
Väter gehn
und heilige Söhne
durch die Öde
die ist ohne Wasser ohne Tier:
05 und reichen sich – einer dem andern –
Vermächtnis des Lebens:
abgeschieden zu sein
stets im Einen zu weilen
langsam zu brennen im
10 unmerklichen Licht
lange Tage hindurch //

lange Sommer
der Verlassenheit
der grausamen Verlassenheit,
15 nur zuweilen getrö gelabt
wie von einer plötzlichen Quelle
unter seltener Palme entsprungen,
nur zuweilen gelabt
von einem einzigen Nu
20 einem Augenblick
der Einheit mit Gott
der flammenden Schmelzung des
Eignen
in dies Grenzenlose
das immer nahe gewusst wird
25 und nimmer nahe gefühlt.
O Labsal, Labsal
der Quelle klaren Wassers
entsprungen zu Mitten der Nacht
dem der fastet und harrt
30 und flieht den Schlaf //

weil er nicht will
betroffen als Feigling
vorüber lassen den Herrn
der kommt und geht wann es ihn
gut dünkt
35 Weil er fürchtet den Morgen,
wo in noch ödester Öde
ihn erschlüge das Wissen:
er war da und ich habe’ ihn verfehlt.
So besteigt er denn
40 allnächtlich die Säule
hoch schauende über die Dünen:
hier muss er wachen
sie straft kleinste
sie erlaubt keine Minute des Schlafes
mit ewigem Tod.
45 Er aber kniet und breitet die Arme
und wartet der Stunde
– vergeblich zumeist –
der seltenen Stunde
die einmal kommt des Jahres //

50 oder zweimal:
da ihn die Flamme zerreisst,
da er sich eins füh weiss
mit dem Geliebten
zum unsäglichen Leben getötet.
55 Was sind gegen solche Minute
Jahrzehnte der Mühsal:
Im Ursprung zu sein allein
allein ist Leben.
25.4.49