Donnerstag, 11 März 1954

Die drei Kammern

Geh zuerst ich hinaus zur Grenze des Dorfes
am Strom in das äusserste Haus,
dass mir die Stimme des
Nachbarn nicht schrecke des Morgens weg
05 die schon im frühen Licht
blassere Taube,
Geh ich alsdann hinauf in das Grab jenseits
hoch überm Wasser im Felsen, dass mir die Stim-
me des Fährmanns nicht locke des
10 Mittags weg die vom einzigen Strahl der
durchs Dach tropft blassere Taube,
grab ich mich ein in den Boden jenseits des Tals,
dass mir die Grille hinweg nicht zirpe 
des Abends die schon in der Milchspur des
15 Monds hoch am feuchten Gewölk blassere Taube.

Nun aber winseln am Tag, nun schrein in der Nacht 
die Schakale,
von oben herab wo ich die Taube nicht finde in meine tief // 010
unter der Erde verschlossene Höhle.


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Die drei Kammern

Geh
Wenn zuerst ich hinausgeh zur Grenze des Dorfes

am Strom und schaue¿ in das äusserste Haus

und¿ ich schaue¿ in, dass mir die Stimme des

Nachbarn nicht schrecke des Morgens weg die

05 Taube, die dort¿ schon im Licht bla¿ frühen Licht

blassere Taube,

Geh ich alsdann hinauf in das Grab jenseits im¿

hoch überm Wasser im Felsen, dass mir die Stim-

me des Fährmanns nicht schrecke die des
me des Fährmanns nicht sclocke  

10 Morgens weg Mittags weg die vom einzigen Strahl dieer 

durchs Dach tropft blassere Taube,

grab ich mich ein in dieen Höhle, jenseits

des Tals in die Erde jenseits des Tals,
des Tals in dieBoden

dass mir das¿ die Grille hinweg nicht zirpe des

des Abends die schon in der lauen¿ Milchspur des

15 Monds in der¿ hoch am feuchten Gewölk blassere Taube.


Nun aber winseln am Tag, nun schrein in der Nacht
Nun aber winseln am Tag, nun schrein am Tag

die Schakale, und die Taube ist nicht bei mir in

der tief dunkeln von oben herab ↔ in meine tief //
der tief dunkeln vonwo ich die Taube nicht finde

 

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unter der Erde verschlossene Höhle.

11.3.54

 

  • Details:

    V. 15 Gewölk] ev. Gewölb

  • Besonderes:

    Schwanken zwischen Vers und rhythmischer Prosa
    Wiedergabe: Zeilenumbruch folgt dem Textzeugen

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Prosagedicht
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/07
  • Seite / Blatt: 009, 010 (oben)

Inhalt: 57 Entwürfe zu 42 Gedichten, Notate zu szenischen Texten, Motiv-Notizen
Datierung: 14.1.1954 – 3.10.1955
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten (S. 94-114 fetter schwarzer Bleistift)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (19 Gedichte), GEDICHTE (1 Gedicht), Verstreutes (4 Gedichte)
Signatur: A-5-c/07 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1954, 1955, Typoskripte 1954, 1955
Kommentar: S. 120-122 Motive zu Gedichten
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (keine Umschriften bei Prosanotaten)

Weitere Fassungen

Notizbuch 1954-55 (alph.)
(Total: 59 )
Notizbuch 1954-55 (Folge)
(Total: 59 )
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