Donnerstag, 04 Oktober 1951

Wie eine leuchtende Muschel …*

Wie eine leuchtende Muschel umfängt mich die innere Wölbung, runde Höhlung voll des fruchtigen Tones, Tones der Stille, der da ist ewig immer gleich und kaum verändert steigt auf und nieder auf goldenen Sprossen: Engel in immer klareren Ordnungen sind die Wand – o Überraschung – des Raumes bei näherem Zusehn. Diese lebendig gelöste, beflügelte Mauer, unendlich singend, die sich zur Stille vereint, wie doch fasst sie mich, enthebt mich, schützt mich in dieser Entrückung nach innen, die da ist wie die Wiesen des Nachmittags, darauf ich schlief in den Knabensommern: ganz vertraut dem Gras und den Hummeln, ungetrennt von der Höhe, der mein // 116 Antlitz geöffnet, und arglos im Herzen. Das sind die Stunden der Engel.


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Wie eine leuchtende Muschel umfängt 

mich die innere Wölbung, runde Höhlung 

voll ders fruchtigen Lüfte Tones, Tones der 

Stille, der da ist wie ewige Gegen immer gleich 

und kaum verändert steigt auf und nieder 

auf goldenen Sprossen,: Ton Engel in 

immer klareren Ordnungen tragen sind 

die Wand , o Überraschung – des Rau-

mes bei nähre näherem Zusehn. 

O Engel Diese lebendig gelöste, beflügelte 

Mauer, unendlich singend, die sich 

zur Stille ver vereint, wie doch fasst 

sie mich, enthebt mich, schützt mich 

in dieser Entrückung nach innen, 

die da ist wie die Wiesen des Nach-

mittags, darauf ich schlief in den 

Knabensommern: ganz bewahrt und ver-

traut dem Gras und den den Hummeln, 

ungetrennt von der Höhe, der mein // 

Seite 116 (C-2-b_04_116.jpg)


Antlitz geöffnet, und arglos im Herzen. 

Das sind die Stunden der Engel. 

4.10.51

 

  • Details:

    Emendation: ewige → ewig

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 115, 116 (oben)

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Notizbuch 1950-51 (alph.)
(Total: 102 )
Notizbuch 1950-51 (Folge)
(Total: 102 )
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