01 Wie steht der Traum im Morgen
öde, wie Kulisse nur noch da: das Fest
ist leer und seine Gäste sind für ihr
Lächeln, für die grosse Geste und für
das Tragen dieser alten Kleider bezahlt.
02 So wird denn der, der aufbrach in
die Freiheit des Ungewissen, der gefährlichen //
Versuche, geneigt sein, hieher zurückzu-
kommen, wenn er, ermüdet, wieder
ein Gegebnes sucht, eine begründete
Gestalt, wird die Gewänder erneu-
ern und die Posen der Alten:
rührender Versuch ist das, doch
nicht ohne Sinn und Schönheit:
denn unter der Manier brennt
die Wunde des Unheilbaren und
die Sucht der unstillbaren Frage,
Gewand und Pose trägt der, der weise¿
längst von allem sich entfernt
hat, dem nichts mehr gehört
und der das Fremde nimmt im
heitern Spiel des Weisen, dem alles
gut ist, weil er weiss, dass alles doch nicht
zureicht, das Unsägliche zu sagen.
Venedig 22.8.50