Die Notwendigkeiten li-
terarischer Äusserung sind verschie-
den: es gibt jene innerste, spon-
tane, die einfach in die
Finger drängt, die Gestalt sucht
um jeden Preis. Es gibt aber
auch die andere aus dem Be- //
wusstsein unbedingter Verpflicht-
ung aus unter gesammelter
Anstrengung mit Beschwörung
aller Kräfte auszusagen,
den Stoff zu durchformen . Das
wie ein Handwerker seinen Stoff
formt. Dichtung ist hier Kunst-
handwerk, das freilich frag-
würdig wird, wenn das spon-
tane der Anteil des spontanen
Elements darin unter ein
notwendiges Minimum sinkt.
So sind treffen die spät anti-
hellenistische Vergleiche von Ge-
dichten mit geschnittenen Gem-
men durchaus zu; es bedarf das
Gedicht wie die Gemme eines Bil-
des, eines Ursprungsbildes oder
zumindest einer Ursprungsempfin-
dung in der im Geiste des Künst- //
lers, dann aber vor allem auch
des Stoffes, daraus das Bild ge-
schnitten wird, des Wissens und
grossen technischen Könnens.
Dazu sehr gut Curtius über T.
S. Eliot.
10.11.50