Donnerstag, 28 November 2019

8.10.53

Die Dichtung muss das genaueste Bild aufzustellen versuchen der höchsten Wirklichkeit, alles Einzelne muss ganz rein erscheinen: d. h., seine eigentliche Gestalt offenbarend, ohne all das Zufällige, das unsern Blick für gewöhnlich ablenkt und täuscht. Das bedeutet auch: das Gedicht ist desto reifer, je weniger es die Frage nach dem Dekorativen aufgibt, danach, ob dies oder jenes Element lediglich akzidentiell sei, zur Verbesserung der Gesamtwirkung eingefügt, ohne dass es vom Zentrum, dem Kernbild des Gedichtes aus gefordert wäre. Das Gedicht ist desto besser, als es ganz dies Kernbild ist, je mehr alles Einzelne das Kernbild //  erhellt, im Kernbild ist. Das grösste Gedicht wäre jenes, das die grösste Fülle von Einzelheiten, das die ganze Welt, alle Gegenstände der ganzen Welt in sein Kernbild eingefügt enthielte.

  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Tinte
  • Signatur: C-2-a/08
  • Werke / Chronos: Bd.6, 187

Inhalt: Tagebuchauszüge zur Poetik und zu einzelnen Gedichten
Datierung: 1948 – 1991
Umfang: Ausgewählte Textstellen aus ca. 20 Tagebuch-Heften
Signatur: C-2-a/01 …, C-2-c/01 … (Schachtel 77-79)

Wiedergabe: Textkonstitution ohne Verzeichnung der Korrekturen

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