A Totenklage Philipp II. in Aguilera
Wenn der die Orange zerschneidet,
achtet er drauf, dass ihm der Saft
nicht den weissen Kragen verspritzt,
den er zwar jeden Tag wechselt.
––––––
05 Aber er ist nervöser als sonst
wegen des Wechsels der Lebensumstände:
weil er nun die Stadt plötzlich verlassen musste
und herausziehn in dieses Kloster, wo es
nur Mönche gibt, die↓mit Blicken versuchen
nur Mönche gibt, die sein Leben bessern wollen
nur Mönche gibt, die sein Leben↑zu
\ die mit Blicken / sein Leben zu
bessern versuchen.
11 Aber das ist doch noch besser,
als in dem feuchten
als in dem (kalten) Palast zu bleiben
und sich wie weisses
und sich wie PastetenfFleisch immer von neuem
von der Tunke des Jammers von fünfzig
15 Frauen neu übergiessen und ganz
durchdringen zu lassen.
Hier wenigstens ists trocken und
und niemand verlangt von ihm Trauer
um ein ängstliches Mädchen, das er
20 nur wenig und förmlich gekannt hat
(im Bett braucht man, gottseidank, nicht zu sprechen)
Hier kann er zusehn, wie man, nachdem
die Sonne unterging hinter des erstarrten
Meeres kahler Woge, die fünf Beete
25 mit Rosen mitten im Gemüseplatz giesst, //
und dann, damit man nicht sieht, wie er gähnt,
hineingehn und ganz drauf achten, dass er
beim Zerschneiden der Orange
den weissen Kragen nicht verspritzt mit dem Saft.
22.4.55