Entstanden: 08. Juli 1979

Warten auf die
Taube, die dir gebraten
in den Mund
fliegt, und Warten
05 auf die Woge, die plötzlich
heranrollt über die See
und dich fasst und dich
hochträgt: Reglos
liegst du im seichten
10 reglosen Wasser unter
der unmerklich westwärts
wandernden Sonne und wartest, // 054
und wartest, dass sich
das Unverhoffte ereigne, dass das
15 Erwünschte komme mit der
Woge, die dich hochträgt,
mit dem Fisch, der die Münze
trägt oder den Ring
trägt im Maul: ich meine nur,
20 dass du wartest, dass du auf etwas
Unbestimmtes, auf etwas
Unbekanntes wartest, das ohne
dein Zutun alles
bewegt und verändert. Du meinst, // 055
25 Warten sei schwer und vor allem
Warten sei besser: Die Woge
kommt dann von selber, die Taube,
gebraten fliegt sie dann von selber
dir in den Mund. Du brauchst
30 nur zu warten, du brauchst
nur zu warten.

Infos
  • Letzter Druck: Reduktionen 1981
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Tinte
  • Signatur: A-5-g/01
  • Seite / Blatt: 053, 054, 055
  • Werke / Chronos: Dieses enorme Gedicht, 168