Manuskripte 1955

Inhalt: 135 Manuskripte und 21 Typoskripte zu 24 Gedichten (keine Endfassung)
Datierung: 14.11.1954 – 21.11.1955
Textträger: 200 Einzelblätter (A4-Format); v.a. durchscheinende Makulatur von Dissertation und Gedichttyposkripten
Umfang: 25 Dossiers, 213 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (12 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (2)
Signatur: A-5-c/11 (Schachtel 36)
Herkunft: Nr. 1-15: braune Mappe EG 55 I; Nr. 16-25: rote Mappe EG 55 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Sonntag, 14 November 1954       )

Es dunkelt schon in der Heide (A)

Es dunkelt schon in der Heide, nach Hause lasst uns gehn:
Auf der endlich geräumten Stelle,
wo die mürrischen Mönche 
den ganzen Tag um den gekräuselten Kiesplatz 
05 sassen und in einem Feldstein mitten darin 
die Welt, die schwimmt im Allmeer 
zu sehen vermeinten, 
pisst der Torhund. // 01v

Zu Frankfurt auf der Brücke, da liegt ein tiefer Schnee: 
10 als der Schnee 
sachte den Kiesplatz, das Weltmeer der Mönche, 
zuzudecken begann und zwischen ihren gebeugten 
Hals und den Kragen unangenehm feucht hinabfiel, 
rückte einer die Schulter und warf 
15 den Kopf zurück, sodass der 
Meister ihn mit der Rute 
schlug über den kahlgeschorenen Schädel. 

Der Schmerz der ist zergangen, das Wasser fliesst dahin: 
endlich, als es dunkel geworden, 
20 und ihr Gesäss schon ganz nass war vom Pflotsch, 
und man nichts mehr sah vom am Morgen 
sorgfältig gekräuselten Kies, 
gingen sie, 
mit von der langen Kontemplation steifem Genick 
25 und mit rheumaschmerzenden Gliedern 
zurück in die Zellen. 

Kommst du mir aus den Augen, kommst mir nicht aus
dem Sinn: 
Auf seiner von den mürrischen Herren 
endlich geräumten Stelle 
30 pisst nun und verrichtet 
das grosse Geschäft würdig gesammelt 
der grosse Torhund.

Freitag, 19 November 1954       )

Vita contemplativa (B)

Auf der geräumten Stelle
pisst der Hund,
wenn die mürrischen Herren gingen endlich hinein. 

Den ganzen Tag sassen die Mönche 
05 auf dem Kiesplatz, den der Bruder am Morgen 
mit Sorgfalt gekräuselt 
und meinten in dem Feldstein mitten darin 
die Welt anzuschauen, die im Meer des All schwimmt. 
Doch als es zu schneien begann, 
10 und ihnen die Flocken 
am Hals schmolzen unterm Kragen, 
drehte einer den Kopf und rieb am 
Kragen den Hals 
und schüttelte den Schnee von der Kutte. 
15 Der Meister zwar schlug ihm die Rute 
über den geschorenen Schädel. 
Doch wars schon, inzwischen, zu spät, 
und alle gingen, 
über den Verräter betrübt, // 02
20 am tautriefenden Feldstein vorbei, 
an dem noch des einen klatschnasse Kutte 
hängen blieb 
hinein in die Zellen, 
mit steifem Genick 
25 und rheumaschmerzenden Gliedern. 

Am Feldstein aber, 
auf dem endlich geräumten Platz 
pisst und verrichtet der Torhund, 
würdig gesammelt, jetzt sein grosses Geschäft.

Freitag, 26 November 1954       )

Vita contemplativa (C)

Wenn die mürrischen Herren
endlich hinein gingen,
pisst auf der geräumten Stelle der Torhund.

Die Mönche sassen den ganzen Tag 
05 auf dem Kiesplatz, den der Bruder 
am Morgen mit Sorgfalt gekräuselt hatte 
und meinten, im Feldstein mitten darin 
die Welt anzuschauen, die im Meer des Alls schwimmt. 
Doch als es zu schneien begann 
10 und ihnen die Flocken 
schmolzen am Hals unterm Kragen, 
drehte einer den Kopf und rieb am 
Kragen den Hals. 
Der Meister zwar schlug ihm die Rute 
15 über den geschorenen Schädel. 
Doch war es inzwischen spät, 
und alle gingen, 
der Regel folgend, über 
den Verräter betrübt, den Kiesplatz querend, 
20 sodass des einen klatschnasse Kutte, 
am Feldstein, der von Tau troff, // 04
hängen blieb, hinein in die Zellen, 
mit steifem Genick und 
rheumaschmerzenden Gliedern. 

25 Am Feldstein aber 
auf dem endlich geräumten Platz 
pisst der Torhund und verrichtet, 
würdig gesammelt, jetzt sein grosses Geschäft.

Sonntag, 12 Dezember 1954       )

Vita contemplativa (D)

Auf der geräumten Stelle
pisst der Torhund.
Die mürrischen Mönche 
sassen den ganzen Tag auf dem 
05 sorgfältig gekräuselten Kiesplatz 
und sahen auf den Feldstein, die Welt, 
die im Allmeer schwimmt: 
und jetzt pisst hier der Torhund. 

Als es am Abend zu schneien begann, 
10 drehte einer den Kopf und 
rieb am Kragen den Hals, 
sodass der Meister ihm die Rute schlug 
über den geschorenen Schädel: 
und jetzt pisst hier der Torhund. 

15 Inzwischen wars dunkel, 
und alle gingen über den Kiesplatz 
mit steifem Genick und rheuma 
schmerzenden Gliedern 
zurück in die Zellen: 

20 Am Feldstein aber 
auf der endlich geräumten 
Stelle, pisst der Torhund 
und verrichtet, würdig gesammelt, 
jetzt sein grosses Geschäft.

Montag, 13 Dezember 1954       )

Vita contemplativa (E)

Auf den geräumten Kiesplatz
pisst der Torhund.

Die mürrischen Mönche 
sitzen den ganzen Tag auf dem 
05 sorgfältig gekräuselten Kiesplatz 
und sehn auf den Feldstein, die Welt, 
die mitten im All schwimmt. 
Doch jetzt pisst hier der Torhund. 

Als es am Abend zu schneien beginnt, 
10 dreht einer den Kopf und 
reibt am Kragen den Hals, 
sodass der Meister ihn mit dem Rohr schlägt 
auf den geschorenen Schädel: 
Doch jetzt pisst hier der Torhund. 

15 Inzwischen ists dunkel, und alle 
gehen über den Kiesplatz 
mit steifem Genick und 
rheumaschmerzenden Gliedern 
zurück in die Zellen: 
20 Und jetzt pisst hier der Torhund. // 07

Am Feldstein auf dem 
endlich von den mürrischen Mönchen geräumten 
Kiesplatz verrichtet, würdig gesammelt, 
sein grosses Geschäft und pisst jetzt der Torhund.

Sonntag, 09 Januar 1955       )

Vita contemplativa (F)

Auf dem leeren Kiesplatz
pisst der Torhund.

Die mürrischen Mönche
sassen den ganzen Tag auf dem 
05 sorgfältig gekräuselten Kiesplatz 
und sahn auf den Feldstein, als auf die Welt<,>
die mitten im All schwimmt<:>
Doch jetzt pisst hier der Torhund. 

Als es am Abend zu schneien begann, 
10 drehte einer den Kopf und 
rieb am Kragen den Hals, 
sodass der Meister ihn mit demRohr schlug 
auf den geschorenen Schädel: 
Doch jetzt pisst hier der Torhund. 

15 Inzwischen wards dunkel, und alle 
schlurften über den Kiesplatz 
mit steifem Genick und 
rheumaschmerzenden Gliedern 
zurück in die Zellen: 
20 Und jetzt pisst hier der Torhund. 

Am Feldstein auf dem 
endlich von den mürrischen Mönchen geräumten 
Kiesplatz verrichtet, würdig gesammelt, 
sein grosses Geschäft und pisst jetzt der Torhund.

Donnerstag, 02 Dezember 1954       )

Der tote Vogel (A)

Die Flügel und die zerstreuten
Federblätter des im Herbst entblätterten Frühlings, 
liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
05 der auch dies flache Bild auf dem Boden, 
das der unfreiwillige, schnelle 
Maler, das Rad des Autos, 
bildete aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds, 
noch auflöste, wenn nicht 
10 das ausgeworfene Blicknetz des Knaben, 
der am Wegrand blinzelnd steht 
und einen, aus Langeweile, zu früh 
abgerissenen Apfel mit verzognem Gesicht kaut, 
zöge das Bild hinein in den Teich seiner Augen, 
15 wo es schaukelt her und hin auf der Fläche, 
bis es absinkt und auf dem Grund bleibt, bereit 
für den Traum und die gewittrige Stunde, 
die es von neuem heraufspült 
dem Knaben, der noch blinzelt und kaut 
20 schmatzend den frühreifen, 
gestohlenen Apfel.

Freitag, 03 Dezember 1954       )

Der tote Vogel (B)

Die Flügel und die zerstreuten
Federblätter des im Herbst entblätterten Frühlings
liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
05 der auch dies flache Bild auf dem Boden – 
gebildet vom schnellen Maler, 
dem Rad des Autos, aus dem Stoff 
und der Farbe des Vorbilds – 
noch auflöste, wenn nicht das 
10 ausgeworfene Blicknetz des Knaben, am Wegrand 
zöge das Bild hinein in den Teich seiner Augen, 
wo es auf der Fläche hin und her schaukelt, 
bis es absinkt und auf dem Grund bleibt, bereit 
für den Traum und die gewittrige Stunde, 
15 die es von neuem heraufspült 
dem, der jetzt noch blinzelt und den 
frühreifen, vom Baum gestohlenen 
Apfel schmatzend kaut.

Freitag, 03 Dezember 1954       )

Der tote Vogel (C)

Die Flügel und die zerstreuten
Federblätter des Frühlings
liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
05 der auch dies flache Bild auf dem Boden – 
gebildet vom schnellen Maler, 
dem Rad des Autos, aus dem Stoff 
und der Farbe des Vorbilds – 
noch auflöste, wenn nicht das 
10 ausgeworfene Blicknetz des Knaben am Wegrand 
das Bild zöge hinein in den Teich der Augen, 
dessen, der jetzt noch blinzelt und den 
frühreifen, vom Baum gestohlenen Apfel 
schmatzend kaut, fern dem 
15 Traum und der gewittrigen Stunde, 
die vom Grund, wo es bleibt, 
nachdem es auf der Fläche hin 
und her schaukelte und endlich hinab 
gesunken war, von neuem schrecklich, 
20 schwarzüberwimmelt heraufspült.

Samstag, 18 Dezember 1954       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (D)

Die Flügel und die zerstreuten
Federblätter des Frühlings 
liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
05 der auch dies flache Bild auf dem Boden 
– gebildet vom schnellen Herbstrad des Autos 
aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds – 
noch auflöste, wenn nicht das 
ausgeworfene Blicknetz des Knaben am Wegrand 
10 es hineinzöge in den Teich der Augen 
dessen, der jetzt noch blinzelt und den 
frühreifen, vom Baum gestohlenen 
Apfel schmatzend kaut, fern dem 
Traum und dem gewittrigen Sommer, 
15 der es vom Grund, wo es bleibt, 
nachdem es auf der Fläche hin 
und her schaukelte und endlich hinab 
gesunken war, von neuem schrecklich 
schwarz überwimmelt heraufspült.

Mittwoch, 22 Dezember 1954       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (E)

Der Flügelfrühling und die zerstreuten
Federblätter liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
der auch dies flache Bild auf dem Boden, 
05 – gebildet vom schnellen Herbstrad des Autos, 
aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds – 
noch schmölze, wenn nicht das 
vom Rand der Strasse ausgeworfene Blicknetz des Knaben 
es zöge in den Teich der Augen hinein, 
10 die jetzt noch blinzeln über dem 
Schmatzen, dem Kauen des frühreifen 
Apfels, fern dem Traum und dem 
gewittrigen Sommer, der es vom Grund, wo es bleibt, 
nachdem es auf der Fläche hin 
15 und her schaukelte und endlich hinab 
gesunken war, von neuem schrecklich 
schwarz überwimmelt heraufspült.

Montag, 24 Januar 1955       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (F)

Der Flügelfrühling und die zerstreuten
Federblätter liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
der auch dies flache Bild auf dem Boden 
05 – vom schnellen Herbstrad des Autos 
gebildet aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds – 
noch schmölze, wenn nicht das vom Rand der Strasse 
ausgeworfene Blicknetz des Knaben 
es in den Teich der Augen zöge hinein, 
10 die jetzt noch blinzeln über dem 
Schmatzen, dem Kauen des frühreifen 
Apfels, fern dem Traum und dem 
gewittrigen Sommer, der es vom Grund, wo es bleibt, 
nachdem es auf der Fläche hin 
15 und her geschaukelt worden und endlich hinab 
gesunken war, von neuem deutlich und 
schwarz überwimmelt heraufspült.

Donnerstag, 17 Februar 1955       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (G)

Der Flügelfrühling und die zerstreuten 
Federblätter liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
der auch dies flache Bild auf dem Boden 
05 – vom schnellen Herbstrad des Autos 
aus dem Stoff und aus der Farbe des Vorbilds gebildet – 
noch schmölze. Wenn nicht das vom Rand 
der Strasse ausgeworfene Blicknetz des Knaben 
es zöge hinein in den Teich  
10 der Augen, die jetzt noch über dem Schmatzen, 
dem Apfelkauen des ungeduldigen Munds 
blinzeln: fern noch vom Traum und vom 
gewittrigen Sommer, der das Bild vom Grund, wo es lang bleibt, 
wenn es auf der Fläche hin 
15 und her geschaukelt und endlich hinab 
gesunken war, von neuem einst deutlich und 
schwarz überwimmelt herauf spült.

Samstag, 19 Februar 1955       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (H)

Der Flügelfrühling und die zerstreuten 
Federblätter liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
der auch dies flache Bild auf dem Boden 
05 – vom schnellen Herbstrad des Autos 
aus dem Stoff und aus der Farbe des Vorbilds gebildet – 
noch schmölze: Wenn nicht das vom Rand 
der Strasse ausgeworfene Blicknetz des Knaben 
es zöge hinein in den Teich  
10 der Augen, die jetzt noch über dem Schmatzen, 
dem Apfelkauen des erst begonnenen Munds 
blinzeln: fern noch vom Traum und vom gewittrigen
Sommer, der das Bild vom Grund, wo es lange 
bleibt, wenn es hin und her auf der Fläche
15 geschaukelt und endlich hinab 
gesunken, einst von neuem deutlich und schwarz
überwimmelt herauf spült.

Dienstag, 08 März 1955       )

Die Jahreszeiten: Der tote Vogel (J)

Der Flügelfrühling und die zerstreuten
Federblätter liegen unter dem schwarzen 
Ameisenschnee ihres Winters, 
der auch dies flache Bild auf dem Boden 
05 – vom Herbstrad des Autos schnell 
aus dem Stoff und der Farbe des Vorbilds gebildet – 
noch schmölze: Wenn nicht das vom Rand 
der Strasse ausgeworfene Blicknetz des Knaben 
es zöge hinein in den Teich 
10 der Augen, die jetzt noch blinzeln über 
dem Schmatzen, dem Apfelkauen des Munds: 
weit noch vom Traum und vom gewittrigen 
Sommer, der das Bild vom Grund, wo es lange 
bleibt, wenn es hin und her auf der Fläche 
15 geschaukelt und endlich hinab 
gesunken, künftig einmal  von neuem 
deutlich und schwarz überwimmelt heraufspült.

Mittwoch, 08 Dezember 1954       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (A)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:

wer heraustritt aus dem finstern Eingang des Hauses 
auf den Lavamittag der Schwelle, 
05 verbrennt sich den nackten Fuss seiner Augen 
am Messer der Flamme, das von der 
Kohle züngelnd den Schmetterling 
verbrennt: Die Amsel 
steigt, gemehrt um den Flug 
10 des Wurms, Kohle, deren 
Schnabelflamme nun aufraucht im Gesang 
und nochmals den Fuss, den Fuss des Ohrs jetzt verletzt, 
dessen, der sich stürzen will 
in die Lava des Schlafmittags, aus dem kleinen 
15 Haus seines Wachens.

Dienstag, 14 Dezember 1954       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (B)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:

wer heraustritt aus der Tür seines düsteren Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle, 
05 dem schneidet in den nackten Fuss seiner Augen 
das Messer der Flamme, das von der 
Kohle züngelnd den Schmetterling 
verbrennt: Die Amselkohle 
steigt, gemehrt um den verhinderten Flug 
10 des Wurms. Und die Schnabelflamme 
zittert jetzt, satt, im Gesang 
und schneidet nochmals, schneidet 
jetzt in den anderen nackten Fuss des Ohrs 
dessen der sich in die steigende Lava 
15 des Schlafmittags stürzen will 
aus der Tür seines düsteren Wachens.

Montag, 20 Dezember 1954       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (C)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“:
wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt<,>
05 dem schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
das Messer der Flamme, das, von der 
Kohle züngelnd, den Schmetterling 
verbrennt: Die Amselkohle 
steigt, gemehrt um den verhinderten Flug 
10 des Wurms. Und die Schnabelflamme 
zittert, jetzt satt, im Gesang 
und schneidet nochmals, schneidet 
jetzt in den anderen, nackteren Fuss des Ohrs, 
der sich aus der düsteren Tür 
15 seines Wachens in die brodelnde Lava 
stürzen will des Schlafmittags.

Montag, 24 Januar 1955       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (D)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“, 
wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
05 den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
das Messer der Flamme, die, von der 
Kohle züngelnd, den Schmetterling 
verbrennt: Die Amselkohle 
steigt, gemehrt um des Wurms 
10 verhinderten Flug; die Schnabelflamme 
zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
und schneidet nochmals, schneidet 
jetzt in den anderen, nackteren Fuss des Ohrs, 
der sich aus der düsteren Tür 
15 seines Wachens stürzen will 
in des Schlafmittags brodelnde Lava.

Donnerstag, 17 Februar 1955       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (E)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“; 
wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
05 den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
das Messer der Flamme, die, von der Kohle 
züngelt und den Falter 
verbrennt: Die Amselkohle 
steigt, gemehrt um des Wurms 
10 verhinderten Flug; die 
Schnabelflamme zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
und schneidet, schneidet nochmals jetzt 
in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
15 nachstürzen will in des brodelnden 
Schlafmittags Lava.

Dienstag, 08 März 1955       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (F)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“;
wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
05 den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
das Messer der Flamme, die[,] von der Kohle 
züngelt und den Falter 
verbrennt: Die Amselkohle 
steigt, gemehrt um des Wurms 
10 verhinderten Flug; die 
Schnabelflamme zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
und schneidet nochmals, schneidet jetzt 
in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
15 nachstürzen will in des brodelnden 
Schlafmittags Lava.

Sonntag, 13 März 1955       )

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will …“ (G)

„Und wer in den Schlaf sich stürzen will,
verletzt sich die Füsse an einer Rasiermesserschneide“;
wer aus der düsteren Tür seines Wachens 
auf den Lavamittag der Schwelle heraustritt, 
05 den schneidet in den nackten Fuss seines Auges 
das Messer der Flamme, die von der Kohle 
züngelt und den Falter verbrennt: 
Die Amselkohle steigt, gemehrt um des Wurms 
verhinderten Flug; die Schnabelflamme 
10 zittert, unersättlich, jetzt im Gesang 
und schneidet nochmals, schneidet jetzt 
in den anderen nackten Fuss, den Ohrfuss, 
der sich aus der düsteren Tür seines Wachens 
nachstürzen will in des brodelnden 
15 Schlafmittags Lava.

Dienstag, 25 Januar 1955       )

Vogelbaum (A)

Die Flügel stehn, jetzt im Laub
allein noch im Himmel, 
an Gefieder und Flug von den Winden 
zitternd erinnert. 
05 Der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume  
gesättigt, gesättigt. 
Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
10 Augen betrügt nun der Erdschlaf.

Samstag, 12 Februar 1955       )

Die Wirtschaftsseite oder Die zehntausend Märtyrer (A')

„Die Aktienmärkte lagen behauptet“
unter dem Wimperschatten der Zweige des Vogels
unter dem Puder der Blüten, 
die in den schmutzigen Bächen das Trottoir 
05 entlang in den Rinnstein flossen. Und das 
Blut rötete sie nochmals, nochmals. 

Die Aktienmärkte lagen nur noch mühsam behauptet, 
als der Sturmwind von der Schneekuppe 
durch die wirren Stimmen des Glockenspiels 
10 – aufgeweckt hat ers zur Unzeit – 
stürzte und in die Bäche, die die Fallrohre 
herabprasselten und das Trottoir entlang in den 
Rinnstein flossen, wischte die von Ermüdung 
gebräunten Blüten zusammen: // 03
15 vom Blut sind sie jetzt 
nochmals gerötet, gerötet. 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blutet von den Leibern der Märtyrer, 
die man herabwarf vom Felsen, 
20 und die er anzog magnetisch und auffing, 
am Regenabend allein noch blendend durchdrang 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und der Regen wäscht ihm der Märtyrer 
Blut ab und rötet nochmals 
25 die von Ermüdung schon braunen 
Blüten in den Bächen des Rinnsteins. 

Der Sturm hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt, 
des Flügel jetzt schon im Laub stehn, 
30 an Gefieder und Flug von den Winden 
plötzlich erinnert. 

Der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
unter des Vogelbaums Wimperschatten
unter dem Puder der Blüten, 
die das Trottoir entlang im schmutzigen 
05 Bach in den Rinnstein fliessen: wo sie 
nochmals rötet, nochmals das Blut. 

Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet 
unterm Sturmwind, der von der Schneekuppe herabstürzt 
durch die wirren Stimmen des zur Unzeit erregten 
10 Glockenspiels und in den schmutzigen 
Regenbach, der das Trottoir 
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die 
von Wochen des Lächelns ermüdet 
gebräunten Blüten zusammen: aber vom Blut 
15 sind sie jetzt nochmals gerötet, gerötet. 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blendet allein noch im Regen und blutet
aus der Märtyrer Leibern, die man 
herabwarf vom Felsen und die er 
20 anzog magnetisch und auffing // 05
Der Stahl steht mitten im leeren 
Markt, und der Regen wäscht ihm 
das Blut der Märtyrer ab und rötet 
nochmals die von Wochen des Lächelns 
25 ermüdet gebräunten Vogelbaumblüten<,>
nochmals im Rinnstein. 

Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe 
hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt und die Flügel 
30 die jetzt abseits im Laub stehn, 
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert. 

Aber der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
unter des Vogelbaums Wimperschatten, 
unter dem Puder der Blüten, 
die mit dem schmutzigen Bach das Trottoir 
05 entlang in den Rinnstein fliessen: wo sie nochmals, 
nochmals rötet das Blut. 

Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet 
unterm Sturmwind, der von der Schneekuppe
durch die 
wirren Stimmen des zur Unzeit erregten 
10 Glockenspiels herabstürzt und in den schmutzigen 
Regenbach, der das Trottoir 
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die 
von Wochen des Lächelns ermüdet gebräunten 
Blüten zusammen: aber vom Blut 
15 wird sie jetzt nochmals gerötet, gerötet. 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blendet allein noch im Regen und blutet 
aus den Märtyrerleibern, die man 
herabwarf vom Felsen und die er 
20 magnetisch anzog und auffing. // 07

Der Stahl steht mitten im leeren 
Markt, und der Regen wäscht ihm 
das Blut der Märtyrer ab und rötet
nochmals die von Wochen des Lächelns 
25 ermüdet gebräunten Vogelbaumblüten, 
nochmals im Rinnstein. 

Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe 
hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt und die Flügel, 
30 die abseits jetzt im Laub stehn 
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert. 

Aber der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
unter des Vogelbaums Wimperschatten, 
unter dem Puder der Blüten, 
die mit dem schmutzigen Bach das Trottoir 
05 entlang in den Rinnstein fliessen: wo sie 
nochmals, nochmals rötet das Blut. 

Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet, 
wenn der Sturmwind von der Schneekuppe 
durch die wirren Stimmen des zur Unzeit erregten 
10 Glockenspiels herabstürzt und in den 
schmutzigen Regenbach, der das Trottoir 
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die
von Wochen des Lächelns bräunlich 
ermüdeten Blüten zusammen; aber vom Blut 
15 sind sie jetzt nochmals gerötet, gerötet.

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blendet allein noch im Regen und blutet 
aus den Märtyrerleibern, die man 
herabwarf vom Felsen und die er 
20 magnetisch anzog und auffing. // 09

Der Stahl steht mitten im leeren 
Markt, und der Regen wäscht ihm 
das Blut der Märtyrer ab und 
rötet die von Wochen des Lächelns bräunlich 
25 ermüdetetn Vogelbaumblüten 
nochmals, nochmals im Rinnstein. 

Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe 
hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt und die Flügel, 
30 die abseits jetzt im Laub stehn, 
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert. 

Aber der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

„Die Aktienmärkte liegen behauptet“
in des Vogelbaums Wimperschatten, 
unter dem Puder der Blüten, 
die mit dem schmutzigen Bach das Trottoir 
05 entlang in den Rinnstein fliessen: wo sie 
nochmals, nochmals rötet das Blut. 

Die Aktienmärkte liegen nur noch mühsam behauptet, 
wenn von der Schneekuppe der Sturmwind 
durch die wirren Stimmen des zur Unzeit erregten 
10 Glockenspiels herabstürzt und in den 
Regenbach, der das Trottoir 
entlang in den Rinnstein fliesst, wischt die 
von Wochen des Lächelns bräunlich ermüdeten 
Blüten zusammen: aber vom Blut 
15 sind sie jetzt nochmals gerötet, gerötet. 

„Auch der Stahl steht im Markt“ 
und blinkt im Regen und blutet 
aus den Märtyrerleibern, die man 
vom Felsen herabwarf und die er 
20 magnetisch anzog und auffing. // 11

Der Stahl steht mitten im leeren 
Markt, und der Regen wäscht ihm 
das Blut der Märtyrer ab und 
rötet die von Wochen des Lächelns bräunlich 
25 ermüdeten Vogelbaumblüten 
nochmals, nochmals im Rinnstein. 

Der glockenstimmige Sturm von der Kuppe 
hat sie von den Wimpern der Zweige 
des Vogels gewischt und die Flügel, 
30 die abseits jetzt im Laub stehn, 
an Gefieder und Flug plötzlich erinnert. 

Aber der Schnabel, begraben, 
bleibt aufgesperrt, von der Krume 
gesättigt, gesättigt. 

35 Und die vom entrollenden 
Spielball lange gequälten 
Augen betrügt nun der Erdschlaf.

Dienstag, 22 Februar 1955       )

Aus der Mitte des Karussell (A)

Ich sitze in der Mitte überm Brunnen,
aus der Mitte schau ich über der Musik: 
wenn die Töne in das Becken fallen, 
auf die andern Pferde, die am Rande laufen, 
05 eilig, eilig fort und immer hier. 
Immer laufen meine Brüder Pferde, 
aber draussen läuft die unbewegte Brücke, 
drauf läuft der müde Mann mit den Ballonen, 
und der gelbe Vogel schwirrt ihm an der Schnur, 
10 langsam, langsam von dem runden Becken fort. 
Nur ihr Brüder Pferde, schnaubt und lauft noch schneller, 
bleibt noch immer unter dem Geriesel 
der Musik aus meiner Brunnensäule, 
die mit Schäumen füllt des runden Beckens, 
15 und mit Überschäumen füllt des Gartens grosses Ohr: 
und die Zapfen von den Pinien würzen 
mit den Wirbeln, fallend ab von Zeit zu Zeit, 
euren blinden Wirbel, Brüder Pferde, 
um das runde Brunnenkarussell.

Donnerstag, 24 Februar 1955       )

Karussell (B)

Aus der Mitte überm Orgelbrunnen,
wo die Töne in das Becken fallen,
schau ich auf die Pferde, die am Rande laufen, 
auf die Brüder Pferde, die so eilig laufen, 
05 eilig fort und doch sind immer hier. 

Immer laufen meine Brüder Pferde, 
aber weiter schon ist dort die unbewegte Brücke, 
drauf müde geht der Mann mit den Ballonen. 
Und auch der gelbe Vogel, den mit Schwirren 
10 an der Schnur er um den Stab her schwingt, 
zuweilen noch, damit ein Kind ihn kaufe, 
geht langsam, langsam weiter fort. 

Doch ihr, ihr Brüder Pferde schnaubt und lauft nur schneller, 
ihr bleibt doch immer unter dem Geriesel 
15 der Musik von meiner Orgelsäule, 
die mit Schäumen füllt des runden Beckens 
und mit Überschäumen füllt des Gartens grosses Ohr: 

Und die Zapfen von den Pinien, fallend 
ab von Zeit zu Zeit, sie würzen 
20 die Wirbeltöne meines Brunnens und sie 
würzen eures Laufes blinden Wirbel, Brüder Pferde, 
um das runde, runde Brunnenkarussell.

Dienstag, 08 März 1955       )

Karussell (C)

Aus der Mitte überm Orgelbrunnen,
wo die Töne in das Becken fallen, 
schau ich an die Pferde, die am Rande laufen, 
schau ich an die Brüder Pferde, die so eilig laufen, 
05 eilig laufen fort und doch sind immer hier. 

Immer laufen meine Brüder Pferde, 
aber weiter fort ist schon die Brücke, 
drauf der müde Mann mit den Ballonen geht. 
Und auch der gelbe Vogel, den mit Schwirren 
10 an der Schnur er um den Stab her schwingt, 
damit ein Kind ihn noch vor Abend kaufe, 
geht langsam, langsam weiter fort. 

Doch ihr, ihr Brüder Pferde schnaubt und lauft nur schneller, 
ihr bleibt doch immer unter dem Geriesel 
15 der Musik von meiner Orgelsäule, 
die mit Schäumen füllt des runden Beckens 
und mit Überschäumen füllt des Gartens grosses Ohr: 

Und die Zapfen von den Pinien fallen 
ab von Zeit zu Zeit und würzen 
20 die Wirbel meines Brunnens und sie 
würzen euren blinden Wirbel, Brüder Pferde, 
um den runden, runden Brunnen Karussell.

Aus der Mitte überm Orgelbrunnen,
wo die Töne in das Becken fallen,
staun ich an die Pferde, die am Rande laufen, 
staun ich an die Brüder Pferde, die so eilig laufen, 
05 eilig laufen fort und doch sind immer hier. 

Immer laufen meine Brüder Pferde, 
aber weiter fort ist schon die Brücke, 
drauf der Mann mit den Ballonen geht. 
Und auch der gelbe Vogel, den mit Schwirren 
10 an der Schnur er um den Stab her schwingt, 
damit ein Kind ihn noch vor Abend kaufe, 
auch er kommt langsam, langsam weiter fort. 

Doch ihr, ihr Brüder Pferde, schnaubt und lauft nur schneller, 
ihr bleibt doch immer unter dem Geriesel 
15 der Musik von meiner Orgelsäule, 
die mit Schäumen füllt des runden Beckens 
und mit Überschäumen füllt des Gartens Ohr. 

Und die Zapfen von den Pinien fallen 
ab von Zeit zu Zeit und würzen 
20 die Wirbel meiner Wasser und sie 
würzen euren blinden Wirbel, Brüder Pferde, 
um den runden, runden Brunnen Karussell.

Donnerstag, 07 April 1955       )

Für meine Mutter (A)

Du sassest unter den Schwestern im vom 
Tüll gedämpften Plüschdunkel
und schautest hinein auf den Blutstrom 
der mit den vielen schwarzsegligen Schiffen 
05 und den wenigen weisssegligen trieb 
an den Ufern entlang, deren du keins 
zu betreten vermochtest. 

Wenn dir winkte ein düsterer 
Mann und du neugierig hinaus tratst 
10 auf den Steg und er dich nahm an der Hand 
da schriest du, immer ein Kind, „Nein“
und rissest zurück dich aufs Schiff 
und rissest mit dir die Kinder, 
die fahren mit Abstand dir nach 
15 und hören nur noch verhallen die 
Orgeln, die Hymnen, die man bei deiner 
Vorbeifahrt gespielt und gesungen 
an geöffneten Toren. 

Fahren dir nach, 
20 und du liegst im Dunkel, wo man 
schon an deine Kammer 
pocht, nahe dem Ufer des tiefen 
Sees, vor dessen 
Schlamm und blumenlosem // 01v
25 Ufer du dich als kleines Mädchen gefürchtet 
und dich verstecktest hinter 
den Tüll und den grossen 
Flitterbaum an Weihnachten. 
Gefürchtet wieder, als du 
30 den Bruder, wie er hineinging ins seichte 
trübe Wasser, überraschtest, und er dich 
ansah, ertappt auf verbotenem Weg. 

Dein schwarzsegliges Schiff, 
das uns geleitet, fuhr nun 
35 ein in das Haff, uns treibt 
der Strom vorbei, und ist’s so, ists richtig, 
dass man da hinter der Nehrung 
dir nun aufzieht ein neues 
Segel, ein weisses?

Freitag, 08 April 1955       )

Für meine Mutter: Requiem (B)

Du sassest mit den Schwestern in der
von Tüll ein wenig erhellten Plüschgrotte
und schautest hinaus auf den See 
und sahst dich selbst auf dem 
05 Dampfer mit dem schwarzen Schornstein zwischen den Ufern 
pendeln: nirgends hast dus betreten. 

Auch als dir winkte der dunkle 
Mann und du neugierig hinaus auf den Steg tratst 
und er dich nahm an der Hand, da 
10 schriest du „Nein“ und rissest 
die Kinder aufs Schiff zurück: 
Jetzt sitzen sie auf dem Hinterdeck 
und sehn den weissen Spitz, der wie immer 
das Männchen machte, jetzt ermüdet 
15 der dörflichen Prozession nach in die Kirche laufen, deren 
Tür sich grad schliesst und wo 
die Orgel verstummt. 

Und du ruhst in der Kabine 
und hörst uns nicht pochen und fürchtest dich vor dem // 02
20 Schlamm und dem steinigen 
Ufer des Sees: seit du den Bruder, 
wie er hineinging ins seichte Wasser und 
den Sand aufrührte überraschtest und er dich ansah und wegsah, 

So fährst du allein auf dem Dampfer, 
25 tiefer ins Gebirge, und ists so, ists richtig, wenn 
wir im Wenden sehn in der Lücke, 
wo sich die beiden Felshänge beinah berühren, 
dass sich übers Verdeck 
spannt ein weisses 
30 Zelt über die Sommergesellschaft?

Dienstag, 19 April 1955       )

Requiem (C)

Du sassest mit den Schwestern in der
von Tüll ein wenig erhellten Plüschgrotte
und schautest auf den See hinaus 
und sahst dich selbst auf dem 
05 Dampfer zwischen den Ufern pendeln: 
nirgends hast dus betreten. 

Auch nicht als dir einer eindringlich winkte 
und du neugierig auf den Steg tratst 
und er dich an der Hand fassen wollte: Du 
10 schriest „Nein“ und rissest 
die Kinder aufs Schiff zurück. 

Jetzt sitzen sie auf dem Hinterverdeck, und der 
weisse Spitz, der wie immer vor dir das Männchen machte, 
lässt sich als man die Brücke wegzieht 
ermüdet auf die Vorderbeine 
15 fallen und läuft der dörflichen Prozession in die Kirche nach, 
wo die Orgel grade verstummt. 

Doch du ruhst schon in der Kabine 
und hörst das Klopfen nicht 
und schläftst lieber, weil du 
20 vor dem Schlamm dich fürchtest und 
vor den Steinen des Ufers: seit du den Bruder 
überraschtest, wie er hineinging ins seichte 
Wasser und den Sand aufrührte 
und dich ansah und dann wegsah, wie ertappt. // 03v

25 Allein fährst du jetzt mit dem Dampfer 
tiefer ins Gebirge, und wir sehn im Wenden
in der Lücke, wo sich die beiden Felshänge 
beinah berühren, dass dir die Kellner 
übers Verdeck ein weisses 
30 Linnen spannen, da du 
allein bliebst von der Sommergesellschaft.

Dienstag, 19 April 1955       )

Requiem (D)

Sie sass mit den Schwestern in der
von Tüll ein wenig erhellten Plüschgrotte
und schaute auf den See hinein 
und sah sich selbst auf dem 
05 Dampfer zwischen den Ufern kreuzen: 
nirgends hat sies betreten. 

Auch nicht als ihr einer eindringlich winkte 
und sie neugierig auf den Steg trat 
und der andre sie an der Hand fasste: „Nein“
10 schrie sie und riss 
die Kinder zurück aufs Schiff. 
Da setzten sie sich aufs Hinterverdeck, 
und sahn zu, wie der weisse Spitz, der vor ihr, 
(wie immer,<)> das Männchen machte, 
15  sich ermüdet auf die Vorderbeine, 
als man die Brücke wegzog, fallen 
liess und der dörflichen Prozession in die Kirche nachlief, 
wo die Orgel eben verstummte. 

Nun ruht sie schon in der Kabine 
20 und hört das Klopfen nicht 
und schläft lieber, weil sie 
vor dem Schlamm und vor den 
Steinen am Ufer sich fürchtet: 
seit sie den Bruder überraschte, // 04v
25 wie er hineinging ins seichte Wasser 
und den Sand aufrührte 
und sie ansah und dann, wie ertappt, wegsah. 

Allein fährt sie jetzt mit dem Schiff 
tiefer ins Gebirg, und die Kinder 
30 sehn beim Zurückschaun im Wenden 
in der Lücke, wo sich die beiden Felshänge 
beinah berühren, dass die Kellner 
ein weisses Linnen zur Teezeit 
spannen übers Verdeck für die Dame, wo sie 
35 allein von der Sommergesellschaft noch da ist.

Freitag, 06 Mai 1955       )

Requiem (E)

Sie sitzt mit den Schwestern in der
mit Plüsch ausgeschlagenen Grotte und schiebt
den Tüll vom Fenster zurück und schaut 
auf den See hinein und sieht 
05 sich selbst auf dem Dampfer zwischen 
den Ufern kreuzen: den 
von ihr niemals betretnen. 

Auch nicht, als einer ihr winkt 
und sie neugierig auf den Steg tritt 
10 und er sie an der Hand fasst: „Nein“
schreit sie und reisst 
die Kinder zurück aufs Schiff. 
Die setzen sich aufs Hinterverdeck, 
während der weisse 
15 Spitz, der vor ihr, wie immer<,>
das Männchen machte, 
sich ermüdet auf die Vorderbeine, 
da man die Brücke wegzog, fallen 
lässt und dann der dörflichen 
20 Prozession nachläuft // 05v
in die Kirche, wo eben 
die Orgel das „Tantum ergo“ anstimmt. 

Vorn in der Kabine 
ruht sie sich aus und hört 
25 das Klopfen nicht und schläft, auch 
weil sie vor dem Schlamm und vor den 
Steinen am Ufer sich fürchtet: 
seit sie den Bruder 
beim Hineingehn ins seichte 
30 Wasser überraschte, als er den Sand 
aufrührte und sie 
ansah und dann wegsah, wie ertappt. 

Allein fährt sie jetzt 
tiefer ins Gebirge, und die 
35 Kinder sehn beim Zurückschaun 
in die Lücke, wo sich die beiden 
Felsenhänge beinah berühren, 
dass die Kellner ein helles 
Sonnendach übers Verdeck // 06
40 spannen für die Dame, die 
von der Sommergesellschaft allein noch da ist, 
für den Fall, dass sie 
zur Teezeit herauskommt.

Mittwoch, 18 Mai 1955       )

Requiem (Einer Toten) (F)

Sie sitzt neben den Schwestern im roten
Fauteuil und schiebt den Tüll
vom Fenster zurück und 
sieht sich selbst auf dem See zwischen den Ufern 
05 kreuzen, die sie niemals betritt. 

Auch nicht, als einer ihr winkt 
und sie neugierig auf den Steg tritt 
und er sie an der Hand fasst: „Nein“ 
schreit sie und reisst die Kinder 
10 auf den Dampfer zurück. 

Die setzen sich aufs Hinterdeck, 
während der weisse 
Spitz, der vor ihr, wie immer, 
das Männchen machte, 
15 sich ermüdet<,> da man die Brücke zurückzog, 
fallen lässt und dann der 
Dorfprozession nachläuft 
in die Kirche, und der Orgel 
in das „Tantum Ergo“ hineinbellt. 

20 In der Kabine vorn ruht sie sich aus 
und hört das Klopfen nicht und schläft // 08
auch weil sie den Schlamm und 
das Geröll am Ufer nicht mag 
seit sie den Bruder beim Hineingehn ins seichte 
25 Wasser überraschte, als er den Sand 
aufrührte und sie ansah und dann, 
wie ertappt, schnell wieder wegsah. 

Lieber fährt sie jetzt allein 
tiefer ins Gebirge, und die Kinder 
30 sehn beim Zurückschaun in die Lücke, 
wo sich die Felsenhänge beinah berühren, 
wie die Kellner ein helles Sonnendach 
übers Verdeck spannen für die Dame, 
die von der Sommergesellschaft einzig noch da ist, 
35 für den Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Samstag, 25 Juni 1955       )

Requiem (G)

Neben den Schwestern sitzt das Mädchen
auf dem Sofa und schiebt die Gardine
vom Fenster zurück und sieht das Schiff auf dem See,
das immer grösser wird und jetzt anlegt, 
05 einer winkt der Frau, die heraus 
auf den Steg tritt und fasst sie an der Hand: 
„Nein“ sagt sie mit schmalen Lippen und reisst den 
Knaben auf den Dampfer zurück; aber 
der entläuft ihr verschüchtert ans Ufer, 
10 während sie selber in die Kabine 
flüchtet und nicht 
hinschaut auf den Spitz, der vor ihr das Männchen 
macht und sich enttäuscht, // 10
weil man die Brücke zurückzieht, 
15 bevor sie ihm etwas hinwarf, 
fallen lässt und der Dorfprozession in die Kirche 
nachläuft und der Orgel ins „Tantum ergo“ hineinbellt. 

Lieber fährt sie allein 
tiefer ins Gebirg, und des Mädchens 
20 Auge folgt dem des Knaben 
ans Ufer zur Lücke, 
wo sich die Felsen beinah 
berühren, und wo die Kellner ein helles 
Sonnendach übers Verdeck 
25 spannen für die Dame, die von der 
Sommergesellschaft einzig 
noch da ist, für den Fall, dass 
sie zur Teezeit herauskommt.

Sonntag, 26 Juni 1955       )

Requiem (H)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern
auf dem Sofa und schiebt die Gardinen
vom Fenster zurück und sieht 
das Schiff auf dem See, das immer 
05 wächst bis es an der Lände anlegt, 

wo einer der Frau, die heraus 
auf den Steg tritt, winkt 
und sie hart an der Hand fasst: 
„Nein“ schreit sie tonlos, lippenlosen 
10 zusammengepressten Munds und risse den 
Knaben mit sich aufs Schiff zurück 
wenn er ihr nicht entrönne ans Land. 

So flüchtet sie allein in die 
Kabine und schaut 
15 nicht hin auf den Spitz, der vor ihr 
das Männchen macht und sich, 
enttäuscht, weil man die Brücke // 12
zurückzieht, bevor sie 
ihm etwas hinwirft, fallen 
20 lässt und der Dorfprozession in die Kirche 
nachläuft und der Orgel 
ins „Tantum ergo“ hineinbellt. 

Lieber fährt sie allein 
tiefer ins Gebirg; und das Auge 
25 des Mädchens im Fenster folgt mit 
dem Auge des Knaben am Ufer 
dem Dampfer zur Lücke, wo sich 
die Felsen beinah berühren 
und wo die Kellner ein helles 
30 Sonnendach übers Verdeck 
spannen für die Dame, die von der 
Sommergesellschaft einzig 
noch da ist, für den Fall, dass 
sie zur Teezeit herauskommt.

Montag, 27 Juni 1955       )

Requiem (J)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern
auf dem Sofa und schiebt die Gardinen
vom Fenster zurück und sieht 
das Schiff auf dem See, das immer 
05 wächst, bis es an der Lände 

anlegt, wo einer der Frau, 
die heraus auf den Steg tritt, 
winkt und sie hart an der Hand fasst: 
„Nein“ schreit sie tonlos, lippenlosen 
10 Mundes und risse den Knaben 
mit sich aufs Schiff zurück, wenn er 
ihr nicht ans Ufer entwischte. 

So flüchtet sie allein in die 
Kabine und schaut 
15 nicht hin auf den Spitz, der vor ihr 
das Männchen macht und sich, 
weil man die Brücke zurückzieht, ohne 
dass sie ihm ihr Lächeln zuwarf, verärgert 
fallen lässt und der Dorfprozession 
20 in die Kirche nachläuft und der Orgel 
ins „Tantum ergo“ hineinbellt. // 14

Lieber fährt sie allein 
tiefer ins Gebirg; und das Auge 
des Mädchens im Fenster folgt mit 
25 dem Auge des Knaben, der im Hin 
und Her der Passanten immer noch 
still steht, dem Dampfer 
zur Lücke, wo sich die Felsen 
beinah berühren und wo 
30 die Kellner ein helles 
Sonnendach übers Verdeck 
spannen für die Dame, 
die von der Sommergesellschaft 
einzig noch da ist: Für den 
35 Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Samstag, 09 Juli 1955       )

Requiem (K)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern auf dem Sofa
und schiebt die Gardinen vom Fenster zurück
und sieht das Schiff auf dem See, das immer wächst, 
bis es an der Lände anlegt, und sieht die Frau, 

05 sich selbst, die heraus auf den Steg tritt, wo einer 
ihr winkt und sie hart an der Hand fasst: 
„Nein“ schreit sie lippenlos, tonlos
und risse den Knaben mit sich aufs Schiff zurück, 
wenn er ihr nicht ans Ufer entwischte. 

10 So flüchtet sie allein in die Kabine 
und schaut nicht hin auf den Spitz, 
der vor ihr das Männchen macht und sich, 
weil man die Brücke zurückzieht, 
ohne dass sie ihm ihr Lächeln zuwarf, 
15 verärgert fallen lässt und der Prozession in die Kirche nachläuft 
und der Orgel ins „Tantum ergo“ hineinbellt. // 16

Lieber fährt sie allein tiefer ins Gebirg; 
und das Auge im Fenster folgt mit dem Knabenauge, 
das aus dem Hin und Her des Kais 
20 immer noch still blickt, 
dem Dampfer zur Enge, wo sich die Felsen beinah berühren 
und wo die Kellner ein helles Sonnendach übers Deck spannen 
für die Dame, die von der Sommergesellschaft einzig noch da ist: 
Für den Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Dienstag, 12 Juli 1955       )

Requiem (L)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern auf dem Sofa und schiebt
die Gardinen vom Fenster zurück  
und sieht das Schiff auf dem See, das immer wächst, bis es (an der
Lände) anlegt, 

und sieht die Frau, sich selbst, die auf den Steg heraustritt, 
wo einer ihr winkt und sie hart an der Hand fasst: 
05 „Nein“ schreit sie lippenlos, tonlos und risse den Knaben mit sich aufs 
Schiff zurück, 
wenn er ihr nicht ans Ufer entwischte. 

So flüchtet sie allein in die Kabine und schaut nicht hin auf den Spitz, 
der vor ihr das Männchen macht und sich, weil man die Brücke 
zurückzieht, ohne dass sie ihm ihr Lächeln zuwarf, 
verärgert fallen lässt und der Prozession in die Kirche nachläuft und 
der Orgel ins „Tantum ergo“ hineinbellt. 

10 Lieber fährt sie allein tiefer ins Gebirg; 
und das Auge im Fenster folgt zugleich mit dem Auge des Knaben 
dem Dampfer vom Gewimmel des Kais zur Enge, wo sich die Felsen 
beinah berühren 
und wo die Kellner ein Sonnendach übers Deck spannen für die Dame, 
die von der Sommergesellschaft einzig noch da ist: 
15 Für den Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Freitag, 15 Juli 1955       )

Requiem (M)

Das Mädchen sitzt neben den Schwestern auf dem Sofa und schiebt
die Gardinen vom Fenster zurück
und sieht das Schiff auf dem See, das immer wächst, bis es anlegt, 

und sieht sich selbst, die Frau, die auf den Steg tritt, 
wo einer ihr winkt und sie hart an der Hand fasst: 
05 "Nein" schreit sie lippenlos, tonlos und risse den Knaben mit 
sich zurück, 
wenn er ihr nicht ans Ufer entwischte. 

So flüchtet sie allein in die Kabine und schaut nicht hin auf 
den Spitz, 
der vor ihr das Männchen macht und sich, weil man die Brücke 
wegzieht, ohne dass sie ihm ihr Lächeln zuwarf, 
verärgert fallen lässt und der Prozession in die Kirche nach-
läuft und der Orgel ins Tantum Ergo hineinbellt. 

10 Lieber fährt sie allein tiefer ins Gebirg; 
und das Auge im Fenster folgt dem Dampfer zugleich mit dem Auge 
des Knaben 
vom Getümmel des Kais zur Enge, wo sich die Felsen fast berühren 
und wo die Kellner ein Sonnendach übers Deck spannen, für die Dame, 
die einzig von der Sommergesellschaft noch da ist: 
15 Für den Fall, dass sie zur Teezeit herauskommt.

Donnerstag, 07 April 1955       )

Im Brunnen (A)

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir, der ängstlich schwitzend, 
ob er nackt und hungrig sitzend, 
05 bleiben müsse? warfst herab ein Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
hab ich dich doch gleich erkannt, 
als du mir mit Seidenlitzen und mit Steinen, 
die im Dunkel deine Sonne widerblitzen,
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich an die Sonne steigen, 
soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? 
Lass mich nur im Brunnen bleiben, 
15 hier mein Herr und Herrscher sein: 
Wenn ich aus dem Brunnen stiege, 
dann wo bliebe, das du mir herabgesandt, 
ganz und rein dein Festgewand? 

Wirf mir Brot und wirf mir Schinken 
20 in den Grund, wo still ich sitzend, 
freue mich am matten Blinken 
deiner Seide, deiner Steine, 
doch hungrig bin, im Dunkeln sitzend. // 01v

Unten tief im Brunnen sitzend, 
25 habe ich dich gleich erkannt; 
als du mir, der nackt und doch vor Ängsten schwitzend, 
warfst herab ein Festgewand. 
Warfst herab dann auch die Speise 
und zuletzt zur Aufwärtsreise, 
30 warfst herab die lange Leiter: 
aber diesen Taggeleiter 
will ich nicht. Auf meine Weise 
will ich Herr und Herrscher sein. 

Bleib du nur im lichten Land. 
35 Unten tief im Brunnen sitzend, 
dank ich dir und denke dein: 
schon am eitlen Festgewand, 
das du mir herabgesandt, 
habe ich dich gleich erkannt.

Donnerstag, 21 April 1955       )

Im Brunnen (B)

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir, der ängstlich schwitzte, 
ob er nackt und hungrig sitzen 
05 bleiben müsse? warfst herab ein Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
hab ich dich doch gleich erkannt, 
als du mir mit Seidenlitzen 
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen, 
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? 
Lass mich nur im Brunnen bleiben, 
hier mein Herr und Herrscher sein: 
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege, 
dann wo bliebe, das du mir herabgesandt, 
ganz und rein dein Festgewand? 

Wirf mir lieber Brot und Schinken 
in den Grund, wo still ich sitze 
20 und mich freu am matten Blinken 
deiner Seide, deiner Steine, 
doch hungrig schon seit Stunden sitze. // 02v

Untern tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
25 als du mir, der nackt vor Ängsten schwitzte, 
warfst herab ein Festgewand, 
warfst herab dann auch die Speise 
und zuletzt zur Aufwärtsreise 
warfst herab die leichte Leiter: 
30 aber diesen Taggeleiter 
will ich nicht. Auf meine Weise 
will ich Herr und Herrscher sein. 

Bleib allein im trocknen Land. 
Unten tief im Brunnen sitzend, 
35 wink ich dir und danke dir:
schon am eitlen Festgewand, 
das du mir herabgesandt, 
habe ich dich gleich erkannt.

Donnerstag, 05 Mai 1955       )

Im Brunnen (C)

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir, der ängstlich schwitzte, 
ob er nackt und hungrig sitzen 
05 bleiben müsse? warfst herab das Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
hab ich dich doch gleich erkannt, 
als du mir mit Seidenlitzen 
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen, 
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? 
Lass mich nur mein Herr und Herrscher 
hier im Brunnen unten bleiben: 
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege, 
dann wie bliebe, das du mir herabgesandt, 
heil und ganz dein Festgewand? 

Wirf mir lieber Brot und Schinken 
in den Grund, wo still ich sitze 
20 und mich freu am seltnen Blinken 
deiner Steine, deiner Seide, 
doch seit Stunden hungrig sitze. // 03v

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
25 als du mir, der nackt vor Ängsten schwitzte, 
warfst herab das Festgewand, 
warfst herab dann auch die Speise 
und zuletzt zur Kletterreise 
warfst herab die leichte Leiter; 
30 aber diesen Aufwärtsleiter 
will ich nicht. Nach eigner Weise 
will ich Brunnenherrscher sein. 

Bleib allein im trocknen Land. 
Unten tief im Brunnen sitzend 
35 wink ich dir und lache dir: 
schon am eitlen Festgewand, 
das du mir herabgesandt, 
habe ich dich gleich erkannt.

Mittwoch, 22 Juni 1955       )

Im Brunnen (D)

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir, der ängstlich schwitzte, 
ob er nackt und hungrig sitzen 
05 bleiben müsse, warfst herab das Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir mit Seidenlitzen 
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen, 
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? 
Lass mich als mein Herr und Herrscher 
hier im Brunnen unten bleiben: 
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege, 
wie dann bliebe, das du mir herabgesandt, 
heil und ganz dein Festgewand? 

Wirf mir lieber Brot und Schinken 
in den Grund, wo still ich sitze 
20 und mich freu am seltnen Blinken 
deiner Steine deiner Seide, 
doch seit Stunden hungrig sitze. // 05

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
25 als du mir, der nackt vor Ängsten schwitzte, 
warfst herab das Festgewand, 
warfst herab dann auch die Speise 
und zuletzt zur Kletterreise 
warfst herab die leichte Leiter: 
30 aber diesen Aufwärtsleiter 
will ich nicht. Nach eigner Weise 
will ich Brunnenherscher sein. 

Schon am eitlen Festgewand, 
das du mir herabgesandt, 
35 habe ich dich gleich erkannt. 
Unten tief im Brunnen sitzend 
wink ich dir und lache dir: 
Bleib allein im trocknen Land.

Mittwoch, 06 Juli 1955       )

Im Brunnen (E)

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt:
als du mir, der ängstlich schwitzte, 
ob er nackt und hungrig sitzen 
05 bleiben müsse, warfst herab ein Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir mit Seidenlitzen 
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen, 
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? – 
Lass mich als mein Herr und Herrscher 
hier im Brunnen unten bleiben: 
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege, 
wie dann bliebe, das du mir herabgesandt, 
heil und ganz dein Festgewand? 

Wirf mir lieber Brot und Schinken 
in den Grund, wo still ich sitze 
20 und mich freu am seltnen Blinken 
deiner Seide, deiner Steine, 
doch seit Stunden hungrig sitze. // 07

Unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt: 
25 als du mir, der nackt vor Ängsten schwitzte,
warfst herab das Festgewand,
warfst herab dann auch die Speise
und zuletzt zur Kletterreise
warfst herab die leichte Leiter:
30 aber diesen Aufwärtsleiter
will ich nicht. Nach eigner Weise
will ich Brunnenherrscher sein. 

Unten tief im Brunnen sitzend,
wink ich dir und lache dir:
35 Bleib allein im trocknen Land.
Schon am eitlen Festgewand
habe ich dich gleich erkannt.

Datiert: 1955       )

Im Brunnen (F)

unten tief im Brunnen sitzend,
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir, der ängstlich schwitzte, 
ob er nackt und hungrig sitzen 
05 bleiben müsse, warfst herab ein Festgewand. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
als du mir mit Seidenlitzen 
und mit Steinen, die im Dunkel plötzlich blitzen, 
10 warfst herab ein Festgewand. 

Soll ich aus dem Schlamm und Sand 
mit dem Festgewand dir steigen? – 
Lass mich als mein Herr und Herrscher 
hier im Brunnen unten bleiben: 
15 Wenn ich aus dem Brunnen stiege,
wie dann bliebe, das du mir herabgesandt, 
heil und ganz dein Festgewand? 

Wirf mir lieber  Brot und Schinken 
in den Grund, wo gern ich sitze 
20 und mich freu am seltnen Blinken 
deiner Seide, deiner Steine – 
doch seit Stunden hungrig sitze. 

Unten tief im Brunnen sitzend, 
habe ich dich gleich erkannt: 
25 als du mir, der nackt vor Aengsten schwitzte, 
warfst herab das Festgewand, 
warfst herab dann auch die Speise 
und zuletzt zur Kletterreise 
warfst herab die leichte Leiter: 
30 aber diesen Aufwärtsleiter 
will ich nicht. Nach eigner Weise // 08v
will ich Brunnenherrscher sein. 

Unten tief im Brunnen sitzend 
wink ich dir und lache dir: 
35 Bleib allein im trocknen Land. 
Schon am eitlen Festgewand 
habe ich dich gleich erkannt.

Freitag, 22 April 1955       )

Philipp II. in Aguilera (A)

Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen verspritzt, 
den er zwar jeden Tag wechselt. 

05 Aber er ist nervöser als sonst 
wegen des Wechsels der Lebensumstände: 
weil er die Stadt plötzlich verlassen musste 
und herausziehn in dieses Kloster, wo es 
nur Mönche gibt, die mit Blicken 
10 sein Leben zu bessern versuchen. 
Aber das ist doch noch besser, 
als in dem feuchten Palast zu bleiben 
und sich wie weisses Fleisch immer von neuem 
von der Tunke des Jammers von fünfzig 
15 Frauen übergiessen und ganz 
durchdringen zu lassen. 

Hier wenigstens ists trocken 
und niemand verlangt von ihm Trauer 
um ein ängstliches Mädchen, das er 
20 nur wenig und förmlich gekannt hat 
(im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen) 
Hier kann er zusehn, wie man, nachdem 
die Sonne unterging hinter des erstarrten 
Meeres kahler Woge, die fünf Beete 
25 mit Rosen mitten im Gemüseplatz giesst, // 01v
und dann, damit man nicht sieht, wie er gähnt, 
hineingehn und ganz drauf achten, dass er 
beim Zerschneiden der Orange 
den weissen Kragen nicht verspritzt mit dem Saft.

Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen bespritzt, 
den er zwar jeden Tag wechselt. 

05 Aber er ist nervöser als sonst: 
weil er die Stadt plötzlich verliess 
und herauszog in dieses Kloster, wo es 
nur Mönche gibt, die mit Blicken 
sein Leben zu bessern versuchen. 

10 Aber das ist doch noch besser, 
als in dem feuchten 
Palast zu bleiben und sich 
wie Pastetenfleisch immer von neuem 
von der Tunke des Jammers von fünfzig 
15 Frauen übergiessen und ganz 
durchdringen zu lassen. 

Hier wenigstens ist es trocken, 
und niemand verlangt von ihm Trauer 
um ein Mädchen, das er 
20 nur wenig und förmlich gekannt hat 
(im Bett braucht man, Gott sei dank, nicht zu sprechen) // 02v
Hier kann er zusehn, wie man, 
nachdem die Sonne unterging hinter den Wogen 
des erstarrten Meers, das einzige Beet 
25 mit Rosen mitten im Gemüseplatz giesst 
und kann dann, 
damit man sein Gähnen nicht sieht, 
hineingehn und genau drauf 
achten, dass er beim Zerschneiden 
30 der Orange den weissen 
Kragen, den er zwar jeden Tag wechselt, 
nicht bespritzt mit dem Saft.

Wenn er die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen und die Manschetten, 
die er zwar jeden Tag wechselt, bespritzt. 

05 Denn er ist nervöser als sonst schon: 
weil er die Stadt so plötzlich verlassen 
musste und in dieses Kloster herausziehn, 
wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken 
seine Seele zu retten versuchen. 

10 Aber das ist doch besser, 
als in dem feuchten 
Palast zu bleiben und sich 
wie Pastetenfleisch immer von neuem 
von der Tunke des Jammers von fünfzig 
15 Frauen übergiessen und ganz 
durchtränken zu lassen. 

Hier wenigstens ist es trocken, 
und niemand verlangt von ihm Trauer 
um das Mädchen, das er 
20 nur wenig und förmlich gekannt hat 
(im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen). // 04
Hier kann er zusehen, wie man, 
nachdem die Sonne hinter baumlos 
starren Wogen unterging, das einzige
25 Rosenbeet mitten im Gemüseplatz 
giesst und kann dann, damit man 
sein Gähnen nicht sieht, hineingehn 
und genau drauf achten, dass er beim Zerschneiden 
der Orange nicht bespritzt den weissen 
30 Kragen und die Manschetten, die er 
zwar jeden Tag wechselt.

Wenn er die Orange zerteilt,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen und die Manschetten, 
die er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt. 

05 Denn er ist nervöser als sonst schon: 
weil er die Stadt so plötzlich verlassen 
musste und in dieses Kloster herausziehn, 
wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken 
seine Seele zu retten versuchen. 

10 Aber das ist doch besser, 
als in dem feuchten 
Palast zu bleiben und sich 
wie Pastetenfleisch immer von neuem 
von der Jammertunke von fünfzig 
15 Frauen übergiessen und ganz 
durchtränken zu lassen. 

Hier ist es wenigstens trocken, 
und niemand verlangt von ihm Trauer 
um das Mädchen, das er nur förmlich gekannt hat 
20 (im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen) 

Hier kann er, nachdem die 
Sonne hinter den baumlos erstarrten 
Wogen unterging, zusehn, // 05v
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz 
25 wässert und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht, 
hineingehn und genau darauf achten, 
dass ihm die Orange 
beim Zerteilen den Kragen und die Manschetten 
nicht bespritzt, 
30 die er ohnehin jeden Tag wechselt.

Wenn er die Orange zerteilt, achtet er drauf,
dass ihm der Saft nicht den weissen Kragen und die Manschetten, die 
er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt. 

Denn er ist nervöser als sonst schon: 
weil er die Stadt so plötzlich verlassen musste und in dieses Kloster 
herausziehn, 
05 wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken seine Seele zu retten versuchen. 

Aber das ist doch besser, als in dem feuchten Palast zu bleiben 
und sich wie Pastetenfleisch von der Jammertunke von fünfzig Frauen 
immer neu übergiessen und ganz durchtränken zu lassen. 

Hier ist es wenigstens trocken, und niemand verlangt von ihm Trauer 
um das Mädchen, das er nur förmlich gekannt hat. 
10 (Im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen.) 

Hier kann er, nachdem die Sonne hinter den baumlos erstarrten Wogen 
unterging, zusehn,
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz wässert, 
und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht, hineingehn und 
genau darauf achten, 
dass ihm beim Zerteilen der Orange der Saft nicht den Kragen und die 
Manschetten bespritzt, 
15 die er ohnehin jeden Tag wechselt.

Wenn er die Orange zerteilt, achtet er darauf,
dass ihm der Saft nicht den weissen Kragen und die Manschetten, die 
er ohnehin jeden Tag wechselt, bespritzt. 

Denn er ist nervöser als sonst schon, 
weil er die Stadt so plötzlich verlassen und in dieses Kloster
herausziehen musste, 
05 wo es nur Mönche gibt, die mit Blicken seine Seele zu retten versuchen. 

Aber das ist doch besser, als in dem feuchten Palast zu bleiben 
und sich wie Pastetenfleisch von der Jammertunke von fünfzig Frauen 
immer neu übergiessen und ganz durchtränken zu lassen. 

Hier ist es wenigstens trocken, 
10 und niemand verlangt von ihm Trauer um das Mädchen, das er nur förmlich
gekannt hat. 
(Im Bett braucht man gottseidank nicht zu sprechen.) 

Hier kann er, wenn die Sonne hinter den baumlos erstarrten 
Wogen unterging, zuschaun 
wie man das einzige Rosenbeet mitten im Kohlplatz wässert, 
und kann dann, damit man sein Gähnen nicht sieht, hineingehen und genau
darauf achten, 
15 dass ihm beim Zerteilen der Orange der Saft nicht den Kragen und die 
Manschetten bespritzt, 
die er ohnehin jeden Tag wechselt.

Dienstag, 10 Mai 1955       )

Der Leuchtturm (A)

Der Leuchtturm sucht zu lösen,
vergeblich, den Griff der duftlosen Felsen
um die Bucht, wo die Mutter im fahlen 
Festkleid schwer atmend im Sand liegt 
05 und nicht einmal abwehrt die 
lose Geschichte, die der junge, ergebene 
Geck ihr diensteifrig vorliest.

Noch das Surren im Ohr vom Flug 
übers Meer, gehn sie befremdet, 
10 bis sie erkennen die Insel, am perlenen 
Knirschen des Sands. 
Und die alte Frau liegt schwer atmend 
und es gelingt ihr nicht einmal den jungen,
ergebenen Geck abzudrehn, der ihr 
diensteifrig vorliest eine lose Geschichte.
15 Abzudrehn die matte 
Leuchte des Leuchtturms, 
der unbeweglich steht und nicht wagt 
zu lösen die Kette 
der duftlosen Felsen, 
20 die fahlgrau die Bucht würgt.

Dienstag, 10 Mai 1955       )

Unbesonnen (A)

Heftig wirft die Rothaarige die Haustür
zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen, 
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?<“> dem Mann nach, 
der aber schon um die Ecke davonfuhr. 

05 Dafür erschreckt sie den Greis, der 
hinten im Garten den ganzen 
Morgen ganz ruhig dasass und nicht einmal 
wandte den Kopf. 

Jetzt schiesst er auf, und der 
10 Sturm steigt und treibt 
auf den Wogen vom Meer her Gewölk 
der Heuschrecken: die Glut der 
Beete erstickt, eh noch 
wieder beruhigt im Schloss 
15 die Tür liegt, die die Rothaarige zuschlug.

Freitag, 13 Mai 1955       )

Unbesonnen (Der Leuchtturm) (B)

Heftig wirft die Rothaarige die Haustür
zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen, 
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Mann nach, 
der aber schon um die Ecke davonfuhr. 

05 Dafür erschreckt sie die Mutter, die im 
Festkleid schwer atmend im Sand liegt 
den ganzen Morgen schon und nicht einmal 
abwehrt die lose Geschichte, die der junge, 
ergebene Geck ihr diensteifrig vorliest. 

10 Wie vermöchte da der Leuchtturm zu lösen 
den Griff der duftlosen Felsen 
um die Bucht, die wir immer – 
im Ohr noch das Surren vom Flug – erst 
erkennen am perlenen Knirschen des Sands. 

15 Abzudrehn die matte 
Leuchte des Leuchtturms 
und zu lösen die Kette der duftlosen Felsen, 
die fahlgrau die Bucht würgt: 

Jetzt erst gelingts, wie die Mutter 
20 aufschiesst. Doch nun 
steigt auch der Sturm und treibt // 03
mit den Wogen vom Meer her Heuschrecken-
gewölk: die Glut der Beete 
erstickt, eh noch wieder 
25 beruhigt im Schloss 
die Tür liegt, die die Rothaarige zuschlug.

Mittwoch, 18 Mai 1955       )

Unbesonnen (Der Leuchtturm) (C)

Heftig wirft die Rothaarige
die Haustür zu und ruft: „Warum lässt du sie immer offen, 
Du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Mann nach, 
der aber schon um die Ecke davonfuhr – 

05 Dafür erschreckt sie die Greisin, die im 
Festkleid schwer atmend im Sand sitzt, 
den ganzen Tag schon und nicht einmal 
aufsah 
Wie vermöchte da der Leuchtturm zu lösen 
10 den Griff der duftlosen Felsen 
um die entlegene Bucht, die man immer 
erst wieder erkennt am perlenen 
Knirschen des Sands, wenn es – beharrliches Würmlein – 
das Surren des Anflugs im Ohr endlich durchdringt. 

15 Die schlaflos ermüdete 
Leuchte des Leuchtturms 
abzudrehn und zu lösen die Kette 
der duftlosen Felsen: 
die gräulich die Bucht würgt: 

20 Jetzt erst gelingts, 
wie die Greisin aufschreckt und der Sturm 
steigt und mit der Woge 
vom Meer her Heuschreckengewölk treibt: // 05
die Glut der Beete, im Garten 
25 verborgen geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf, 
im Nest nicht mehr zittert.

Donnerstag, 23 Juni 1955       )

Unbesonnen (D)

Die Rothaarige wirft
die Haustür zu und ruft, „Warum lässt du sie offen,
du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Auto nach 
worin der Mann eben davonfuhr. 

05 Dafür erschreckt sie die Mutter, 
die im Festkleid den ganzen Tag schon im Sand sitzt 
und schwer atmet, weil es dem Leuchtturm 
nicht gelingt den Griff der duftlosen Felsen 
zu lösen um die entlegene Bucht, die man immer 
10 am perlenen Knirschen des Sands erst wieder erkennt, 
wenn es – beharrliches Würmlein – 
das Rauschen im Ohr endlich durchdringt. 

Das schlaflose (starre) Auge des Leuchtturms 
abzudrehn und zu lösen 
15 den Griff der Felsen, 
der reglos die Bucht würgt: 

jetzt erst gelingts, 
wie die Mutter aufschreckt und der Sturm 
steigt und mit der Woge 
20 vom Meer her Heuschreckengewölk treibt: // 07

Die Glut der wenigen Beete, im Garten 
immer verborgen geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die 
Rothaarige zuwarf, 
25 im Nest nicht mehr zittert.

Freitag, 24 Juni 1955       )

Unbesonnen (E)

Die Rothaarige wirft
die Haustür zu und ruft „Warum lässt du sie offen,
du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Auto nach, 
worin der Mann eben davonfährt. 

05 Dafür erschreckt sie die Greisin, 
die im Festkleid den ganzen Tag schon im Sand sitzt 
und schwer atmet, weil es dem Leuchtturm 
nicht gelingt den Griff der reglosen Felsen 
zu lösen von der entlegenen Bucht, die man immer 
10 erst wieder am perlenen Knirschen des Sandes erkennt, 
wenn es, beharrliches Würmlein, 
das Rauschen im Ohr endlich durchdringt. 

Das starre Auge des Leuchtturms 
abzudrehn und zu lösen 
15 den Griff der Felsen, 
der reglos die Bucht würgt: 

Jetzt erst gelingt es, 
wie die Greisin aufschreckt und der Sturm 
steigt und mit der Woge 
20 vom Meer her Heuschreckengewölk treibt; // 09

die Glut der Beete, im Garten 
immer verborgen geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die 
Rothaarige zuwarf, 
25 im Nest nicht mehr zittert.

Donnerstag, 07 Juli 1955       )

Unbesonnen (F)

Die Rothaarige wirft
die Haustür zu und ruft „Warum lässt du sie offen,
du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ dem Mann nach, 
der eben im Auto davonfährt. 

05 Dafür erschreckt sie die Greisin, 
die im Festkleid den ganzen Tag schon im Sand 
sitzt und schwer atmet, weil es 
dem Leuchtturm nicht gelingt den Griff der 
Felsen zu lösen von der entlegenen Bucht, 
10 die man immer erst wieder am perlenen Knirschen des Sandes 
erkennt, wenn es, beharrlicher 
Wurm, das Rauschen im Ohr endlich durchdringt. 

Wegzudrehen das Auge 
des Leuchtturms und den Griff 
15 der Felsen zu lösen, 
der reglos die Bucht erwürgt: 
jetzt erst gelingt es 
wie die Greisin aufschreckt und der Sturm 
steigt und mit der Woge 
20 vom Meer her Heuschreckengewölk treibt. // 11

Die Glut der Beete im Garten, immer 
verborgen geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die 
Rathaarige zuwarf, 
25 im Nest nicht mehr zittert.

Dienstag, 12 Juli 1955       )

Unbesonnen (G)

Die Rothaarige wirft die Haustür zu und ruft: 
„Warum lässt du sie offen, du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ 
dem Mann nach, der eben im Auto davonfährt. 

Dafür erschreckt sie die Greisin, 
05 die im Festkleid den ganzen Tag schon im Sand sitzt und schwer atmet, 
weil es dem Leuchtturm nicht gelingt, 
den Griff der Felsen zu lösen von der entlegenen Bucht, 
die man immer erst wieder am perlenen Knirschen des Sands erkennt, 
wenn es, beharrlicher Wurm, endlich das Rauschen im Ohr durchdringt. 

10 Wegzudrehen das Auge des Leuchtturms und den Griff der Felsen zu 
lösen, der reglos die Bucht würgt: jetzt erst gelingt es, 
wie die Greisin aufschreckt und der Sturm steigt und mit der Woge 
vom Meer her Heuschreckengewölk treibt. 

Die Glut der Beete, im Garten immer verborgen geduldet, ist schon 
erstickt, 
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf, im Nest nicht mehr zittert.

Dienstag, 12 Juli 1955       )

Unbesonnen (H)

Die Rothaarige wirft die Haustür zu und ruft: 
„Warum lässt du sie offen, du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ 
dem Mann nach, der eben im Auto davonfährt. 

Dafür erschreckt sie die Greisin, 
05 die im Festkleid den ganzen Tag schon im Sand sitzt und schwer atmet, 
weil es dem Leuchtturm nicht gelingt, den Griff der Felsen zu lösen 
von der entlegenen Bucht, 
die man immer erst wieder am perlenen Knirschen des Sands erkennt, 
wenn es, beharrlicher Wurm, endlich das Rauschen im Ohr durchdringt. 

Wegzudrehn das Auge des Leuchtturms und den Griff der Felsen zu 
lösen, der reglos die Bucht würgt: 
10 jetzt erst gelingt es, wie die Greisin aufschreckt und der Sturm steigt 
und vom Meer her mit der Woge Heuschreckengewölk treibt. 

Die Glut der Beete, im Garten immer verborgen geduldet, ist schon 
erstickt, 
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf, im Nest nicht mehr zittert.

Datiert: 1955       )

Unbesonnen (K)

Die Rothaarige wirft die Haustür zu und ruft: 
"Warum lässt du sie offen, du weisst doch, ich hasse den Durchzug?"
dem Mann nach, der eben im Auto davonfuhr. 

Dafür erschreckt sie die Greisin, 
05 die den ganzen Tag schon im Sand sitzt und schwer atmet, 
weil es dem Leuchtturm nicht gelingt, den Griff der Felsen von der 
Bucht zu lösen: 
man erkennt die entlegene immer erst wieder am perlenen
Knirschen des Sands, 
wenn der beharrliche Wurm endlich durch das Rauschen ins Ohr dringt. 

Das Auge des Leuchtturms wegzudrehn und den Griff der Felsen, der 
reglos die Bucht würgt, zu lösen: 
10 jetzt erst gelingt es, wenn die Greisin aufschrickt
und der Sturm steigt und vom Meer her Heuschreckengewölk treibt. 

Die Glut der Beete, im Garten geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf, nicht mehr im Nest zittert.

Datiert: 1955       )

Unbesonnen (J)

Die Rothaarige wirft die Haustür zu und ruft: 
„Warum lässt du sie offen, du weisst doch, ich hasse den Durchzug?“ 
dem Mann nach, der eben im Auto davonfuhr. 

Dafür erschreckt sie die Greisin, 
05 die den ganzen Tag schon im Sand sitzt und schwer atmet, 
weil es dem Leuchtturm nicht gelingt, den Griff der Felsen um die 
entlegene Bucht zu lösen: 
man erkennt sie immer erst wieder am perlenen Knirschen des Sands, 
wenn der beharrliche Wurm durch das Rauschen endlich ins Ohr dringt. 

Das Auge des Leuchtturms wegzudrehn und den Griff der Felsen, der 
reglos die Bucht würgt, zu lösen: 
10 jetzt erst gelingt es, wenn die Greisin aufschreckt  
und der Sturm  steigt und vom Meer her Heuschreckengewölk treibt. 

Die Glut der Beete, im Garten geduldet, ist schon erstickt, 
bevor der Flügel, den die Rothaarige zuwarf, im Nest nicht mehr zittert.

Donnerstag, 19 Mai 1955       )

Zaudern (A)

Wir wenden uns weg von der Kasse,
wo steht: „Erwachsene 80 Pfennige, Kinder 40“
und folgen den Rauchbändern, 
die uns zum Hafen und zu den Kranen hinabziehn. 
05 Aber der Turm stemmt sich auf und widerspricht 
den Bändern und den langsamen Armen der Krane, 
die die zufällig für einen Augenblick von den beflissenen 
Wolken entblösste Sonne benützen 
uns ein glänzendes Wasser und zur Abfahrt bereite 
10 Kähne zu zeigen. Doch das ist 
Bauernfang, wie sich alsbald zeigt, wenn 
ohne Licht der Hafen Werktagsfabrik ist, 
aber an der Kasse zum Turmaufgang stehen am Sonntag so viele, 
und der Aufzug kostet 80 Pfennige, was jetzt, gegen 
15 Monatsende zuviel ist. Auch wenn der Turm 
über die noch holzblinden Fenster der Kirche und die 
zerbrochenen Simse unbeirrt in dem erneuten 
Regen spröd kupfern, einsamer Baum, grünt. – 
Wir wollen hier weggehn.

Montag, 27 Juni 1955       )

Zaudern (B)

Wir wenden uns von der Kasse,
wo steht „Erwachsene 80, Kinder 40 Pfennige“, 
den Rauchbändern zu und dem Winken 
der Krane, die uns zum Hafen hinabziehn. 
05 Der Turm stemmt sich zwar wider das Flattern 
auf und wider das Winken, das die 
für einen Augenblick von den beflissenen 
Wolken entblösste Sonne benützt, 
uns ein glänzendes Wasser und zur 
10 Lichtfahrt bereite Kähne zu zeigen. 
Doch das ist Bauernfang, wenn mit der neuen 
Wolke der Hafen schnell sich 
verrät: aber an der Kasse 
zum Turmaufgang stehn am Sonntag so viele, 
15 und der Aufzug kostet 80 
Pfennige, was jetzt, gegen 
Monatsende zu viel ist. 
Selbst wenn der Turm 
über die noch holzblinden 
20 Fenster der Kirche und die 
zerbrochenen Simse 
unbeirrt in den Regen spröd 
kupfern, einsamer Baum grünt. – 
Wir wollen hier weggehn.

Dienstag, 28 Juni 1955       )

Zaudern: St. Michaelis in Hamburg (C)

Wir wenden uns von der Kasse,
wo steht „Erwachsene 80, Kinder 40 Pfennige“, 
dem Flattern der Rauchbänder zu und dem 
Winken der Krane, das die 
05 für einen Augenblick von den beflissenen 
Wolken entblösste Sonne benützt, 
uns den Hafen als glänzendes Wasser 
mit zur Lichtfahrt bereiten Kähnen zu zeigen. 
Doch das ist Bauernfang, sobald der 
10 Hafen sich unter der neuen 
Wolke verrät: Aber am Aufgang 
zum Turm stehen am Sonntag so viele, 
und der Aufzug kostet achtzig 
Pfennige, was jetzt, gegen 
15 Monatsende zu viel ist. 
Selbst wenn der Turm 
über die noch holzblinden 
Fenster der Kirche und die 
zerbrochenen Simse kupfern 
20 unbeirrt in den Regen, 
einsamer Baum, grünt. – 
Wir wollen hier weggehn.

Dienstag, 28 Juni 1955       )

Zaudern: St. Michaelis in Hamburg (D)

Wir wenden uns von der Kasse,
wo steht „Erwachsene achtzig, Kinder vierzig Pfennige“, 
dem Flattern der Rauchbänder zu und dem 
Winken der Krane, das die 
05 für einen Augenblick von den Wolken 
entblösste Sonne benützt, 
uns den Hafen als glänzendes Wasser 
mit zur Lichtfahrt bereiten Kähnen zu zeigen. 
Doch die nächste Wolke verrät 
10 schnell den Bauernfang: Anderseits 
stehn an der Treppe am Sonntag so viele, 
und der Aufzug kostet achtzig 
Pfennige, was jetzt, gegen 
Monatsende zu viel ist. 
15 Auch wenn der Turm 
über die holzblinden Fenster der Kirche 
und die geborstenen Simse kupfern 
unbeirrt in den Regen, 
trotziger Baum, grünt. – 
20 Wir wollen hier weggehn.

Samstag, 16 Juli 1955       )

Zaudern: St. Michaelis in Hamburg (E)

Wir wenden uns von der Kasse, wo „Erwachsene achtzig, Kinder
vierzig Pfennige“ steht, 
dem Flattern der Rauchbänder zu und dem Winken der Krane, 
das die für einen Augenblick von den Wolken entblösste Sonne 
benützt, 
uns den Hafen als glänzendes Wasser mit zur Lichtfahrt bereiten 
Kähnen zu zeigen. 
05 Doch die nächste Wolke verrät schnell den Bauernfang: 
Aber an der Treppe stehn am Sonntag so viele, 
und der Aufzug kostet achtzig Pfennige, 
was jetzt, gegen Monatsende, zuviel ist. 
Auch wenn der Turm über die holzblinden Fenster der Kirche 
und die geborstenen Simse 
10 unbeirrt in den Regen, kupferner Baum, grünt. 
Wir wollen hier weggehn.

Datiert: 1955       )

Zaudern: St. Michaelis in Hamburg (F)

Wir wenden uns von der Kasse, wo "Erwachsene achtzig, Kinder vierzig
Pfennige" steht, 
den Kranen zu, welche die für einen Augenblick entblösste Sonne benützen, 
uns den Hafen als glänzendes Wasser mit zur Lichtfahrt bereiten 
Kähnen zu zeigen
Doch die nächste Wolke verrät schnell den Bauernfang. 
05 Und an der Treppe stehn am Sonntag so viele, 
und der Aufzug kostet achtzig Pfennige, 
was jetzt, am Monatsende, zu viel ist: 
Auch wenn der Turm über die holzblinden Fenster der Kirche mit 
den geborstenen Simsen 
unbeirrt in den Regen, kupferner Baum, grünt. – 
10 Wir wollen hier weggehn.

Samstag, 28 Mai 1955       )

Rekreation (A)

Nur der Schirm schwebt statt
roten Schmetterlings betrübt
über den Rasen im Regen und sucht 
den Bruder und flieht 
05 vor den hastigen Schirmen der Einkäuferinnen 
unter die Bäume, die tropfen 
von Erinnerung an die Tage, 
wo die Blumen den Kindern gehören.

Der Schirm schwebt, 
10 schnell überblendet vom Lieferwagen 
„Winterhuder Malzbier seit Jahrzehnten“ 
und die beiden Männer vorn mit 
Schirmmützen nehmen 
jeder einen starken Schluck aus der Flasche: 
15 strengt es doch an, nicht zu wissen 
von der Macht über so vieler Augen 
empfindliche Paradiese. 

So wenden sich die Novizen zurück 
zum Ball, in den Hof, 
20 der ihnen heiss zuträgt die Zweifel, 
ob ihnen 
der Gesang zum Harmonium 
„Wenn Christus der Herr“ nicht nur anstelle 
des Krächzens der Orgel 
25 sei, die der Mann ohne Beine // 02
dreht am Eingang zur U-Bahn, 
wo der Luftzug den Weihrauch des 
dankbaren Lächelns 
die triefenden Treppen hinabträgt.

Mittwoch, 29 Juni 1955       )

Pause (B)

Nur der Schirm schwebt statt
roten Schmetterlings betrübt
über den Rasen im Regen und sucht
den Bruder und flieht 
05 vor den hastigen Schirmen der Einkäuferinnen 
unter die Bäume, die tropfen 
von Erinnerung an die Tage, 
wo die Blumen den Kindern gehörten. 

Den Schirm wischt 
10 der Lieferwagen voll Malzbier hinweg 
und die beiden Männer vorn unter den Mützen 
nehmen jeder einen starken Schluck aus der Flasche: 
strengt es doch an, nicht zu wissen 
von der Macht über so vieler Augen 
15 empfindliche Paradiese. 

So wenden sich die Schüler wohl 
oder übel zurück in den Saal, der ihnen die Nase 
mit stickigem Zweifel füllt, 
ob der Gesang zum Harmonium 
20 „Wenn Christus der Herr …“ nicht nur anstelle 
des Krächzens der Orgel 
sei, die der Mann ohne Beine am Eingang 
zur U-Bahn dreht, wo der stete 
Luftzug den lächelnden Duft seines Danks 
25 zwischen triefenden Schirmen hinabträgt.

Montag, 11 Juli 1955       )

Pause (C)

Nur der Schirm schwebt rot im Regen ohne Schmetterling und
betrübt über den Rasen
und sucht ihn und flieht vor den hastigen Schirmen der 
Einkäuferinnen unter die Bäume, 
die von Erinnerung an die Tage tropfen, wo die Blumen den 
Kindern gehörten. 

Der Lieferwagen wischt mit der Aufschrift „Winterhuder Malzbier“
den Schirm weg, 
05 und die beiden Männer vorn unter den Mützen tun jeder einen 
starken Schluck aus der Flasche: 
strengt es doch an, nicht zu wissen von der Macht über so vieler 
Augen empfindliche Paradiese. 

So wenden sich die Schüler wohl oder übel in den Saal zurück, 
der ihnen die Nase mit stickigem Zweifel füllt, 
ob der Gesang zum Harmonium „Wenn Christus der Herr …“
nicht nur anstelle des Krächzens der Orgel sei, 
10 die der Mann ohne Beine an der Treppe zur U-Bahn dreht, 
wo der Luftzug den Duft seines Danklächelns zwischen 
triefenden Schirmen hindurchträgt.

Datiert: 1955       )

Pause (D)

Nur der Schirm schwebt rot im Regen ohne Schmetterling 
über den Rasen
und sucht ihn und flieht vor den hastigen Schirmen der Einkäuferinnen 
unter die Bäume, 
die von Erinnerung an die Tage tropfen, wo die Blumen den Kindern 
gehörten. 

Der Lieferwagen wischt mit der Aufschrift "Winterhuder Malzbier" den 
Schirm weg, 
05 und die beiden Männer vorn unter den Mützen tun jeder einen starken 
Schluck aus der Flasche: 
strengt es doch an, nicht zu wissen von seiner Macht über so vieler 
Augen empfindliche Paradiese. 

So wenden sich die Schüler wohl oder übel in den Saal zurück, 
der ihnen die Nase mit stickigem Zweifel füllt, 
ob der Choral zum Harmonium nicht nur anstatt des Krächzens der 
Orgel sei, 
10 die der Mann ohne Beine an der Treppe zur U-Bahn dreht, 
wo der Luftzug den Duft seines Danklächelns zwischen triefenden 
Schirmen hinabträgt.

Montag, 30 Mai 1955       )

Am Flusshafen (A)

Wenn sie sähn, wie als letzte
die spanische Fahne gleitet der Dockwand entlang,
kauften die Leute dann noch 
Kuchen zum Tee und läse, den steifen 
05 Hut auf dem Fensterbrett, 
der Bucklige die Illustrierte? 

Als ob nicht die Schiffe begonnen 
hätten, die Stadt hinab 
zu tragen ins Meer. 
10 Und nur solang man in den Werften 
das Schwatzen der Damen 
laut überhämmert, 
um auch die letzten Schiffe fertig zu machen, 
ist allen für Kuchen und Tee und 
15 für Illustrierte noch gelassen ein Stündchen.

Aber wenn sie als letzte im Zug 
die spanische Fahne hinab der 
Dockwand entlang gleiten 
sähen, rüsteten sie sich mit Eifer 
20 zur Abfahrt wie deine Augen, die schon 
mich liessen und schwimmen der schwarzen 
Dockwand entlang hinab im mittleren Feld der spanischen Fahne.

Donnerstag, 30 Juni 1955       )

Am Flusshafen (B)

Wenn sie sähn, wie als letzte
die spanische Fahne der Dockwand entlang schwebt,
kauften die Leute dann noch 
Kuchen zum Tee und läse, den steifen 
05 Hut auf dem Sims 
der Bucklige die Illustrierte? 

Als ob nicht die Schiffe die Stadt 
ins Meer zu tragen begonnen 
hätten. Und nur solang man 
10 aus den Werften das Schwatzen 
und das Rascheln laut überhämmert, 
um auch die letzten Schiffe fertig zu machen, 
ist allen für Kuchen und Tee und fürs Blättern 
in Illustrierten ein Stündchen gelassen 

15 Aber wenn sie als letzte im Zug 
die spanische Fahne der Dockwand 
entlang schweben sähen, 
rüsteten sie sich mit Eifer zur Abfahrt 
wie deine Augen, die schon mich 
20 liessen und schwimmen der schwarzen 
Dockwand entlang hinab 
im mittleren Feld der spanischen Fahne

Freitag, 01 Juli 1955       )

Am Flusshafen (C)

Wenn sie sähn, wie als letzte
die spanische Fahne der Dockwand entlang schwebt 
ässen die Damen dann noch 
Kuchen zum Tee und läse, den steifen 
05 Hut neben sich auf dem Sims, 
der Bucklige die Illustrierte? 

Als ob nicht die Schiffe die Stadt 
ins Meer zu tragen begonnen 
hätten. Und nur solang man 
10 aus den Werften das Schwatzen 
und das Rascheln laut überhämmert, 
um auch die letzten Schiffe fertig zu machen, 
ist für Kuchen und Tee und fürs Blättern 
in Illustrierten eine Stunde gelassen. 

15 Aber wenn sie als letzte 
die spanische Fahne der Dockwand 
entlang schweben sähn, 
rüsteten sie sich mit Eifer zur Abfahrt 
wie deine Augen, die schon mich 
20 liessen und schwimmen der schwarzen 
Dockwand entlang 
im mittleren Feld der spanischen Fahne.

Montag, 11 Juli 1955       )

Am Flusshafen (D)

Wenn sie sähn, wie als letzte die spanische Fahne die Dockwand
entlang schwebt,
ässen die Damen dann noch Kuchen zum Tee 
und läse, den steifen Hut neben sich auf dem Sims, der Bucklige 
die Illustrierte? 

Als ob nicht die Schiffe die Stadt ins Meer zu tragen begonnen 
hätten. 
05 Und nur solang man aus den Werften das Schwatzen und das 
Rascheln laut überhämmert, 
um auch die letzten Schiffe fertig zu machen, 
ist für Kuchen und Tee und fürs Blättern in Illustrierten eine 
Stunde gelassen. 

Aber wenn sie die spanische Fahne als letzte die Dockwand 
entlang schweben sähen, 
rüsteten sie sich eifrig zur Abfahrt wie deine Augen, 
10 die mich schon liessen und schwimmen der schwarzen Dockwand 
entlang im mittleren Feld der spanischen Fahne.

Datiert: 1955       )

Am Flusshafen (E)

Wenn sie sähn, wie die spanische Fahne als letzte die Dockwand 
entlang schwebt, 
ässen die Damen dann noch Kuchen zum Tee 
und läse, den steifen Hut neben sich auf dem Sims, der Bucklige die 
Illustrierte? 

Als ob nicht die Schiffe die Stadt ins Meer zu tragen begonnen hätten: 
05 Und nur solang man aus den Werften das Schwatzen und Rascheln 
laut überhämmert, 
um auch das letzte Schiff fertig zu machen, 
ist für Kuchen und Tee und fürs Blättern in Illustrierten  noch Zeit. 

Aber wenn sie die spanische Fahne als letzte die Dockwand entlang 
schweben sähen, 
rüsteten sie sich schnell zur Abfahrt wie deine Augen, die mich 
schon liessen 
10 und der schwarzen Dockwand entlang schwimmen im mittleren 
Feld der spanischen Fahne.

Montag, 03 Januar 1955       )

Der Handleser (A)

Als ein Handleser von der Galleria Colonna
ihm sagte, er käme durch einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich damals, vor Jahren, nicht viel daraus. 
Erst heute zieht die Tiefe der Angstschlucht sein Auge, 
05 das er immer wie alle an die Gräser und Schnecken des Hangs 
angestrengt geheftet, überstark abwärts. 
Erst jetzt, wo seine Mutter ächzend liegt auf den Tod, 
fing er zuerst an zu glauben, die schwere Krankheit, die innerhalb 
eines Jahrs 
mehrere seiner Bekannten ergriff, besässe auch ihn schon. 
10 Fiebrig ging er umher und schloss schon resigniert ab mit 
seinem Leben, 
an das er sich eben mühsam begann zu gewöhnen. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zu einem Richter, 
der ein längst bekanntes Urteil bestätigt, der Form zu genügen, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 
15 Und seither muss er immer in der Nacht, wenn seine Mutter 
stöhnt, 
weil sie nicht atmen kann, an den Handleser denken von der 
Galleria Colonna, 
der ihm sagte, er käme durch einen Autounfall ums Leben: 
es wäre dies vielleicht nicht das Schlimmste.

Freitag, 07 Januar 1955       )

Der Handleser (B)

Als ein Handleser von der Piazza Colonna ihm sagte,
er käme durch einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich nicht viel daraus, damals, vor Jahren. 
Erst heute zieht die Angstschlucht sein Auge, 
05 das er, wie alle, immer an die Gräser und Schnecken des Hangs 
angestrengt heftet, überstark in die Tiefe. 
Jetzt, wo seine Mutter ächzend liegt auf den Tod, 
fing er zuerst an zu glauben, die schwere Krankheit, die innerhalb 
eines Jahres 
mehrere seiner Bekannten ergriff, besässe auch ihn schon. 
10 Fiebrig ging er umher, mit dunklen Ringen unter den Augen,
und schloss schon resigniert ab mit seinem Leben, 
an das er sich eben erst mühsam zu gewöhnen anfing. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zu einem Richter, der ein 
längst 
bekanntes Urteil bestätigt, der Form zu genügen, 
15 erklärte ihn für gänzlich gesund. 
Und seither muss er immer, wenn seine Mutter stöhnt in der 
Nacht, 
weil ihr Herz, obwohl es nicht mehr kann, doch nicht aufhören
will zu schlagen, 
an den Handleser denken von der Galleria Colonna, der ihm 
sagte 
vor Jahren, er käme durch einen Autounfall ums Leben: 
20 es wäre dies vielleicht nicht das Schlimmste.

Samstag, 08 Januar 1955       )

Der Handleser (C)

Als ein Handleser von der Galleria Colonna ihm sagte,
er käme durch einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich, damals vor Jahren, nicht viel daraus. 
Erst heute zieht die Angstschlucht sein Auge, 
05 das er, wie alle, immer an die Gräser und Schnecken des Hangs 
angestrengt heftet, überstark in die Tiefe. 
Jetzt, wo seine Mutter ächzend liegt auf den Tod, 
fing er zuerst an zu glauben, die Tuberkulose, die inherhalb 
eines Jahres 
10 mehrere seiner Bekannten ergriff, besässe auch ihn schon. 
Fiebrig, mit dunklen Ringen unter den Augen, 
schloss er schon resigniert ab mit seinem Leben, 
an das er sich eben erst mühsam angefangen hatte zu gewöhnen. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zu einem Richter, der ein 
längst 
15 bekanntes Urteil bestätigt, der Form zu genügen, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 
Und seither muss er immer, wenn seine Mutter stöhnt in der 
Nacht, 
weil ihr Herzvogel, wild flatternd, ihr den Atem verschlägt, 
an den Handleser denken von der Galleria Colonna, der ihm 
sagte 
20vor Jahren, er käme durch einen Autounfall ums Leben: 
es wäre dies vielleicht nicht das Schlimmste.

Samstag, 19 Februar 1955       )

Der Handleser (D)

Als ein Handleser von der Galeria Colonna ihm sagte,
er käme durch einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich nicht viel daraus, damals, vor Jahren. 

Erst heute zieht die Schlange sein Auge, 
05 das er immer an die Gräser und Schnecken des Hangs 
angestrengt heftet, in die Schlucht unwiderstehlich:
Erst jetzt, wo seine Mutter ächzend liegt auf den Tod, 
fing er zuerst an zu glauben, die Krankheit besiege auch ihn 
schon, 
fiebrig, mit ins Dunkel sinkenden Augen, 
10 schloss er schon resigniert ab mit dem Leben. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zum Richter, der 
ein längst bekanntes Urteil bestätigt, der Form zu genügen, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 

Und seither in der Nacht, wenn der Herzvogel 
15 seiner Mutter, wild flatternd, den Atem verschlägt, 
muss er immer an den Handleser denken von der Galleria 
Colonna, 
der ihm sagte, vor Jahren, er käme durch einen Autounfall 
ums Leben: 
es wäre dies vielleicht nicht das Schlimmste.

Freitag, 29 Juli 1955       )

Der Handleser (E)

Als in der Galeria Colonna ein Handleser ihm sagte, er käme durch
einen Autounfall ums Leben, 
machte er sich damals, vor Jahren, nicht viel daraus.
Erst heute zieht es sein Auge, 
das er an die Gräser und Schnecken des Hangs immer angestrengt 
heftete 
05 unwiderstehlich in die Schlucht, wo die Schlange sich, zuweilen 
aufschimmernd, ringelt. 

Erst jetzt, wo seine Mutter zum Tod ächzt, 
fing er zuerst an zu glauben, die Krankheit besässe auch ihn schon; 
fiebrig, mit schwarz umränderten Augen, schloss er schon
resigniert ab mit dem Leben. 
Doch der Arzt, zu dem er ging als zum Richter, der, um der Form 
zu genügen ein längst bekanntes Urteil bestätigt, 
10 erklärte ihn für gänzlich gesund. 

Und seither muss er immer in der Nacht, wenn der Herzvogel, 
wild flatternd, seiner Mutter den Atem verschlägt, 
an den Handleser von der Galeria Colonna denken, 
der vor Jahren ihm sagte, er käme durch einen Autounfall ums 
Leben.

Freitag, 29 Juli 1955       )

Der Handleser (F/G)

Als in der Galeria Colonna ein Handleser ihm sagte, er käme durch
einen Autounfall ums Leben,
machte er sich damals, vor Jahren, nicht viel daraus. 
Erst heute zieht es sein Auge, das er immer an das Moos und die 
Schnecken des Hangs angestrengt heftete, 
unwiderstehlich in die Schlucht, wo die Schlange, zuweilen 
aufschimmernd, sich ringelt. 

05 Erst jetzt, wo seine Mutter zum Tod ächzt, fing er zuerst an zu 
glauben, die Krankheit besässe auch ihn schon; 
doch der Arzt, zu dem er mit fieberumränderten Augen ging 
damit er als Richter[,] das längst bekannte Urteil, der Form zu genügen, 
bestätige, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 

Und seither muss er immer in der Nacht, wenn der Herzvogel seiner
Mutter, wild flatternd, den Atem verschlägt, 
10 an den Handleser von der Galeria Colonna denken, der vor Jahren 
ihm sagte, er käme durch einen Autounfall ums Leben.

Samstag, 30 Juli 1955       )

Der Handleser (H)

Als in der Galeria Colonna ein Handleser ihm sagte, er käme durch
einen Autounfall ums Leben,
machte er sich damals, vor Jahren, nicht viel daraus. 

Erst heute zieht es sein Auge, das er immer an das Moos und die 
Schnecken des Hangs angestrengt heftete, 
05 unwiderstehlich in die Schlucht, wo die Schlange, zuweilen 
aufschimmernd, sich ringelt. 

Erst jetzt, wo seine Mutter zum Tod ächzt, fing er zuerst an zu 
glauben, die Krankheit besässe auch ihn schon; 
doch der Arzt, zu dem er mit fieberumränderten Augen ging, 
damit er das längst bekannte Urteil, der Form zu genügen, 
bestätige, 
erklärte ihn für gänzlich gesund. 

10 Und seither muss er in der Nacht, wenn der Herzvogel seiner 
Mutter, wild flatternd, den Atem verschlägt, 
immer an den Handleser von der Piazza Colonna denken, 
der vor Jahren ihm sagte, er käme durch einen Autounfall 
ums Leben.

Montag, 01 August 1955       )

Im Zimmer (A)

Er wühlt sich in der von den Falten der Gardinen beschirmten
Dämmerhöhle aus verblichenen Blumen
bis dorthin hinab, wo der neue Garten auf dem Linnen beginnt, 
und beisst in Schulter und Schenkel, 
die er aus dem Laub ihrer Kleider befreit: ringsum sind die 
Blätter auf dem Boden verstreut 
05 und schaun eifersüchtig auf seinen Schenkel, der den Schenkel 
umfasst, 
auf seine Brust, die nackt die nackte berührt, die sie in der 
Höhle aus Dämmerung fand, 
die die Gardinenfalten so gegen die Strassenlaterne beschirmen, 
dass ihr Schwanken im starken Nachtwind kaum mehr bemerken 
seine Lippen die nun kosten die Lippen und sein Fleisch, das 
nun säuft das andere Fleisch ohne Besinnung und Halt, 
10 nur an das algengrüne Treppenhaus und die missgünstige 
Hausfrau erinnert 
durch Licht, das ihm durchs Schlüsselloch für eine Minute 
in die lustschmerzenden Augen taktlos hereingrinst.

Freitag, 30 September 1955       )

Im Zimmer (B)

Er wühlt sich in die von Gardinenfalten voll verblichener Blumen
beschirmte Höhle
bis dort, wo der uralte Garten auf dem Linnen zu duften beginnt 
und nährt sich von den Früchten, von Schulter und Schenkeln, 
die er aus dem Laub der Kleider gepflückt hat: ringsum sind die 
Blätter auf dem Boden verstreut 
05 und schauen eifersüchtig auf sein Bein, das den Beinast 
umklammert 
und auf seine Brust, die nackt den nackten Bruststamm berührt 
in der Dämmerung, die die Höhle aus verblichenen Blumen so 
gegen die Strassenlampe beschirmt, 
dass die Lippen kostenden Lippen, das Fleisch saufende Fleisch 
ihr Schwanken im starken Nachtwind kaum mehr bemerken. 
10 Dagegen das algengrüne Treppenhaus rächt sich, 
indem es mit seinem rostigen Licht für eine Minute in sein 
schmerzendes Auge hineinsticht.

Samstag, 08 Oktober 1955       )

Im Zimmer (C)

Er wühlt sich durch die Höhle aus verblichenen Tapetenblumen bis
dort, 
wo aus den Linnen der uralte Garten zu duften beginnt 
und isst von den Früchten, die er aus dem Laub der Kleider
gepflückt hat: 
ringsum sind die Blätter auf dem Boden verstreut und sehen 
eifersüchtig auf sein Bein, 
05 das an ihrer Stelle den Ast umfängt, 
auf seine Brust, die an ihrer Stelle den Stamm bedeckt. 
Doch wenn verblichene Blumen die kostenden Lippen und das 
verbrennende Fleisch 
vor der Strassenlampe, die im starken Nachtwind schwankt und 
immer neu anrennt, bewahren, 
rächt sie das algengrüne Treppenhaus, 
10 indem es durch das Schlüsselloch mit seinem rostigen Licht für eine Minute 
in das aufschmerzende Auge hineinsticht.

Dienstag, 18 Oktober 1955       )

Im Zimmer (D)

Er wühlt sich durch die von Tapetenblumen umblichene Höhle
bis ihm aus den Linnen der heisse Garten zu duften beginnt 
und isst schon die Früchte, die er aus dem Laub der Kleider 
gepflückt hat: 
ringsum sind die Blätter auf den Boden verstreut, 
05 und sähen eifersüchtig auf seinen Arm, 
der den Ast an ihrer Stelle umfängt, 
auf seine Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt, 
wenn nicht die Gardinen die kostenden Lippen und das mit 
dem Geäst verwachsene Fleisch 
vor der Strassenlampe, die mit dem Wind immer neu anrennt, 
beschützten. 
10 Doch das Treppenhaus rächt sie, 
indem es plötzlich sein rostiges Licht durch das ganz vergessene 
Auge hereinstösst.

Samstag, 29 Oktober 1955       )

Im Zimmer (E)

Er wühlt sich durch die Höhle, die Tapetenblumen umbleichen,
bis ihm aus den Linnen der Garten heiss zu duften beginnt 
und isst dann die Früchte, die er aus dem Laub der Kleider 
gepflückt hat:

ringsum sind die Blätter auf dem Boden verstreut 
05 und sähen eifersüchtig auf seinen Arm, 
der den Ast an ihrer Stelle umfängt, 
auf seine Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt, 
wenn nicht die Gardine die kostenden Lippen und das 
eingewachsene Fleisch 
vor der Strassenlampe, die mit dem Wind immer anrennt, 
beschützte.

10 Doch das Treppenhaus rächt sie, 
indem es plötzlich sein rostiges Licht durchs Schlüsselloch 
in das ganz vergessene Auge hereinsticht.

Mittwoch, 16 November 1955       )

Im Zimmer (F)

Er wühlt sich durch die Höhle, die Tapetenblumen umwelken,
bis er, in der plötzlichen Dufthitze aus den Linnen verdurstend, 
die Früchte isst, die er aus dem Laub der Kleider gepflückt hat:

ringsum sind die Blätter auf dem Boden verstreut 
05 und sähen eifersüchtig auf den Arm, 
der den Ast an ihrer Stelle umfängt, 
auf die Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt, 
wenn nicht der Vorhang Arm und Brust vor der Strassenlampe, 
die mit der Windleiter immer anrennt, beschützte.

10 Doch das Treppenhaus rächt sie, 
indem es auf einmal sein rostiges Licht durchs Schlüsselloch 
in das ganz vergessene Auge hereinsticht.

Dienstag, 06 Dezember 1955       )

Im Zimmer (G)

Er wühlt sich durch die von Tapetenblumen umwelkte Höhle
bis er, um in der plötzlichen Hitze unterm Daunengebirge nicht zu 
verdursten
die Früchte isst, die er aus dem Laub der Kleider gepflückt hat: 

Ringsum sind die Blätter auf dem Boden verstreut 
05 und sähen eifersüchtig auf den Arm, 
der den Ast an ihrer Stelle umfängt, 
auf die Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt, 
wenn nicht der Vorhang Arm und Brust vor der Strassenlampe, 
die mit der Windleiter immer anrennt, beschützte. 

10 Doch das Treppenhaus rächt sie, 
indem es auf einmal durchs Schlüsselloch sein rostiges Licht in 
das ganz vergessene Auge hereinsticht.

Datiert: 1955       )

Im Zimmer (H)

Durch die Höhle, die Tapeten umwelken, wühlt er sich
bis er, um in der plötzlichen Hitze unterm Daunengebirge nicht zu
verdursten,
die Früchte isst, die er aus dem Laub der Kleider geraubt hat:

Die Blätter ringsum auf dem Boden verstreut,
05 sähen eifersüchtig auf den Arm,
der den Ast an ihrer Stelle umfängt,
auf die Brust, die den Stamm an ihrer Stelle bedeckt,
wenn nicht der Vorhang Arm und Brust vor der Strassenlampe,
die mit der Windleiter immer anrennt, beschützte.

10 Doch das Treppenhaus rächt sie,
indem es durchs Schlüsselloch sein rostiges Licht in das vergessene
Auge hereinsticht.

Donnerstag, 29 September 1955       )

Die Wespen (A)

Zu lang setzte die Wespe sich der Versuchung auf dem Rand der
Kaffeetasse aus,
als dass sie nicht schliesslich hätte darin umkommen müssen:
hinabstürzen in die dunkle und süsse Brühe und wollüstig verzweifelt
die Beine und Flügel darin umrührend verenden.
Die andere Wespe schaut vom Mund der Coca-Cola Flasche hinab,
05 die ich, bin ich doch durstig, eben bestellte: denn den Kaffee, worin
die sterbende schwimmt, kann ich nicht trinken, kaum anschaun,
ohne dass Zweifel mich martern: soll ich sie retten?
und erwägt das Schicksal der Schwester, ob es mehr Lockung oder
mehr Warnung sei:

Wie das gelbe Flugzeug, das dem einzigen Schiff, das durch den
gläsernen Sturm lustfährt, hinten aufhockt
und noch nicht weiss, ob es in die Sonnenmilch stürzen soll,
10 die in die Meerenge herabtropft und sie mit Schaum füllt,
sodass das Wasser die Klippen emporflieht<,> doch mit verletzten
Knien zurücksinkt,
Odysseus, wenn die einsame Dame ausharrt und dem Schiff durch
die Klippen den Weg weist.

Doch Platon hat keine Augen für die sterbende Wespe im Kaffee
und für die, die am Mund der Flasche zaudert,
obwohl ich direkt am Sklavenmarkt sitze,
15 auch kaum einen Blick für das Schiff des attischen Reeders, // 02
das allein sein gelbes Flugzeug über die Sturmmilch hinweg trägt,
denkt er doch mitten im Handel, wenn ihn ein Fuhrhalter auf seine
Muskeln befühlt – was ist ihm schon das Leibhaus? –
und misstrauisch wegen des weltüberspringenden Blicks zum
Ärger des spartanischen Händlers stehen lässt,
an die Tafelgespräche in Syrakus und an die Nachtgänge mit Dion.
20 Und als Amnikeris kommt und ihn auslöst, lässt er sich willenlos
führen.
Auch meine Wespe im Kaffee bewegt sich nicht mehr, ihre
Schwester flog weg, ich rufe dem Kellner zum Zahlen.

Freitag, 30 September 1955       )

Die Wespen (B)

Zu lang setzte die Wespe sich der Versuchung auf dem Rand der
Kaffeetasse aus,
als dass sie nicht schliesslich hätte darin umkommen müssen:
hinabstürzen und wollüstig verzweifelt mit Beinen und Flügeln die
süsse Nachtagonie umrühren.

Die andere Wespe schaut vom Mund der Coca-Colaflasche hinab,
die ich eben bestellte,
05 in den Kaffee, worin die sterbende schwimmt, den ich nicht trinken
und nicht ansehen kann, ohne dass Zweifel mich martern: soll ich
sie retten?
und wägt im Schicksal der Schwester Lockung und Warnung:

Wie die Flugzeugwespe, die hinten auf dem Motorschiff hockt,
das unbewegt und blasiert allein durch den gläsernen Sturm
lustfährt,
10 und die noch nicht weiss, ob sie in die Sonnenmilch stürzen soll:
sie tropft in die Meerenge herab und füllt sie mit ihrem Schaum,
sodass das Wasser die Klippen heraufflieht und dann schnell mit
blutigen Knien zurücksinkt,
Odysseus, während die Boje, die einsame Dame, ausharrt und dem
Schiff, das sie nicht zu brauchen vorgibt, den Weg durch die
Klippen zeigt.

Doch Platon hat kein Auge für den Kampf im Kaffee und für den
andern am Mund der Flasche,
15 obwohl ich direkt am Sklavenmarkt sitze, // 04
auch kaum einen Blick für das überhebliche Schiff des attischen
Reeders,
das seine grosse Wespe über die Sturmmilch davonträgt:
er denkt mitten im Feilschen, wenn ihn ein Bauer auf seine Muskeln
befühlt – das Leibhaus ist ihm egal – 
und ihn dann misstrauisch wegen des überspringenden Blicks dem
enttäuschten Händler zurücklässt
20 an die Tafelgespräche in Syrakus und an die Nachtspaziergänge
mit Dion.
Und wenn Amnikeris kommt und ihn einlöst, steigt er willenlos in
den neuen Rollsroyce 
und sagt nur gezwungen „wunderbar“, weil ihn der andere mit allen
Mienen darum bittet.
Auch die Wespe im Kaffee bewegt sich nicht mehr; ihre Schwester
entschied sich fürs lange Leben und flog weg.
Ich rufe den Kellner zum Zahlen.

Donnerstag, 13 Oktober 1955       )

Die Wespen (C)

Zu lang setzte sich die Wespe auf dem Rand der Kaffeetasse der
Versuchung aus,
als dass sie nicht schliesslich hätte darin umkommen müssen: 
hinabstürzen und wollüstig verzweifelt mit Beinen und Flügeln die 
süsse Nachtagonie umrühren

Die andere Wespe schaut vom Mund der Coca-Colaflasche hinab, 
die ich eben bestellte, 
05 weil ich den Kaffee, worin die sterbende schwimmt, nicht einmal 
ansehen kann, ohne dass Zweifel mich quälen: soll ich sie retten? 
Die andere schaut hinab und wägt im Schicksal der Schwester 
Lockung und Warnung: 

Wie das Flugzeug, das hinten gelb aufhockt dem Motorschiff, 
das unbewegt und blasiert allein im gläsernen Sturm lustfährt, 
noch nicht weiss, ob es in die Sonnenmilch stürzen soll: 
10 sie tropft in die Meerenge herab und füllt sie mit Schaum, 
sodass das Wasser die Klippen heraufflieht und dann schnell mit 
zerschundenen Knien zurücksinkt, Odysseus, 
während die einsame Dame ausharrt und dem Schiff, obwohl es 
sie nicht zu brauchen vorgibt, den Weg durch die Riffe zeigt. // 06

Doch Platon schaut wie immer durch den Kampf im Kaffee und 
durch den andern am Mund der Flasche 
– denn ich sitze direkt am Sklavenmarkt, wo man ihn immer noch 
feilhält – 
15 schaut durch das überhebliche Schiff des attischen Reeders, 
das seine gelbe Wespe über die Sturmmilch davonträgt, 
die reine Idee an und denkt mitten im Feilschen, wenn ihn ein 
Bauer auf seine Muskeln befühlt 
– das Leibhaus ist ihm egal – und ihn dann, misstrauisch wegen 
des Herrenblicks, dem enttäuschten Händler zurücklässt, 
an die Tafelgespräche in Syrakus und an die Nachtspaziergänge 
mit Dion. 

20 Und wenn Amnikeris kommt und ihn einlöst, steigt er willenlos in 
den neuen Rollsroyce 
und sagt nur „wunderbar“, weil ihn der andere mit allen Mienen 
darum bittet. – 
Auch die Wespe im Kaffee bewegt sich nicht mehr, 
ihre Schwester entschied sich fürs lange Leben und flog weg. 
Ich rufe den Kellner zum Zahlen.

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