Freitag, 23 März 1951

Wie die Segel finden am Abend hinein …*

Wie die Segel finden am Abend hinein
über die goldgrüne Tiefe, steht auf
den Stufen der blinde
Greis, von den Dienern gestützt, 
und empfängt die Ochsen, weisse,
mit Kränzen geschmückt, 
zur Sühne bestimmt, 
– Sie kommen über die knarrenden 
Bretter aufs Land –
05 empfängt die Schätze, Dreifuss 
und die Amphoren 
voll Öl, süss duftendem. 
Doch den Kuss der Tochter, die 
Tränen, die die wiedergegebene
weint an seiner Wange, 
nimmer erträgt ers und sinkt // 063 
nieder, wie der Baum, der die Früchte 
seines geduldigen Sommers 
jetzt, da der Herbst ihn lohnte, 
nimmer erträgt.
10 Starr wie Schilder sind 
die Segel, da sie wieder entschwinden,
wie eine Schlachtreihe, die 
fechtend zurückweicht. 
Hilflos steht das befreite Mädchen, 
erschreckt unter all den Gaben: 
wer soll sie jetzt opfern?
15  Bald aber tröstet die Nacht, 
die die Toten nicht 
weckt, aber einhüllt, dass sie wie 
die Schlafenden sind.


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Wie dasie Schiff Segel finden am 

Abend hinein 

über die goldgrüne Tiefe, steht auf 

den Stufen der blinde 

Greis, von den Dienern 

gestützt, 

und empfängt die Ochsen, weisse, 

mit Kränzen geschmückt, 

zur Sühne bestimmt, 

– Sie kommen über die knarrenden 

Bretter aufs Land –

05 empfängt die Schätze, Dreifuss 

und die Amphoren 

voll Öl, süss duftendem. 

Doch den Kuss der Tochter, die 

Tränen, die die wieder-

gegebene weint an sei-

ner Wange, 

nimmer erträgt ers und sinkt //

Seite 063 (C-2-b_04_063.jpg)


nieder, wie der Baum, der die Früchte  

seines geduldigen Sommers 

jetzt, da der Herbst ihn lohnte, 

nimmer erträgt.

10 Wie starre Starr wie Schilder sind

die Segel, da sie wieder entschwinden, 

wie eine Schlachtreihe, die sich 

wehr fechtend zurückweicht. 

Hilflos steht das befreite Mädchen, 

erschreckt unter all den Gaben: 

wer soll
wer kann sie jetzt opfern?

Bald
15 Aber es trö aber tröstet die Nacht, 

die die Fragen der die Toten nicht 

weckt, aber einhüllt, dass sie wie 

die Schlafenden sind. 

23.3.51

 

  • Details:

    V. 10: Ev. neue Strophe

  • Besonderes:

    Mehrfach gebrochene Langzeilen
    Wiedergabe: Einrückungen entsprechend dem Textzeugen

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 062, 063

Inhalt: Prosanotate, Briefe, 88 Entwürfe zu 75 Gedichten (15 Endfassungen)
Datierung: 12.11.1950 – 14.12.1951
Textträger: Rotes Notizbuch, liniert, Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/04 (Schachtel 79)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1948-50, Kutter
Kommentar: 29 Texte rhythmische Prosa, 20 gereimte Gedichte, 14 reine Prosanotate und Briefentwürfe
Deckblatt oben: Kuno Räber, Mitte: Begonnen am 12.11.50
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen

Notizbuch 1950-51 (alph.)
(Total: 102 )
Notizbuch 1950-51 (Folge)
(Total: 102 )
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