Samstag, 20 November 1954

Die Sirenen (J)

Wie als sie die Taue
schon ans Ufer geworfen hatten 
und einer sogar hinüber schwamm, 

wächst aus dem Mund des einen Matrosen 
05 im Gejohl der andern, die die Strasse vom Hafen 
ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der 
Göttin aus schmutzigem Stuck, die 
ein geflügeltes Rad bedeutend emporhebt 
überm Eingang zur Seilbahn – während 
10 der Saison im Herbst und im Frühling 
klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs 
mit dem Kastell, das heute Museum ist – : 

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen 
mitten im Gejohl der andern, die, 
15 girrenden Mädchen rechts und links eingehängt, 
in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn, 
wo vom Gehsteig die Kinder und Mütter Blumen 
werfen: unter die Schulterstücke stecken sie schnell 
die einen, die andern, zu viel sinds, 
20 zertreten sie; die Männer aber, gedrückt 
an den Rand in den Autos, drehn nieder 
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: 

wächst jetzt aus Harmonika und Mund des einen Matrosen 
über das Stampfen, das lautere Johlen der Liedbaum 
25 – : der Strassenbahnzug hält keifend 
an der Querstrasse, vom Gedräng der 
Blumen und Kinder, 
der Mütter und Hände und Autos gebremst – : 

wächst jetzt auf einmal aus Harmonika und Mund des einen 
30 Matrosen der Liedbaum, verschränkt 
sich oben dicht in die Krone des Lieds im // 21
Schiff vor der Insel, wo sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen hatten und einer 
sogar hinüber schwamm, 
35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast 
so mächtig hinaufwuchs, dass 
unterm Schatten der Liedbusch sank, 
der sie, duftend von Blüten, zur Insel hinzog. 

Desselben Liedbaums, 
40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn mit 
dem Burgberg, 
eine Sekunde sogar das Geschwätzkraut der Fremden im Kastell, 
das heute Museum ist, 
jetzt doppelt beschattet.


Blatt 20 (A-5-c_08_192.jpg)

J Die Sirenen

Wie als sie die Taue

schon ans Ufer geworfen hatten

und einer sogar ↔ schwamm ↑hinüber↑, 

wächst aus dem Mund des einen Matrosen

inm ↔ der andern xgejohlX, x die
05 inm ↔ der andern ↑Gejohl↑, welche die Strasse vom Hafen

ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der

Göttin aus schmutzigem Stuck, die,

ein geflügeltes Rad bedeutend emporhebt

überm Eingang zur Seilbahn – während

10 der Saison im Herbst und im Frühling

klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs

mit dem Kastell, das heute Museum ist – : 

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

mitten im
mitten inm ↔ der andern ↑Gejohl↑, die,

eingehängt girrendl eingehängt↓ ↓rechts und links eingehängt
15 eingehängt girrenden Mädchen    zur Rechten und Linken,

in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn,

wo vom Gehsteig die Kinder und Mütter Blumen

werfen: unter die Schulterstücke stecken sie schnell

die einen, die andern, zu viel sinds,

20 zertreten sie; die Männer aber, gedrückt

an den Rand in den Autos, drehn nieder

die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: 

wächst jetzt der Liedbaum aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

Matrosen über das Stampfen, das lautere Johlen der Liedbaum

25 – : der Strassenbahnzug hält an der keifend

an der Querstrasse keifend, vom Gedräng der

Blumen und Kinder,

der Mütter und Hände und Autos gebremst – : 

wächst jetzt auf einmal  der Liedbaum aus Harmonika und Mund des einen

des einen Matosenlder Liedbaum
30 des einen Matrosen , verschränkt

sich ↔ dicht ↑oben↑ in die Krone des Lieds im //

Blatt 21 (A-5-c_08_193.jpg)

J Die Sirenen 2

Schiff vor der Insel, wo sie die Taue

schon ans Ufer geworfen hatten und einer

sogar ↔ schwamm ↑hinüber↑,

35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast

so mächtig hinaufwuchs, dass

unterm Schatten der Liedbusch sank,

der sie, duftend von Blüten, zur Insel hinzog. 

Desselben Liedbaums,

40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn mit

dem Burgberg,

eine Sekunde sogar xx der Fremde    das
eine Sekunde sogar ↔ der Fremden ↑ Geschwätzkraut↑ im Kastell,

das heute Museum ist,

jetzt doppelt beschattet.

20.11.54

 

  • Besonderes:

    Typoskript mit Bleistiftkorrekturen

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: A-5-c/08_028
  • Seite / Blatt: 20, 21

Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Manuskripte 1954 (alph.)
(Total: 230 )
Manuskripte 1954 (Folge)
(Total: 230 )