Verstreutes
Inhalt: Unselbständig publizierte Gedichte und Gedichtgruppen (Verstreutes)
Textträger: Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und andere Sammelwerke
Verzeichnet sind die von Raeber in Zeitschriften, Zeitungen und Sammelwerken veröffentlichten Texte (Verstreutes). Ausgeschlossen sind bloße Nachdrucke, die auf selbständigen Publikationen basieren.
Rot hervorgehoben sind die Letztfassungen von Gedichten.
Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536 (3-teiliger Zyklus)
- Mendrisiotto 1-3
Wort und Tat. Internationale Monatsschrift 3, Oktober 1946, S. 129 (1 Gedicht)
- Tag und Nacht
Die Tat, Nr. 197, 22. 7. 1950, S. 5 (2 Gedichte)
(dazu Brief von Max Rychner, 18.7.1950)
- Willst du ganz enthüllen jener Gottheit …*
- Du näherst dich
Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Dez. 1950, Heft 1, S. 12-14 (3 Gedichte: Drei Gedichte von Kuno Räber)
- Engel des Lichts
- Was ist im trüben Moor das Reinere
- Wo denn anders ist dieser Strauch
Die Tat, Nr. 188, 14.7.1951, S. 13 (3 Gedichte)
Exemplar mit Widmung: Meiner lieben Mutter / Kuno / 18. 8.51
(dazu Brief von Max Rychner, 3.7.1951)
- Eine schwere Dolde lässt
- Wäre dieser Strom doch schon erhoben
- Nimmer fand ich die Rose
Neue Zürcher Nachrichten, Nr. 27, 1.2.1951, 3. Blatt, S. 8 (1 Gedicht)
- Das Schutzbild
Konturen. Blätter für junge Dichtung 2, Sept. 1953, S. 15-16 (3 Gedichte), hrsg. von Hans Bender
- Der Gang
- Die Jagd
- Der Pfau
Akzente (1954), Heft 2 (April), S. 177-179 (7 Gedichte: Der Gang)
- Der Pfau
- Der Baum
- Der Trauerbaum
- Die verwandelten Schiffe
- Der Gang
- Der Schläfer
- Der Entrückte
Hortulus. Illustrierte Zweimonatsschrift für neue Dichtung 4 (1954), Heft 1 (März), S. 16 (1 Gedicht)
(dazu Brief von Hans Rudolf Hilty, 25.3.1954)
- Auf der Insel gehn die gestrandeten Schiffer
Hortulus 4 (1954), Heft 3 (Sept.), S. 54-57 (9 Gedichte: Etüden);
Separatdruck mit Widmung (Schachtel 93): Avec les salutations les plus cordiales / K.R.
- Die Entführung
- Die Harfe
- Der Trunk
- Die Oase
- Der süße Quell
- Ankunft in der Oase
- Auf der Schaukel
- Das Haupt unterm Linnen
- Der Spiegel
Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Einsiedeln, Sept. 1954, Heft 4, S. 8-9 (2 Gedichte; Autorname: Kuno Räber)
- An den toten Sänger
- Votivbild
Hortulus 5 (1955), Heft 2 (Juni), S. 42 (1 Gedicht)
- Beim Anzünden der Zigarette
Merkur. Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken. Begründet von Joachim Moras und Hans Paeschke. Nr. 87 (1955), S. 449-451 (4 Gedichte)
(dazu Brief von Hans Paeschke, 30.12.1954; Absagen der Redaktion hatte Raeber zuvor am 18.5.1950, am 8.11.1950 und am 2.9.1951 erhalten)
- Abend
- Die drei Kammern
- Lied aus der Wiege
- Die heilige Katharina
Jahresring 1956/57. Ein Querschnitt durch die deutsche Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1956, S. 214-216 (3 Gedichte)
Biographische Angaben:
[…] studierte Geschichte, Literatur, Philosophie in Zürich, Genf, Paris und Basel, wo er 1950 mit einer Arbeit über die Geschichtsbibel Sebastian Francks promovierte. Später ein Jahr Direktor der Schweizer Schule in Rom. 1952 Assistent am Leibniz-Kolleg in Tübingen. Seit 1955 als stellvertretender Protektor im Europa-Kolleg in Hamburg. – „Gesicht im Mittag“, 1950. – Zahlreiche Gedichtveröffentlichungen in Zeitungen und Zeitschriften, vor allem in „Die Tat“, „Konturen“, „Merkur", „Akzente“, „Matière“, „Schweizer Rundschau“, „Hortulus“und „Wort und Tat“. (S. 390)
- Tag und Nacht
- Die Sirenen
- Römische Reklamen
Merkur, Nr. 102 (1956), Heft 8 (August), S. 761-763 (4 Gedichte)
- Karussell
- Der Fudschijama
- Der tote Vogel
- Am Flußhafen
Hortulus 6 (1956), Heft 2 (Juni), S. 51 (1 Gedicht)
- Das inwendige Licht
Hortulus 6 (1956), Heft 4, (Dezember) S. 110-111 (1 Gedicht)
- Die Wespen
Transit. Lyrikbuch der Jahrhundertmitte. 1956. Hrsg. mit Randnotizen von Walter Höllerer. Frankfurt a.M.. Suhrkamp 1956, S. 17, 205-206, 271 (3 Gedichte, je thematisch zugeordnet)
- Der Gang
- Am Flußhafen
- Der Pfau
Hortulus 7 (1957), Heft 1 (Juni), S. 37 (1 Gedicht)
- Der Mund (Sacro Bosco in Bomarzo)
Hortulus 7 (1957), Heft 6 (Dezember), S. 179 (1 szenischer Text)
Die Spinne im Busch (Zwischenspiel aus dem Stück «Der Opernabend»)
ensemble. Ein Schweizer Beitrag zur zeitgenössischen Lyrik. Bd. 1. Hrsg. von Peter Lehner. Bern: Benteli 1958, S. 58-65 (7 Gedichte, 3 davon Nachdrucke aus Die verwandelten Schiffe und Gedichte)
- Flüsse, Bäume, Winde
- Der Schacht
- (Der Optiker und der Klavierschüler)
- (Pause)
- Vita contemplativa
- Im Zimmer
- (Die Wespen)
Lyrik unserer Zeit. Hrsg. von Horst Wolff. Dortmund: Städtische Volksbüchereien 1958.
- Im Zimmer
Süddeutsche Zeitung, Nr. 112, 10./11. 5. 1958 (1 Gedicht)
- Der Fischteich
Die Zeit, 22.5.1958, S. ¿
- Es gibt dich also
Die Zeit, Nr. 22, 29.5.1958, S. 5 (1 Gedicht)
- Der heilige Sebastian von Peter Paul Rubens
Neue Zürcher Zeitung, 1.6.1958, Bl. 6 (2 Gedichte)
- Peter Paul Rubens: Der heilige Sebastian
- Die Engelsburg: Kaiser Hadrian spricht
Hortulus 8 (1958), Heft 3 (Juni), S 94 (1 Gedicht)
- Requiem für N.N.
Hortulus 8 (1958), Heft 5 (Oktober), S 157 (1 Gedicht)
Giorgio Orelli. Andante für Egeria (Übersetzung)
Jahresring 1958/59. Ein Querschnitt durch die deutsche Literatur und Kunst der Gegenwart. Stuttgart 1958, S. 206-207 (2 Gedichte)
- Die Sibylle
- Der Fisch und der versunkene Poseidon
Hortulus 9 (1959), Heft 2 (April), S. 44 (1 Gedicht)
- Windmühlen II
Merkur, Nr. 133 (1959), Heft 3 (März), S. 231-233 (3 Gedichte)
- Das Einhorn
- Quasi morto
- Die Staubwolke
Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 65, 7.3.1959, Blatt 11 (3 Gedichte)
Literatur und Kunst / Junge Autoren an der Arbeit (zusammen mit Hans Magnus Enzensberger, Rainer Brambach, Walter Gross)
- Metamorphose der Löwen
- Windmühlen
- Neapel: Pizzofalcone
Neue Deutsche Hefte. Hrsg. von Joachim Günther und Rudolf Hartung. Heft 63, Okt. 1959, S. 587-591 (9 Zyklen-Gedichte)
- Miracula St. Marci I-IX
Süddeutsche Zeitung, Nr. 68, 19./20.3.1960 (1 Gedicht)
- Die Münze
Hortulus 10 (1960), Heft 2 (April), S. 52 (2 Gedichte)
- Die Gosse
- Fallschirmspringer
blätter + bilder. Eine Zeitschrift für Dichtung, Musik und Malerei, hrsg. von Horst Bienek und Hans Platschek, 1961, Heft 12 (Jan./Febr.), S. 72-73 (Drei Gedichte)
1 Exemplar mit Tintenkorrekturen (vgl. Raeber an Horst Bienek, 20.3.1961)
- Das Ohr des Dionysos
- Ginster
- Pantheon
Neue Zürcher Zeitung, 9.7.1961, Blatt 6, Sonntagsausgabe Nr. 2591 (4 Gedichte)
Literatur und Kunst / Schweizer Autoren
- Flug
- Einsamer
- Der Spiegel
- Seestück
Das Schönste 7 (1961), Nr. 8 (August). München: Kindler und Schiermeyer Verlag. S. 53 (2 Gedichte)
- Vogel
- November
Süddeutsche Zeitung, 15.6.1963 (2 Gedicht-Nachdrucke)
Darunter: Aus dem soeben im Claassen-Verlag, Hamburg, erschienenen Gedichtband "Flußufer".
- Flucht
- Halkyonische Tage
Lyrik aus dieser Zeit 2 (1963/64). Hrsg. von Kurt Leonhard und Karl Schwedhelm. München/Eßlingen: Bechtle Verlag, S. 57 (1 Gedicht)
- Türe
Süddeutsche Zeitung, Nr. 266, 6./7.11.1965 (1 Gedicht)
- Tausendundeine Nacht: Wüste
Merkur, Nr. 219 (1966), Heft 6 (Juni), S. 549-550 (5 Gedichte)
- Der Ton
- Die Kugel
- See
- Einsicht
- Wenn du mit entfalteten Flügeln
Lyrik aus dieser Zeit 3 (1965/66). Hrsg. von Wolfgang Weyrauch und Johannes Poethen. München/Esslingen: Bechtle Verlag, S. 70 (2 Gedichte)
- Nachmittag am Meer
- An der Tür
- Keller
Süddeutsche Zeitung, Nr. 49, 26./27.2.1966 (4 Gedichte)
- Bei genauerem Hinschaun I-II
Neue Zürcher Zeitung, Fernausgabe Nr. 63 Blatt 21 (Literatur und Kunst), 5.3.1966 (5 Gedichte)
Lyrikseite: Schweizer Autoren (Beat Brechbühl, Hand Rudolf Hilty, Kuno Raeber, Urban Gwerder, Manfred Gsteiger, Heide Keller, Gerhard Meier, Kurt Frey), mit Einleitung
- HASENGEDICHTE I-V
Panorama moderner Lyrik deutschsprechender Länder. Gütersloh 1966, S. 416
Antoinette Vischer. Dokumente zu einem Leben für das Cembalo zusammengestellt von Ule Troxler hrsg. von Markus Kutter. Basel: Birkhäuser Verlag 1976, S. 178
- Hasengedichte IX
Zürcher Festival der Poesie, 22. Sept. 1979 in der Roten Fabrik, Programmheft, S. 14 (3 Gedichte)
- Glück
- Täuschungen
- Wirf dich hinab
Luzerner Neuste Nachrichten, Nr. 295, 21.12.1979, S. 25 (9 Gedichte)
Diese Gedichte sind eine Auswahl bisher unveröffentlichter Arbeiten des in München lebenden Luzerner Schriftstellers Kuno Raeber (geboren 1922). Der Autor ist einer der drei Stipendiaten, denen Mitte Dezember von der Luzerner Literaturförderung 12 000 Franken für ein Werkjahr zugesprochen wurde.
- Untergetaucht
- Sommer und Winter
- Gefunden verloren
- Wohnungen
- Stillung
- Unverändert Verändert
- Rose
- Hinab
- Denkmal
orte. Schweizer Literaturzeitschrift, H. 27, Dez. 1979/Jan. 1980 (1 Gedicht)
- Wären nicht …
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 57, 8.9./3.1980 (7 Gedichte)
Beigabe zu dem längeren Artikel Mythen als Seelenbilder / Begegnung mit Kuno Raeber. Anmerkung: Aus dem Manuskript des Gedichtbandes «Reduktionen»
- Täuschungen
- Lauschen
- Grotten
- Schleusen
- Baum
- Sommer
- Worte
Süddeutsche Zeitung, Nr. 265, 15./16.11.1980 (2 Gedichte)
Die Gedichte von Kuno Raeber erscheinen im Frühjahr nächsten Jahres in Rogners Edition bei Ullstein unter dem Titel «Reduktionen»
- Drüben
- Aufgerissen
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 128, 4./5.6.1983 (11 Gedichte)
(2 Seiten, mit Foto, vorweg zu Raebers Abgewandt Zugewandt 1985, mit Essay Das schweizerische Sprachdilemma)
Kommentarspalte:
Schrift-Mundart?
m.v. Der Schriftsteller Kuno Raeber hat sich seit seiner Mittelschulzeit in Luzern intensiv mit dem Verhältnis und den Wechselwirkungen von Hochsprache und Dialekt auseinandergesetzt. Da er seit 1958 in München wohnhaft ist, hat er wohl bewusster als die hier ansässigen Schweizer wahrgenommen, wie sehr sich der Gebrauch der beiden Idiome in den letzten Jahrzehnten gewandelt hat. Raebers Beobachtungen münden in die These, dass der Dialekt in der Schweiz nahe daran sei, selber Hochsprache zu werden, und dass auch der nächste Schritt, nämlich die Annahme des Alemannischen als Hoch- und Schriftsprache, unmittelbar bevorstehe. Diese Entwicklung, die freilich mit seinem eigenen Kulturverständnis unvereinbar ist und vor deren Folgen er mit allem Nachdruck warnt, hat Raeber in einem Essay analysiert, den wir hier in gekürzter Form veröffentlichen […].
Parallel zu diesem Essay und zu hochdeutschen Gedichten hat Kuno Raeber in den letzten zwei Jahren auch Lyrik in Luzerner Alemannisch geschrieben, um auszuprobieren, ob und wieweit der Dialekt ihm selbst als künstlerisches Ausdrucksmittel dienen könnte. Der Essay und die Gedichte, von denen wir hier einige vorstellen, sollen zusammen in einem Buch mit dem Titel «Abgewandt Zugewandt» erscheinen. Die Entscheidung für oder gegen die Einführung der Mundart als Sprache der öffentlichen Kommunikation und der Literatur wird nach Raeber allerdings eine politische sein.
- Escorial
- Escorial
- Meerkrebs
- De Chräbs
- New York
- De Alexius am Empire State
- Aber hinaus
- Vorsi
- Die Kugel
- Alles hinab
- Abgewandt Zugewandt
Luzerner Neu(e)ste Nachrichten, Nr. 169, 23.7.1983 (7 Gedichte)
(Beibehaltung des in den Typoskripten verwendeten ïe, allerdings mit Trema auf dem e)
Begleittext:
Kubo Raeber: Dialekt-Gedichte
Bü. Die hier abgedruckten Gedichte stammen vom 1922 in Luzern geborenen Schriftsteller Kuno Raeber (Bild), der seit 1958 in München lebt. Raeber, der 1950 in Basel promoviert hat, veröffentlichte bisher mehrere Romane und Gedichtbände. Für seinen letzten Roman, « Das Ei» , war er 1979 von der Luzerner Literaturförderung mit einem Werkjahr ausgezeichnet worden.
Raeber hat in den letzten zwei Jahren viele Gedichte in Luzerner Alemannisch geschrieben; daneben entstand Lyrik in hochdeutscher Sprache. Sie sollen im Herbst in einem Buch mit dem Titel «Abgewandt Zugewandt» erscheinen, der auch einen Essay Raebers über das Schweizer Sprachdilemma Hochdeutsch-Mundart enthält. Raeber glaubt, dass das Alemannische, der Dialekt, «in der Schweiz nahe daran» ist, «selber zur Hochsprache zu werden», dass die Balance zwischen beiden Idiomen nicht mehr existiert.
Der «Auslandschweizer» Raeber warnt vor der Eingleisigkeit: «Der heutige Schweizer erlebt sein Land als einen geschlossenen, von seiner nächsten Umgebung durch eine zwar unsichtbare, aber desto schärfere Linie abgetrennten Raum. Stuttgart liegt ihm ferner als New York» .
- Schwöre
- Schlöttli ond Gschtältli
- Fredetal
- Neu York I / II / IV
- De Schoppe
Tages-Anzeiger, 21.10.1983, S. 27 (5 Gedichte)
Unter dem Titel «Abgewandt Zugewandt» soll demnächst ein Gedichtband des Luzerners Kuno Raeber erscheinen: Raeber lebt seit 1958 in München. Die Gedichte, von denen wir hier einen Eindruck vermitteln wollen, sind zweisprachig: Hochdeutsch und Luzerner Alemannisch. Mit dem Spannungsfeld zwischen Mundart und sogenannter Schriftsprache befasst sich Raeber seit längerer Zeit: davon zeugt auch das Nachwort des Gedichtbandes «Über das schweizerische Sprachdilemma».
- Gfrörni
- Kennst Du nicht?
- Lichtung
- De Chöbel
- S Libli
Neue Zürcher Zeitung, Nr. 291, 14./15.12.1991, S. 27 (4 Gedicht-Nachdrucke aus Reduktionen)
Im Hinblick auf die Zusprechung des Luzerner Kunstpreises am 15.12.1991
→ Umfangreiche Zusammenstellung von verstreuten Texten in D-3-a-01/a-t (Schachtel 92)
Soll ich nicht der lobende Worte
Fülle verschwenden
an diese Glocken,
die aus bedachtsam
05 kreisenden Rädern
hängen dem Nachtwind
ein ihre Töne,
dass ein jeder
leuchte für sich
10 neben den Sternen?
Nicht zum Reigen gefügt
quellen sie los aus dem Turm.
Nein, wie das Kind aus dem Schoss, wie
Tränen aus trauerndem Herzen
15 perlen sie einzeln,
schwer und vollendet,
ohne dass einer wüsste,
wie sie gewachsen.
Ja, ihr fielet, klingende Tränen,
20 in meine wache,
friedlose Nacht.
Und mit den irrenden Winden
kamt ihr zu mir, da ich stand
am Gemäuer des Weinbergs
25 mitten im Winter.
Zu mir, dem Trauernden, her
fandet ihr,
wie zu den Hügeln dort, die
tragen auf kahlen Gipfeln
30 verfallne Kapellen.
Aber es bleibt noch Gestrüpp,
wucherndes wild,
und noch Bäume gereckt
in dieses Januars, des sommergleichen,
35 unbegreiflichen Himmel.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Werke / Chronos: Bd.7, 37-38
Auch du, Clivio, harrtest und beugtest dich duldend,
als dir kahl ward das Land, das
stets dich schmückt' als Geschmeide
und im duftenden Kranz
05 dir deine Hochzeit umprangte.
Duldend ertrugst du die Öde,
immer gehorsam gebreitet über die Hänge am Bach.
Aber dass dir nicht mangle vom neuen Tage die Botschaft,
hobst du nicht darum die Türme
10 hoch zum schweigenden Himmel?
Hobst du nicht darum sie auf,
dass sie hinaus vom Rade schleudern sollten die Töne,
wie einst Noah den Tauben am Fenster der Arche
löste die Fesseln der Füsse,
15 dass sie suchten trockenes Land und eine grünende Insel?
Siehe, schon fanden sie dort zum Rasten den Hügel
und der Eichen blattlose Kronen gesponnen ins Silber des Himmels.
Wer wollte Segen dir weigern und wer dir weigern Lobpreisung,
magdliches Clivio, dir? Denn nicht vergebens
20 drehte sich langsam das Rad im Gehäuse des Turmes,
säend die Klänge hinaus, die strenge gestuften,
über den trauernden Weinberg und den versiegenden Bach.
Stille steht es jetzt, es stocken die Töne,
schweigend ruhst du im Lichte,
25 da dir der Bräutigam kommt.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Zeitschrift: Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Werke / Chronos: Bd.7, 038
Gibt es denn Winter, mein Herz, die, wenn kahl auch,
glühen wie Sommer und, blumenlos, duften wie Rosen?
Warum liebe ich die trüglich erbrochene Landschaft,
ob sie vom Juli auch zehrt und von den Gluten des Augusts?
05 Singen will jetzt mein Herz dem blutigen Ringe,
wie ihn der Abend entflammt,
ziehend zum Zenit empor des Himmels glasblau Gewölbe.
Und wie dunkle Gebärden des Flehns und der ständigen Bitte
brechen Zypressen hinauf,
10 schwarz durch den feurigen Saum.
Wagst du es noch, mich zu lieben, da über die feurige Flut
immer dunkelt mein Trotz,
querhin gestreckt?
Aufwühlt vergebens der Wind die kreissende Erde,
15 und nur ein Totes aus mir
bricht in den fiebernden Winter.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Details: V. 14 Variante: kreissende] kreisende (Typoskript)
- Zeitschrift: Schweizer Rundschau; Monatsschrift für Geistesleben und Kultur, 1944/45, Heft 8, November 1944, S. 534-536
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Zyklus: ja
- Werke / Chronos: Bd.7, 039
Manchmal gedenken wir Lauten
mittags des stilleren Mondes,
der nicht in Flammen uns wärmt,
dennoch die Nächte erhellt.
05 Manchmal, ob auch wir nicht wollen,
steht inmitten des Herzens
aufrecht und dunkel die Pappel,
auf ihrem Wipfel der Mond,
ruhend vom einsamen Gang
10 durch die sternblühende Nacht.
Nacht rührt oft uns die Seele,
oft uns Lärmenden noch:
war sie nicht Schossraum des Worts,
das unsre Welten erschuf?
15 Fiel es nicht klingend in sie,
trug nicht Nacht die Musik?
Stille der Nächte allein
nährte den wachsenden Ton.
Und das Dunkel des Raums
20 wiegte das Licht in den Tag.
Aber die Mutter verging
klaglos im Schmerz der Geburt.
Doch die Pappel, sie trägt
dunkel im Wipfel den Mond:
25 Stille im Herzen des Lärms
und des grell-lichten Tags
wächst schon neu eine Nacht.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Autorname: Kuno Räber
- Zeitschrift: Wort und Tat. Internationale Monatsschrift 3, Oktober 1946, S. 129
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Werke / Chronos: Bd.7, 39, 40 (verwendete Quelle)
Willst du ganz enthüllen jener Gottheit
Bildnis, das der Schatten noch bedeckt:
weichen an den Eingang die Gefangenen,
scheun den Grund noch mehr, den stets sie scheuten,
05 weil, sie alle zu empfangen, aufgeht
des Gefängnisses Gefängnis; taube
Tiefe, wo doch Nacht schon düster drückte,
schaut sie an, das abertote Auge,
das Erinnerung selbst an Leben löscht.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Details: V. 03 Gefangenen] Gefangnen (Gesicht im Mittag 1950)
- Besonderes: "[…] ich habe Ihre Gedichte mehrmals und zu verschiedenen Zeiten gelesen und habe zwei davon zurückgelegt zum Abdruck. Auf diesen legen Sie ja das Hauptgewicht. Mir scheint, Sie haben recht: weiterhelfen können nur Sie allein sich; auf dieser Stufe bringt Bereden kaum mehr Förderung. Ich bin erstaunt, wie Sie Niveau und Klang rein durchhalten in diesen Gebilden, die aus gewollter Entfernung tönen oder antönen. Als Findlinge und Fremdlinge darin fielen mir Begriffe auf wie: Mitte, das Reinere, Wesensgebilde – die ohne Kraft daliegen; auffiel mir auch die menschenleere Landschaft in ihrer mythischen Vereinfachung, selten mit einem eigenen schauenden Blick angegangen."
- Zeitschrift: Die Tat, Nr. 197, 22.7.1950, S. 5
- Letzter Druck: GESICHT IM MITTAG 1950
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Signatur: D-3-a-01/a
Du näherst dich, und lächelnder hernieder
winkt deine Hand, die stets mir ferne schien.
Ich schlage mir in die kristallne Glätte
empor an Schimmerwänden Stufen aus.
05 O hell Erwachen, wo die Splitter sprühen,
der Tag gewährt ein lautereres Licht,
wenn jene Schneide in den Aufgangshimmel,
der klare Kamm den streng Bemühten trägt.
Des Unbestimmten Träume schwinden dort
10 mit letzten Sternen in den Glanz gewischt
der unvermutet wirklichen Vermählung.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Zweites von 2 Gedichten (Gedichte)
- Zeitschrift: Die Tat, Nr. 197, 22.7.1950, S. 5
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Werke / Chronos: Bd.7, 40
Engel des Lichts
auf den Wogen
hüpfend über das schwingende Seil.
Viel Engel noch
05 auf den Brunnen der Stadt:
der eine mit Harfe
der andre mit Flöte
der dritte singt:
Jubilate.
10 Aber die Stadt
voller Angst vor dem Sturm.
Wogen schlagen
vom Hafen herein.
Steigende, steigende Wasser
15 überströmen die Brunnen
überfluten die Gassen
überfluten die Wagen
den Markt mit den Trauben
den Apfelsinen
20 den runden, den süßen Melonen. ||
Hoch auf Säulen der Brunnen
ragen die Engel heraus:
Engel mit Harfe
Engel mit Flöte
25 Engel der singt:
Jubilate
über den Wellen.
O glänzend, o sicher.
Herein kommt vom Meer
30 ihrer der größte:
Engel des Lichts
kommt hüpfend herein
schwingt sein Seil
über ertrunkener Stadt.
35 Und seine Brüder
Engelbrüder auf sicheren Säulen
spielen und singen dazu:
Jubilate.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Erstes von 3 Gedichten
- Zeitschrift: Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Dez. 1950, S. 12
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01
- Werke / Chronos: Bd.7, 41-42
Wo denn anders ist dieser Strauch
reinen Herzens Erfahrung,
mit silbernen Blättern glänzend,
als in dem herbstlichen Garten Gegenwart,
05 dessen Kronen tragen die Kuppel
des Hauses aus Spielen der Liebe?
Wo denn anders ist er als hier am Ende des Jahrs,
das nie süßer schmeckt als im Abschied?
Wer immer wußte vom Abschied,
10 schon als die Taube, weiße Gefährtin, dem Kind
aus der Hand entglänzte über die roten und gelben Kronen der Bäume,
fürchtend den Winter:
Der lächelt jetzt und geht
allein hinein unter die Kuppel,
15 schließt die Tür, wie die Sonne
sank eben und Kühle weht aus dem Strauch
reinen Herzens Erfahrung
mit matt gewordenen Blättern.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Drittes von 3 Gedichten
- Zeitschrift: Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Dez. 1950, S. 14
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-b-01
Was ist im trüben Moor das Reinere,
davor zur Trübnis wird dies klare Ufer?
da Stadt und Garten einzig gegenwärtig
sind dort und diese obern bleiben Schatten,
05 geworfen an die Höhlendecke, die lastet
auf unsrem Haupt, und Freiheit ist der Eingang
hinunter in die widerliche Lache,
wo aus der Fische aufgeblähten Leichen,
aus fauler Pflanzen Resten steigt der Turm
10 ins Aug und ins Geblüt die Beere schwillt?
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Zweites von 3 Gedichten
- Zeitschrift: Renaissance. Gespräche und Mitteilungen, Dez. 1950, S. 13
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: Monat + Jahr
- Fassung: Letzte Fassung
Vor den Häusern der Armen
spielen die Kinder im Kehricht
ob auch die Strassen
alle sich neigen nach innen
05 der Mitte der Stadt.
Wer steigt die Treppen
hinauf dieses schmutzigen Hauses
voll Kammern der Bettler:
ihm auf dem Dach
10 leuchtet aus Flattern der Wäsche
die weisse Kuppel hervor
Burg über Brandung der Firste
und von der Laterne
der Mutter goldenes Schutzbild.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Details:
Titel folgt Typoskripte 1945-50, ebenso die Kommasetzung
V. 01 Vor den Häusern] Vor Häusern (alle sonstigen Textzeugen) - Besonderes: Nachdruck; Autorname: Kuno Räber
- Zeitschrift: Neue Zürcher Nachrichten, 1.2.1951, 3. Blatt, Nr. 27, S. 8
- Letzter Druck: GESICHT IM MITTAG 1950
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Zwischenfassung
- Signatur: D-3-a-01/c
Wäre dieser Strom doch schon erhoben
diese Tiefe schon bereut
wär der Feind vom Engelheer zerstoben
und das Leben aus dem Sieg erneut,
05 würde an den letzten Abendhängen
jede Pflanze rein benannt
und in unversehrten Fängen
trüg der Vogel endlich fort uns aus
dem Brand.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Details: V. 03 Emendation: vom Engelheer → vorm Engelheer (Typoskripte); V. 09 Emendation: uns aus / dem Brand → uns aus dem Brand (1 Zeile; Typoskripte)
- Besonderes: Zweites von 3 Gedichten (Gedichte)
- Zeitschrift: Die Tat, Nr. 188, 14.7.1951, S. 13
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung
- Signatur: D-3-a-01/b
Nimmer fand ich die Rose, solang sich
hob am Eingang zum Holz als Schlange
der Erdgeist,
sprang, ein Löwe, dem Bedränger ins
Antlitz,
Aufgerafftem fiel als Adler ins Auge.
05 Erst als Mut unüberwindlich
brach hervor aus der Tiefe jenseits
des Herzens,
drang ich ein und sah die Rose
glühen vor den ZeItgenossen des Königs,
der im Thronzelt ehrt ob Kronen die Rose,
10 Tod dem Pflückenden, aber dem
Schauenden Leben:
Ganz bin ich eins mit dem König
in der gefundenen Rose.
- Details
- Konvolut: Verstreutes
- Besonderes: Drittes von 3 Gedichten (Gedichte)
- Zeitschrift: Die Tat, Nr. 188, 14.7.1951, S. 13
- Letzter Druck: Verstreutes
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Letzte Fassung