Donnerstag, 11 Januar 1951

Lieber Thomas …*

Lieber Thomas, an dem Brief unsres Vaters, den ich gestern erhielt, erschien mir, aus mir selber wie ein Ekel aufsteigend, die ganze furchtbare Fragwürdigkeit und Vieldeutigkeit useres Da- und Soseins: gerade auch unseres geistigen Lebens und unserer geistigen Aspirationen. Wie muss einer innerlich proportioniert sein, damit sein Tun, sein Wort und sein Verhalten, sein Stolz nicht einfach Eitelkeit, Arroganz, // 030 Hybris. Wo fängt das sich selber Ernstnehmen an grotesk zu werden. Wie aber kann einer sich selber nicht ernst nehmen, ohne die ganz besondere Gnade einer inneren Leichtigkeit, die mir offenbar versagt ist – wie kann einer sich selber nicht ernst nehmen, ohne daran zugrunde zu gehen


Seite 029 (C-2-b_04_029.jpg)
Seite 030 (C-2-b_04_030.jpg)

 

  • Besonderes:

    Adressat: Thomas Räber

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Brief
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 029 (unten), 030 (oben)

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Notizbuch 1950-51 (alph.)
(Total: 102 )
Notizbuch 1950-51 (Folge)
(Total: 102 )
Suchen: Notizbuch 1950-51