Kein Datum ! . . . ( 11.08.1951 *)

Nur Bedrängnis statt erhofften ...*

Nur Bedrängnis statt erhofften,
statt verheissnen Glücks des Schlafes
an dem kühlen Fuss der Ulme,
wo der Schatten kühner kämpft
05 gegen Nachmittages Licht:
wo die Burg scheint von dem Felsen,
weiss Gemäuer aus dem Silber,
aus den Stacheln der Gewächse,
zwingt den Ruhbegehrer stets
10 neu in diesen hellen Anblick,
sagend: "ich bin stärker als die
Stille und die Schattenkühle;
willst du fliehen, willst du schlafen:
zwingen will ich dich, im Traum
15 aufzusteigen her zu mir,
dich zu ritzen an den Stacheln.
Jede Wunde soll Begierde
nach der Höfe kahlen Mauern,
nach vergessnen Häftlings Seufzern
20 dir befeuern". Ausgedörrt ist
Sinn und Seele beim Erwachen
aus Bedrängnis statt erhofftem,
statt verheissnem Glück des Schlafes.

  • Details:

    V. 08/09 Korrektur: Silber / und → Silber, / aus
    V. 23 Direktkorrektur: statt dem Glück → statt verheissnem Glück
    V. 23 Schlafes] Schlafs (A-5-e/07_027); vgl. Besonderes

  • Besonderes:

    Durchschlag (Lieferung Ia, 11.8.1951); weiterer Textzeuge als Textträger für Abstieg verwendet (A-5-e/07_027) mit Variante (V. 23 Schlafs)

    Markus Kutter an Raeber, 16.8.1951:

    Dem Schwan kommen nach meinem Gefühl am nächsten „Nur Bedrängnis“. Freilich kann ich dort mit der Burg nicht viel beginnen, vor allem da sie als weiss Gemäuer aus dem Silber zu scheinen scheint. („Weiss Gemäuer“ finde ich als Versanfang unpassend, da es gegen den Rhythmus verstösst; denn alle übrigen Verse fangen sonst mit eigentlich zwei Unbetonten an und benützen den Rhythmus der Zahlreihe 3-4-1-2, mit Betonung auf 1. (Beispiele bei Goethe: Kleine Blúmen, kleine Blätter; oder: Als ich auf dem Euphrat schiffte!) – Das letzte „Schlafes“ würde ich aus denselben rhythmischen Gründen wahrscheinlich durch ein „Schlafs“ ersetzen, aber das ist nebensächlich.

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: E-03-A-01/j
  • Seite / Blatt: 03
  • Identisch mit: Typoskripte 1951

Inhalt: Typoskripte zu 122 Gedichten (7 Endfassungen)
Datierung: 1950 – 1954
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 10 Dossiers: 1/a (I, 17.4.1951), 1/j (Ia, 11.8.1951), 1/d (II, 1952), 1/b (III, 1952), 1/c (IV, 3.8.1952), 1/e V (Dez. 1952), 1/g (VI, 2.7.1953), 1/h (VII, Okt. 1953), 1/f (VIII, Dez. 1953), 1/i (IX, März 1954)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (18 Gedichte); Verstreutes (11 Gedichte)
Signatur: E-03-A-01/a-j (Schachtel 147)
Herkunft: Sammung Markus Kutter

Kommentar: Beschreibung. Texte Dossier /a übereinstimmend mit Sammlung Georgi I (Werke 5, S. 28-36)
Wiedergabe: Edierte Texte

Weitere Fassungen

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