Kein Datum ! . . . ( 01.01.1979 *)

[Notizen 1]

Gedichte I.

01 Als ein schwarzer riesiger Leichnam ohne Kopf schwimmt die Sonne am Firmament.

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02 „ … denn was liegt der Wassertiefe unten an der Sicherung und grenzenlosen Dauer der aus ihr aufgeblühten Ichgestalt?“

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03 Das Gleichgewicht immer wieder nach allem Durcheinanderschütteln, auf einer neuen Ebene wiederhergestellt.

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04 „Quirlt man gesteigertes Leben, so quirlt man sich auch gesteigerten Tod.“

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  • Besonderes:

    Zitate aus: Heinrich Zimmer: Maya der indische Mythos (1936), Gesammelte Werke, Bd. 2. Zürich 1952 (zit. nach gutenberg.spiegel.de)

    zu. 01: vgl. Kap. 5 Der Löwenmann

    da ersteht die Maya eines Weltunterganges, der Mond steht still, die Sterne taumeln durcheinander, die Sonne schwimmt als Leichnam ohne Kopf am Himmel – es ist keine Zeit mehr, und die Welt vergeht.

    zu 02: vgl. Kap. 4 Die Quirlung des Milchmeers

    Aber ein Trieb, sich grenzenlos zu sichern, stellt sich der tieferen Einsicht, wie brüchig alle Möglichkeit der Sicherung sei, mit kreaturhafter Kraft entgegen. […] Erfahrungsweisheit und Erziehung, das ganze Reich des Bewußtseins und des kausalen Denkens dient dieser Selbstbehauptung, diesem Dauernwollen durch Sicherungen. Aber der Mythos als Organ des Unbewußten steht diesem Zug zur Sicherung, sosehr das Unbewußte ihn auch kennt und fördert, mit tiefer Ironie gegenüber, denn was liegt der Wassertiefe unten an der Sicherung und grenzenlosen Dauer der aus ihr aufgeblühten Ichgestalt?

    zu 04: ebd

    Einzig Schiva ist imstand, das Todesgift zu trinken. Es war im kreisenden Meere des Lebens rings verteilt, so verteilt wie sein Gegenteil, denn Leben ist Sterben und Sterben Leben, mit jedem Pulsschlag ineinander fließend – es war verteilt, aber quirlend haben Götter und Dämonen seine Quintessenz zusammengebracht. Quirlt man gesteigertes Leben, so quirlt man sich auch gesteigerten Tod – wie könnte das anders sein? Denn Gleichgewicht, das sich bei allem Schwanken der Schalen und im Wechsel ihrer Gewichte immer wieder einstellt, und der Übergang von Gegensätzen, die sich aufgerissen haben, zu ihrer völligen Einebnung bezeichnen den Wandelgang des Alls.

  • Letzter Druck: Reduktionen 1981
  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: ohne Datumsangabe
  • Signatur: A-5-g/01
  • Seite / Blatt: U2

Inhalt:145 Entwürfe zu 110 Gedichten (4 Endfassungen)
Datierung: 1.6.1979 – 19.8.1979
Textträger: Grünes Notizbuch, grau-schwarze Tinte
Umfang: 142 beschriebene Seiten (+ U2, U3)
Publikation: Reduktionen (101 Gedichte)
Signatur: A-5-g/01 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Kommentar: Beschreibung
Spätere Stufen: Manuskripte 1979, Typoskripte 1979
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften

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