Klappentext
Beim Sacco di Roma, der Plünderung Roms im Jahre 1527, bot die Engelsburg, das Mausoleum des Kaisers Hadrian, die letzte Zuflucht. Sie steht im Zentrum von Kuno Raebers Roman, ist zeitlicher und räumlicher Bezugspunkt des Ganzen.
Der Erzähler sieht das nie vollendete Bauwerk mit seinen Schicksalen und Metamorphosen als Nabel der Weltgeschichte, der wie ein sich unablässig drehender Wirbel alles ansaugt und am Ende verschlingt.
Leitmotive, die daraus immer wieder auftauchen, sind neben dem Sacco di Roma u. a das Martyrium des Heiligen Laurentius, der frühmittelalterliche Brand im Borgo, der Sturm auf die Tuilerien. Es erscheinen Karl V., Philipp II., Franz 1., Ludwig XVI., die Pompadour, Papst Leo IV. – und nicht zuletzt Äneas, der sagenhafte Gründerheros Roms, und sein Vater Anchises.
Ereignisse und Gestalten, zu einer neuen Geschichte verschmolzen, sind teils Historie, teils Fiktion. Auch die mächtige Gotte und der Zwerg haben Anteil an beidem. Nur das Hündchen Zazibao vielleicht, als Verkörperung einer seelisch-dämonischen Kraft, ist reine Erfindung.
Der Erzähler beschwört die Bilder, bald sind sie abstoßend, bald reizvoll, aus dem Malstrom der Weltgeschichte herauf und treibt seine Thematik ohne Atempause bis zum Äußersten voran: bis zur Ekstase der mystischen Schau, der Sexualität, der Gewalt und des Todes.
Unter der Spannung zwischen Sinnlichkeit und Askese wird das Historische sichtbar als eine geologische Tiefenstruktur. Fragen, Ängste und Visionen der Gegenwart spiegeln sich in einer unendlich assoziativ erinnerten Vorzeit.
Sacco di Roma / Roman
Zürich: Ammann 1989
Ursprünglicher Titel: Wirbel im Abfluss
307 Ss, 44 Kapitel
auch in:
Werke in 7 Bänden (WA), Bd. 4
Das Wasser, kaum daß du den Pfropfen herausziehst, fließt aus der Wanne, langsam zuerst und dann schneller und schneller, den Abfluß hinunter, nur den Seifenschaum fortzuspülen, bedarf es der gebündelten Wasserstrahlen der Dusche, der Schaum bäumt sich auf, sammelt sich, türmt sich zu einem schmutzigen Schneegebirge, träge und zögernd beginnt es, um das schwarze Loch zu kreisen, erst am Ende, vom Sog des Wirbels gezwungen, stürzt es hinein und verschwindet, nicht auf einmal jedoch, das Schaumgebirge läßt sich vielmehr in Stücke reißen und bildet Widerstandsnester, die sich am Wannenrand oder an sonstwo abgelegenen Stellen der Strömung zu entziehen versuchen, so daß du, falls du voreilig auf gibst, nicht lange genug hinschaust, glauben könntest, es gebe da eine Chance des Entkommens, der Rettung, doch das ist keineswegs so, […]
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