Einleitung zum Helblingabend:
01 Dichtung ist Übermittlung
einer Schau: die verborgene Realität
wird dem Leser oder Hörer mit-
geteilt. Da sie Realität Schau
und wiederholende Gestaltung der
Realität ist, hat sie Existenz – ein-
mal da – ganz unabhängig vom
Dichter. Darum die Person des
Dichers von durchaus zweitran-
giger Bedeutung.
02 Diese Gedichte bedeuten nichts als
sie selbst. Ihr Sinn soll in ihnen
selber gesucht werden: Es gibt
keinen Gegensatz von Form und
Inhalt, sodass etwa der Inhalt,
die Bedeutung hinter der Aus-
sage gesucht werden müsste.
Der innere Sinn erscheint in der //
Gestalt, der Sprachgestalt des Ge-
dichtes.
Es isvielleicht blimmer
03 Es ist wohl nicht möglich, diese
Aussagen Verse mit einmal Hören
ganz aufzunehmen, sie z. B. in-
tellektuell zu realisieren. So muss
ich wohl den Versuch empfehlen,
dass man versuche, sich ihnen ein-
fach ganz arglos zu öffnen, das
aufzunehmen, was eben eindringt;
dieser Weg mag wohl weiter führen,
als wenn man sich bemüht,
in das Halbdunkel des nicht
Aufleuchtenden Einleuchtenden grü-
belnd vorzudringen. Die Gedich-
te, als Ganzheit empfangen, be-
leuchten sich gegenseitig, wenn nicht
vollständig, so doch genügend,
um ihre tiefste Absicht zu ver- //
raten.
25.10.50