Synopse

(3)
Freitag, 23 März 1951    (    )

Wie die Segel finden am Abend hinein …*

Wie die Segel finden am Abend hinein
über die goldgrüne Tiefe, steht auf
den Stufen der blinde
Greis, von den Dienern gestützt, 
und empfängt die Ochsen, weisse,
mit Kränzen geschmückt, 
zur Sühne bestimmt, 
– Sie kommen über die knarrenden 
Bretter aufs Land –
05 empfängt die Schätze, Dreifuss 
und die Amphoren 
voll Öl, süss duftendem. 
Doch den Kuss der Tochter, die 
Tränen, die die wiedergegebene
weint an seiner Wange, 
nimmer erträgt ers und sinkt // 063 
nieder, wie der Baum, der die Früchte 
seines geduldigen Sommers 
jetzt, da der Herbst ihn lohnte, 
nimmer erträgt.
10 Starr wie Schilder sind 
die Segel, da sie wieder entschwinden,
wie eine Schlachtreihe, die 
fechtend zurückweicht. 
Hilflos steht das befreite Mädchen, 
erschreckt unter all den Gaben: 
wer soll sie jetzt opfern?
15  Bald aber tröstet die Nacht, 
die die Toten nicht 
weckt, aber einhüllt, dass sie wie 
die Schlafenden sind.

In: Notizbuch 1950-51
Samstag, 24 März 1951    (    )

Wie die Segel finden am Abend herein …* (A)

Wie die Segel finden am Abend herein über die goldgrüne Tiefe,
steht auf den Stufen der blinde Greis, von den Dienern gestützt, 
und empfängt die Ochsen, weisse, mit Kränzen geschmückt, 
zur Sühne bestimmt. 
– Sie kommen über die knarrenden Bretter aufs Land – 
05 empfängt die Schätze, Dreifuss und die Amphora voll Öl, 
das süss duftet. 
Doch den Kuss der Tochter, die Tränen, die die wiedergegebene 
weint an seiner Wange, 
nimmer erträgt ers und sinkt nieder wie der Baum, der die 
Früchte 
seines geduldigen Sommers jetzt, da der Herbst ihn lohnte, 
nimmer erträgt. // 02
Hilflos stünde das Mädchen vor den wie Schilde starrenden 
Segeln, die nach dem Offnen langsam entschwinden 
10 wie die Schlachtreihe, die sich fechtend zurückzieht, 
erschreckt unter all den wie Kriegesbeute ausgebreiteten 
Gaben; 
käme nicht tröstend die Nacht, die die Toten nicht weckt, 
aber einhüllt und den Schlafenden gleichmacht.

In: Manuskripte 1951
Sonntag, 25 März 1951    (    )

Wie die Segel finden am Abend herein …* (B)

Wie die Segel finden am Abend herein über die goldgrüne Tiefe, 
steht auf den Stufen der blinde Greis, von den Dienern gestützt, 
und empfängt die Ochsen, weisse, mit Kränzen geschmückte, 
zur Sühne bestimmte 
– sie kommen schwer über die knarrenden Bretter ans Land – 
05 empfängt die Schätze, Dreifuss und die Amfora voll Öl, 
das süss duftet. 
Doch den Kuss der Tochter und die Tränen, welche die 
wiedergegebene weint an seiner Wange, 
nimmer erträgt er sie und sinkt nieder wie der Baum, der die 
Früchte 
seines geduldigen Sommers jetzt, wo der Herbst ihm lohnte, 
nimmer erträgt. 
Hilflos stünde das Mädchen, irr unter all den wie Kriegesbeute 
ausgebreiteten Gaben: 
10 käme nicht tröstend die Nacht, die die Toten nicht weckt, 
aber einhüllt und den Schlafenden gleichmacht // 04
auf die wie Schilde starrenden Segel, die nach der See zu 
mählich über die schwarze Tiefe entschwinden 
wie die Schlachtreihe, die, wenn es dunkelt, sich fechtend 
zurückzieht.

In: Manuskripte 1951
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