Entstanden: 02. Mai 1964

Wenn das Haus von dem letzten Autobus zittert,
dröhnend fährt er oben vorbei,
fallen dir unten, heiliger Vitus, im Keller
die Ketten ab und du liegst
05 für den Rest der Nacht in dem Licht, // 128
das keiner anknipste. Die Wächter
suchen und schimpfen und raten: waren
die Schalter doch wohl verschlossen.
Dir weht, heiliger Vitus,
10 der Wind vom Meer und von den Flügeln der Adler
durch die helle Zelle.
Der letzte
Autobus fährt oben vorüber. Das Haus
zittert. O lass mir
15 auch in der Nacht
immer ein Licht, das kein Wächter
löscht und lass mir, heiliger Vitus,
durch den Kellerkerker
immer den Wind vom Meer
20 und immer den Flügelwind
ziehn der spielenden Adler. // 129
Darum, heiliger Vitus, bitte und flehe ich dich
wenn der letzte Autobus oben
vorbeifährt und die Scheiben
25 im Kerkerkeller erschüttert.

Infos
  • Details: V. 06 Emendation: die → das
  • Besonderes: Violetter Stift
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Zyklus: ja
  • Schreibzeug: Farbstift
  • Signatur: A-5-e/06
  • Seite / Blatt: 127 (unten), 128, 129 (oben)