Von Wien
steigt er auf und über
dem Schwarzwald erscheint er
dem Wanderer als ein
05 heimischer Vogel und doch
war es vermutlich
im persischen Hochland dass er
ausschlüpfte aus dem
Ei. Aber das ist // 134
10 zulange her. Über
Frankfurt steht er
am höchsten und längsten ein paar
Bilder zeigen ihn mit zwei
Köpfen aber das kommt wohl von einer
15 östlichen Neigung
zum Üppigen und zum
Monströsen ein
Fabeltier wäre er dann aber
er ist ein einfacher
20 Vogel nun schon lange
allein und ohne
Genossen und findet
zwischen den Wolken-
kratzern sein altes
25 Nest St. Bartholomäus nicht mehr schon auf
Goethe hatte er dort // 135
nur noch exotisch
gewirkt wie aus einem
fernen Zwinger herge-
30 flogen doch da fällt
eine Feder und dort
herunter Passanten
lesen sie auf und erinnern
sich sie hätten im Nordosten
35 ihn neulich noch auf einem verschneiten
Sandplatz im Schnee
sitzen sehen abgemagert und heiss-
hungrig schnäbelnd wie lang
ists her dass er über den Toren der alten
40 Städte des Südens aus goldenen Tellern
frass und von Castel del Monte die Flotten // 136
der Türken die
Segel des heiligen Markus erspähte nicht zu
reden von der
45 Grotte am Palatin wo er am längsten
wohnte und am bequemsten noch heute
schmerzt ihn der Rauch in den Augen
womit man ihn austrieb
doch auch über Frankfurt wird er sich nicht lange
50 mehr halten können
hoch in den Lüften und
von keinem gesehen bald
hat er alle Federn verloren man wischt sie
jeweils morgens um fünf Uhr
55 an der Konstabler-
wache an der
Kaiserstrasse zusammen er fällt // 137
wenn er Glück hat am Römer
herunter ein kahles
60 ausgemergeltes Aas liest ihn ein Türke
vom Pflaster auf und wirft ihn zum übrigen
Müll in den Container.
Der Adler
- Details
- Konvolut: Notizbuch 1980-88
- Besonderes: Mit Klammer markiert
- Letzter Druck: Abgewandt Zugewandt 1985
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Erste Fassung
- Schreibzeug: Tinte
- Signatur: A-5-h/02
- Seite / Blatt: 133 (unten) (66), 134, 135 (67), 136, 137 (oben) (68)

Der Adler
Von Wien
steigt er auf und über
dem Schwarzwald erscheint er
dem Wanderer als ein
05 heimischer Vogel und doch
war es vermutlich
im persischen Hochland
irgendwo in der im
wo d¿
im persischen Hochland dass er
ausschlüpfte aus dem
aus dem Ei
ausschlüpfte aus dem
Ei. Aber das ist ||
Variante zu V. 02ff. (Spalte rechts):
und folgt der
Kutsche Maximilians
Kutsche Leopolds
und Leopolds von | Toskana
durch Schwaben | und Franken.
Über dem Hunsrück | erscheint er .... //

10 zulange her. Über
Frankfurt steht er
am höchsten und längsten ein paar
Bilder zeigen ihn mit zwei
Köpfen aber das kommt wohl von einer
15 östlichen Neigung zum
zum Üppigen und zum
Monströsen ein
Fabeltier wäre er dann aber
er ist ein einfacher
20 Vogel nun schon lange
allein und ohne
Genossen und sieht findet
zwischen den Wolken-
kratzern Frankfurts sein altes
25 Nest St. Bartholomäus nicht mehr schon auf
Goethe hatte er dort //

nur noch komisch exotisch
gewirkt wie aus einem
fernen Zwinger herge-
30 flogen doch da fällt eine¿
eine Feder und dort
herunter Passanten
lesen sie auf und erinnern
sich sie hätten im Nordosten
ihn neulich noch im Winter
35 ihn neulich noch im Nordosten auf einem
ihn neulich nocn im Nordosten verschneiten
ihn neulich nocn im Nordosten verschneiten
Sandplatz
Sandplatz im Schnee
sitzen sehen abgemagert und heiss-
hungrig schnäbelnd wie lang
ists her dass er↓über den Toren
ists her dass er in denr alten
40 Städtene des Südens aus goldenen Tellern
goldenen Tellern
frass und von Castel del Monte die Flotten //

der Türken die
Segel d des heiligen Markus erspähte nicht zu
nicht zu
reden von der
45 Grotte am Palatin noch heute wo er am längsten
wohnte und am bequemsten noch heute
schmerzt ihn der Rauch in den Augen
womit man ihn austrieb
doch ↓auch Frankfurt wird er sich nicht lange
doch über Frankfurt wird er sich nicht mehr
lange halten können so hoch
50 mehr stehen halten können
hoch in den Lüften und
von keinem gesehen bald
hat er alle Federn verloren man wischt sie
jeweils morgens um fünf Uhr
an
55 auf der Konstabler-
wache an der
Kaiserstrasse zusammen er fällt //

wenn er Glück hat am Römer
herunter ein kahles
ausgemergeltes Aas wird ihn liest
60 ausgemergeltes Vieh¿ wird ihn trägt¿ ihn ein
Türke
avom Pflaster auf und wirft ihn zum übrigen
zum übrigen
Müll in den Container.
12.7.82
Inhalt: 168 Entwürfe zu 124 Gedichten (31 Endfassungen); mit den Zyklen:
Beschwörung des Todes I-XXIX, New York I-VI, Rom I-IX, Escorial I-III, Beschwörung – Andere Abteilung I-XIII, Durchgang I-XI
Datierung: 7.12.1980 – 27.8.1988
Textträger: Rotbraunes Notizbuch, grau-schwarze Tinte
Umfang: 212 beschriebene Seiten (+ U2/U3); Bll von Raeber numeriert, ab Bl. 106v leer
Publikation: Abgewandt Zugewandt: Hochdeutsche Gedichte (52 Gedichte)
Signatur: A-5-h/02 (Schachtel 29)
Spätere Stufen: Manuskripte 1979-1983, Typoskripte 1983
Kommentar: vgl. auch das Typoskript Zur Entstehung
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften
Notizbuch 1980-88
Raebers letztes Gedicht-Notizbuch enthält den Grundstock der Hochdeutschen Gedichte von Abgewandt Zugewandt (1985). Zwei der insgesamt 5 Zyklen und eine Reihe von Einzelgedichten sind allerdings erst danach entstanden und in keine Publikation mehr eingegangen.
Übersicht
Seiten | Titel | Datum | Anzahl Gedichte |
Fassungen | Letzt- fassungen |
publiziert |
3-36 | Beschwörung des Todes I-XXIX | 7.12.-18.9.1981 | 29 | 33 | 2 | 11 |
37-40 | Die Stadt | 5.12.1981 | 1 | 1 | 0 | 1 |
41-57 | New York I-VI | 30.12.1981-21.1.1982 | 6 | 6 | 0 | 6 |
58-96 | Diverse | 6.2.-19.4.1982 | 25 | 35 | 5 | 13 |
97-107 | Rom I-IX | 12.4.-4.5.1982 | 9 | 10 | 1 | 7 |
108-117 | Diverse | 4.5.-20.5.1982 | 6 | 7 | 2 | 4 |
118-122 | Escorial I-III | 3.6.-5.6.1982 | 3 | 3 | 0 | 3 |
123-152 | Diverse | 8.6.1982-17.5.1983 | 16 | 17 | 4 | 6 |
153-179 | Beschwörung – Andere Abteiiung I-XIII | 14.3.-4.5.1984 | 13 | 35 | 4 | 0 |
180-186 | Diverse | 26.4.-31.10.1985 | 3 | 5 | 2 | 1 |
187-210 | Durchgang I-XI | 10.5.-5.6.1988 | 11 | 14 | 11 | 0 |
211-213 | 2 Gedichte | 18.8.-27.8.1988 | 2 | 2 | 2 | 0 |