Dienstag, 24 April 1951

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da …*

Wandelnd ist das Gleiche stets noch da,
wandelnd ist der Stern herabgeklungen, 
hat der Sänger wandelnd stets sein Lied gesungen: 
ob er auf den Bergen ging und Wälder dort verrückte, // 066 
05 ob er Tiere ihrer Not entrückte, 
ob er zerrissen stürzt in Stromes Fluten, 
ein singend Haupt, von überall gerufen, 
geweckt und schlagend auf die Augen aus dem Tod: 
unsterblich ist, wer der Stummheit aufgerissnen
Munds sein Lied entbot: 
10 Gesang, der stille, dringt herab die Schluchten 
und dringt zum Meere stärker als der Ruf der Mänaden, 
erreicht die fernsten Menschenbuchten 
und dort so tief wie Korn und Öl gepflanzt, 
schwindet er nicht und nährt, des toten Hauptes Lied.


Seite 065 (C-2-b_04_065.jpg)

 

 

 

 

 

[ Steige immer wieder, o Himmel,

steige auf am Tag der Stadt¿ und steh,

nie befleckt in Wolkentrümmern,

steige auf am Horizont und steh ]

 

Wandelnd ist das Gleiche stets noch 

da, 

wandelnd ist der Stern herabgeklun-

gen, 

hat der Sänger wandelnd stets sein Lied 

gesungen: 

ob er auf den Bergen ging und Wäl-

der dort verrückte, // 

Seite 066 (C-2-b_04_066.jpg)


05 ob er Tiere ihrer Not entrückte, 

ob er zerrissen stürzt in Stromes Tiefen 

Fluten, 

ein singend Haupt, von überall gerufen, 

geweckt und schlagend auf die Augen 

aus dem Tod: 

unsterblich ist, wer letzter Stu der Stumm-

heit aufgerissnen Munds 

sein Lied entbot: 

10 Gesang, der stille, dringt herab die 

Schluchten 

und dringt zum stärker↓           Ruf der
und dringt zum Meere,  als der  Mäna-

den Rufen stärker

erreicht die fernsten Menschenbuchten 

und wird dort mehr wie so tief wie 

Korn und Öl 

gepflanzt, 

schwindet er nicht und nährt, des to-

ten Hauptes Lied. 

24.4.51

 

  • Besonderes:

    Verse teilweise gereimt. Davor 4 gestrichene Zeilen mit unbestimmter Zuordnung

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 065 (unten), 066

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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