01 Konzentration der gesam-
ten inneren Kraft auf den sexuel-
len Eros, in einem Grade, wie ich
sie noch nie erlebte und von ei-
ner Dauer, wie ich sie noch nie
erlebte. Daran wird meine Nei-
gung zur Monomanie wieder
besonders deutlich. Alles wird
stur durch die Mitte ertragen, durch
das Zentrum erlebt und nur
immer eines auf einmal. Diese
Artung dem, was man Lebenstüch-
tigkeit nennt, nicht allzu gün-
stig. Denn die Tüchtigkeit be-
steht doch wohl in der aktiven
Erledigung des gerade Notwen-
digen, des im handgreiflich,
gesellschaftlich-ökonomischen Sinne
notwendigen. Nun, diese Tüch-
tigkeit lässt sich entbehren, wenn //
eine innere Aktivität an die Stel-
le tritt, das Bilden der geistigen
Gestalt, wie ich es mir als For-
derung stellen mir stelle. Doch
auch dies versinkt in der jeweili-
gen Woge der Leidenschaft. Und
hier ist die Frage: wie wird mich
diese Woge zurücklassen? Für
jetzt bin ich entschlossen, mich
nicht mit dieser Frage herumzu-
schlagen, mich der Woge zu über-
lassen, auf jede Gefahr hin.
Sich in das ganze Erlebnis hin-
einzulassen, das schliesslich nur
gäbe¿ gibt die das stete Einver-
ständnis mit den Grundkräf-
ten, davon man allein wirk-
lich lebt. Daraus die echte
Produktivität kommt. Geht sie
daran zugrunde, ertrinkt sie //
endgültig in die Woge, so heisst
das nur, dass sie ohnehin er-
storben war, dass ich etwas woll-
te, was meinen Kräften nicht an-
genmessen war. Dass es für mich
nur das einfache Leben des ganz
gewöhnlichen Menschen gibt.
Ohne jede geistige Prätention.
Es wäre dies das Ende alles Bis-
herigen für mich, der Anfang ei-
nes ganz Neuen auf neuer
Ebene müsste versucht werden.
Für den Augenblick ist es das
Besist
Beste, alles offen zu lassen.
02 Geschichte meiner Sexa Sexualität:
zuerst dunkle Kraft auf dem
Grunde, beängstigend, in ihrer Na-
tur ganz unbekannt. Dann
rasende Leidenschaft, wilder Trieb,
stets gegenwärtig, aber stets im //
Innern verschlossen, heimlich
einsam befriedigt. Dann jahre-
lang Versuche, die Mauer zu
überwinden, Beziehung nach
aussen, zu einem Partner zu
finden. Zunächst ohne Er-
folg, weil die Prinzipien der Er-
ziehung, die moralischen Gegen-
kräfte einer andern, asketischen Mo-
ral noch zu stark sind. Endlich
reisst der Damm weg, der Trieb
überfällt, was ihm gerade in Reich-
weite kommt. Langsam nur
stellt sich die wirkliche Bezie-
hung her, die geschlechtliche Ein-
heit in der im umfassenden
Eros. Das kann nur in der
Ehe sinnvolle Gestalt finden.
Ich kann ihr nicht ausweichen.
Selbst auf die Gefahr hin, //
dass mir nichts übrig bleibt aus-
serhalb. Ob ich auch zu vermu-
ten ldarf
ten wage, dass sich schliesslich ein
Gleichgewicht herstellt und gera-
de in dieser neuen Lebensform
wieder Kräfte frei werden, von de-
nen ich zuvor nichts wusste.
03 Auf jeden Fall: hatte ich die
Kraft zur¿ zur Askese nicht, zur
hatte ich die Enthaltung vom Ge-
schlechtlichen, bejahte bekannte
ich mich zum zum Naturtrieb
und zu seiner Lust, so muss
ich wohl auch die Verpflichtung
auf mich nehmen, die daraus
folgt, die Verpflichtung, dem
Trieb eine Gestalt zu geben.
In diesem Sinne muss ich die
Ehe bejahen und sie versuchen,
wie sehr mir auch meine Be-//
gabung zum Familienvater zwei-
felhaft sein mag.
1.1.50