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Samstag, 28 August 1954

Die Sirenen (D)

Wie als sie ans Ufer
schon geworfen die Taue 
und einer schwamm gar hinüber, 
aus des einen Matrosen, der jetzt 
05 mit den johlenden zieht die Strasse vom Hafen 
zur kleinen Talstation mit den Kartuschen und der 
Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt, 
bedeutend, ein geflügeltes Rad 
überm Eingang zur Seilbahn, die während 
10 der Saison im Herbst und im Frühling 
klimmt alle Halbstunden zur Höhe des Bugbergs 
mit dem Kastell, das heute Museum: 
Aus des einen Matrosen 
Mund und Harmonika, mitten 
15 aus den johlenden, die, eingehängt 
girrenden Mädchen zur Rechten und Linken 
in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn, 
wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter 
Blumen, die unter die Schulterstücke die einen 
20 stecken, die andern, zuviel sinds, 
zertreten. Die Männer aber, gedrängt 
an den Rand in den Autos, drehn nieder // 09
die Scheiben und schwenken Hände und Hüte: 
Aus des einen Matrosen 
25 Mund und Harmonika wächst 
der Liedbaum über das Stampfen, das lautere Johlen 
– : der Strassenbahnzug hält an der 
Querstrasse plötzlich, kreischend, und steht und 
kann nicht weiter, gebremst vom 
30 Gedränge der blumenwerfenden Kinder, 
der Mütter, der Hände, Hüte schwenkenden Autos – : 
Aus des einen Matrosen 
Mund und Harmonika wächst 
auf einmal der Liedbaum, verschränkt 
35 in die Krone dicht sich oben des Lieds im 
Schiff vor der Insel, wo sie die Taue 
schon ans Ufer geworfen und einer 
schon schwamm hinüber, 
in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast 
40 so mächtig hinauf wuchs, dass 
sank unterm Schatten der Liedbusch, der duftend 
von Blüten sie hinzog zur Insel. 
Desselben Liedbaums, 
der die klimmende Bahn und den Burgberg, // 10
45 einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut 
im Kastell, das heute Museum, 
gedoppelt, jetzt überschattet.


Blatt 08 (A-5-c_08_180.jpg)

D Die Sirenen

Wie als sie ans Ufer

schon geworfen die Taue

und einer schwamm gar hinüber,

aus des einen Matrosen, der jetzt

05 mit den johlenden zieht die Strasse vom Hafen

zur kleinen Talstation mit den Kartuschen und der

Göttin aus schmutzigem Stuck, die emporhebt,

bedeutend, ein geflügeltes Rad überm Eingang

überm Eingang zur Seilbahn, die während

10 der Saison im Herbst und im Frühling

klimmt alle Halbstunden zur Höhe des Bugbergs

mit dem Kastell, das heute Museum:

Aus des einen Matrosen

Mund und Harmonika, mitten

15 aus den johlenden, die, eingehängt

girrenden Mädchen zur Rechten und Linken

in Achterreihen die breite Strasse hinaufziehn,

wo vom Gehsteig werfen die Kinder, die Mütter

Blumen, die unter die Schulterstücke die einen

20 stecken, die andern, zuviel sinds, zertreten.

zertreten. Die Männer aber, gedrängt

an den Rand in den Autos, drehn nieder //

Blatt 09 (A-5-c_08_181.jpg)

D Die Sirenen 2

die Scheiben und schwenken Hände und Hüte:

Aus des einen Matrosen

25 Mund und Harmonika wächst

der Liedbaum über das Stampfen, das lautere Johlen

– : der Strassenbahnzug an der hält an der

Querstrasse plötzlich, kreischend, und steht und

(kann nicht weiter), gebremst vom

30 Gedränge der blumenwerfenden Kinder,

der Mütter, der Hände, Hüte schwenkenden Autos – :

Aus des einen Matrosen

Mund und Harmonika wächst

auf einmal der Liedbaum, verschränkt

35 in die Krone dicht sich oben des Lieds im

Schiff vor der Insel, wo sie die Taue

schon ans Ufer geworfen und einer

schon schwamm hinüber,

in die Krone des Lieds, das vom Hauptmast

40 so mächtig hinauf wuchs, dass

sank unterm Schatten der Liedbusch, der duftend

von
mit Blüten sie hinzog zur Insel.

Desselben Liedbaums,

der die klimmende Bahn und den Burgberg, //

Blatt 10 (A-5-c_08_182.jpg)

D Die Sirenen 3

45 einen Augenblick gar der Fremden Geschwätzkraut

im Kastell, das heute Museum,

gedoppelt, jetzt überschattet.

28.8.54

 

  • Details:

    V. 29 Emendation: (kann nicht weiter) → kann nicht weiter (Klammer aufgehoben)

  • Besonderes:

    Verso: Typoskripte↑ (Sebastian Franck, S. 91, 90, 89)

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/08_028
  • Seite / Blatt: 08, 09, 10

Inhalt: 205 Manuskripte und 25 Typoskripte zu 33 Gedichten (3 Endfassungen)
Datierung: 1.1.1954 – 27.12.1954
Textträger: 271 Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 36 Dossiers, 270 beschriebene Seiten
Publikation: Die verwandelten Schiffe (15 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/08 (Schachtel 35)
Herkunft: Mappe EG 54 I, EG 54 II

Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

Weitere Fassungen