Samstag, 10 Mai 1952

Mond ist gross, als Lampe uns entzündet …*

Mond ist gross, als Lampe uns entzündet,
Glocke giessend lichten Klang ins Ried
wo die Vögel aus dem Schlafe plätschern, 
dröhnt uns Wachen volles Licht ums Haupt.
05 Endlich Tages Klingelzaum beraubt 
mögen selbst wir in der Quelle plätschern, 
da wir liessen für Gebirg das Ried 
und sich jäh der nackte Busch entzündet. 

Seine Flamme, Mond verdrängend kündet 
10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt, 
seine Ankunft mit entblössten Füssen 
wir erflehen, dass uns selbst er harrt 
Phönix, sammelnd Glieder, die zerstreut // 031 
rings aus Asche, mit behenden Füssen 
15 dass wir, wenn uns Haut u. Haar verbrannt, 
nahn der Ödnis, die den Gipfel kündet.

Hier nun erst sind Hang und Tal verbündet, 
dünstet tief das Ried mit mancher Brut 
und die Quellen rauschen, abwärts wachsend, 
20 in den Pausen, wenn der grosse Mond 
abschwillt, hinter sanfter Wolke wohnt: 
dann steigt Vogel in die Flügel wachsend, 
tot noch eben, Feuerbusches Brut, 
heisse Loh dem sanften Glanz verbündet.


Seite 030 (C-2-b_05_030.jpg)

Mond ist gross, als Lampe uns entzündet 
Mond ist gross, als Lampe uns (erfahren),

Glocke golden giessend lichten Klang ins Ried:  

wo die Vögel aus dem
wo die Vögel aus dem Schlafe plätschern, 

dröhnt uns Wachen volles Licht d ums
dröhnt uns Wachen Mondenlicht¿ ins¿ Haupt. 

 Lau Endlich Tages Klingelzaum
05 Lei¿ Endlich Tages Klingelzeug¿ beraubt 

 mögen  selbst  wir  in  der
mag uns noch¿ die¿ X Quelle plätschern, 

da wir liessen für d Gebirg
da wir liessen für den Berg das Ried 

und (uns jäh des Hirten Wort) entzündet. 
und sich jäh der nackte Busch 

10.5.52 

(Forts.?) 

Seine Flammen, Mond verdrängend kündet 

10 jenen Vogel, der sich selbst verbrannt, 

w seine Ankunft
wir erwarten seine mit entblössten Füssen 

wir erflehen, dass uns selbst er harrt 

Phönix, sammelnd Glieder, die zerstreut // 

Seite 031 (C-2-b_05_031.jpg)

rings aus Asche, mit behenden Füssen 

15 dass wir, xxx, X von Gier entbrannt 
dass wir, wenn uns Haut u. Haar verbrannt, 

nahn der Ödnis, die den Gipfel kündet. 

11.5.52

Hier nun erst sind Hang und Tal verbündet, 

dünstet tief das Ried mit mancher Brut 

und die Quellen, ↔ abwärts wachsend, ↑rauschen↑

20 in den Pausen, wenn dieer Leuchte 
n den Pausen, wenn dieer  grosse Mond 

abschwillt, eine¿ hinter  sanfter
abschwillt, einen¿ hinter einer¿ Wolke wohnt: 

dann steigt Vogel in die Flügel wachsend, 

lebtot noch eben, Feuerbusches Brut, 

heisse Loh dem sanften Glanz verbündet. 

12.5.52

  • Besonderes:

    Fortsetzungen: 11. und 12.5.1952; vor Str. 2 (Seine Flammen …) von Raeber alR: (Forts.?)
    3 achtzeilige Strophen mit spiegelbildlich angeordneten identischen Reimen

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • gereimt: ja
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/05
  • Seite / Blatt: 030, 031

Inhalt: 131 Entwürfe zu 121 Gedichten (17 Endfassungen), Motiv-Notizen, 4 Briefe
Datierung: 16.12.1951 – 13.1.1954
Textträger: Rotbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 193 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (20 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/05 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1952, 1953, 1954, Typoskripte 19521953, 1954
Kommentar: S. 184-195 Motiv-Notizen, von hinten her eingetragen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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