelltes
Haus nach vieler Irrfahrt gekommnen.
25 Siehe, da steigen die Gaben
vor den glühenden
aufglühenden Augenkohlen.
Hinter dem Hafen
brech ich im weissen Palast
den einen Stein aus der Mauer,
dass ich hebe den Schatz,
05 dass ich trage den Schatz
nächtlicherweile hinweg
und füge den Stein in die Mauer.
Und immer des Morgens der König
geht durch die Tür
10 mit unverletzten Siegeln hinein
und findet gemindert sein Gold.
Weil er nicht weiss, // 153
dass ich allnächtlich
heimlich hebe den Stein,
15 den geheimen Stein aus der Mauer
und schaffe vom Schatz
einen vollen Scheffel hinweg.
Und wenn er es einmal entdeckte,
wenn er entdeckte mein verborgenes Tun?
20 Wenn er mich hielte und fasste,
ich weiss, ich stürbe am Kreuz.
Aber schon ist wieder Abend,
wohlan, von neuem will ich
brechen ins Schatzhaus des Königs
25 heimlich hinter dem Hafen.
In die Nacht
über die Kerze, die kaum flackernde weg,
zielst du, zielst du gelassen,
springt vom Bogen der Pfeil,
05 tönender Blitz wissend hinüber,
wissend voller Begierde
die unerkannte, unsichtbare Scheibe,
verborgen in Nacht,
verborgen hinter dem Glanz
10 der vordergründigen Flamme.
Und er fliegt gierig
mitten hinein, ohne zu sehen,
aber er folgt dem süssen inneren Ruf // 155
der ihm entgegen dringt aus dem
15 dunklen Gebüsch hinter dem
vergeblich lockenden Feuer:
fliege hinweg und lass dich früher nicht fassen,
eh deinen blinden, blind sehenden Flug
die Mitte der Scheibe unversehens
20 empfängt im Gehölz
dass dein Schaft allmählich,
leise singend verbebe
entschweige,
bestimmt von der tief nun
25 im Schwarzen der Scheibe,
aufgefangnen, vermählten Spitze.
Da er erwachte
sah er den grossen Stein,
sich nahen dem Ufer
und darauf den hageren Mann
05 kniend geschlossenen Auges:
er setzte hinaus auf dem Boot,
als nahe dem Strand anhielt der Felsen,
legte an und stieg zum Fremden hinauf,
berührte ihm leise die Schulter:
10 der hob das Auge und sah
nun endlich, dass er verlassen
die heimische Stadt voller Feinde,
und nun hier war am entlegenen
Strand, mit Fischern als Freunden.
Streift er die Wipfel wohl mit dem Schuh,
rührt an die Zweige, die zittern,
so lässt er doch nicht ihn fallen in die greifenden Kronen,
nicht in die Gärten und nicht in den
05 Schoss der ruhenden Grossen.
Sondern bis dorthin trägt ihn der Adler,
wo der König sitzt zu Gericht
unterm Tor der Stadt,
dort fällt er nieder, kreist überm Haupt // 158
10 und wirft ihn ihm auf das Knie.
Aufschauen die Fürsprecher, Kläger, Beklagte:
da wegfliegt der Vogel und lässt fragen den König:
wo ist der Fuss, dem zugehört der künstliche Schuh.
Und er sendet und findet die Frau,
15 die er gesucht, eben entstiegen dem Bade,
rings schauend nach dem verlorenen Schuh.
In den Raum gewölbte,
räumige Krone des Baumes,
vorgewölbt aus dem klüftigen Felsen,
da fassen, verknotete Wurzeln,
05 krampfend, dass sie nicht rissen
den Stein ohne Erde fast:
doch du tönst üppig, in das
Sommergewölbe, keines Winters bewusst,
Sommer gänzlich.
Da den von der Burg herabgeworfnen
Knaben fängt im Sturz der Adler,
trägt er, rettet ihn und unbewegt entsegelnd
bringt er ihn erstauntem Hirten auf die Flur.
Von der Burg, wo wohnt, wie Bauern flüstern,
unbewacht ein fremdes Mädchen,
sieht er plötzlich stürzen durch die Luke
sieht aufgefangen durch den Adler,
05 der von ungefähr mit Klauen fasste
das Bündel und es trägt, gelinde fliegend, // 161
heran und näher und aus sanften Klauen
legt vor ihm hin ins Gras: den Knaben,
der aus Windeln lächelt.
Da zaudern die schwärmenden Reiter,
wenn aus dem Staub, den sie wirbeln
im Ritt, stehen am Rand die Säulen,
verfallend, des Grabmals, und hoch auf
05 den Stufen, wo verfiel die Stirne
der Kammer<,> leuchtet heraus der schwere
goldene Sarg. Und der König geht hin,
zu sehn die Gebeine. Doch nicht lässt
sich heben der Deckel. Jener behält
10 es verwahrt, des Reich am heutigen Tage
zufiel dem späten, glücklichen König.
Hier am Altar, der auf der Spitze des Bergs versammelt den Golf und die Inseln,
hängen die goldjubelnden Waffen,
der Helm, der umfing das gebietende Haupt,
mit dem Purpurbusch, der es weithin gekündet,
05 hängt noch im Panzer das Bild des den Heeren hell voreilenden Leibes.
Hier liess er dies, und stieg hinab mit den jubelnderen Waffen, // 164
mit dem höher wallenden Helm, mit dem schmiegsamer, lichteren Panzer,
mit all dem, was als Gabe gelassen die siegenden Pilger der Vorzeit,
stieg er hinab und zog zu tönenderem Sieg
10 fern auf den Wogen der Schilder,
bis er im Rausch der gefallenen Stromstadt versank,
dann aufstieg und wehte als Duft des würzigen Ruhmbaums
zurück an den beraubten, an den geschmückteren Altar.
Die grossen, die dem Meer entwendeten
Wolken wenden sich dorthin zurück
vor der Stadt, die mit Lichtern
empor leuchtet und wegwirft
05 die wattig langsam zie-
henden Ballen, Die sinken
den Türmen entgegen
und fliehn getroffen zurück in
die das Meer spiegelnde Dunstwand
10 des Gewitters.
Dunkle Treppe, wo du das Haus
unterirdisch verlässt mit dem Korb voller Geschenke:
trittst in den Hain am Ausgang
voll olivenen Lichtes,
05 sodass durch des Korbes Geflecht
entzündet die Blume erglimmt
Und du hebst den Deckel,
und atmest den Duft zu plötzlich,
stürzest hinaus in den tödlichen Mittag
Nach dem Gang über die finstere Treppe
trittst du plötzlich heraus in den Hain
voll olivenen Lichtes,
das durch des Korbes Geflecht in deinem Arm
05 entzündet die Blume:
von der erglimmenden hebst du den Deckel,
sinnlos vom stärkeren Duft stürzt du,
weit den Schlafenden wcckend mit deinem Gellen,
hinaus in den Mittag,
10 während die Blume, die fiel, den Hain
den olivenen rötet.
Dass der Adler, den ich hier am Brunnen
befreit von der Windung der Schlange,
dass er nun stürzt in den Nacken mir,
wenn ich zu trinken mich beuge,
mich mit den Klauen blutig kratzt,
05 schlägt mit dem Flügel,
wieder schlag ich und wieder, wütend mit Händen:
während drüben der Hirsch vergiftet hinabfällt.
Mich hat der Adler vom Brunnen geschreckt,
den die Schlange, speiend, als ich sie würgte, vergiftet.
Wächserne Maske, die
aus dem Korb, da du zitternd hobest den Deckel,
dich ansieht auf einmal,
hohlen, grundlosen Augs,
05 sodass du stürzest und springst
vom Felsen hinab in die Schlucht:
nur um nicht viel tiefer, viel jäher zu fallen,
hinab in die grundlose Tiefe dieses blicklosen Augs.
Die Schwestern stürzen,
mit den Augen, eben trunken noch vom Schlaf,
trunkner jetzt von der Flamme in der Nacht,
in den Brand
05 und erinnern eine die andre
an den Stier, der von der Glut dieser Hängeblüten trunken
stürzt voran mit seinen Hörnern,
drückt sein Haupt, zerschmettert es
an dem überblühten Felsen, // 171
10 dass sein Blut die Blumen netzt.
Und vereint die Schwestern stürzen,
mit den aufgetanen Augen
trunken von der jähen Glut
in den Brand der Nacht.
Näher kommt schon das Ufer,
wenn der König lässt öffnen das Zelt
und nun hebt, matt noch, die Hand,
zum Gruss dem rufenden Heer,
05 dem weinenden, das den Toten lebend sieht auf dem Lager:
sie stürmen, als er landet, hinauf
mit der Bahre und tragen ihn
mitten hinein in die Wartenden:
die fassen sein Kleid, die küssen die Linke, die hängt.
10 Nun hebt ihn die Woge des Zurufs, // 173
nun die Gischt des Geschreis, des Jubels.
Er fasst das Ross am Zügel und springt der Wunde vergessen
von der Bahre hinauf:
nun inmitten der ins Bett zurückflutenden Welle.
Was zwitscherst du, Vogel, dem Schläfer,
was streifst du das Lager hier, was dort mit dem Flügel,
dass er, dir wehrend, die Hand
hebt, tief noch im Schlafnetz,
05 das du schon beginnst zu zerreissen?
Was rufst du lauter und fällst
ihm in die Stirn, und
setzest dich nun auf sein Haupt,
lang hinschreiend, warum dies?:
10 ganz nun entfesselt schwimmt er
allein auf dem Lager im Mittag,
mit dir, Vogel, als Lenker, erschrocken.
Von den Bäumen sammelt das Harz,
das duftet und weht über die Wüste,
nur da, spärlich stehen die Bäume:
sammelt das Harz, das tropft und
05 duftet herab von den Stämmen,
beladet damit die hohen Kamele,
die von fern schon schnuppern die Oase:
voll Öl und voller süsser Datteln;
wie gehen sie hoch die Kamele, und
10 wiehern, da sie tragen hinein in die Oase,
so viel duftendes
Harz hinein in die betaute Oase,
aus der Wüste, der dürren, darüber stets
wegschaun die Palmen, der nimmer ge- // 176
15 denkt der dichtende Ölbaum.
Führt die Schlange hinein
über die letzte der Dünen meinen brennenden Fuss,
in die Oase, die plötzlich ergrünt
und glänzt mit Gräsern voll Tau,
05 beginnender Kühlung,
so netzt mir innen unter der alten,
fächelnden Palme die kalte Quelle das Antlitz,
die mit der steigenden Sonne[,] immer kältre:
näher ist schon mein Mund, schon erweckt
10 ein Tropfen die Zunge.
Die sie des Nachts hier,
die sie des Nachts dorther klingen gehört,
die Harfe über dem Wasser,
die Fischer vergessen die Netze
05 und irren weiter hinaus
dem Morgen zu, der heranträgt auf der Barke
diesen Wassergesang, nun vor der Sonne erlöschend:
wie sie sich beugen zur Barke,
liegt die Harfe neben dem Knaben, dem
10 von fernher getragnen, der da liegt für tot:
Sie ziehn ans Ufer Knaben und Harfe, // 178
die für die eine Nacht zu grosse Beute,
tiefer ermüdet als sonst, da sie fingen die Fische,
die sie nährten nur den einen Tag.
Aus dem Gefäss steigen die Dämpfe
rötlich hinauf in die
hell gereihten Scharen des Himmels:
die schauen wohl verwundert hinab
05 und sehen neu sich wieder,
dunkler und näher der Tiefe,
die daliegt, ein Spiegel, vereint in der offenen Schale:
daraus steigen die Dämpfe, wölkend
und doch den Spiegel nimmer verhüllend,
10 nur die Scharen des Himmels
sachte verdunkelnd, die sich verwundert,
gewandt, anschaun im Spiegel.
Als er gekauft den Falken,
blieb er noch auf dem Schiff
der fremden Händler,
und spielte mit ihnen
05 Würfel, lachend, und sang
ihnen, die alle um ihn versammelt
auf dem Verdeck,
bis ihm der Wind zu stark fasste
das Haar, die Stange des Segels
10 ihm schlug an das lachend gewendete Haupt
und er stumm sah: dass er vom Strand
des Vaters geraubt und fern fuhr
auf der See.
Das Wasser, das er goss aus dem Helm,
mit Lächeln, als es ihm brachte
einer, der es in der schrattigen Schlucht gefunden:
als er hinabkroch aus dem mit durstoffenen Mündern
05 liegenden Haufen und es fand im dunkelsten Winkel der
gesprungenen Lippen der Schlucht,
das Wasser, und brachte dem König,
der noch sass: goss dieser es aus,
und der Haufen richtete auf
10 sich, gestillt von diesem nun
reichlichen Brunnen des wenigen Wassers,
das schon versickert in der Krume.
Im innern Gemach
zeigt ihm der Bettler den Stein,
den funkelndsten, zieht ihn aus
den Lumpen, verborgen, dass nicht es
05 sehen die neidischen Diener:
den Stein, den getragen er seit dem
ersten Tage am Ring:
und der König nimmt ihn weinend in Arm
und führt ihn hinaus auf den Balkon,
10 zeigt ihn dem staunenden Volk,
dies ist der Sohn, den ich verloren, // 183
und es flohen die Diener,
da er wider sie zückte
des Erben einzig überfunkelnden Stein.
Der Knabe, todeswund, lässt sich auf einer Barke ins Meer treiben: ob er Heilung fände irgendwo. Nur seine Harfe hat er bei sich. Nach sieben Tagen und Nächten hören vor der Küste Irlands Fischer die Musik. Am Morgen sehen sie die Barke: der Knabe liegt wie tot darin: die Harfe entfiel ihm, sie bringen ihn an Land.
Der Waffenmeister sucht den verlorenen Knaben, als Bettler verkleidet, überall. Wie er ihn am Hof seines Onkels findet, zeigt er diesem den Ring, den er seiner Schwester zur Hochzeit gegeben hatte: so erkennt der König den Neffen, macht ihn zu seinem Erben.
Der Knabe wird in seiner kleinen Barke an eine steile Felsküste getrieben, klettert hinauf. Oben setzt er sich an den Weg: wo bald zwei Pilger mit Palmzweigen kommen, die ihn nach der Hauptstadt zu führen versprechen.
Nachdem er einen Falken gekauft, steigt der Knabe in das Schiff der fremden Kaufleute, spielt mit ihnen Schach und singt viele Weisen. Sie sind trunken vor Lust, und, heimlich, um ihn teuer zu verkaufen, hissen sie die Segel, lösen den Anker. Und während der Knabe ihnen noch spielt, fahren sie auf das offene Meer hinaus, ohne dass er es merkt.
Das Grab des Kyros in einem Hain mit hohem Gras, die Grabkammer auf hohem Sockel, winzige Tür. Der Sarg auf einem goldenen Ruhebett, selber golden. Auf dem Bett noch Schmuck, Kleider. Darunter Teppiche. Das Ganze von Magiern in einem Häuschen bewacht. Der König lässt das Grab wieder herstellen, es ist ausgeraubt, und zumauern.
Der König findet am Rand der Wüste, mit wenigen Reitern, den Kies auseinanderscharrend am Meergestade eine süsse Quelle, die für alle reicht.
Der König giesst das Wasser weg, das man ihm aus einer spärlichen Quelle aus einer Kluft bringt: Stärkung für das Heer, als ob sie alle den Trank genossen hätten. // 187
Duftende Bäume auf der Küstenebene, in Vertiefungen, in denen auch bei Ebbe das Wasser bleibt: Veilchenduft
In der Wüste wachsen nur Myrrhenbäume, die Händler, die dem Heer folgen, sammeln das Harz, das von den Stämmen sickert, auch sammeln sie die reichlichen Wurzeln der Narde, die einen wunderbaren Duft ausströmen, beladen damit ihre Zugtiere.
Der totgeglaubte König lässt, als das Schiff sich dem Lager am Ufer des Stromes nähert, das Zelt öffnen, grüsst vom Lager aus die Soldaten mit der Hand: sie schreien und weinen, bringen die Bahre, man trägt ihn heraus. Nun aber verlangt er ein Pferd, reitet zum Königszelt, alle jubeln, berühren seine Knie, seine Hand, sein Kleid
Der König, auf dem Schiff angekommen, opfert aus goldener Schale dem Stromgott: lässt den Trompeter das Zeichen geben, die ganze Flotte bricht zugleich auf, Geschrei der Antreiber und der Ruderer selbst im Takt: immer wenn sie die Ruder eintauchen. Den Schall werfen die hohen bewaldeten Uferhänge einander zu. Staunen des Volks an den Ufern: es zieht unter Gesängen mit (Pferde auf den Schiffen)
Die Reiter kommen in Indien an den Fuss eines Bergs, wo Dionysos gewesen sein soll: und wirklich ist der Berg voller Bäume, vor allem voller Efeu. Sie bekränzen sich: sie hatten in diesem Land noch nie Efeu gesehen, und geraten in Verzückung, Hymnen
Die Oase aus Oliven und Dattelpalmen wird allein mitten in der Wüste bebaut. In ihr eine Quelle, die zu Mittag kalt, eiskalt, zu Mitternacht heiss ist.
Das auf dem Zug zum Oasenorakel in der Wüste verirrte Heer wird von zwei Schlangen geführt (zwei Raben)
Dem bekränzten König, der vor der Belagerung das erste Opfertier zu schlachten beginnt, lässt ein Raubvogel, der über den Altar hinfliegt, einen Stein auf den Kopf fallen.
Eine Schwalbe fliegt zwitschernd über dem Haupt des zu Mittag schlafenden Königs hin und her, setzt sich da und dort auf sein Lager. Er versucht sie mit der Hand zu verscheuchen, ohne dass es ihm gelingt den Schlaf abzuschütteln: schliesslich setzt sie sich auf // 190 sein Haupt, sodass er ganz erwacht: Warnung vor einem Anschlag.
Parmenion rät A. die Seeschlacht: man hatte einen Adler auf dem Gestade ganz in der Nähe des Schiffs des Königs sitzen sehen.
Veronica: „der Stierkämpfer hält dem Stier die Capa vor; der Stier greift an, der Toreador macht eine langsame Vierteldrehung an Ort, der Stier stösst hart am Toreador vorbei mit dem Kopf gegen die Capa vor.“
Zwei Schwestern stürzen sich in das Feuer des brennenden Tempels und gehen darin unter.
Das Mädchen stürzt sich vom Felsen (der Burg) hinab: wahnsinnig geworden, als sie den Korb öffnete und seinen Inhalt sah.
Das Mädchen betritt in der Nacht das Heiligtum, die Göttin erscheint ihr mit dem Gorgoneion und sie wird durch den Anblick versteinert.
Der Eroberer findet bei der Rückflut der Feinde in die Stadt auf dem Wall einen Knaben, ein Mädchen, einen Stier als Siegesopfer in ihrem Blut
Er bringt seine Rüstung der Göttin auf die Burg, nimmt dafür die Waffen – Votivgaben alter Eroberer – und lässt sie in der Schlacht vor sich hertragen.
Der Feldherr opfert bei der Überfahrt mitten auf dem Meer einen Stier und ein Trankopfer dem Poseidon und den Nereiden.
Ein Schnitter rettet einen Adler von einer Schlange, die ihn umklammert hält: zum Dank wirft ihm der Adler den Becher mit dem Wasser immer wieder aus: das Wasser war vergiftet, weil die Schlange in die Quelle gespien hatte.
Die streng verwahrte Tochter des Königs gebiert einen Knaben. Die Wächter werfen ihn von der Burg hinab. Ein Adler fängt ihn auf u. trägt ihn in einen Garten, wo der Aufseher ihn nimmt u. aufzieht.
Nach dem Üben im Gymnasion am Meeresstrand, wirft sich der Knabe müde auf den geliebten Delphin, der Stachel stand zufällig aufgereckt, riss dem Knaben den Leib auf, er verblutete. Daraufhin stürzt sich // 193 der Delphin mit dem Leichnam aufs Ufer und verendet. Sie erhalten ein gemeinsames Grab.
Ein Adler lässt dem König einen zierlichen, geschmückten Schuh in den Schoss fallen: der König lässt in ganz Ägypten nach der Eigentümerin suchen, der Adler hatte ihn ihr, als sie im Bad war, weggetragen. Der König heiratet sie.
Der Bogenschütze, der in der Finsternis die Mitte trifft, mit dem ersten Pfeil, und mit dem zweiten den ersten von der Kerbe an aufschlitzt: die Scheibe ganz im Dunkeln hinter einer Kerze.
Die Schiffe, die beim Angriff des Feindes sich in Meerfrauen, Göttinnen verwandeln: sie tauchen unter Wasser und steigen in der neuen Gestalt vor den Erschreckten wieder auf.
Er stösst ins eherne Horn, der Triton, neidisch, stösst ihn von der Klippe, er zerschellt. Verbrennung auf dem Vorgebirge: Waffen und Horn und Ruder auf dem Grabhügel
Der Gesang der Sibylle, aus hundert Höhlenöffungen schallend: wenn du das goldene Reis auf einem Wipfel des Eichenhaines findest, es brichst, findest du den Weg aus der Unterwelt und zurück: ein Taubenpaar führt ihn hin, es nistet in dem Wipfel
Der Steuermann, den der dunkle Vogel hinabstürzt vom Schiffsbug, unbemerkt: sodass das Schiff auf die Sireneninsel zufährt mit der schlafenden Mannschaft, auf den Strand zu, der voller Gebeine.
David folgt einer goldenen Taube durch die Gänge, über die Treppen, durch die Säle und Zimmer auf die Zinne des Palastes: wo er Bethsabe sieht im Garten des Nachbarhauses
Der Teufel trägt den Heiligen nach Jerusalem (als Pferd): die Kirchen öffnen sich ihm, alle Lampen entzünden sich. Noch in der gleichen Nacht ist er wieder zuhause.
Der Heilige wird von den Bürgern gebunden auf ein Floss geworfen, aber es schwimmt nicht den Fluss hinab, sondern im Gegenteil: den Fluss hinauf und hält bei einem Kloster, z. B. der Drei Jünglinge
Die Ikone der Mutter Gottes wird auf den Stadtwall getragen, wendet sich den Bürgern zu, die Feinde geraten in Schrecken, das Bild vergiesst Tränen unter einem Regen von Pfeilen, der daran abprallt