Inhalt: 81 Manuskripte zu 32 Gedichten (28 Endfassungen)
Datierung: 5.1.1951 – 8.12.1951
Textträger: 93 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 106 beschriebene Seiten
Publikation: keine
Signatur: A-5-c/01 (Schachtel 34)
Herkunft: Blaue Mappe -1951
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften; Dossiers mit fehlender Zuordnung der Textzeugen z.T. umgestellt
Tritt hinab nun, nach den Führern
der Verwünschte aus der oberen Welt
der Blumen und der Wasser mit den von Rudern rein gelenkten Nachen
in den Glanz der toten Minerale,
05 wo der Dämon unbesiegbar wohnt:
weiss er, dass in Kurzem alle folgen,
die noch atmend lieben,
alle sind verwünscht zu folgen durch die Felsentüre in die Unterwelt.
Wenn die obere hier verblasst,
10 wird dort unten totes Bild an totem Bild vom Licht
des Erdendämons innerlich erglänzen.
Tritt hinab nun, nach den Führern
der Verwünschte aus der oberen Welt
der Blumen und der Wasser mit dem von Rudern gelenkten Nachen
in den Glanz der toten Minerale,
05 wo der Dämon unbesiegbar wohnt:
weiss er, dass in Kurzem alle folgen,
die noch atmend lieben,
alle sind verwünscht zu folgen durch die Felsentüre in die Unterwelt.
Wenn die obere hier verblasst,
10 wird dort unten totes Bild an totem Bild
vom Licht des Erdendämons innerlich erglänzen.
Tritt hinab nun, nach den Führern
der Verwünschte aus der oberen Welt der
Blumen und der Wasser mit dem von Rudern gelenkten Nachen
in den Glanz der toten Minerale,
05 wo der Dämon unbesiegbar wohnt:
weiss er, dass in kurzem alle folgen,
die noch atmend lieben;
alle sind verwünscht zu folgen
durch die Felsentüre in die Unterwelt.
10 Wenn die obere verblasst,
wird dort unten totes Bild an totem Bild
innerlich im Licht des Erdendämons glänzen.
Tritt hinab nun nach den Führern
der Verwünschte aus der oberen Welt der
Blumen und der fischbelebten Wasser
in den Glanz der toten Minerale,
05 wo der Dämon unbesiegbar wohnt:
weiss er, dass in kurzem alle folgen,
die noch atmend lieben;
durch die Felsentüren in die Unterwelt.
Wenn die obere hier verblasst,
10 muss dort unten totes Bild an totem Bild
innerlich im Licht des Erdendämons glänzen.
Der Vogel trägt die heilige Ampulle
ins Pestgewölb, wo neben Leichen liegt
der unerkannte König,
und lässt sie fallen auf das Haupt,
05 mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllend:
sodass der Bischof, aufgeweckt von diesem Zeichen
schwankt aus dem leeren Haus, die Krone in den blauen Händen,
sie aufzusetzen halbverwestem Haupt.
Die Taube trägt die heilige Ampulle
ins Pestgewölb hinab,
zerbricht sie am Haupt des unbekannt,
als Leiche neben Leichen aufgebahrten Königs<,>
05 also mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllend:
sodass der Bischof, aufgeweckt von diesem Zeichen
schwankt aus dem leeren Haus, die Krone in der blauen Hand,
zu krönen halbverwestes doch gesalbtes Haupt.
Die Taube trägt die heilige Ampulle
ins Pestgewölb hinab,
zerbricht sie am unbekannt
unter Leichen aufgebahrten Königshaupt,
05 also mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllend:
sodass der Bischof, aufgeweckt von diesem Zeichen
schwankt von der Bahre, die Krone in der blauen Hand,
zu krönen halbverweste, doch gesalbte Stirn.
Die Taube trägt die heilige Ampulle
ins Pestgewölb hinab,
zerbricht sie am unter Leichen unerkannt
aufgebahrten Königshaupt,
05 mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllend:
sodass der Bischof, durch dies Zeichen aufgeweckt,
vom Lager schwankt, die Krone in der blauen Hand
zu krönen halbverweste, doch gesalbte Stirn.
Die Taube trägt die heilige Ampulle
ins Pestgewölb hinab,
zerbricht sie am unter Leichen unerkannten Königshaupt,
mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllend,
05 sodass, durch dieses Zeichen aufgeweckt, der Bischof
vom Lager schwankt, mit blauen Händen
zu krönen halbverweste, doch gesalbte Stirn.
Die Taube trägt die heilige Ampulle
zum Pestgewölb hinab,
zerbricht am in den Leichen unerkannten Königshaupt
die ganz mit Wohlgeruch die Düsternis erfüllt,
05 sodass, durch dieses Zeichen aufgeweckt, der Bischof
vom Lager schwankt, mit blauen Händen
zu krönen halbverweste, doch gesalbte Stirn.
Noch zu mächtig
ist der Traum an der Mark des Gehöfts,
wo am Wasser, gesendet
vom Gebirge herab,
05 ruht der Hirte glücklich im Busch.
Und nicht wagt er
aufzutun dem Erschreckten
Frucht und Vieh nährende Wiesen:
immer bedrohen den
10 Fremdling die Häscher des Herrn,
auf dass er gehe weiter,
anderen Hirten zu bringen
Nachricht vom Nahn des brüllenden Wilds,
das der rasende Wind,
15 Wirbelwind vor sich hertreibt.
Von den Gipfeln ist die fremde Taube
niedergeflogen ins Tal,
wo sie nicht achten die Wandrer:
nur dem Flüchtling, dem der Mittagsdämon
05 treibt das Salz aus den Augen,
schwebt sie, wenn er entkleidet die Mitte des
Wassers erreicht, in
stillen Kreisen gnadenglänzend aufs Haupt.
O Reinheit dieses hohen Gartens
auf dem Vorgebirge,
entrungen dem Engel des Lichtes von
solcher Leidenschaft,
05 dass du noch diesem Äon blühst
voll violetter Dolden
und voller Wein im Flügelrauschen,
Glanz der Gewänder, die
von Knienden vor dem Makellosen
10 niederstürzen am Tage:
Wie nun sie schwinden hinters Gebirg,
lassend das Meer als Teppich // 01v
mit Träumen voll bestickt zurück,
schreckenden den Schläfer
15 ins Blut des Mondes jäh hinaus!:
Offen lockt ihn da
des grausen Todesfelsens Absturz
heute unentrinnbar.
Aber dies Spiel entschwände von den Stufen
des verödeten Hauses und die Fontänen sänken
kraftlos zurück ins Becken des Brunnens,
ja, die Götter vergässen des Raubes der Griechin,
05 ihres heiligen Zorns und der Frevel Niobes:
an jenem Tag, wo alle fliehend den Schlaf,
ihren eigenen Tag höben empor in die Nacht
und neue Riesen verschöben Berge und entleerten das Meer,
den Erdball rastlos verändernd, der Rast
10 nicht bedürfend:
Alsdann flöhen Menschen und Götter, und
Wüste wäre, Licht ohne Schatten,
wenn der Tod, letztes heiliges Bild, selbst
gefällt im gerodeten Forst, stirbt.
Da schon endet der Tanz auf der Treppe verödeten Hauses,
und die Fontäne fällt kraftlos ins Becken zurück,
ja, da die Götter vergassen des Raubs der herrlichen Griechin,
wider Niobes Stolz nimmermehr senden den Pfeil:
05 heute, da fliehen alle den Schlaf und heben den eignen
hoch [in] empor in die Nacht, neue Titanen Gebirg
türmen auf das Gebirge, Meere entleeren, den Erdball
rastlos ändernd, nicht mehr brauchend der heiligen Ruh:
fliehen bald auch die Menschen dahin auf dem Wege der Götter,
10 Wüste dauert allein, schattenlos scheinendes Licht: // 01v
wenn der Tod stürzt hinab als letztes der heiligen Bilder
im verwachsenen Forst heut noch vor Frevel bewahrt
Da schon endet der Tag auf der Treppe verödeten Hauses
und die Fontäne fällt kraftlos ins Becken zurück,
ja, die Götter vergessen des Raubs der herrlichen Griechin,
wider Niobes Stolz nimmermehr senden den Pfeil:
05 heute, da fliehen alle den Schlaf und heben den eignen
Tag empor in die Nacht, neue Titanen Gebirg
türmen auf das Gebirge, Meere leeren, den Erdball
rastlos ändernd, nicht mehr brauchend der heilenden Ruh:
fliehen bald auch die Menschen dahin auf dem Wege der Götter,
10 in der Wüste allein scheint ohne Schatten das Licht,
wenn der Tod stürzt hinab als letztes der heiligen Bilder,
im verwachsenen Forst heut noch vor Frevel bewahrt.
Vom Magnet an der Decke
angezogen und wieder entlassen
schwebt auf und nieder
dünne Scheibe,
05 leise schimmernd im
Schein des Leuchters.
Am Sockel berührt
stöhnenden Schläfer
heilend der Gott,
10 da durch die Luke nach Osten
erster Strahl
küsst die Lippe des heiligen Bilds.
Angezogen und wieder entlassen
vom Magnet an der Decke
steigt metallene Scheibe und naht sich
leise schimmernd dem Leuchter,
05 wo berührt von dem heilenden Gott der
Schläfer stöhnt unterm Sockel,
eh der Strahl aus dem Osten die Lippe
küsst des heiligen Bildes.
Aus dem Felsen kommt der Jüngling beschwichtigt
von den Kränzen, die legte
nieder der Schwimmer auf dem Altar
mitten im Teich in der Höhle
05 und er stösst den Dolch in den also geschmückten
Hals des Stieres, geleitet
von dem hellen Hund und den Fackelträgern:
wie da sinken ins Wasser die Feuer
das von Rosen rot ist und röter
10 noch vom Blute des Opfers
Wie der lächelt dem Schwimmer der Sieger und ihm
leiht den Mantel, dass er ihn trockne
und ihm weist die Treppe zur Öffnung, wo
blaut der Himmel herein,
15 mild schon leuchtend im Ost vom eben
aufgestiegenen Morgenstern.
Aus Felsen steigt der Jüngling beschwichtigt von
Kränzen, die brachte der Schwimmer
dem Stiere, auf den Altar mitten im nächtlichen
Höhlenteich furchtbar gefangen.
05 Er stösst den Dolch in den geschmückten
Nacken, dran hochspringt gierig
der Hund, vom Fackelträger nimmer
gezügelt. Es sank das Feuer
ins Wasser, das von Rosen rot und
10 röter vom Blute des Opfers.
Wie lächelt dem Schwimmer der Sieger und leiht den
Mantel, dass er sich trockne, // 02
und weist ihm verborgene Öffnung, wo herauf schon
naht versöhnlich am Himmel
15 den Harrenden spendend unerschöpflich
heller Morgenstern.
Aus Felsen steigt der Jüngling beschwichtigt von
Kränzen, die brachte der Schwimmer
dem Stier, der auf dem Altar im Höhlenteich,
Opfer dem Jüngling gefangen.
Bräutliche Blume des Aufgangs,
herabgeschwemmt nach Westen,
herabgeschwemmt nach dem glücklichen Land,
das in der Wüste, das im Sand birgt Gold,
05 birgt die Schätze eines verschollenen Königs.
Aber über dem Grabe wohnt der einsame Mann
in den bröckelnden Mauern und denkt der ewigen Dinge,
wenn am Morgen purpurn wogt die Sonne
über die Dünen
und am Abend veilchenfarben zurückfliesst.
10 Kommen hervor aus dem Grabe die Geister
der Toten,
des Königs und seines geopferten Trosses. Sie
schrecken den Mann und locken ihn hinab in ihr
älteres Reich,
das sonnenfern prangt, bestrahlt vom schwarzen Licht
der glühenden Gründe. // 01v
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst und wo
der Strahl durchdringt des höchsten Gestirns,
15 das die Traube der Flamme zuverwandelt:
sodass er flieht die Gespenster und in ihrem Toben
einsam kniet, unberührt, und den Thronenden
anfleht und sieht.
Wenn die bräutliche Blume des Aufgangs,
herabgeschwemmt nach der Wüste, die Gold birgt im Sand,
birgt die Schätze des uralten Königs
entfaltet am Rande des Himmels die rötliche Blüte,
05 denkt der einsame Mann in den bröckelnden Mauern
des Grabmals
der ewigen Dinge, noch der ewigen Dinge, wenn die Blume
am Abend wiederum schliesst die veilchenfarbene Blüte.
Wenn empor aus dem Gewölbe steigt der König
und steigt der geopferte Tross, zu schrecken
10 den Mann, ihn zu locken hinab in ihr älteres Reich,
das sonnenfern prangt im schwarzen Licht der
glühenden Gründe.
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst und wo
die Flamme sich anverwandelt die Traube,
sodass er mitten im Toben des Fürsten einsam
15 kniet, unberührt und den Hochthronenden
anfleht und sieht.
Wenn die bräutliche Blume des Aufgangs,
herabgeschwemmt nach der Wüste,
entfaltet am Rande des Himmels rötlich die Blüte,
denkt der einsame Mann in den Mauern des Grabmals
05 der ewigen Dinge, noch der ewigen Dinge,
wenn die Blume wiederum schliesst
die veilchenfarbene Blüte,
wenn empor aus dem Gewölbe steigt der König,
steigt der geopferte Tross,
den Mann zu locken in die Jahrtausende nieder,
10 das sonnenfern prangt im schwarzen Licht
der glühenden Gründe.
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst und wo
die Flamme sich anverwandelt die Traube,
sodass er, mitten im Toben einsam kniet,
und den Hochthronenden anfleht und sieht.
Wenn die bräutliche Blume des Aufgangs,
herabgeschwemmt nach der Wüste,
Öffnet am Rande des Himmels veilchenfarben
die Blüte,
denkt der einsame Mann in den Mauern des
Grabmals der ewigen Dinge,
noch der ewigen Dinge, wenn die Blume über dem
Scheitel ganz entbreitet die rötlich glühenden Blätter
05 und aus der Gruft empor steigt die Fürstin mit
dem geopferten Tross,
den Mann zu locken in die Jahrtausende nieder,
in das schwarze Licht der sonnenfern prangenden
Gründe<.>
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst // 02
und wo die Flamme sich anverwandelt die Traube:
10 sodass er mitten im Tagspuk einsam kniet
und den Thronenden anfleht und sieht.
Wenn die bräutliche Blume des Aufgangs, herabgeschwemmt
nach der Wüste,
öffnet am Rande des Himmels die bläuliche Blüte,
denkt der einsame Mann in den Mauern des Grabmals der ewigen Dinge,
noch der ewigen Dinge, wenn die Blume über dem Scheitel ganz
entbreitet die glühenden Blätter
05 und aus der Gruft empor steigt die Fürstin mit dem geopferten Tross,
den Mann zu locken in die Jahrtausende nieder,
in das schwarze Licht der sonnenentsunkenen Gründe.
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst
und wo die Flamme sich anverwandelt die Traube:
10 sodass er mitten im Tagspuk einsam kniet und den Thro-
nenden anfleht und schaut.
Weiss an dem ungebärdigen Himmel, an dem
Himmel wogend im Föhn, flimmert die Sonne:
wie doch bläht sich die blaue Seide und darauf
rollt hin und her dieser flimmernde Ball.
05 Alle Kinder erwachen da und stehn auf den Dächern,
zu haschen den Ball,
hüpfen und springen hinab in den Himmel,
der sie auffängt und wieder emporwirft.
Wie sie jauchzen, Gestirne selber, Gestirne der
Märznacht
über der dunklen Strasse, die durch die wenigen
Hügel führt
10 mit den besinnlichen Bäumen und mit den
Gräbern,
wo die Toten der Jahrtausende stehn auf den
Zinnen
und lächeln im Wogen der Laken den Geschwistern.
Weil die Toten und Kinder sind eins in der Nacht.
Kastor geht in der Höhe und Polydeukes, die Knaben,
15 und grüssen die Schwester, Helena, die steht auf
dem Grabmal, // 01v
lächelnd winkt die Tote den spielenden Brüdern.
Weiss an dem ungebärdigen Himmel, wogend im Föhn,
flimmert die Sonne: wie doch bläht sich die blaue Seide,
darauf hin und her rollt dieser flimmernde Ball.
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern,
zu haschen den Ball,
05 hüpfen und springen hinab in den Himmel,
der sie auffängt und wieder emporwirft,
die Jauchzenden, selber Gestirne, Gestirne der
Märznacht
über der dunklen Strasse, die durch die Hügel
führt
mit den besinnlichen Bäumen und mit den
Gräbern,
10 wo die Toten der Jahrtausende stehn auf
den Zinnen
und lächeln den Geschwistern am Himmel,
Tote und Kinder sind eins heute, und Kastor
geht in der Höhe mit Polydeukes, zu grüssen // 01v
Helena, die Schwester, die steht auf dem Grabmal
und winkt den spielenden Brüdern.
Weiss an dem ungebärdigen Himmel wogend im Föhn,
schaukelt der Mond: wie doch bläht sich die blaugrüne Seide,
darauf hin und her rollt dieser bleiche Ball glanzlosen Lichtes.
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern
zu haschen den Ball,
05 hüpfen und springen hinab in den Himmel,
der sie auffängt und wieder emporwirft,
die Jauchzenden, selber Gestirne, Gestirne der Märznacht,
über der dunklen Strasse, die durch die Hügel führt
mit den besinnlichen Bäumen und mit den Gräbern,
wo die Toten der Jahrtausende stehn auf den
Zinnen und lächeln den Geschwistern am Himmel. // 02
10 Tote und Kinder sind eins heute, und Kastor
geht in der Höhe mit Polydeukes, zu grüssen
Helena, die Schwester, die steht auf dem Grabmal
und winkt den spielenden Brüdern.
Wenn aber die bräutliche Blume des Aufgangs
herabgeschwemmt nach der Wüste,
öffnet am Rande des Himmels veilchenfarben die Blüte,
denkt der einsame Mann in den Mauern des Grabmals
der ewigen Dinge,
15 noch der ewigen Dinge, wenn die Blume
über dem Scheitel ganz entbreitet die rötlich
glühenden Blätter
und empor aus dem Gewölbe steigt die Fürstin,
steigt der geopferte Tross,
den Mann zu locken in die Jahrtausende nieder, // 03
in das schwarze Licht der sonnenfern prangenden Gründe.
Er aber ist wie die Höhen, wo Wein wächst
20 und wo die Flamme sich anverwandelt die Traube:
sodass er mitten im Tagspuk einsam kniet
und den Thronenden anfleht und sieht.
Weiss an dem ungebärdigen Himmel, schaukelt im Föhn der Mond:
wie doch bläht sich die blaugrüne Seide,
darauf hin und her rollt dieser bleiche Ball glanzlosen Lichtes.
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern,
zu haschen den Ball,
05 hüpfen und springen hinab in den Himmel,
der sie auffängt und wieder emporwirft
die Jauchzenden, selber Gestirne, Gestirne der Märznacht
über der einsamen Strasse, die durch die Hügel führt
mit den besinnlichen Bäumen um die Gräber,
wo die Toten der Jahrtausende stehn auf den
Zinnen und lächeln den Geschwistern am Himmel. // 02
10 Kinder und Tote sind eins heute, Kastor geht
in der Höhe mit Polydeukes, zu grüssen
Helena, die Schwester, die von der Zinne
des Grabmals winkt den spielenden Brüdern,
und haschen den bleichen Ball glanzlosen Lichtes,
hinrollenden auf blaugrün geblähter Seide,
weiss an dem ungebärdigen Himmel,
im Föhn schaukelnden Mond.
Ungebärdig rollt auf blaugrün geblähter Seide[,]
hin und her der Mond aus glanzlosem Licht.
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern,
zu haschen den Ball,
hüpfen und springen hinab in den Himmel, der sie
auffängt und wieder emporwirft
05 die Jauchzenden, selber Gestirne der Märznacht
über der einsamen Strasse, die durch die Hügel geht
mit den wachenden Bäumen ums Grab,
wo die Toten der Jahrtausende stehn
auf den Zinnen und lächeln den Geschwistern
am Himmel,
10 haschen den ungebärdig auf blaugrün geblähter Seide
rollenden Ball aus glanzlosem Licht.
Ungebärdig rollt auf blaugrün geblähter Seide
hin und her der Mond aus glanzlosem Licht.
Alle Kinder erwachen und stehn auf den Dächern,
zu haschen den Ball,
hüpfen und springen hinab in den Himmel, der sie
auffängt und wieder emporwirft
05 die Jauchzenden, selber Gestirne der Märznacht
über der einsamen Strasse am Hügel[,] mit den
wehrenden Bäumen ums Grab,
wo die Toten der Jahrtausende stehn auf den Zinnen
und lächeln den Geschwistern am Himmel,
fangen den ungebärdig auf blaugrün geblähter Seide
rollenden Ball aus glanzlosem Licht.
Wo denn wandeln immer herein Helden und Fürsten
des Lebens
in der Tiefe, wo sie wandeln herein über den Golf
des Nachts und aus der Blauen Grotte unter der Insel.
Zerschellt liegt am Fusse des schneeigen Throns
der Leichnam des Fürsten,
05 den hereinschlug vom Ozean, den er frevelnd be-
fahren, die Woge zur Warnung zurück ans Ufer.
O du Vermächtnis des Tags an diesem Abend, wo
die Essen dröhnen im Innern der Werkstatt:
wie eine vergessene Silbe, wie ein abgerissenes Blatt,
eine abgefallene Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
an den Himmel,
in die gereinigten Gärten, wo denn immer wandeln
herein Helden und Fürsten des Lebens.
Immer wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf des Nachts aus der Blauen Grotte unter
der Insel.
Zerschellt sieht er dort am Fusse des schneeigen Throns
den Leichnam des Schiffers,
den hereinschlug vom Ozean, den er frevelnd befahren,
die Woge zur Warnung ans Ufer.
05 O der Erinnrung des Tages an diesem Abend, wo
die Essen dröhnen im Innern der Werkstatt,
wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
in die gereinigten Gärten, wo denn immer wandelt
über den Golf herein der Bote der Tiefe.
Immer wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf des Nachts,
aus der Blauen Grotte unter der Insel.
Zerschellt sieht er dort am Fusse des schneeigen
Throns den Leichnam des Schiffers,
05 herein schlug ihn vom Ozean, den er frevelnd befahren,
die Woge zur Warnung ans Ufer.
O der Tageserinnerung an diesem Abend,
wo die Essen dröhnen in der hallenden Werkstatt.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
10 schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
in die gereinigten Gärten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf aus den blauen Grotten unter der Insel.
Zerschellt sieht er dort am Fusse des schneeigen
Throns den Leichnam des Schiffers:
herein schlug ihn vom Ozean, den er frevelnd befahren,
05 die Woge zur Warnung ans Ufer.
O der Tagesreinnerung am Abend,
wo hallt vom Dröhnen der Essen die Werkstatt
aus dem dampfenden Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
10 in die gereinigten Gärten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf aus den blauen Grotten unter der Insel.
Zerschellt sieht er dort am Fuss des schneeigen
Throns den Leichnam des Schiffers:
ihn schlug vom Ozean, den er frevelnd befahren,
05 die Woge zur Warnung ans Ufer.
O der Tageserinnerung am Abend,
wo hallt vom dröhnenden Amboss die Werkstatt
aus dem dampfenden Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das agerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
10 in die gereinigten Gärten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf aus den blauen Grotten unter der Insel.
Zerschellt sieht er dort vor den abendgereinigten Gärten
den Leichnam des Schiffers:
ihn schlug vom Ozean,
05 die Woge zur Warnung ans Ufer,
wo Tageserinnerung am Abend hallt
vom dröhnenden Amboss
Werkstatt aus dem dampfenden Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
.....
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf aus den blauen Grotten unter der Insel.
Zerschellt liegt dort vor dem abendgereinigten Garten
der Leichnam des Schiffers:
ihn schlug des Ozeans Woge zur Warnung ans Ufer,
05 wo Tageserinnerung hallt am Abend vom Amboss
aus dem schneeigen Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
in den abendgereinigten Garten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf – vorbei dem Leichnam des Schiffers
den des Ozeans Woge schlug zur Warnung ans Ufer –,
nach dem abendgereinigten Garten,
05 wo Tageserinnerung hallt am Abend vom Amboss
aus dem schneeigen Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissenen Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
in den abendgereinigten Garten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Immer wieder wandelt herein der Bote der Tiefe
über den Golf – vorbei dem Leichnam des Schiffers,
den des Ozeans Woge schlug zur Warnung ans Ufer –
nach dem abendgereinigten Garten,
05 wo Tageserinnerung hallt vom Amboss
aus dem schneeigen Krater.
Wie den vergessenen Vers, wie das abgerissene Blatt
einer gefallenen Blüte
schwemmt die grüne Leuchtluft herauf den Mond
in den abendgereinigten Garten, wo denn immer wandelt,
immer wieder herein der Bote der Tiefe.
Schnell rollen die Gestirne über die Wipfel dahin,
wogen die Winde über die Flur,
wenn die Seherin nach langer Fahrt sitzt am
Eingang der Grotte,
wo sich der Berg zum Ufer des Flusses hinabsenkt,
05 und überschaut ruhigen Herzens die glänzende Tiefe,
die fern aus der Ebene ragenden Klippen,
leuchtend wie Segel der Schiffe tröstender Zukunft.
Tröstender Zukunft Verheissung kommt durch
die Lücke der Wolke
auf grün samtnem Grund in der spielenden
Schar der Sterne,
10 flüchtigen Dienerinnen, die prangende Herrin,
weisse Sichel in farbigen Dünsten. Noch einmal,
nochmals bebt das innere Zelt, verschlossenes
Heiligtum // 02
des Herzens der Frau am Eingang der Grotte,
nochmals, doch leise, wie die Saite sich regt,
15 wenn der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt.
Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst so
viele Tränen geweint,
blickt freudig hinaus zum Strom, zu den
Klippen wie Segel,
zu der Sichel empor in farbigen Dünsten,
zu den tanzenden Sternen. Blickt freudig
20 auf all die Weite, die sie lange durchfahren,
ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er sich aus
ihrer Hand
nähre, dass er sie nachher begleite, sitzend auf
ihrer Schulter,
an ihre Wange das Köpfchen geschmiegt,
hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.
Schnell rollen die Gestirne hin über die Wipfel,
wogt der Wind über die Fluren,
wenn die Seherin nach langer Fahrt sitzt am
Eingang der Grotte,
wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt,
05 und überschaut ruhigen Sinnes die glänzende Tiefe,
die fern aus der Ebene ragenden Klippen leuchtend
wie Segel der Schiffe tröstlicher Zukunft.
Tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch
die Lücke der Wolke
auf grün geläutertem Grund in der spielenden
Schar der Sterne, flüchtigen Dienerinnen,
die prangende Herrin, weisse Sichel in farbigen
Schleiern. Noch einmal,
10 nochmals bebt das innere Zelt, verschlossenes
Heiligtum
des Herzens der Frau im Eingang der Grotte, // 04
nochmals, doch leise, wie die Saite sich regt, wenn
der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt.
Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst so viele
Tränen geweint,
blickt freudig hinaus zum Strom, zu den Klippen
wie Segel,
15 zu der Sichel empor in farbigen Schleiern, zu den
tanzenden Sternen.
Schaut freudig auf all die Weite, die sie lange
durchfahren,
ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er aus
ihrer Hand picke die Krumen,
dass er sie nachher begleite, sitzend auf ihrer Schulter,
an ihre Wange das Köpfchen geschmiegt,
hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.
Nach langer Fahrt überschaut die Greisin
vom Eingang der Grotte,
wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt,
ruhigen Sinnes die glänzende Weite,
da schnell rollen die Gestirne hin auf den Wipfeln<,>
05 auf den Wechselwogen des Winds,
überschaut die fern aus der Ebene ragenden
Klippen, leuchtend wie
Segel der Schiffe tröstlicher Zukunft.
Tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch
die Lücke der Wolken
auf grün geläutertem Grund in der Schar
der spielenden Sterne, flüchtigen Dienerinnen,
die prangende Heroin, Jägerin, weisse Sichel in
farbigen Schleiern. Noch einmal, // 02
10 nochmals bebt das innere Zelt, verschlossenes
Heiligtum des Herzens
der Frau im Eingang der Grotte,
nochmals, doch leis, wie die Saite sich regt, wenn
der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt.
Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst
soviele Tränen geweint,
blickt freudig hinaus zum Strom, zu den
Klippen wie Segel,
zu der Sichel empor in farbigen Schleiern, zu den
tanzenden Sternen.
15 Blickt scheidend auf all die Weite, die sie lange
durchfahren,
ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er ihr aus der
Hand picke die Krumen,
dass er sie nachher begleite, sitzend auf ihrer Schulter,
an die Wange das Köpfchen geschmiegt,
hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.
Nach langer Fahrt überschaut die Greisin
vom Eingang der Grotte,
wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt, ruhigen
Sinnes die glänzende Weite
da schnell rollen die Gestirne hin auf den
Wipfeln, auf den Wechselwogen des Winds,
überschaut die fern aus der Ebene ragenden Klippen,
leuchtend wie Segel der Schiffe tröstlicher Zukunft.
05 Tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch
die Lücke der Wolken
auf grün geläutertem Grund in der Schar der spielenden
Sterne, flüchtigen Dienerinnen,
die prangende Heroin, Jägerin, weisse Sichel in
farbigen Schleiern. // 04
Noch einmal bebt das innere Zelt, verschlossenes
Heiligtum des Herzens der Frau im
Eingang der Grotte.
Nochmals, doch leis, wie die Saite sich regt, wenn
der Schläfer sie mit dem Ärmel berührt.
10 Ihr Auge blickt gross, blickt freudig, das einst so
viele Tränen geweint,
hinaus zum Strom, zu den Klippen wie Segel,
zu der Sichel empor in farbigen Schleiern, zu den
tanzenden Sternen.
Blickt scheidend auf all die Weite, die sie lange
durchfahren,
ruft dann den Vogel vom Wipfel, dass er aus der
Hand picke die Krumen,
15 dass er sie nachher begleite, sitzend auf der Schulter,
an die Wange das Köpfchen gelehnt,
hinein in die Grotte, bevor die Ränder sich röten.
Nach langer Fahrt schaut die Greisin vom Eingang der Grotte,
wo der Berg zum Ufer des Flusses hinabstürzt,
ruhigen Sinnes die Weite: den Tanz der Gestirne
über den Wipfeln und den Wechselwogen des Windes;
05 schaut die fern aus der Ebene ragenden Klippen,
die wie Segel der Schiffe leuchten tröstliche Zukunft.
Als tröstlicher Zukunft Verheissung kommt durch die
Lücke der Wolken
auf grün geläutertem Plan in der Schar der Gespielen,
die lichte Herrin, Jägerin, Sichel in farbigen Schleiern:
10 da bebt das innere Zelt, verschlossenes Heiltum
des Herzens
nochmals der Frau im Eingang der Grotte.
Nochmals, doch leis, wie die Saite sich regt, wenn der
Schläfer sie rührt mit dem Ärmel.
Ihr Auge wendet sich gross, wendet sich freudig, das
einst so viele Tränen geweint,
weg vom Strom, von den Klippen wie Segel,
15 von der Sichel oben in farbigen Schleiern, von den
eilenden Sternen; // 06
dann winkt sie den Vogel vom Wipfel, dass er sich
sanft auf die Schulter ihr setze,
sie begleite hinein in die Grotte, bevor die Ränder
sich röten.
Wie die Segel finden am Abend herein über die goldgrüne Tiefe,
steht auf den Stufen der blinde Greis, von den Dienern gestützt,
und empfängt die Ochsen, weisse, mit Kränzen geschmückt,
zur Sühne bestimmt.
– Sie kommen über die knarrenden Bretter aufs Land –
05 empfängt die Schätze, Dreifuss und die Amphora voll Öl,
das süss duftet.
Doch den Kuss der Tochter, die Tränen, die die wiedergegebene
weint an seiner Wange,
nimmer erträgt ers und sinkt nieder wie der Baum, der die
Früchte
seines geduldigen Sommers jetzt, da der Herbst ihn lohnte,
nimmer erträgt. // 02
Hilflos stünde das Mädchen vor den wie Schilde starrenden
Segeln, die nach dem Offnen langsam entschwinden
10 wie die Schlachtreihe, die sich fechtend zurückzieht,
erschreckt unter all den wie Kriegesbeute ausgebreiteten
Gaben;
käme nicht tröstend die Nacht, die die Toten nicht weckt,
aber einhüllt und den Schlafenden gleichmacht.
Wie die Segel finden am Abend herein über die goldgrüne Tiefe,
steht auf den Stufen der blinde Greis, von den Dienern gestützt,
und empfängt die Ochsen, weisse, mit Kränzen geschmückte,
zur Sühne bestimmte
– sie kommen schwer über die knarrenden Bretter ans Land –
05 empfängt die Schätze, Dreifuss und die Amfora voll Öl,
das süss duftet.
Doch den Kuss der Tochter und die Tränen, welche die
wiedergegebene weint an seiner Wange,
nimmer erträgt er sie und sinkt nieder wie der Baum, der die
Früchte
seines geduldigen Sommers jetzt, wo der Herbst ihm lohnte,
nimmer erträgt.
Hilflos stünde das Mädchen, irr unter all den wie Kriegesbeute
ausgebreiteten Gaben:
10 käme nicht tröstend die Nacht, die die Toten nicht weckt,
aber einhüllt und den Schlafenden gleichmacht // 04
auf die wie Schilde starrenden Segel, die nach der See zu
mählich über die schwarze Tiefe entschwinden
wie die Schlachtreihe, die, wenn es dunkelt, sich fechtend
zurückzieht.
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
wandelnd ist der Stern herabgedrungen,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
Ob er auf den Bergen ging und Wälder dort entzückte,
05 ob er die Tiere ihrer Not entrückte,
ob er zerrissen stürzt in Stromes Fluten,
ein singend Haupt, von überall gerufen,
und schlagend auf die Augen aus dem Tod:
unsterblich ist, wer der Stummheit aufgebrochnen
Munds sein Lied entgegen sang,
10 Gesang, der flutet durch die Schluchten,
und dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
erreicht die fernsten Menschenbuchten,
und dort so tief gepflanzt wie andres Geschenk, wie
Korn und Öl,
schwindet nicht und nährt und trägt von neuem immer
Frucht des toten Hauptes Lied.
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen,
ob er auf den Bergen Wälder entzückte,
ob er die Tiere dumpfer Not entrückte,
05 ob er zerrissen treibt in Stromes Fluten,
ein singend Haupt, das nimmer schweigend,
unsterblich ist, da es der Todesstummheit kühn
entgegensang,
Gesang, der flutet durch die Schluchten
und dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
10 erreicht die fernen Menschenbuchten,
und dort, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, die
anderen Geschenke,
er schwindet nicht und trägt von neuem immer
Frucht und nährt, des toten Haupts Gesang.
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfer Not entrückte.
05 Jetzt, zerrissen treibt sein Haupt in Fluten,
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt
Lied, das flutet durch die Schluchten,
dringt zum Meere stärker als Mänaden rufen,
greift die fernen Menschenbuchten,
10 und, so tief gepflanzt wie Korn und Öl,
schwindet nicht und trägt von neuem
Frucht und nährt: Gesang zerrissnen, flutgetriebnen Haupts.
Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen:
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Drang entrückte.
05 Abgerissen treibt sein Haupt in Fluten,
unberührbar Haupt dem Tod, dem kühn es gegensingt,
Lied, das flutet durch die Schluchten,
dringt zum Meere, stärker als Mänaden rufen,
bis in ferne Menschenbuchten,
10 wo, so tief gepflanzt wie Korn und Öl, es
schwindet nicht, und trägt von neuem
Frucht [,] und Nahrung noch den Enkeln:
Sangzerrissnen, flutgetriebnen Haupts.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wälder auf dem Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend
Lied, das flutet durch die Schluchten,
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen
bis in ferne Menschenbuchten, wo so
10 tief gepflanzt wie Korn und Öl es trägt von
neuem Frucht und Nahrung noch den Enkeln:
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
wenn er Wald und Berg entzückte,
wenn er Tiere dumpfem Bau entrückte.
Wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen,
05 wenn sein abgerissnes Haupt in Fluten
unberührbar treibt, dem Tode gegensingend,
Lied, das flutet durch die Schluchten,
ruft zum Meere stärker als Mänaden rufen
bis in ferne Menschenbuchten,
10 wo, gepflanzt wie Korn und Öl, es trägt
neue Frucht und Nahrung noch den Enkeln:
wandelnd hat der Sänger stets sein Lied gesungen.
Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd:
so doch glänzt die grüne Woge,
05 wo in Zelten auf dem Floss
schläft der König. Dem Erwachten
schlägt die grosse rote Fahne
hell die Seele, und er sieht
diesen schönen Boten der ihm
10 weist das neue Zeichen überm
Drachen, der heranschwimmt, schwarze
Flügel spreitend. Oben von dem
Goldgebälke giessen weisse
Engelrecken aus die Kelche
15 Todesblutes auf den Drachen,
den die Schlünde jäh verschlingen.
Einzieht jetzt der neue König // 02
in den endlich offnen Hafen,
in die aufgebrochne Stadt,
20 setzt sich hoch auf der Estrade
vor der Pfalz die Krone auf,
wo das Volk ihm jubelnd huldigt
unterm güldnen Baldachin.
Und der Engel schwindet, wie die
25 Blume Wogen Dufts verschwendend,
in den Purpur aus Smaragd.
Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd:
also glänzt die grüne Woge,
05 wo in Zelten auf dem Floss
schläft der König. Dem Erwachten
flammt der rote Baldachin
in die Seele, und er sieht
diesen schönen Boten, der ihm
10 weist den Drachen, der heranschwimmt,
schwarze Flügel spreitend. Aber
von dem Goldgebälke giessen
Engelrecken aus die Kelche
Todesblutes auf den Drachen,
15 den die Schlünde jäh verschlingen.
Einzieht jetzt der Sieger-König
in den endlich offnen Hafen // 04
in die aufgebrochne Stadt,
setzt sich hoch auf der Estrade
20 vor der Pfalz die Krone auf,
wo das Volk ihm jubelnd huldigt
unterm güldenen Gezelt.
Als der Engel schwindet, wie die
Blume Wogen Dufts verschwendend
25 in den Purpur aus Smaragd.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn der Löwe
dem Diener vor der Tür die Hand abbeisst
05 und hinein trägt
vor den Thron des Königs.
Des erschreckten Königs.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
10 wenn der fremde Gast
aufsteht und vom Löwen die Hand erbittet
und sie wieder gibt dem wunden Mann,
der sich niederwirft
und mit der Stirn berührt den Boden
15 vor eines Gottes wunderbarem Boten.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn der andre Mann
küsst vorm Haus
20 des Königs Tochter<.> // 01v
Sie nimmt den Kuss
und Druck der Hand,
gedenkend nicht,
dass schon um eine verlockte Frau
25Reiche stürzten,
folgt ihm an den Strand –
wohin voraus ging
der entlassne Löwe.
Immer wächst
30 immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme
in dem inneren Gemach,
wenn im Saale draussen
fällt der König,
fällt der ganze Hof
35 nieder vor dem fremden Gast,
eines Gottes wunderbarem Boten:
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme:
wenn die Schwester
40 auf dem Pfad des Löwen flieht, // 02
wenn der König und der Hof
niederfallen vor dem fremden Gast,
der die Hand dem wunden
Manne wiedergibt,
45 als der Löwe
bringt die abgebissne vor den Thron.
Immer wächst,
immer auf der Hand des Bräutigams die Dattelpalme.
Wer das weisse Brot sich bricht
und sein Glas hebt mit dem Wein,
sitzt, ob einsam, nicht allein
auf dem schwebenden Altan:
05 wissend ist er untertan
Himmels hoffnungsreichem Licht,
das herabströmt alle Sage
über geistbewohnten Baum,
alten Turm, der an dem Saum
10 heller Stunden immer war,
goldbedacht, kristallenklar,
dass der Trinker nicht verzage:
Brot ist Speise auch der Nacht,
und der Wein, wenn schmolz die Leuchte
15 unter dem Altan in Feuchte,
hat des Baumes Kraft und Reine
hellen Turms ins endlich Eine
stillbestimmte heimgebracht.
Fluss drängt von dem Himmelsgipfel
nieder, nach der Lust des Sturzes,
stiebt empor den strengen Stein,
dass er überwinde, was
05 ihn noch hindert, hinzufallen,
wie der Steppenreiter jubelnd
ohne Zaum und Zügel fällt
in die Schlacht: wo Bäume, Blumen
diesen hellen Helden schauen,
10 braust er in den Abgrund der,
ob auch dunkel, mehr als Blust,
mehr als Reiz der Blumen lockt,
Fluss, der stürzt vom Himmelsgipfel.
Thron und Gipfel dieser Gärten
jenseits schon dem Untergang
heil am Rand des Weltenbebens
in den Auen mit Gesang,
05 welche dieses Ufer kränzen,
welche dieses Land begrenzen:
ruht in schimmerndem Gezelt
hoch auf steigender Terrasse
Herrin dieser ganzen Welt.
10 Lächelnd sieht sie die Barkasse,
Wimpel hell auf Mast und Rahen,
mit dem Schatz des Ostens nahen:
Was noch blieb von Ninive,
Babylons Eroberungen
15 kommen, wie der pure Schnee
silbern stürzt, Gebirg entrungen,
dass er zeuge und erwarme
in der Ebne blühnde Arme.
Ehrner Schild fällt nicht aufs Haupt uns nieder,
nicht steht Woge fürchterlich uns auf:
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin, aufs Haupt
uns nieder;
und der Fluss, ein Blumenband
schmiegt sich an Bergeslehne.
05 Auf dem Felsen in der Schleife freilich
opfert alter König am Altar[,]
seinen Sohn dem Himmel, dass auf Volkes Häupter
nieder
ehrner Schild nicht falle. Und er opfert
seinen Sohn dem Fluss, dass nicht die Woge
10 stehe wider Volkes Stätten auf. // 01v
Doch der Fluss, ein Blumenband, schmiegt sich an
Bergeslehne.
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin
schon versöhnt auf Volkes Häupter nieder.
Ehrner Schild fällt nicht aufs Haupt uns nieder,
nicht steht Woge fürchterlich uns auf:
Himmel scheint, ein sanfter Baldachin aufs Haupt
uns nieder,
und der Fluss, ein silbernes Geschmeid
05 schmiegt sich an den sichern Felsen, wo der
alte König opfert am Altar
seinen Sohn dem Himmel, dass aufs Haupt
uns nieder
ehrner Schild nicht falle. Und er opfert
seinen Sohn dem Fluss, dass nicht die Woge
10 aufsteh wider sichern Felsen Fuss<,>
dass er bleib ein silbernes Geschmeid,
sicherm Felsen der Himmel scheine
sanfter Baldachin aufs Haupt uns nieder.
Dieses scheidenden Tages
tröstlicher Abschied am Himmel,
wenn nieder blinkt
aus dem brennenden Kreis der Rose
05 hoch in der Kuppel der Vogel
herab in das felsige Tal:
Glanz trägt er noch auf den Flügeln
und bleibt Licht in den Klippen,
wenn ich schon kämpfe allein
10 mit dem Dunkel, das kriecht
aus den Schlüften und mir das gehütete Lämpchen
hämisch verzehrt.
Ob ich auch werfe den Mantel
wider den Feind,
15 immer grösser füllt er die Öde,
dringt in die Glut:
in das Gebet, das ich mühsam,
das ich bebend sende
die Bahn des Vogels zurück, // 01v
20 der jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders
bis zuletzt mich ermuntert:
dort hinauf zu der Rose,
die sich dreht in der Kuppel,
o über dem Abschied des Tags,
25 über der Schlucht mit der flackernden Lampe,
über des Abgrunds Versuchung.
Tröstlicher Abschied
dieses Tages am Himmel,
wenn nieder aus dem brennenden Kreis
der Rose hoch in der Kuppel der Vogel
05 blinkt herab in das felsige Tal:
Glanz trägt er noch auf den Flügeln
und bleibt Licht in den Klippen,
wenn ich streite allein schon
wider das Dunkel, das kriecht
10 aus den Schlüften und mir das gehütete Lämpchen
hämisch verzehrt.
Ob ich auch warf den Mantel
wider den Feind,
immer grösser füllt er die Öde,
15 dringt in die Glut:
in das Gebet, das ich mühsam,
das ich bebend sende
die Bahn des Vogels zurück, // 01v
wenn er jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders,
20 bis zuletzt mich ermuntert:
dort hinauf zu der Rose,
die sich dreht in der Kuppel,
o über dem Abschied des Tags,
über der Schlucht mit der flackernden Lampe,
25 über des Abgrunds Versuchung.
Dieses Tages tröstlicher Abschied, wenn nieder aus dem brennenden Kreis der Rose hoch in der Kuppel der Vogel blinkt herab in das felsige Tal: Glanz noch auf den Flügeln bleibt er, Licht, in den Klippen, wenn ich streite allein wider das Dunkel, das aus den Schlüften kriecht und mir das gehütete Lämpchen hämisch verzehrt. Ob ich auch warf den Mantel wider den Feind, immer grösser füllt er die Öde, dringt in die Glut, in das Gebet, das ich mühsam, das ich bebend sende die Bahn des Vogels zurück, // 02v wenn er jetzt neben mir, leise sprühnden Gefieders, bis zuletzt mich ermuntert: dort hinauf in die brennende Wölbung über dem Abschied des Tags, über die Schlucht mit der flackernden Lampe, über des Abgrunds Versuchung.
Unter der Jagd der Wolken brenn ich in den Felsen und zerreisse mein Kleid, dass mich nichts scheide von den Fluten des Himmels. Erst aber wenn in den Spalten der Wolken der Glanz erlischt und der dunkle Vogel, obgleich mit leise sprühenden Federn, ermunternd herabkommt, bricht die Blume silbern auf und streut den Samen auf meinen bereiten Acker: wie’s in mir wächst und wie mich der Vogel lockt, die Schwingen bewegend und, aufwärts zeigt mit dem Haupt, wie sich mir, dem Staunenden, da die Schmetterlingsflügel entfalten: ohne Schwere heb ich mich auf und wandle durch die Stille tönende Nacht, von den Wächtern der Sterne // 01v überallher mit Hochruf begrüsst, damit ich in der höchsten Blume süssem Abgrund trinke den Honig.
Der du wie der ehrne Schild
reinigend herniederfällst,
Himmel, schone dieses Bild:
schone diese Sommerflur.
05 Der du wie der Drache wild
reinigend empor dich reckst,
Woge, schone dieses Bild,
schon’ der erntereifen Flur:
wenn der König am Altar
10 Sohnes schuldlos Blut vergiesst,
wird euch schrecklich offenbar,
dass sein Tod euch Leben gibt.
Der du wie der ehrne Schild
reinigend herniederfällst,
15 nur aus dem vergossnen Blut,
Himmel, deine Macht erhältst.
Der du wie der Drache wild
reinigend empor dich reckst,
nur aus dem vergossnen Blut,
20 Woge, Todes Zähne bleckst. // 01v
Himmel, Woge, schont dies Bild,
schont des Sommers Ernteflur.
Blut, das reinigt, stimme mild
Toddämonen der Natur.
Jetzt umfängt mich
der Muschel tönende Höhlung,
tönend die Stille, die
steigt an goldenen Sprossen aufwärts und nieder,
05 Engel in immer klarerer Ordnung
tanzen die Wand, Überraschung,
des Raums, bei näherem Zusehn.
Diese lebendige, lose, beflügelte, singende Wand,
wie doch fasst sie mich in ihr Steigen,
10 enthebt mich dorthin auf neue Wiesen der Kindheit:
Vertrautheit ganz mit Hummeln und Gras,
ungetrennt von dem Himmel,
argloses Herz und in der Stunde der Engel
geöffnetes Antlitz.
Der Muschel tönende Höhlung
umfängt mich,
tönend die Stille,
die steigt an goldenen Sprossen
05 aufwärts und nieder:
Diese lebendige, lose
beflügelte, singende Wand,
Engel in immer klarerer Ordnung,
tanzen den Raum Überraschung, :
10 sieh, er fasst mich ins Steigen,
hebt mich, hebt mich dorthin
auf neue Wiesen der Kindheit,
in Vertrautheit mit Bienen und Gras,
ungetrennt von den Himmeln,
15 argloses Herz und zur Stunde
Gottes geöffnetes Antlitz.
Hier umfängt mich der Muschel
innere Wölbung, runde, tönende Höhlung,
tönend die Stille, die ewig
gleich auf steigt und nieder auf goldenen Stufen:
05 Engel in immer klarerer Ordnung
tanzen die Wand, Überraschung,
des Raums bei näherem Zusehn.
Diese lebendige, lose, beflügelte, singende Mauer,
unendlich steigend,
10 wie doch fasst sie mich in ihr Steigen,
erhebt mich dorthin auf neue Wiesen der Kindheit:
Vertrautheit ganz mit Bienen und Gras,
ungetrennt von dem Himmel,
argloses Herz und in der Stunde Gottes
15 geöffnetes Antlitz.
Was bedarf ich noch, um niederschwebend zu sehen
Denkmale heiliger Stadt und unversiegliche Brunnen
dieses Fluges hinweg und der Gefahr der Entrückung?
Alles ist hier, wenn ich nur die Wirrnis durchwandre,
05 löst sich alles in Licht,
herab von erhöhten Orten, Keller und Gossen bespülend:
hier ja gibt es nicht Niedres,
stets nur bleibt es ein Anschein,
verwirrend dämmriges Auge.
10 Nur wer schaut, den ereilt im Chor der ewigen Jungfrau
leuchtenden Bildnisses Macht, das zeugt vom
himmlischen Throne:
ihn nur zwingt die Treppe,
hinab zur Strasse, genannt nach Vier Brunnen,
dass er sich der Engel erinnre und ihres Tanzes,
15 wie sie schon Jakob gesehn,
auf ähnlichen, auf verklärteren Stufen.
Was noch bedarf ich dieses Fluges hinweg,
aller Gefahr der Entrückung: zu schauen
Denkmale heiliger Stadt.
Wenn ich nur die Wirrnis durchwandre,
05 löst sich alles ins Licht, das herab von den Kuppeln
Gossen und Keller bespült.
Das Niedre ist nur ein Anschein,
wirrt das dämmernde Auge:
Schauenden fasst im Chor der ewigen Jungfrau
10 Bildnisses Macht, vom himmlischen Thron.
Ihn zwingt die Treppe hinab
zur Strasse, genannt nach Vier Brunnen,
dass er der Engel gedenkt und ihres Tanzes,
den schon Jakob gesehn,
15 auf ähnlichen, auf verklärteren Stufen.
Was noch bedarf ich,
dieses Fluges hinweg,
aller Gefahr der Entrückung: zu schauen
Denkmale heiliger Stadt.
05 Wenn ich nur die Wirrnis durchwandre,
löst sich alles in Licht,
das herab von den Kuppeln
Gossen und Keller bespült:
dies Niedre ist nur ein Anschein,
10 wirrt das dämmernde Auge:
Schauenden drängt aus der Apsis
der Jungfrau hochleuchtende Macht,
drängt mich, Flüchtling, die Treppe hinab
zur Strasse, genannt nach Vier Brunnen,
15 dass mir Engel genügen,
Gedächtnis des Tanzes,
den schon Väter gesehn
auf ähnlichen, auf verklärteren Stufen.
Wölkt den Himmel leichter Schleier,
weiss ich, dieser Herbst ist schön,
matten Schein im grünen Weiher
weckt ins Blinken jäh der Föhn.
05 Rote Astern, letztes Bluten
reichen Jahrs, das nun verging,
reissen dreiste Silberfluten
nach ertrunknen Wäldern hin.
Kahle Welt will nicht verraten
10 Trauer, weil sie Schmuck verlor,
zeigt ihr doch, das Sommer baten,
Winter dort Geschmeide vor:
Spendet schon den kalten Nächten
seiner Sterne Zaubersprühn,
15 eint aus sandverwehten Schächten
Flammen dem Gewölbeglühn.
Wölkt den Himmel leichter Schleier,
weiss ich, dieser Herbst ist schön,
matten Schein im grünen Weiher
weckt ins Blinken jäh der Föhn.
05 Rote Astern, letztes Bluten,
das ein Jahr zum Dank empfing,
reissen dreiste Silberfluten
nach ertrunknen Wäldern hin.
Kahle Welt will nicht verraten
10 Trauer, weil sie Schmuck verlor,
zeigt ihr doch, das Sommer baten,
Winter dort Geschmeide vor:
Spendet schon den kalten Nächten
seiner Sterne Zaubersprühn,
15 eint aus sandverwehten Schächten
Flammen dem Gewölbeglühn.
O Betrübnis ist die dunkle Delle,
wohin Tag und Stunde fliesst,
seit ich treibe mit der grauen Welle,
und der Himmel seine Schauer giesst,
05 wenn zerrinnen Felsen in das Feuchte,
Trümmer der Gebirge alter Zeit,
quält mich Frage, welchen Sturm es bräuchte,
welches Dämons wilde Herrlichkeit
Trübsal dieses Winters wegzufegen,
10 dass ich fände trocknen Uferpfad,
Wachstums Kraft im kahlen Strunk zu regen
hoch zum Schirm vors Sommersonnenrad.
Dieser Schrein birgt süssen Duft,
den die Winde herbewegen,
Perserlandes Balsamluft,
Huldigung, sie Dir zu legen
05 webend um den frischen Kranz.
Seine Farbe trägt der Schrein:
lorbeerfarben muss er sein.
Kleiner Gabe grössrer Glanz
sei dir Freundschaft, neu beglückte,
10 als Apollons Zweig sie schmückte.
Fällt die Hülle vor dem Saal
vor dem herrlich vorgestellten Mahl
müssen jene scheiden
finstre Geister diese Stätte meiden:
05 Die sich abgewandt vom Licht
Mondlicht rinnt, wachsende Klarheit
gen Mitternacht, und am klarsten im Forst,
wo es nur einfällt hier am einzigen Weiher,
und wo die Rose blüht um diese Stunde,
05 Nachtblume, die Tag macht im nächtlichen
Forst, wenn der Mond niederrinnt,
blüht die geistige auf silbern am Wasser im
Forst, heller als jedes Gestirn und Tag in
der Nacht.
Monde sind es, Jahre und Äonen,
dass wir uns in dem ersten Garten trafen;
will nur Tücke unsre Sehnsucht lohnen,
dass wir, andre heut, uns wieder trafen?
05 Wüsten sind nun ringsum, Schluchten, Klippen.
Sonne birgt sich hinter Wolken streng.
Fremd sind Deine damals süssen Lippen:
Liebende als Kinder trennt uns Wissen streng.
An der Steilung geh ich mit Dir hin,
10 dieses Tages schwülen Himmel tragend:
bricht aus Deinen Augen neuer Sinn,
Wanderung zurück in jenen ersten Garten wagend?