Der Kohlenschlepper dringt
in den engen Kanal, der, ungewohnt,
flieht in grossen Wellen hinauf
an die Mauern der Häuser,
05 an die Mauern des Palastes,
wo noch immer, wenn von
der Vorüberfahrt nur noch
Sirenentöne in den Treppenhäusern
hängen und Ölflecke,
10 dirnenhaft schillernd
die badenden Knaben be-
schmutzen,
schüttelt der Engel in den Zimmern,
angstfiebrig irrend // 057
15 das kahle Gezweig der
dicht verwachsnen, vergilbten,
Palmbüsche, die trostlos
seit Jahrzehnten
wuchern und, toter
20 Urwald, die Gänge undurchdringlich verwirren
und seine Spitzenwäsche,
das feine Hemd ihm zerreissen,
was kaum er bemerkt,
weil eine Spinne sich aus den
25 Zweigen herablässt und kriecht
über sein rosiges Bein.
Er steht im Glashaus des Grauens,
rührt nicht Finger und Fittich,
damit ers nicht erschlüge.
30 Am Morgen kommen die Kinder und
rufen: warum denn steht // 058
dieser Engel unter Glas. Und die
Mutter lacht und erklärt:
Warum wohl? So wird er nicht staubig.
Das Motorboot dringt
in den engen Kanal, der flüchtet
in springenden Wellen
hinauf an die Mauern des Hauses,
05 wo noch immer Sirenentöne auf den
Treppen nachheulend kauern,
wenn draussen nur noch Ölflecke
dirnenhaft die badenden Knaben beschmutzen.
Aber noch schüttelt der Engel,
10 durch die Zimmer angstfiebrig irrend,
das kahle Gezweig der
dicht verwachsnen, vergilbten
Palmtagbüsche, die seit Jahrzehnten
trostlos wuchern und, toter Urwald,
15 die Gänge undurchdringlich verwirren.
Schüttelt, obwohl ihm die Zweige
die feine Wäsche zerreissen,
bis ihm eine Spinne auf den rosigen,
von Spitzen zärtlich gefassten
20 Marzipan-Schenkel hinabfällt.
Nun steht er im Glashaus des Grauens
und rührt, damit es nicht zerbreche,
nicht Finger und Fittich. // 02
Den Knaben, die kehren vom Bad
25 im Kanal und verwundert rufen:
Was nun steht unter Glas dieser Engel,
lacht die Mutter: Warum wohl?
So wird er nicht staubig.
Das Motorboot dringt
in den engen Kanal, der in springenden
Wellen die Mauern des Hauses
flüchtet hinauf, wo noch immer,
05 wenn draussen nur noch Ölflecke
dirnenhaft die badenden Knaben beschmutzen,
auf den Treppen Sirenen-
töne nachheulend kauern.
Wo noch schüttelt der Engel,
10 durch die Zimmer angstfiebrig irrend,
das kahle Gezweig der
verwachsnen, vergilbten
Palmtagbüsche, die seit Jahrzehnten
trostlos wuchern und, toter Urwald,
15 die Gänge undurchdringlich verwirren.
Schüttelt, obwohl ihm die Zweige
die feine Wäsche zerreissen,
bis er sieht, dass eine Spinne
ihm auf den von Spitzen zärtlich gefassten
20 rosigen Schenkel herabfiel:
Nun bläst sein Blick und schliesst
um ihn die Glasglocke des Grauens,
und er rührt, damit ers nicht zerbreche,
nicht Finger, nicht Flügel. // 04
25 Den Knaben, die, schmutzig zurück
vom Bad im Kanal, verwundert
rufen: Warum steht unter Glas
dieser Engel? lacht die Mutter:
Warum wohl? So wird er nicht staubig.
Das Motorboot dringt
in den Kanal, des Wellenflüchtlinge
springen die Mauern des Hauses
hinauf, wo auf den Treppen noch immer,
05 wenn draussen nur noch Öflecke
dirnenhaft die badenden Knaben beschmutzen,
Sirenentöne nachheulend kauern.
Wo noch immer der Engel
schüttelt das kahle Gezweig der
10 verwachsnen, vergilbten
Palmtagbüsche, die seit Jahrzehnten
trostlos wuchern und, toter Urwald,
die Gänge undurchdringlich verwirren.
Schüttelt, obwohl ihm die Zweige
15 die feine Wäsche zerreissen,
bis ihm die Spinne auf den
von Spitzen gefassten rosigen
Schenkel herabfällt.
Nun bläst sein Schreckblick und schliesst
20 die Glasglocke um ihn des Grauens;
damit er sie nicht zerbreche
rührt er nicht Finger, nicht Flügel. // 06
Die Knaben, die, schmutzig zurück
vom Bad im Kanal, rufen: Warum
25 steht unter Glas dieser Engel?
schiebt zur Seite mit der Hand
ihres besseren Wissens die Mutter:
Warum wohl? So wird er nicht staubig.