Als ich
auftat meine Augen in der Finsternis,
stieg ich tastend in dem Grabmal aufwärts,
baute mir die oberen Zimmer[,] aus
05 und hüllte mich in andere und schwerere Gewänder.
Wie unbegrenzt ist doch die Wandlung des Geschmacks.
Meine Krone trug ich, voller Lust zur Übertretung, dreifach;
die Einfachheit, die mir von den Alten früher noch geblieben,
liess ich jetzt weg,
10 da mir die Biegung der Seele // 096
so wichtig geworden war seither,
die Anspornung der Kräfte, die man früher schön auswog,
zum ungehemmten Wettstreit,
war mir nun Zeitvertreib.
15 Und wenn er mich dann allzusehr bemühte,
befleissigte ich mich nächtlich der Sprache
und Gestik verzückter Fische,
die nur einfach das Gute zu tun versuchten,
ohne lang zu reflektieren.
20 Bis schliesslich mir von allem Wechsel,
den Versuchen, mich reiner, mächtiger und mein Imperium
verbindlicher – sodass ein jeder, den es je ergriff,
nicht mehr vergessen und sich ihm nicht mehr
entziehen könnte – darzustellen: // 097
entschied ich mich für eines der am längsten
25 wirksamen Bilder der dauerhafteren Symbole, das am wenigsten
den Verdacht der blossen Maskerade auf sich zieht,
wenn ich auch wusste,
dass er selbst in diesem Fall mir nicht
erspart bliebe, und trat,
30 nicht ohne Bedenken wegen des nicht zu vermeidenden
Pathos solchen Auftritts – aber das schien mir das
kleinre Übel –
auf die Zinne:
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
die Flügel vom weiten Herabflug noch gebreitet,
35 kurz, in der schönen Pose,
der gemeinverständlichen, des nach langem Groll // 098
versöhnten, durch Bitten, Bussasche,
Kerzen und Prozessionen endgültig beschwichtigten
und so auf dieser hohen Stelle
40 frommschmückend festgehaltnen,
die ganze Stadt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen in der Finsternis auftat,
begann ich mich langsam in dem Grabmal
durch die Jahrhunderte aufwärts zu tasten.
Schliesslich baute ich mir die oberen Zimmer aus
05 und drapierte mich mit schweren Brokaten:
Wie wandlungsfähig ist doch der Geschmack!
Meine Krone trug ich, voll Lust zur Übertreibung, dreifach.
Die Einfachheit, die mir von den Alten früher noch geblieben,
liess ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither;
die Anspannung der Kräfte, die man früher schön auswog,
zum ungehemmten Wettstreit,
war mir nun Zeitvertreib. // 01v
Und wenn es mich dann allzu sehr bemühte,
15 befleissigte ich mich nächtlich der Sprache
und Gestik verzückter Fische,
die nur einfach stillschimmernd schwammen,
ohne lange zu reflektieren.
Bis ich mich schliesslich nach allem Wechsel,
20 nach all den vielen Versuchen, // 02r
mein Imperium so verbindlich darzustellen,
dass keiner, den es je ergriff,
es wieder vergessen und sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied ich mich für eines der am längsten wirksamen Bilder,
25 das am wenigsten den Verdacht der blossen Maskerade auf sich
zieht,
wenn ich auch wusste,
dass er selbst in diesem Fall mir nicht erspart bliebe, und trat,
nicht ohne Bedenken wegen des nicht zu vermeidenden
Pathos solchen Auftritts – aber das schien mir das kleinere Übel –
30 auf die Zinne:
Das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
die Flügel vom weiten Herabflug noch gebreitet,
kurz, in der schönen Pose, der gemeinverständlichen,
des nach langem Groll versöhnten,
35 durch Bitten, Bussasche, Kerzen und Prozessionen endlich
beschwichtigten // 02v
und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltenen,
die ganze Stadt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen in der Finsternis auftat,
begann ich langsam mich in dem Grabmal durch die Jahrhunderte
aufwärts zu tasten.
Dann baute ich mir die oberen Zimmer aus
und drapierte mich mit schweren Brokaten:
05 Wie wandlungsfähig ist doch der Geschmack!
Meine Krone trug ich, voll Lust zur Übertreibung, jetzt dreifach.
Die Bescheidenheit, die ich früher von den Alten noch hatte,
liess ich jetzt ganz weg,
da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither;
10 die Anspannung der Kräfte, die man früher schön auswog, // 03v
zum ungehemmten Wettstreit,
wurde mir zur unentbehrlichen Droge.
Und hatte ich davon genug,
befleissigte ich mich nachts der Sprache und Gestik
15 verzückter Fische,
die nur einfach, ohne Reflexion,
stillschimmernd schwammen.
Bis ich mich schliesslich nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so verbindlich darzustellen,
20 dass keiner, den es je ergriff,
es wieder vergessen und sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der am längsten wirksamen Bilder,
das am wenigsten den Verdacht der blossen Maskerade auf
sich zieht // 04
und trat, nicht ohne Bedenken trotzdem
25 wegen des nicht zu vermeidenden Pathos solchen Auftritts
– aber das schien mir das kleinere Übel –,
auf die Zinne:
Das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
die Flügel vom Herabflug noch gebreitet,
30 kurz, in der schönen Pose, der gemein verständlichen,
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bussasche, Kerzen und Prozessionen endlich
beschwichtigten
und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltenen,
die ganze Stadt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen auftat in der finsteren Kammer,
bekam ich Angst und begann
mich langsam in dem Grabmal aufwärts zu tasten.
Ich baute mir die oberen Zimmer aus
05 und drapierte mich mit schweren Brokaten:
Meine Krone trug ich, voll Lust zur Übertreibung, jetzt dreifach.
Die Reste von Bescheidenheit,
die ich im Leben noch hatte, von den Alten her,
liess ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither. // 05v
Und nachts
befleissigte ich mich der Sprache und Gestik
verzückter Fische,
die nur einfach, ohne Reflexion
15 still schimmernd schwimmen.
Bis ich mich schliesslich,
nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so verbindlich darzustellen,
dass keiner, den es je ergriff,
20 es vergessen und sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der am längsten wirksamen Bilder,
das am wenigsten den Verdacht der blossen Maskerade auf sich zieht
und trat,
nicht ohne Bedenken wegen des doch verbleibenden,
unvermeidlichen // 06
25 Restes von Pathos (solchen Auftritts)
– aber das schien mir das kleinere Übel –
auf die Zinne:
Die Flügel vom Herabflug noch gebreitet,
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
30 kurz, in der schönen Pose, der gemein verständlichen,
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bussasche, Kerzen und Prozessionen endlich
beschwichtigten
und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltnen,
(die Stadt) beruhigenden Engels.
Als ich die Augen auftat in der finsteren Kammer,
bekam ich Angst und begann
mich langsam aufwärts zu tasten durch das Grabmal.
Oben richtete ich mir Gemächer,
05 wo ich in schwerem Brokat ging und,
voll Lust zur Übertreibung, eine dreifache Krone trug:
Die Reste von Bescheidenheit,
die ich im Leben von den Alten noch hatte,
liess ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither.
Und nur gelegentlich, zur Entspannung,
befleissigte ich mich der Sprache und Gestik
verzückter Fische,
die einfach, ohne Reflexion,
15 still schimmernd schwimmen. // 07v
Bis ich mich schliesslich,
nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so verbindlich darzustellen,
dass keiner, den es je ergriff,
20 es vergessen und sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der am längsten wirksamen Bilder,
das am wenigsten den Verdacht der blossen Maskerade auf sich
zieht
und trat,
nicht ohne Bedenken wegen des solchem Auftritt
25 unvermeidlich verbleibenden Anflugs von Pathos
– aber das schien mir das kleinere Übel –
auf die Zinne: // 08
Die Flügel noch vom Herabflug gebreitet<,>
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
30 kurz, in der schönen Pose, der gemeinverständlichen,
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bussasche, Kerzen und Prozessionen endlich
beschwichtigten
und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltnen
die Stadt und alle Welt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen auftat in der Kammer,
bekam ich Angst und begann
mich durch das Grabmal langsam aufwärts zu tasten.
Oben richtete ich mir Gemächer,
05 wo ich in schwerem Brokat ging und,
voll Lust zur Uebertreibung, eine dreifache Krone trug:
Die Reste von Bescheidenheit, die
ich im Leben von den Alten noch hatte,
liess ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither.
Und nur gelegentlich, zur Entspannung,
befleissigte ich mich der Sprache und Gestik
verzückter Fische,
die einfach, ohne Reflexion,
15 still schimmernd schwimmen.
Bis ich mich schliesslich,
nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so darzustellen,
dass keiner, den es ergriff,
20 sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der Bilder,
die lange wirken, auch wenn sie
den Verdacht der blossen Maskerade auf sich ziehn,
und trat auf die Zinne: // 09v
25 Die Flügel noch gebreitet vom Herabflug,
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend,
kurz, in der schönen Pose
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bussasche, Kerzen und Prozessionen endlich
beschwichtigten
30 und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltnen
die Stadt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen auftat in der Kammer,
bekam ich Angst und begann
mich durch das Grabmal langsam aufwärts zu tasten.
Oben richtete ich mir Gemächer,
05 wo ich in schwerem Brokat ging und,
voll Lust zur Uebertreibung, eine dreifache Krone trug:
Die Reste von Bescheidenheit,
die ich im Leben von den Alten noch hatte,
ließ ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither.
Und nur gelegentlich, zur Entspannung,
befleißigte ich mich der Sprache und Gestik
verzückter Fische,
die einfach, ohne Reflexion,
15 still schimmernd schwimmen.
Bis ich mich schließlich,
nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so darzustellen,
daß keiner, den es ergriff,
20 sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der Bilder,
die lange wirken, auch wenn sie
den Verdacht der bloßen Maskerade auf sich ziehn,
und trat auf die Zinne:
25 Die Flügel noch gebreitet vom Herabflug,
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend;
kurz, in der schönen Pose
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bußasche, Kerzen und Prozessionen
endlich beschwichtigten
30 und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert
festgehaltnen
die Stadt beruhigenden Engels.
Als ich die Augen auftat in der Kammer,
bekam ich Angst und begann
mich durch das Grabmal langsam aufwärts zu tasten.
Oben richtete ich mir Gemächer,
05 wo ich in schwerem Brokat ging und,
voll Lust zur Übertreibung, eine dreifache Krone trug:
Die Reste von Bescheidenheit,
die ich im Leben von den Alten noch hatte,
ließ ich jetzt ganz weg,
10 da mir die Biegung der Seele so wichtig geworden war seither.
Und nur gelegentlich, zur Entspannung,
befleißigte ich mich der Sprache und Gestik
verzückter Fische,
die einfach, ohne Reflexion,
15 still schimmernd schwimmen.
Bis ich mich schließlich,
nach all den vielen Versuchen,
mein Imperium so darzustellen,
daß keiner, den es ergriff,
20 sich ihm jemals wieder entziehen könnte:
entschied für eines der Bilder,
die lange wirken, auch wenn sie
den Verdacht der bloßen Maskerade auf sich ziehn,
und trat auf die Zinne:
25 Die Flügel noch gebreitet vom Herabflug,
das Schwert der Seuche in die Scheide steckend;
kurz, in der schönen Pose
des nach langem Groll versöhnten,
durch Bitten, Bußasche, Kerzen und Prozessionen endlich beschwichtigten
30 und so auf dieser hohen Stelle fromm erinnert festgehaltnen
die Stadt beruhigenden Engels.