Kein Datum ! . . . ( 29.04.1952 *)

Vor Himmels Röte schmilzt ...*

Vor Himmels Röte schmilzt
metallene Wandung des Hauses,
und in den Kammern quillt
den Siechen ins geborstene Ohr
05 Klageton des Horns,
sodass sie werfen fort die blutigen Laken.

Aber auf der Schwelle hebt der Sänger
lauteren Kelch des Lieds
empor zum Flammenmund, der unersättlich säuft,
10 dass er ihn stille:

wenn die Najaden alle auf dem Trocknen röcheln,
erlischt die Röte überm wüsten Feld;
geronnen deckt Metall, erkaltend,
des Hauses alten Ort,
15 wo das Horn entfiel des Bläsers Lippe
und die Nackten raffen
verkohlte Fetzen ans Gebrest.

  • Details:

    V. 07 Aber] Unterstreichung und Kommentar von Kutter: Hölderlin-terminus

  • Besonderes:

    Durschlag (Lieferung III); Anntotationen von Kutter
    Beginn einer Lieferung von 11 Bll, vermutlich 29.4.1952 an Kutter geschickt

    Markus Kutter an Raeber, 29.4.1952:

    „Vor Himmels Röte schmilzt“: womit ich mich nicht ganz zurechtfinden konnte, ist, dass ich mir ein „Haus mit metallener Wandung“ nicht deutlich machen konnte. Es korrespondiert für mich mit keiner Wirklichkeit, weder einer empirischen (dass ein Spital oder ein Gefängnis gemeint sein könnte) noch einer poetischen, bildlichen (dass ein „Haus mit metallener Wandung“ eine Sache ist, die es auf Grund dieser dichterischen Bezeichnung nun einfach zu geben hat und gibt). Sonst gefällt mir das Gedicht in seiner an- und abschwellenden Entwicklung; ob das „aber“, // mit dem die zweite Strophe beginnt, wirklich notwendig ist oder aus einer seit Hölderlin grossen und gefährlichen Tradition dasteht, musst Du selber entscheiden. Am wirklichen Genuss hindert mich, wie gesagt, dass ich nicht eigentlich die Ausgangssituation des ganzen Gedichtes begreife. 

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • Strophen: ja
  • Schreibzeug: Schreibmaschine
  • Signatur: E-03-A-01/b
  • Seite / Blatt: 01
  • Identisch mit: Typoskripte 1952 (A*)

Inhalt: Typoskripte zu 122 Gedichten (7 Endfassungen)
Datierung: 1950 – 1954
Textträger: Einzelblätter (A4-Format)
Umfang: 10 Dossiers: 1/a (I, 17.4.1951), 1/j (Ia, 11.8.1951), 1/d (II, 1952), 1/b (III, 1952), 1/c (IV, 3.8.1952), 1/e V (Dez. 1952), 1/g (VI, 2.7.1953), 1/h (VII, Okt. 1953), 1/f (VIII, Dez. 1953), 1/i (IX, März 1954)
Publikation: Die verwandelten Schiffe (18 Gedichte); Verstreutes (11 Gedichte)
Signatur: E-03-A-01/a-j (Schachtel 147)
Herkunft: Sammung Markus Kutter

Kommentar: Beschreibung. Texte Dossier /a übereinstimmend mit Sammlung Georgi I (Werke 5, S. 28-36)
Wiedergabe: Edierte Texte

Weitere Fassungen

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