während der Lektüre von Heliopolis:
der Stil Jüngers der eines Menschen,
der nur sehen nicht sieht, nicht
auch wenn er denkt, sieht, aber mit
für das Gesehne keinen angemes-
senen Vergleich findet in der Welt
der sichtbaren Dinge. Für ihn
sind alle Dinge Chiffren für
etwas, was er aber nur durch diese
Dinge sagen kann. Er ist auf
die Welt angewiesen, aber sie kann
ihm nicht genügen. Daraus
sein eigentümlich farbig-ab-
strakter Stil, die unwir übersinn-
liche Farbigkeit seiner Sprache.
Er ist Platoniker. Wie der Platonis-
mus in verschiedenen Formen sich
ja heute immer mehr verbreitet:
das Ungenügen an den irdischen
Dingen nimmt zu. Man sucht //
wieder ihre Beziehung zu einem
Jenseitigen. Auch Jüngers Chri-
stentum ist platonisch, gno-
schstisch. Dieser Zug in Heliopo-
lis noch stärker als in den Mar-
mr morklippen. Die Lektüre
der Bibel wirksam.
02 Auffällig ist mir in
diesem Buch die , wie Herkunft die
Herkunft des Verfassers aus militä-
risch-aristokratischen Lebensform
Lebensformen im ganzen Weltgefühl
und in vielen Einzelheiten erscheint.
Er kann sich offenbar eine Gesell-
schaft wie die französische des
19. Jhdts. nicht wirklich vo vor-
stellen und er will es hier wohl
auch nicht. Seine „Freiheit“,
von ihr ist hier immer die Rede,
ist stets eine gewährte, im in der //
Art eines barocken Hofes oder
eines antiken Stadtfürsten, der
inl seiner
an seinem Umgebung Künstler
und Gelehrte hält und von
ihnen will, dass sie frei sei-
en. Es scheint mir gegen
diesen Freiheitsbegriff nichts ein-
zuwenden, ja, ich finde ihn höch-
sten Ranges und einer eigent-
lich menschlichen Ordnung an-
gemessen. Nur wird Jün-
ger damit Mühe haben
durchzudringen in Kreisen und
Ländern wo man Freiheit
sich nur als die völlige Gleich-
berechtigung autonomer In-
dividuen erfahren kann.
Im liberalen Sinn auto-
nome Individuen gibt
es in Heliopolis nicht. Es
(7.12.49)