Montag, 28 Mai 1951

Und der Engel fällt wie eine …*

Und der Engel fällt wie eine
grosse Blume von dem Himmel,
von dem Purpur in Smaragd 
so doch glänzt die grüne Woge, 
05 wo in Zelten auf dem Floss 
schlief der König. 
Dem Erwachten schlägt die grosse 
blutige Fahne hell ins Auge, 
dann erkennt er neben sich 
10 diesen schönen, ganz erbrochnen Blumenkelch, 
weisend ihm das neue Zeichen 
übern Drachen, der auf den Fluten // 072 
schon heranschwimmt Sieg verheissend: 
oben von dem Goldgebälke 
15 giessen weisse Engelrecken 
aus die Kelche Todesblutes 
auf den Drachen, 
den die schwarzen Wirbelschlünde 
jäh verschlingen, 
20 wenn die Blume neben Königs Lager 
Wogen Dufts verschwendend sinkt. 
Öffnet jetzt die Stadt den Hafen, 
wenn er einzieht als der Sieger, 
längst erwartet, 
25 längst erbangt 
und die Krone aufsetzt // 073 
in der Pfalz auf der Estrade, 
wo das Volk ihn sieht und huldigt 
unterm güldnen Baldachin.


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Und der Engel fällt wie eine

grosse Blume von dem Himmel,

von dem Purpur in nieder in den Smaragd

in den 

Smaragd nieder

so
wo doch glänzt die grüne Woge, 

05 wo in Zelten auf dem Floss 

schläft
wohnt der König.

schlief der König. 

Er erwacht 

Dem Erwachten schlägt die grosse 

Purpurfahne 

blutige Fahne hell ins durchs 

ins Auge,  

dann erkennt er neben sich 

10 diesen schönen, ganz entfalt 

erbrochnen Blumenkelch, 

weisend ihm das neue Zeichen 

zu dem Sieg 

übern Drachen, der auf den Fluten // 

Seite 072 (C-2-b_04_072.jpg)


schon heranschwimmt Sieg verheissend: 

oben von
oben auf dem Goldgebälke 

giessen
15 kommen weisse Engelrecken,

giessend aus 

aus die Kelche Todesblutes 

auf dasen Ungeheuer Drachen, 

deasendie
das¿en in schwarzen Wirbelschlünden 

niederschwindet 

jäh verschlingen, 

20 wenn die Blume neben Königs Lager 

Düftewogen noch 

Wogen Dufts verschwendend sinkt

sinkt

Öffnet jetzt die Stadt den Hafen, 

wenn er einzieht als der Sieger, 

längst erwartet, 

25 längst erbangt 

und die Krone aufsetzt

unterm Blas Baldachin // 

Seite 073 (C-2-b_04_073.jpg)


in der Pfalz auf der Estrade, 

wo das Volk ihn sieht und huldigt 

unterm güldnen Baldachin. 

28.5.51

 

 

 

  • Besonderes:

    Vgl. die Erzählung Der Kaiser und der Basilisk. In: Mißverständnisse (1968), S. 37-46

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 071, 072, 073 (oben)

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Notizbuch 1950-51 (alph.)
(Total: 102 )
Notizbuch 1950-51 (Folge)
(Total: 102 )
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