Inhalt: 21 Typoskripte zu 21 Gedichten (13 Endfassungen)
Datierung: 1958
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 23 Dossiers
Publikation: GEDICHTE (7 Gedichte), Verstreutes (1 Gedicht)
Signatur: A-5-d/06 (Schachtel 37)
Herkunft: Rote Mappe 1958 G
Kommentar: Dossier 1:Titelliste für NZZ, Merkur, Hess. Rundfunk; alle Blätter signiert mit: Kuno Raeber, 1958
Wiedergabe: Edierte Texte
Hundegebell treibt mich auf den Berg über Oelbaumwurzelgeschwülste.
Ich stolpere, keuche und springe dann in die Gruft
und schwimme über Nonnenskelette auf steinernen Thronen hinaus in die Kuppel
und lasse mich gern durch die zerbrochne Laterne in die Schlucht ohne Boden hinabziehn.
05 – Wie aber soll ein Handschuh, der aus einer Karosse herüber
winkt, mich trösten in Zukunft, mich trösten über den Regen?
Ein Knistern zwischen den Säulen erschreckt mich,
und ich achte nicht mehr auf die Erklärung des Führers.
Aber ich will nicht, dass er auf einmal abbricht
und schweigt und mit der ganzen Gesellschaft mich ansieht.
05 So ist schon nichts mehr zwischen den Säulen,
als ich mich endlich verstohlen umblicke.
Die monotone Erklärung ersetzt schon wieder auch mir, auch mir
den Einflug, den Aufenthalt, das Flügelknistern eines leibhaftigen Engels.
Nicht die Katze Mittag ists, die du fliehst,
nicht der unentschlossene Ginster.
Unter dem Tor reicht dir der Fremde
zwar einen Zweig. Aber er ist nicht gelb
05 genug, nicht so gelb gereicht,
dass er dich erschreckte.
Dennoch fliehst du, fliehst in das Tor.
Und die Büste mustert dich aus der Nische
mit dem Steinblick der Katze.
10 Die Katze aber am Sockel miaut.
Du siehst sie nicht und du trittst sie.
Unter dem Tor ist es finster. Da bringt kein Ginster,
den der Fremde nicht gelb genug dir gereicht,
da bringt dir Licht kein unentschlossener Ginster.
Vergiss, nicht, Daphne, im Torgang
liegt die Lache Urin.
Auf dem Motorrad
floh der Knabe vor Daphne.
05 Daphne entrann dem Apollon.
Der Busch verbrennt in den Blüten.
Der Busch beschattet im Torgang
den Sarkophag auch am Mittag.
Aus dem Sarkophag quillt Wasser von Lethe.
10 Daphne, gerettet im Schatten,
hat ApolIon vergessen.
Die Lache Urin liegt im Torgang.
Der Knabe floh auf dem Motorrad.
Der Busch verbrennt in den Blüten.
15 Der Busch beschattet im Torgang
den Sarkophag auch am Mittag.
Hüte dich, Daphne, vergiss nicht,
Daphne, sein Wasser ist Lethe.
Du machst täglich deine "einsame Uebung"
und weisst nicht,
ob es mehr ist als eine Etüde,
wertlos an sich,
05 worein du dich ganz gibst.
Wirst du das Konzert selbst jemals spielen:
Wird nicht bloss die Art,
mit der du die Finger spreizest
und weit auseinander liegende Tasten gleichzeitig anschlägst,
10 Vorbild sein für den Lehrer dessen,
der das Konzert einmal aufführt und kann?
Doch sicher weisst du,
dass die Schneegebirge über den Palmen,
die grünen Brunnen Granadas und die Boboligärten
15 nicht mehr sind für deine "einsame Übung" als deine Schmerzen am After,
dein stockender Stuhlgang, das Brennen.
Wer eine Fornarina geküsst und begattet,
schickt sie am Morgen fort.
Denn die "einsame Uebung" verträgt keine Gesellschaft.
20 Er wird sie malen, vielleicht als Madonna.
Aber es ist ihm lieber,
wenn sie ihn in der nächsten Nacht bei einem andern vergisst.
Die "einsame Uebung" verbietet die Liebe als Zustand. // 01v
Weil sie das "retardierende Sterben, um zwei Tote zu erzeugen",
25 unendlich oft wiederholt hat,
wird die Fiametta in einer Kirche begraben.
Weil nur die Ausgeglühten,
deren Herz die Spritze Wollust stets neu wieder anästhesiert hat,
fähig sind zur "einsamen Uebung",
30 gehen die Huren
in der Prozession feierlich hinter dem Himmel.
Darum vielleicht. Doch du weisst nur:
die grünen Brunnen, die Palmen, die Schneegebirge Granadas,
die Boboligärten erregen dich nicht mehr als die Schmerzen im After,
35 als dein stockender Stuhlgang, das Brennen, täglich zur "einsamen Uebung".
Die Nase lernt den Kot der Ratten am Ende ertragen.
Der Fuss gewöhnt sich an die kleinen Aase, zertritt sie.
Das Ohr gewöhnt sich an das Knirschen der Knochen.
Aber das Auge gewöhnt sich an die Finsternis niemals.
05 Die Hand tastet und reisst eine Fledermaus ab und findet die Lücke:
Dort ist der Strand und das Meer.
Die Kentauren zirpen herüber. Sie laufen
winzig in Rudeln und zielen mit Pfeilen aufs Schlachtschiff.
Es fährt zur Verschrottung vorbei und will nicht verstehen und zögert.
'Die willentliche Anstrengung erzeugt Schönheit',
man kann Versailles auf der Insel eines Alpensees wiederholen.
Diese Umarmung ist, wie jede Umarmung,
'ein retardierendes Sterben, um zwei Tote zu erzeugen'.
05 Ein König baut sich seinen Palast in das Tiefland,
ein anderer König wiederholt ihn im Hochland
und schreibt sein goldenes L in die Gitter:
Die Anstrengung erzeugt Schönheit,
die Umarmung ist ein retardierendes Sterben.
10 Alles stimmt.
Aber der Grosse Kanal ist ein Alpensee.
Und nur ein Schlafwandler geht durch den Spiegelsaal,
wo man Friedensschlüsse diktiert
und Kaiserreiche begründet.
15 'Die willentliche Anstrengung erzeugt Schönheit',
und wären die Alpen schön, so wären sie bloss
die Ausnahme, die die Regel bestätigt.
Aber nur die Umarmung ist das 'retardierende Sterben,
das zwei Tote erzeugt':
20 Und nur die Toten sind schön,
die ihren Hass nun endlich befriedigt.
Der Alpensee ist nicht schön, bevor man
das Schloss von Versailles auf ihm wiederholt hat.
Anstrengung, Gewaltsamkeit, Mord,
25 ein Schlafwandler, der durch den Saal des Krieges, // 01v
den er nicht führte, des Friedens,
den er nicht schloss, geht;
und alles von Kerzen erleuchtet.
Der Wahnsinn kommt nachher.
30 Doch zuvor erzeugt die Anstrengung Schönheit.
Mit der Umarmung beginnt das retardierende Sterben.
Wer es weiss, der wiederholt unbekümmert
Versailles in den Alpen.
Persephone pflückt in der Frühe Narzissen.
Und in der Nacht wandert Demeters Fackel
und sucht und ruft und rast durchs Gehölz.
Persephone pflückt in der Frühe Narzissen.
05 Demeters Fackel verbrennt das Gehölz,
und die Stadt erstickt unter der Asche.
Der Schrei des Alten, der sein Wasser
nicht lassen kann und nicht schläft,
schweigt unter der Asche.
10 Persephone pflückt in der Frühe Narzissen.
Demeters Fackel erstickt, und Wipfel
grünen auf dem Rücken des Schläfers.
Ihn weckt nicht der Vogel,
der unbeirrt singt in dem Wipfel.
15 Persephone pflückt in der Frühe Narzissen.
Duft wogt in Schwaden aus dem Holunder,
Duft wogt des Nachts und betrübt mich.
Die Schwaden rufen die Funken aus dem Holunder.
Der mich betrübt des Nachts,
05 der Duft begeistert die Funken.
Ein Brüllen zerfetzt den Holunder.
Duft wogt des Nachts,
der Elefant liegt tot in den Schwaden.
Der Duft betrübt mich, begeistert die Funken.
10 Tot liegt in den Funken des Nachts,
tot liegt der Elefant im Holunder.
An warmen Abenden übt man immer
für das grosse Festgepränge im Juni.
Die beiden Löwen richten sich auf und machen
langsam drei Schritte.
05 Dann heben sie die Tatzen und reissen
sich die Brust auf und zeigen darin das Wappen von Bayern.
Die Brunnen am Ende des Prospekts springen müssig;
denn die Feldherrnhalle ist noch ganz in Gerüsten
und leer: Vor wem
10 paradieren die Löwen, vor wem
springen die Brunnen?
Man hat den Prospekt genau renoviert,
die Kopien florentinischer Bauten pietätvoll wieder errichtet.
Am Abend des Fests aber, so ergeht eine glaubhafte Meldung,
15 wird man in der Feldherrnhalle eine automatische Venus enthüllen.
Dann wissen die Löwen, für wen
sie paradieren und Wappen von Bayern enthüllen.
Dann wissen die Brunnen, für wen,
den Originalen in Rom zum Verwechseln ähnlich, sie springen.
20 Die automatische Venus beherrscht
den genau renovierten Prospekt
und wiegt die Hüften,
die nur fast unhörbar schnarren. // 01v
Nachher aber kommt noch der andere Abend
25 – auch darauf soll man schon üben –
wo ein riesiger Pilz hinter dem Siegestor aufsteigt
und mit einem übertaghellen
Schein den Prospekt und die Brunnen und die Feldherrnhalle beleuchtet.
Und mit den Kopien zugleich beleuchtet der gleiche
30Pilz – das ist das grosse Wunder der Technik –
auch die Originale,
die Paläste in Florenz, die Brunnen, die Tore in Rom.
Alles erstrahlt an jenem Abend zugleich
und verglüht in einer Sekunde zu Asche.
35 In diesem Feuerwerk schmelzen dann endlich
– das ist das grosse Wunder der Technik –
dahin die verhassten Distanzen,
und wir brauchen nicht mehr Kopien.
Bis dahin herrscht aus der Halle
40 über die Löwen,
über die Brunnen,
über den genau renovierten Prospekt
die automatische Venus
und wiegt die Hüften,
45 die nur fast unhörbar schnarren.
Schon wieder will die Nation sich erneuern,
zum wievielten Mal schon?
Schon wieder ruft man nach Ruhm,
ruft man nach Macht und nach Grösse,
05 zum wievielten Mal schon?
Als wäre es nicht schwierig genug,
das Segelschiffchen richtig zu setzen,
damit es nicht an ein anderes stösst und umkippt,
damit es nicht unter den Wasserstrahl in der Mitte gerät und umkippt,
10 damit es nicht zu nahe am Steinrand bleibt und anstösst und umkippt.
Wer hat da noch Zeit, sich darum zu kümmern,
dass die Nation sich erneuert,
um Macht und um Ruhm und um Grösse?:
Das Segelschiffchen richtig zu setzen,
15 ist wahrhaftig schwierig genug.
Noch nie gelang es,
das Segelschiffchen richtig zu setzen:
schaut man nur schnell einmal weg,
kippt es schon um.
Der überschwemmten Strasse Wirbel tragen
– aber der Wurm sitzt mir im Ohr –
heran die Zigarettenschachtel.
Drin liegt noch eine Zigarette:
05 soll ich sie aus der überschwemmten Strasse Wirbeln fischen?
– Aber der Wurm sitzt mir im Ohr –
Die Zigarette hat sich mit Wasser vollgesogen;
wozu sie aus der überschwemmten Strasse Wirbeln fischen?
– Aber der Wurm sitzt mir im Ohr –
10 Die Zigarettenschachtel fährt schwerer weiter, geht
in der überschwemmten Strasse Wirbeln unter.
Macht nichts, man kann die Zigarette nicht mehr rauchen.
– Aber der Wurm sitzt mir im Ohr –
Und die Vögel auf den halbertrunknen Bäumen ringsum sagen:
15 'Die Zigarette ist nass, man kann sie nicht mehr rauchen
– Du verstehst aller Vögel Rede; denn
der Wurm sitzt dir im Ohr und bohrt –:
Drum fische die Zigarettenschachtel aus der überschwemmten Strasse Wirbeln nicht'.
Warum flogen nicht Kaiser Rudolf und Tycho
Brahe vom Hradschin hinaus in den Weltraum?
Warum nahmen sie nicht aus ihrem Wunderkabinett eine Kugel
– konstruiert von buddhistischen Mönchen in China –
05 und flogen damit zum Mond?
Statt unser, die sich über den Athos zu fliegen schon fürchten:
Nicht wegen der Löcher,
in die das Flugzeug manchmal hinabsackt.
Nein, zerschellen am Gipfel, wär es nicht besser
10 als einfach hinweg über Alexander zu fliegen,
der einen Augenblick zögert und Halt macht,
bevor er zum Euphrat und nach Indien aufbricht?
Warum flogen nicht Kaiser Rudolf und Tycho
Brahe in einer Kugel vom Hradschin
15 hinaus in den Weltraum zum Mond?
Statt unser, statt unser,
die sich über den Athos zu fliegen schon fürchten?
Sie hätten sich nicht gefürchtet,
sie waren auf alles gefasst.
Im Springen dürstet die Quelle,
leckt auf die Finsternis,
leckt stockend nach der Helle:
o Grotte, o Bitternis.
05 Draussen zaudert die Helle,
o Grotte, o Bitternis;
das Rinnsal wird nicht zur Welle,
fürchtet die Finsternis,
verhält das Springen der Quelle
10 im Kleinmut der Finsternis:
o Grotte, o Bitternis,
dir schmilzt nicht die Helle
auf der Zunge. Die Quelle
leckt Salz und leckt Finsternis.
15 Zu weit ist der Weg für die Welle,
o Grotte, o Bitternis.
Du hebst das Horn
und vergiftest die Winde,
hebst es auf vor dem Wald,
den versteckten
05 Blüten, den Teichen mit Rosen,
den Grotten voll von Lianen.
Du senkst das Horn
und dringst hinein in den Wald;
da sind die Blüten verfault
10 und verkohlt die riesigen Bäume.
Der Teich ist ein Moor ohne Rosen,
Moder die Grotten.
Du musst aber weiter, du musst
durch die Gänge, die gleich deinem Horn
15 gewunden sind, doch nicht purpurn.
Weh deinem Vlies:
da drinnen liegt nicht Minotauros.
Unter zerbrochnen
Glasdächern uralter Fabriken
20 bei rostroten Maschinen,
die keiner mehr zu bedienen versteht,
liegen die Mumien da,
Könige aus Leder
und Krokodile mit blätternden Schuppen,
25 (Blätter, duftende Blüten),
Augen, offen und schimmlig //
(Im Teich die offenen Rosen).
Hebe wieder dein Horn,
dann ist nur noch Staub, und du watest.
30 Staub ist nur noch statt Moder.
Statt Labyrinth,
statt Mumien ist nur noch Staub.
Und du watest bis zu den Knöcheln
tief im flimmernden Staub,
35 watest im Kreis und siehst
überall eine Jungfrau.
Der Wind vom Gebirge ist kalt,
sie weichen vom Sandstrand aus
und küssen sich in der Grotte.
Der Wind vom Gebirge ist kalt,
05 aber nur er weckt die toten
Rosen: sie blühen nur in der Drehung,
sausende Rosen des Winds, aus dem Grund
Wasser aufsaugende Rosen.
Sie riechen den Duft nicht, bevor
10 die Pampelmuse, rot geworden, vom Tisch fällt.
Jetzt frieren sie vor der Grotte; die Rosen
erloschen auch für sie, die allein
sahen rot sausen das Beet bis zum Gebirge.
Der Wind vom Gebirge war kalt.
15 Sie wichen vom Sandstrand aus
und küssten sich in der Grotte.
Sie kommen schon aus der Grotte.
Die kalte Stunde des Winds
vom Gebirge allein ist die Stunde der Rosen.
Die Woge der Nymphen floh mit dem Wind vorm Meerbeben landeinwärts.
Das Rotlicht hielt auf an der Strasse und staute die Woge der Nymphen.
Denn die Wagen rasten nach dem Wasserwochenende zurück in die Stadt,
und es gab kein Schild "Nymphenwechsel".
05 Die Woge der Nymphen stand. Aber ihr Fragen
"Warum nicht weiter?" dreht sich, Windmühlen, im Wind immer weiter.
Der Sturz der Giganten brach mit dem Sturm jenseits vom Berghang,
die Bräute zu holen,
Das Rotlicht hielt sie auf an der Strasse und staute den Sturz der Giganten.
Denn die Wagen rasten nach dem Wasserwochenende zurück in die Stadt,
10 und es gab kein Schild "Gigantenwechsel".
Der Sturz der Giganten stand. Aber ihr Zürnen
"Warum nicht weiter?" blieb, Felsblöcke, liegen.
Die Wagen rasen noch heute nach den Wasserwochenenden zurück in die Stadt.
Sie meinen, die Windmühlen, die Felsen
15 bleiben, bloss weil Rotlicht ist, gegenüber einander
stehn an der Strasse für immer, für immer.
Tief in der Höhle singt die Grille ihr Lied,
zu tief, trifft nimmer die Welle, die zittert,
gespiegelt von weitem über die Wölbung der Höhle.
Zu niedrig glimmt der Grille Lied in der Höhle
05 und trifft nicht die Welle,
die welche Lücke, welche geheime,
wirft von weitem an die Wölbung der Höhle.
Zu tief sitzt die Grille,
zu tief in der Höhle und singt,
10 singt ihr Lied,
das niedrig glimmt und nicht trifft die Welle, die zittert.
Eine Muschel ist die Galleria Umberto;
wer hat sie an einem Faden
hieher aus der Bucht gezogen, hieher,
den Wagen und Menschen quer in den Weg?
05 Eine Muschel ist die Galleria Umberto.
Wer hat sie hieher aus der verborgenen Bucht,
wer hat sie hieher an einem roten Faden gezogen?
Aber ein Kamm läuft quer über die Muschel,
schwarz glänzt er im Regen,
10 den Wagen, den Menschen quer übern Weg.
Am schwarzen Kamm ist der rote Faden verknotet.
Eine Muschel ist die Galleria Umberto.
Der Mond blieb in den Wolken hängen,
sie flackern über den Arkadenhof.
Die Gloriole der Madonna in der Ecke
verzichtet zu erhellen den Arkadenhof.
05 Die zwei Soutanen verbietens,
sie fahren aus dem Tor, verdunkeln
mit grossem Flattern den Arkadenhof.
Der Mond fiel in die zwei Soutanen.
Sie flattern von seinem Flackern und befehlen
10 der Gloriole: 'Bleib geduckt!',
'Bleib finster!' dem Arkadenhof.
Die Wolken fahren leer,
und die Soutanen flattern,
gefangen ist der Mond und treibt mit Flackern
15 die zwei Soutanen über den Arkadenhof.
Das Mädchen weint am Morgen und trinkt seine Milch und vergisst
den nächtlichen Löwen.
Aber in der nächsten Nacht kommt aus der Ecke
hinter dem Schrank ein anderer Löwe hervor
und erfüllt das Zimmer mit der Schnauze und mit der Mähne.
05 Und das Mädchen küsst ihn, wenn es auch zittert.
Und zum Lohn verwandelt sich der Löwe zum Prinzen.
Aber Prinzen vertragen Küsse nicht besser als Löwen:
Er erstarrt und liegt, ein Steinblock, in der Ecke des Zimmers.
Das Mädchen weint am Morgen und trinkt seine Milch und vergisst
den nächtlichen Löwen.
10 Aber in der nächsten Nacht wird es den neuen Löwen doch wieder küssen.
Bald liegen die Findlinge in allen Ecken des Zimmers,
zurückgelassen von den nächtlichen Gletschern.
Die Besucher tun, als ob sie nichts sähen;
sie wissen ja nichts von der Sekunde des Prinzen.
15 Das Mädchen weint am Morgen und trinkt seine Milch und vergisst
den nächtlichen Löwen.