Inhalt: 59 Typoskripte zu 34 Gedichten (32 Endfassungen) Kommentar: Dossier 35: Sammlung von 14 Gedichten (Reproduktionen); Jahreszahl mit Tinte; auf Bl. 01 oben mit Bleistift: Dr. Raeber, unten: xx 22. Juni 53 (fremde Hand?)
Datierung: 1952 (Konvolut-Umschlag: 1952 G)
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 35 Dossiers
Publikation: Die verwandelten Schiffe (1 Gedicht), Verstreutes (1 Gedicht)
Signatur: A-5-c/04 (Schachtel 34)
Herkunft: 2 Beige Mappen 1952 G, 152 GB
Wiedergabe: Edierte Texte
Die Ruine leuchtet in den Hag,
in Gespräch und Wein am Nachmittag.
Antlitz, das uns fernher übermannt,
nach der Quelle rückwärts Worte bannt,
05 die kaum sprangen wie der Brunn im Laub:
Ist Genuss der reifen Stunde Raub
am Gewölb, das jene Reiche liessen
ganz im Herzen, wenn das Bild zerfällt,
des geborstne Quadern schweigen hiessen?
Hände vierer Gründerväter heben
Thron empor in Tanz der Wolken, Geister,
heben mühlos, da ihr Brand des Blicks
schweren Stuhl erleichtert: ja, er schwebt,
05 himmlisches Gerät schon selber, dass
keiner wagte, ob sich jeder auch
Herrscher dünkt im Haupt, ihn zu besteigen.
Fürchtend, dass er, an so hohen Ort
ganz erhoben, höb empor die Welt
10 in die Himmelssphären und die schwere
stürzte rückwärts in den Schutt ohn Antlitz.
Hände vierer Gründerväter heben
Thron empor in Tanz der Wolken, Geister,
heben mühlos mit dem Blick, der stärker
als die Hand, den schweren Stuhl: er schwebt,
05 himmlisches Gerät schon selber, dass
keiner wagte, ob sich jeder auch
Herrscher dünkt im Haupt, ihn zu besteigen.
Fürchtend, dass er, an so hohen Ort
ganz erhoben, höb empor die Welt
10 in die Himmelssphären und die schwere
stürzte rückwärts berstend in den Schutt.
Und bist erwacht du an dem eklen Tisch,
die Strasse draussen kaut und rülpst den Fisch,
der dennoch lebt und glänzt im Element,
im stinkend hier verwesenden Gemisch
05 aus Händlergier und Fluch, Geknirsch
der Strassenbahn:
den Schergen fiel er hin.
Wo sind, die seiner Glorie nahn,
den Meeresthron und schön bewegten Sinn
10 des Flossenspiels im Traume fahn?
O dem Bogen
sanft entschimmert
stösst der Pfeil
Gottentzücken
05 in das Herz, das ganz enthoben
auf der Flammenspitze wimmert:
eh beglückte,
heute sind die Wiesen kahl,
an den dürren Seelenrändern
10 mag kein Kelch den Mittag loben.
Reinigend herabgekommen
steigt das Kind im Wundenwein.
Liebesrot im Kelch geblieben,
Feuer durch das Blut getrieben,
15 trennt es, was es angenommen:
Pfeil inmitten bebt,
Schmachtenden belebt,
schmilzt in Kindes Wesen ein.
Den schwebenden, den steigenden Ballon,
wer hält den Traum,
der aller Last entbehrt
und flieht zum Saum:
05 wo noch der Nachen voll
und fruchtbeschwert
fährt Tag hinweg? – Der Baum
fängt mit den Aesten schon
den schwankenden, den sinkenden Ballon.
Nicht vergass ich des Frühlings im verdüsterten Juli:
Säule Gedächtnis erhebt sich mir auf Trümmern des Kirchleins,
das auf dem Berg ich einst alltäglich wallfahrend besuchte,
einstmals, da mein Gebet sich mühte auf Knien zum Altar.
05 Heute noch ist er voll von Blumen der Sucht nach Verehrung.
Aber die Stelle des göttlichen Bildes ist leer. Ob die Düfte
wohl betören die ruhende Taube dort am Gesimse,
dass sie schwebe herbei und gurrend hüte den Sockel?
Vor Himmels Röte schmilzt
metallene Wandung des Hauses,
und in den Kammern quillt
den Siechen ins geborstene Ohr
05 Klageton des Horns,
sodass sie werfen fort die blutigen Laken.
Aber auf der Schwelle hebt der Sänger
lauteren Kelch des Lieds
empor zum Flammenmund, der unersättlich säuft,
10 dass er ihn stille:
wenn die Najaden alle auf dem Trocknen röcheln,
erlischt die Röte überm wüsten Feld;
geronnen deckt Metall, erkaltend,
des Hauses alten Ort,
15 wo das Horn entfiel des Bläsers Lippe
und die Nackten raffen
verkohlte Fetzen ans Gebrest.
Vor Himmels Röte schmilzt
metallene Wandung des Hauses,
und in den Kammern quillt
den Siechen ins geborstene Ohr
05 Klageton des Horns,
sodass sie werfen fort die blutigen Laken.
Doch auf der Schwelle hebt der Sänger
lauteren Kelch des Lieds
empor zum Flammenmund, der unersättlich säuft,
10 dass er ihn stille:
wenn die Najaden alle auf dem Trocknen röcheln,
erlischt die Röte überm wüsten Feld;
geronnen deckt Metall, erkaltend,
des Hauses alten Ort,
15 wo das Horn entfiel des Bläsers Lippe
und die Nackten raffen
verkohlte Fetzen ans Gebrest.
Ich sitz am Säulenstumpf der Nacht und werfe
nach dem Polypen, der gen Westen sinkt,
das Netz und fange schliesslich nur den Mond:
sein Schwimmen ohne Flossenregung tröstet
05 mit vieler Sternenfischchen Wimperschlagen
gar bald mich, wenn ich leise aus der Flut
die Beute zieh zum Säulenstumpf der Nacht.
Ich sitz am Säulenstumpf der Nacht und werfe
nach dem Polypen, der im Westen sinkt,
das Netz und fange schliesslich nur den Mond:
sein Schwimmen ohne Flossenregung tröstet
05 mit vieler Sternenfische Liderschlagen
gar bald mich, wenn ich leise aus der Flut
die Beute zieh zum Säulenstumpf der Nacht.
Ich sitz am Säulenstumpf der Nacht und werfe
nach dem Polypen, der gen Westen sinkt,
das Netz und fange schliesslich nur den Mond:
sein Schwimmen ohne Flossenregung tröstet
05 mit vieler Sternenfische Liderschlagen
gar bald mich, wenn ich leise aus der Flut
die Beute zieh zum Säulenstumpf der Nacht.
Kehr ich wieder an die MorgensteIle,
wenn der Baum die Wurzeln löst und tanzt,
komm ich nochmals in den Hain am Abend,
wo der Fels den Fels vergisst und tanzt:
05 trittst du mit dem Köcher in den Reigen,
den der Baum, der Felsen um dich tanzt,
schwebt dir auf der Stirn die Mondessichel,
lichte Sichel überm Tanze tanzt:
Bleiben, schauen will ich bis zum Morgen,
10 wo mit Baum und Fels die Sichel tanzt.
Treibt ihr noch am niedern Ufer
kümmernd hin,
heil ist wie die Wasserrose
nimmer euch der Sinn:
05 wo sie schwebt auf dunklen Fluten,
fest zugleich darin,
hangt ihr dumpf in Angstgebüschen
ohne Weltgewinn.
Umgestürztem Becher gleich,
leergetrunken tropft der Himmel,
grün mit letzter Spur der Sonne
auf den Platz, der fieberbleich
05 flüchtet, am Gemäur zu kaun,
geil verbrennt in roten Lichtern
des Theaters, feig sich klammert
an die Wagen: nicht zu schaun
Schlund der Nacht und Morgengraun.
Umgestürztem Becher gleich,
leergetrunken tropft der Himmel,
grün mit letzter Spur der Sonne
auf den Platz, der fieberbleich
05 flüchtet, am Portal zu kaun,
geil verbrennt in roten Lichtern
des Theaters, feig sich klammert
an die Wagen: nicht zu schaun
Schlund der Nacht und Morgengraun.
Wenn uns andern immer speit die Wölbung,
höhnisch schreckend, Tropfen auf das Haupt,
saugt in seinen Wirbel nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt,
05 unverrückter Tanz der Porphyrsäule.
Aber sie, zum Hohne, krönt der Torso:
gipsern hält er doch der Drehung stand.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
Lücke schwebt herab; mit spröden Stümpfen
10 fängt er weg der Säule Trost und einzigen Gast.
Wenn uns andern immer speit die Wölbung,
höhnisch schreckend, Tropfen auf das Haupt,
saugt in seinen Wirbel nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt,
05 unverrückter Tanz der Porphyrsäule.
Aber sie, zum Hohne, krönt der Torso:
gipsern hält er doch der Drehung stand.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
Lücke schwebt herab; mit spröden Stümpfen
10 fängt er weg der Säule Trost und einzigen Gast.
Dunklen Bluts Rubinenblume
breitet, abseits sinnend, Blätter
reifen Kelchs zur weiten Schale,
ganz in Busch und Dorn verborgen.
05 Doch sie füllt mit schwerem Odem
Mittagsgartens offne Plane,
wogt empor an Lilienhüften,
überduftet alle Rosen.
In der Nachtverzweiflung rettend,
10 scheucht des Gartens Alb die Blume,
schon den Morgenstern beschwörend:
ganz in Busch und Dorn verborgen.
Wer das Fleisch noch duldet,
kennt Begierde nicht.
Wer durch Steppen wandert,
kennt den Delfin nicht.
05 Der ist noch verschuldet
Waldes Zwischenlicht,
wer nicht hellen Meeres
Fluten lieber bricht
und, im Schaume fahrend,
10 Himmeln sich ergibt.
Auf dem Seile wandelt,
wer die Spiele liebt,
hochentrückten Heeres
Sinn und Heissung handelt;
15 nicht ist der verschuldet
Waldes Zwischenlicht:
wer das Fleisch noch duldet,
kennt Begierde nicht.
Nächtens stürzt der Strom in lauer Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
die der Strom an seidene Tapeten
hängt als ekler Hochzeit Kranzeszierde.
Sie bekleckert, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
siegeshelle, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes lauer Woge nächtens im Gemach.
Nächtens stürzt der Strom in lauer Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
die der Strom an seidene Tapeten
hängt als ekler Hochzeit Kranzeszierde.
Sie bekleckert, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
blindlings geifernd, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes lauer Woge nächtens im Gemach.
Brach das Füllhorn, das uns lang genügte,
giessend Balsam in das Haus,
duften Jahr um Jahr noch von den Scherben
jener Gärten Blumen aus.
05 Jener Gärten, wo der Magier züchtet
aus der nachtverschlossnen Qual,
wenn sich Zedernwipfel lichtet,
neuer Blumen Wahl.
Aus der neuen Blumen einer
10 presst er, jäh bestimmt, verheissnen Saft:
stark wie Wein und als der Honig reiner
herrscht er, Hornes Mittelkraft.
Mittelkraft des Horns allein genügte,
brach es, brach mit ihm das Haus,
15 Folterblume noch in Scherben,
reicher stets zu spenden Düfte aus.
Brach das Füllhorn, das uns lang genügte,
giessend Balsam in das Haus,
duften Jahr um Jahr noch von den Scherben
jener Gärten Blumen aus.
05 Jener Gärten, wo der Magier züchtet
aus der Nacht verschwiegner Qual,
wenn sich Zedernwipfel lichtet,
neuer Blumen Wahl.
Aus der neuen Blumen einer
10 presst er, jäh bestimmt, verheissnen Saft:
stark wie Wein und als der Honig reiner
herrscht er, Hornes Mittelkraft.
Mittelkraft des Horn allein genügte,
brach es, brach mit ihm das Haus,
15 Folterblume noch in Scherben,
reicher stets zu spenden Düfte aus.
Kennst Du mich, der eh dich küsste,
kennst du meiner Lippe Brand;
kennst du, deren Nacht ich süsste,
mich am duftenden Gewand?
05 Ja, du bist's, den ich vernommen,
schönrer Schall als Tamburin:
Wehn und Wort ist angekommen,
schon die Lippe aufgenommen.
Statt vorm Feuer schnell zu fliehn,
10 such ich Kühlung mittendrin.
Wechselt nicht der Fischer Steg und Strand,
dass er jenen kühnsten fände,
dass er lachend auf die Lände
zög den Haifisch, der sein Boot berannt?
05 Bringt er hoch ihn nicht die schroffen Wände,
ob er lang auch ächzend riss,
sich die Lippe blutig biss,
schafft er's leicht auf weichem Sandgelände:
Wo das stumme Maul die Angel greift,
10 trägt's der Tiefe Rauschen,
macht das Ohr des Fischers lauschen:
der nun Träume wach mit Sinnen greift.
Schlägt das Rad aus dem Gebüsch,
magst du immer Blumen mischen,
wenn der Mond steigt, sich zu mischen
Pfauenaugen, ins Gebüsch?
05 Schlägt aus Dämmer, hell bestimmt,
dir das augenreiche Rad,
magst du vor dem Pfauenrad
dämmernd stehen, unbestimmt?
Vor den Augen im Gebüsch
10 kannst nicht länger Blumen mischen:
schwinde, dich dem Mond zu mischen,
in das Pfauenradgebüsch.
Schlägt die Augen auf sie an der Insel,
flieht vor Fels und Dorn sie rückwärts in den Schaum,
bis sie steigt an ihrer Bleibeinsel
flachem Strand spätabends aus dem Schaum.
05 Folgen ihr, da sie, zur Höh gewendet,
Düne lässt und Wiesen ums Gehölz,
Löw und Panther, sanft sich zugewendet:
herrscht die Fremde schon im Wildgehölz.
Ob sie feindlich auch dem Mond, so doch gewogen,
10 steht die Sonne jetzt wie jener still:
dass die Stunde bleibe, wo, dem Mund gewogen,
Mundes Blüte hängt am Munde still.
Die tiefe Quelle steigt und quillt ins Bild,
das auf dem regen Spiegel zweifelnd schwebt,
hinab mich lockt, zwar schön, doch unbelebt:
es will des Blutes Feur und Pulse wild
05 vermählen sich im drohenden Gefild.
Wend ich zurück ins Spiel der Freunde mich
und trinke Lichts und Lachens starken Wein,
quillt stärker stets der Quell. Das Bild allein,
da Spiegel bricht, nicht heil erhält es sich:
10 weil vor dem Flehn um Blut ich schaudernd wich.
Wich ins Rohr sie von der Weide,
dass er sie zur Flöte bricht,
liess die andre, dass sie meide,
ihm die Stimme fürs Gesicht:
05 drangest du mit Segelschnelle,
ob auch bebend, in die Bucht
finstern Arms, und Tränenhelle
dämpft des Griffes Wut und Wucht.
Den er, brünstig, wach gebrüllt,
10 Hirte hält der Herden Flucht,
weil dein Kuss den wilden Mund gestillt.
Sträubte wandelnd Tier Gefieder,
fiel der Pelikan hinab,
äugt es aus dem Moder wieder:
Kröte in dem eklen Grab
05 unter den geborstnen Stufen
jene hält, die nicht mehr rufen.
Lichtes Tier, das Leben spendet,
dunkles, das verzaubert äugt;
Herrschaft, dort im Blut verspendet,
10 hier ein Krönlein sie bezeugt:
in der Gruft das böse Licht
Macht der Kröte dichter flicht.
Streife mit den Schwingen, Vogel,
nächtiger Täler Hirtenfeuer,
dass die Träumer um die Glut
wachen auf aus Schlummerdünsten
05 warmen Tiers
ins Gestirn des nackten Himmels:
deine weissen Schwingen mildern,
nah herab bewegte Lider
mildern kalter Sterne Brand.
Keiner kennt die Pinie wieder,
welche früher Liebe schattend,
welche früher heisser Flamme
schattend warf den Schleier nieder.
05 Keiner kennt den Staubbach wieder,
welcher hoher Liebe schimmernd,
welcher hoher stiller Flamme
schimmernd warf Geschmeide nieder.
Jeder kennt die Sonne wieder,
10 die auf tote Liebe sengend,
auf die Aschenspur der Flamme
sengend stieg zum Tanz hernieder.
O der Schlinge entwunden, dem Netz entflohn und
losgerissen von der klebrigen Rute,
flieg ich hinweg aus dem trüben Gespräch:
dort unten summt noch die Rede des Paares am Tisch,
05 ganz am Rand noch kaut der weisse Kellner die Nägel:
wie sie sich mühen, mich im Ihren zu halten.
Aber schon bin ich zu hoch und sehe das Meer hinter den Dächern,
spüre Lockung und Zug des Gestirns in seine heissern,
in seine stärkeren Wirbel:
10 wär ich nicht glücklich, wenn's mich versengte,
wenn's mich zwänge, vernichtet, als Funke in seine Flamme zu stieben,
statt an der Rute zu kleben, honigbetörter,
neu mich immer zu fangen im Netz,
mich in die Schlinge mehr zu verwirren mit jeder Bewegung?
Sonne, Monde gleiten in den Schlund
glühen Drachs am Himmelsrand;
wilder späht er übers Band,
das der Hirte zog ums Inselrund,
05 wo die Lämmer weiden blindlings in der Nacht.
Trug geschorner Flockenwolle hohe Fracht
still hinweg das Schiff vom Inselrund,
fand es einen Pass im Band,
barg es hinterm Himmelsrand
10 mehr als Sonnen vor dem glühen Schlund.
Quelle springt dem Meere kindlich zu,
spricht geschwätzig in den schweren Sang
starken Läufers, der zum Felsen brandet.
Kleiner Schwester plätscherndes Begrüssen
05 reizt, den keiner hält, zum hohen Griff,
dass er, schäumend, übersteigt das Riff,
stürzt hinan und, krankend nach der Süssen,
vor der Ueberraschten Füssen landet
Muschel, Stern und Krebs. Behängt mit Tang
10 fasst er sie und küsst den Mund ihr zu.
Quelle springt dem Meere kindlich zu,
spricht geschwätzig in den schweren Sang
starken Läufers, der zum Felsen brandet.
Kleiner Schwester plätscherndes Begrüssen
05 reizt, den keiner hält, zum hohen Griff,
dass er, schäumend, übersteigt das Riff,
stürzt hinan und, krankend nach der Süssen,
vor der Ueberraschten Füssen landet
Muschel, Stern und Krebs. Behängt mit Tang
10 fasst er sie und küsst den Mund ihr zu.
Eh die Mondesglocke, ganz entzündet,
giesst den lichten Abendklang ins Ried,
Wasservögel halb im Schlafe plätschern.
Tönt uns dann der volle Glanz ums Haupt,
05 das der heisse Steppengang bestaubt,
lechzen wir, im nächtigen Quell zu plätschern:
und wir lassen fürs Gebirg das Ried.
Jäh sich dort der nackte Busch entzündet.
Seine Flamme, Mond verdrängend, kündet
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt:
wir erharren mit entblössten Füssen,
dass, aus Asche jugendlich erneut,
Phönix sammle Wandrer, die zerstreut,
und uns sende auf behenden Füssen,
15 unverweilt, ob Haar und Schuh verbrannt,
karger Weide zu, die Gipfel kündet.
Hier zuerst sind Hang und Tal verbündet,
dünstet tief das Ried mit mancher Brut,
Quellen tönen, die zu Tale wachsen,
20 in den Pausen, wenn der grosse Mond
abschwillt und ihn sanfte Wolke lohnt:
dann steigt Phönix, und die Flügel wachsen,
tot noch eben, Feuerbusches Brut,
heisse Loh, dem Himmelsglanz verbündet.
Hängen Waldes Schattennetze nieder,
spüren Hunde kläffend nach dem Reh:
dass es sinkt in falbe Kräuter nieder,
glüher Nüstern Beute, reines Reh,
05 das sie auf der Fährte manches Wildes rochen.
Glüher Mäuler, die nun stillt das Reh,
fallend Geifergier zur Atzung nieder,
Hundegier, die lodert nach dem Reh
irre, wenn die Netze hängen nieder.
Hängen Waldes Schattennetze nieder,
spüren Hunde kläffend nach dem Reh:
dass es sinkt in falbe Kräuter nieder,
glüher Nüstern Beute, reines Reh,
05 das sie auf der Fährte manches Wildes rochen.
Glüher Mäuler, die nun stillt das Reh,
fallend Geifergier zur Atzung nieder,
Hundegier, die lodert nach dem Reh
irre, wenn die Netze hängen nieder.
Die Flöte rief, als wir noch immer fielen
durch Distelwirrnis tief, tief ins Gebirg,
uns tröstend zu, dass wir des rechten Falls
gestürzt und uns getrost ihm liessen:
05 Wenn auch der Flügel schwarzen Nestlings, als
Dämonenfittich wachsend, mit uns sank,
so rann der Sand doch lauterster Gesteine,
und im Kristallstaub rann das lichte Gold
von Höhlenwänden, wo wir endlich hielten,
10 bis es die schwarze Schwinge überschäumt.
Trennung trägt, die reichgezierte Barke,
zu den Lampen, leuchtend Wiedersehn.
Aus dem grünen Wasser die Delfine
rufen Lockungen, die schillernd wehn:
05 Blasen gelben Glücks, ins Helle steigend.
Dass ich doch, zur nahen Stunde neigend,
liesse den Delfinen mein Gewicht!
Aber mich trägt, ob sie leck erschiene,
Hoffnung fort, die reichgezierte Barke.
Trennung trägt, die reichgezierte Barke,
zu den Lampen, leuchtend Wiedersehn.
Aus dem grünen Wasser die Delfine
rufen Lockungen, die schillernd wehn:
05 Blasen gelben Glücks, ins Helle steigend.
Dass ich doch, zur nahen Stunde neigend,
liesse den Delfinen mein Gewicht!
Schon vorbei mich, ob sie leck erschiene
Hoffnung trägt, die reichgezierte Barke.
Lampe zwischen Bäumen schwankt,
schreckt zurück vorm Eulenauge,
wirft sie, leuchtend, Schatten nieder,
wenn sie hin und wider schwankt.
05 Fürchtet Eulenauge, Schatten,
riesengross von Ast und Bäumen:
Lampe flackert jäh und schwankt,
da sie, leuchtend, immer nur
Auge weckt und Schatten ruft:
10 Lampe flackert, fällt, zerbricht,
Aug im Schatten ganz erlischt.
Den schwebenden, den steigenden Ballon,
wer hält den Traum,
der aller Last entbehrt
und flieht zum Saum:
05 wo noch der Nachen voll
und fruchtbeschwert
fährt Tag hinweg? – Der Baum
fängt mit den Aesten schon
den schwankenden, den sinkenden Ballon.
Trennung trägt, die reichgezierte Barke,
zu den Lampen, leuchtend Wiedersehn.
Aus dem grünen Wasser die Delfine
rufen Lockungen, die schillernd wehn:
05 Blasen gelben Glücks, ins Helle steigend.
Dass ich doch, zur nahen Stunde neigend,
liesse den Delfinen mein Gewicht!
Schon vorbei mich, ob sie leck erschiene
Hoffnung trägt, die reichgezierte Barke.
O der Schlinge entwunden, dem Netz entflohn und
losgerissen von der klebrigen Rute,
flieg ich hinweg aus dem trüben Gespräch:
dort unten summt noch die Rede des Paares am Tisch,
05 ganz am Rand noch kaut der weisse Kellner die Nägel:
wie sie sich mühen, mich im Ihren zu halten.
Aber schon bin ich zu hoch und sehe das Meer hinter den Dächern,
spüre Lockung und Zug des Gestirns in seine heissern,
in seine stärkeren Wirbel:
10 wär ich nicht glücklich, wenn's mich versengte,
wenn's mich zwänge, vernichtet, als Funke in seine Flamme zu stieben,
statt an der Rute zu kleben, honigbetörter,
neu mich immer zu fangen im Netz,
mich in die Schlinge mehr zu verwirren mit jeder Bewegung?
Treibt ihr noch am niedern Ufer
kümmernd hin,
hell ist wie die Wasserrose
nimmer euch der Sinn:
05 wo sie schwebt auf dunklen Fluten,
fest zugleich darin,
hangt ihr dumpf in Angstgebüschen
ohne Weltgewinn.
Keiner kennt die Pinie wieder,
welche früher Liebe schattend,
welche früher heisser Flamme
schattend warf den Schleier nieder.
05 Keiner kennt den Staubbach wieder,
welcher hoher Liebe schimmernd,
welcher hoher stiller Flamme
schimmernd warf Geschmeide nieder.
Jeder kennt die Sonne wieder,
10 die auf tote Liebe sengend,
auf die Aschenspur der Flamme
sengend stieg zum Tanz hernieder.
Sträubte wandelnd Tier Gefieder,
fiel der Pelikan hinab,
äugt es aus dem Moder wieder:
Kröte in dem eklen Grab
05 unter den geborstnen Stufen
jene hält, die nicht mehr rufen.
Lichtes Tier, das Leben spendet,
dunkles, das verzaubert äugt;
Herrschaft, dort im Blut verspendet,
10 hier ein Krönlein sie bezeugt:
in der Gruft das böse Licht
Macht der Kröte dichter flicht.
Schlägt die Augen auf sie an der Insel,
flieht vor Fels und Dorn sie rückwärts in den Schaum,
bis sie steigt an ihrer Bleibeinsel
flachem Strand spätabends aus dem Schaum.
05 Folgen ihr, da sie, zur Höh gewendet,
Düne lässt und Wiesen ums Gehölz,
Löw und Panther, sanft sich zugewendet:
herrscht die Fremde schon im Wildgehölz.
Ob sie feindlich auch dem Mond, so doch gewogen,
10 steht die Sonne jetzt wie jener still:
dass die Stunde bleibe, wo, dem Mund gewogen,
Mundes Blüte hängt am Munde still.
Schlägt das Rad aus dem Gebüsch,
magst du immer Blumen mischen,
wenn der Mond steigt, sich zu mischen
Pfauenaugen, ins Gebüsch?
05 Schlägt aus Dämmer, hell bestimmt,
dir das augenreiche Rad,
magst du vor dem Pfauenrad
dämmernd stehen, unbestimmt?
Vor den Augen im Gebüsch
10 kannst nicht länger Blumen mischen:
schwinde, dich dem Mond zu mischen,
in das Pfauenradgebüsch.
Wechselt nicht der Fischer Steg und Strand,
dass er jenen kühnsten fände,
dass er lachend auf die Lände
zög den Haifisch, der sein Boot berannt?
05 Bringt er hoch ihn nicht die schroffen Wände,
ob er lang auch ächzend riss,
sich die Lippe blutig biss,
schafft er's leicht auf weichem Sandgelände:
Wo das stumme Maul die Angel greift,
10 trägt's der Tiefe Rauschen,
macht das Ohr des Fischers lauschen:
der nun Träume wach mit Sinnen greift.
Umgestürztem Becher gleich,
leergetrunken tropft der Himmel,
grün mit letzter Spur der Sonne
auf den Platz, der fieberbleich
05 flüchtet, am Portal zu kaun,
geil verbrennt in roten Lichtern
des Theaters, feig sich klammert
an die Wagen: nicht zu schaun
Schlund der Nacht und Morgengraun.
Wenn uns andern immer speit die Wölbung,
höhnisch schreckend, Tropfen auf das Haupt,
saugt in seinen Wirbel nächtige Grotte,
die den Felsen riesig unterdehnt,
05 unverrückter Tanz der Porphyrsäule.
Aber sie, zum Hohne, krönt der Torso:
gipsern hält er doch der Drehung stand.
Ja, die Taube fängt er weg, die durch die
Lücke schwebt herab; mit spröden Stümpfen
10 fängt er weg der Säule Trost und einzigen Gast.
Nächtens stürzt der Strom in lauer Woge
ins Gemach und reisst von Davids Bild
mit dem abgeschlagnen Haupt in Händen
weg den Vorhang, und Geziefer schwimmt
05 tot herein, der Käfer Panzer, Spinnen.
Hier noch regen Fühler sich und Flügel,
die der Strom an seidene Tapeten
hängt als ekler Hochzeit Kranzeszierde.
Sie bekleckert, endend, Rumpf des Riesen,
10 Raupe noch zuletzt des Knaben Wange,
blindlings geifernd, Spülicht, Satz der Woge,
Stromes lauer Woge nächtens im Gemach.
Kehr ich wieder an die MorgensteIle,
wenn der Baum die Wurzeln löst und tanzt,
komm ich nochmals in den Hain am Abend,
wo der Fels den Fels vergisst und tanzt:
05 trittst du mit dem Köcher in den Reigen,
den der Baum, der Felsen um dich tanzt,
schwebt dir auf der Stirn die Mondessichel,
lichte Sichel überm Tanze tanzt:
Bleiben, schauen will ich bis zum Morgen,
10 wo mit Baum und Fels die Sichel tanzt.
Lampe zwischen Bäumen schwankt,
schreckt zurück vorm Eulenauge,
wirft sie, leuchtend, Schatten nieder,
wenn sie hin und wider schwankt.
05 Fürchtet Eulenauge, Schatten,
riesengross von Ast und Bäumen:
Lampe flackert jäh und schwankt,
da sie, leuchtend, immer nur
Auge weckt und Schatten ruft:
10 Lampe flackert, fällt, zerbricht,
Aug im Schatten ganz erlischt.