Kein Datum ! . . . ( 20.04.1952 *)

Ichthys

Und bist erwacht du an dem eklen Tisch,
die Strasse draussen kaut und rülpst den Fisch,
der dennoch lebt und glänzt im Element,
im stinkend hier verwesenden Gemisch
05 aus Händlergier und Fluch, Geknirsch
der Strassenbahn:
den Schergen fiel er hin.
Wo sind, die seiner Glorie nahn,
den Meeresthron und schön bewegten Sinn
10 des Flossenspiels im Traume fahn?

  • Details:

    V. 10 fahn] Unterstreichung und Annotation von Kutter: Reimwort aus anderer Epoche!

  • Besonderes:

    Duchschlag (Lieferung III, April 1952)

    Markus Kutter an Raeber, 29.4.1952:

    „Ichthys“: Hier steh ich vor allem mit dem Reimwort am Schluss, mit „fahn“ auf dem Kriegsfuss. „Fahn“ hat so einen bestimmten Geruch, man weiss nicht recht ist es „fangen“ oder „fahren“ oder sonst ein Verb mit beliebigem Wert – // auf jeden Fall passt es in seiner ganzen, etwas blassen Altertümlichkeit in die übrige, nach meinem Gefühl beherrschte und gekonnte Heftigkeit der andern Verse. Gerade ein Ausdruck wie „Geknirsch der Strassenbahn“ in seiner präzisen Tatsächlichkeit bringt einen höchst wohltuenden Ton in Deine Verse. „Alle Lyriker sind Realisten“ – irgend so etwas sagt Benn in seinem Vortrag; aus keinem andern Grunde vermag aber gerade das „den Schergen fiel er hin“ nicht mehr zu befriedigen. Denn „Schergen“, so weit das Wort heute noch eine Bedeutung hat, sind ja Gerichts- oder Polizeibeamte, behaftet mit dem Geruch gewisser Willkür – und das meinst Du wohl nicht. Ich würde vorschlagen, // „Schergen“ durch „Krämern“ zu ersetzen, falls Du so etwas gemeint hast. (Für das „fahn“ fällt mir kein Ersatz ein; ich glaube aber nicht, dass man es stehen lassen kann, vor allem nicht am Ende des sonst gross angelegten und aufregenden Gedichtes.)

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • gereimt: ja
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: E-03-A-01/b
  • Seite / Blatt: 03
  • Identisch mit: Typoskripte 1952

Inhalt: Typoskripte zu 122 Gedichten (7 Endfassungen)
Datierung: 1950 – 1954
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 10 Dossiers: 1/a (I, 17.4.1951), 1/j (Ia, 11.8.1951), 1/d (II, 1952), 1/b (III, 1952), 1/c (IV, 3.8.1952), 1/e V (Dez. 1952), 1/g (VI, 2.7.1953), 1/h (VII, Okt. 1953), 1/f (VIII, Dez. 1953), 1/i (IX, März 1954)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (18 Gedichte); Verstreutes (11 Gedichte)
Signatur: E-03-A-01/a-j (Schachtel 147)
Herkunft: Sammung Markus Kutter

Kommentar: Beschreibung. Texte Dossier /a übereinstimmend mit Sammlung Georgi I (Werke 5, S. 28-36)
Wiedergabe: Edierte Texte

Weitere Fassungen

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