Synopse

(3)
Montag, 28 Mai 1951    (    )

Und der Engel fällt wie eine …*

Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
von dem Purpur in Smaragd 
so doch glänzt die grüne Woge, 
05 wo in Zelten auf dem Floss 
schlief der König. 
Dem Erwachten schlägt die grosse 
blutige Fahne hell ins Auge, 
dann erkennt er neben sich 
10 diesen schönen, ganz erbrochnen Blumenkelch, 
weisend ihm das neue Zeichen 
übern Drachen, der auf den Fluten // 072 
schon heranschwimmt Sieg verheissend: 
oben von dem Goldgebälke 
15 giessen weisse Engelrecken 
aus die Kelche Todesblutes 
auf den Drachen, 
den die schwarzen Wirbelschlünde 
jäh verschlingen, 
20 wenn die Blume neben Königs Lager 
Wogen Dufts verschwendend sinkt. 
Öffnet jetzt die Stadt den Hafen, 
wenn er einzieht als der Sieger, 
längst erwartet, 
25 längst erbangt 
und die Krone aufsetzt // 073 
in der Pfalz auf der Estrade, 
wo das Volk ihn sieht und huldigt 
unterm güldnen Baldachin.

In: Notizbuch 1950-51
Dienstag, 29 Mai 1951    (    )

Und der Engel fällt …* (A)

Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd: 
so doch glänzt die grüne Woge, 
05 wo in Zelten auf dem Floss 
schläft der König. Dem Erwachten 
schlägt die grosse rote Fahne 
hell die Seele, und er sieht 
diesen schönen Boten der ihm 
10 weist das neue Zeichen überm 
Drachen, der heranschwimmt, schwarze 
Flügel spreitend. Oben von dem 
Goldgebälke giessen weisse 
Engelrecken aus die Kelche 
15 Todesblutes auf den Drachen, 
den die Schlünde jäh verschlingen. 
Einzieht jetzt der neue König // 02
in den endlich offnen Hafen, 
in die aufgebrochne Stadt, 
20 setzt sich hoch auf der Estrade 
vor der Pfalz die Krone auf, 
wo das Volk ihm jubelnd huldigt 
unterm güldnen Baldachin. 
Und der Engel schwindet, wie die 
25 Blume Wogen Dufts verschwendend, 
in den Purpur aus Smaragd.

In: Manuskripte 1951
Mittwoch, 30 Mai 1951    (    )

Und der Engel fällt …* (B)

Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
aus dem Purpur in Smaragd: 
also glänzt die grüne Woge, 
05 wo in Zelten auf dem Floss 
schläft der König. Dem Erwachten 
flammt der rote Baldachin 
in die Seele, und er sieht 
diesen schönen Boten, der ihm 
10 weist den Drachen, der heranschwimmt, 
schwarze Flügel spreitend. Aber 
von dem Goldgebälke giessen 
Engelrecken aus die Kelche 
Todesblutes auf den Drachen, 
15 den die Schlünde jäh verschlingen. 
Einzieht jetzt der Sieger-König 
in den endlich offnen Hafen // 04
in die aufgebrochne Stadt, 
setzt sich hoch auf der Estrade 
20 vor der Pfalz die Krone auf, 
wo das Volk ihm jubelnd huldigt 
unterm güldenen Gezelt. 
Als der Engel schwindet, wie die 
Blume Wogen Dufts verschwendend 
25 in den Purpur aus Smaragd.

In: Manuskripte 1951
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