Zu Heliopolis:
01 Lucius ist Jünger selber,
oder auch in einem weitern Sinne, der
Typus des modernen Menschen, wie er
sich in Jünger darstellt. Er erkennt,
dass er den Weg, der von Nietzsche kommt,
nicht zu Ende gehen kann, ohne
im Nichts, in der mechanischen //
Starre eines ganz entmenschten
Daseins zu enden. Dass die Bezie-
hung zu den Tiefen auf diesem
Wege verloren gehen muss. Und
so be¿ gibt er sich denn in der Lor-
beernacht ganz auf, lässt seine ho-
he Haltung fallen, um Mensch zu
sein: er gewinnt den Mut, seine
Bedürftigkeit zuzugeben! Das
gelingt ihm freich freilich nur
mit der Hilfe der Frau. Ihre
Liebe ist imstande, seine Seele
aus ihren Hüllen auszuschmel-
zen. Mit Budur Peri tritt erst-
mals die Frau handelnd, ent-
scheidend handelnd in das Werk
Ernst Jüngers. Das ist ein Zei-
chen inner¿ tiefer Wandlung, das man
kaum genug beachten kann.
02 Durch den Eintritt in die //
Sphäre der Grundmächte, in den
Zusammenhang des einfachen mensch-
lichen Daseins entwächst Lucius
zugleich dem Machtkampf zwischen
Landvogt und Prokonsul. Er
wird frei für für eine höhere
Aktivität, für das Werk des Regenten,
der das Ganze bilden will, der
die Realisierung des Vollkommenen
unternimmt. Das liegt ausser-
halb des Historisch-Politischen. Das
liegt wohl in auf der Ebene der reinen
Anschauung des Göttlichen, das in
allem gebrochen erscheint. So ent-
rückt ihn denn das Schiff des Regen-
ten aus der Stadt der Kämpfe,
mit ihm die geliebte Frau:
Das einfach Menschliche ist es, das
allein die hingebende Liebe, die
in das neue Land hinüberdauert.
15.12.49