Montag, 18 Oktober 1954

Die Sirenen (G)

Wie als sie ans Ufer 
schon geworfen die Taue 
und einer gar schwamm hinüber,

wächst aus dem Mund des einen Matrosen 
05 in der andern Gejohl, welche die Strassen vom Hafen 
ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der 
Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt, 
bedeutend, ein geflügeltes Rad 
überm Eingang zur Seilbahn – während 
10 der Saison im Herbst und im Frühling 
klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs 
mit dem Kastell, das heute Museum – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen 
mitten in der andern Gejohl, die, 
15 eingehängt girrenden Mädchen zur Rechten und Linken, 
in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn, 
wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter 
Blumen, unter die Schulterstücke von den einen 
gesteckte, von den andern, zu viel sinds, 
20 zertretne; die Männer aber, gedrückt 
an den Rand in den Autos, drehn nieder 
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: // 17

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen
der Liedbaum jetzt über das Stampfen, das lautere Johlen 
25 – : der Strassenbahnzug hält an der 
Querstrasse kreischend, gebremst vom 
Gedräng der Blumen und Kinder, 
der Mütter und Hände und Hüte und Autos – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen 
30 auf einmal jetzt der Liedbaum, verschränkt 
sich dicht in die Krone oben des Lieds im 
Schiff vor der Insel, wo sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen und einer 
gar schwamm hinüber, 
35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast 
so mächtig hinaufwuchs, dass 
sank unterm Schatten der Liedbusch, 
der, duftend von Blüten, sie hinzog zur Insel.

Desselben Liedbaums, 
40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn 
mit dem Burgberg, 
einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut im Kastell, 
das heute Museum, 
gedoppelt jetzt überschattet.


Blatt 16 (A-5-c_08_188.jpg)

G Die Sirenen

Wie als sie ans Ufer

schon geworfen die Taue

und einer gar schwamm hinüber,

wächst aus dem Mund des einen Matrosen

in der Kaandern
05 in der Kameraden Gejohl, welche die Strassen vom Hafen

ziehn zum kleinen Bahnhof mit den Kartuschen und der

Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt,

bedeutend, ein geflügeltes Rad

überm Eingang zur Seilbahn – während

10 der Saison im Herbst und im Frühling

klimmt sie alle Halbstunden zur Höhe des Burgbergs

mit dem Kastell, das heute Museum – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

mitten in der K andern
mitten in der Kameraden Gejohl, die,

15 eingehängt girrenden Mädchen zur Rechten und Linken,

in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn,

wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter

Blumen, unter die Schulterstücke von den einen

gesteckte, von den andern, zu viel sinds,

20 zertretne.; Ddie Männer aber, gedrückt

an den Rand in den Autos, drehn nieder

die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: //

Blatt 17 (A-5-c_08_189.jpg)

G Die Sirenen 2

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

der Liedbaum jetzt über das Stampfen, das lautere Johlen 
auf einmal jetzt der Liedbaum, verschränkt

25 – : der Strassenbahnzug hält an der 
sich dicht in die Krone oben

Querstrasse kreischend, gebremst vom

Gedräng der Blumen und
Gedräng der blumenwerfenden Kinder,

der Mütter, und Hände und üte schwe und
der Mütter, der Hände , Hüte schwenkenden Autos – :

wächst aus Harmonika und Mund des einen Matrosen

30 auf einmal jetzt der Liedbaum, verschränkt

sich dicht in die Krone oben des Liedbaumss im

Schiff vor der Insel, wo sie die Taue

schon ans Ufer geworfen und einer

gar schwamm hinüber,

35 in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast

so mächtig hinaufwuchs, dass

sank unterm Schatten der Liedbusch,

der, duftend von Blüten, sie hinzog zur Insel.

Desselben Liedbaums,

40 der die Göttin aus schmutzigem Stuck, die klimmende Bahn

mit dem Burgberg,

einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut im Kastell,

das heute Museum,

gedoppelt jetzt überschattet.

18.10.54

 

  • Besonderes:

    Typoskript mit Korrekturen
    Diese Fassung steht der endgültigen Druckfassung am nächsten.

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: A-5-c/08_028
  • Seite / Blatt: 16, 17

Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Manuskripte 1954 (alph.)
(Total: 230 )
Manuskripte 1954 (Folge)
(Total: 230 )