Die Lagunen sind verschlammt
und stinken unerträglich.
Die Kanalisation funktioniert nicht mehr,
jeder Wellenschlag schwemmt wieder Kot bis
05 an die Stufen von Santa Maria della Salute:
Die Leute im Motorboot halten sich die Nasen zu.
Aber sie freuen sich, dass die Paläste
da und dort schon einzustürzen beginnen. // 021
Denn nur so besteht eine Hoffnung,
10 dass man den Leib des heiligen Markus wieder findet.
Die Kanoniker, die ihn bewahrten,
sind alle gestorben.
Und wer hätte das Geld, neue anzustellen,
denen sie ihr Geheimnis hätten weitergeben können?
15 Die Arbeitslosen an den Kanälen,
auf den zerböckelnden Brücken,
fragen einander nicht nach dem Leichnam;
denn jeder fürchtet, der andre
glaube, der Frager // 022
20 meine, er habe den heiligen Leichnam gestohlen.
Und jeder fürchtet sich vor dem Tod in der Jauche,
die fast schon still steht, des Kanals.
Sie sitzen und schaun sich nicht an und angeln Konservenbüchsen,
rostige, leere heraus.
25 Solche gibt es noch viele von damals, als hier
noch Fremde herkamen.
Aber inzwischen ging der Leib des heiligen Markus verloren.
Die Auffindung des Leibes des hl. Markus
- Details
- Konvolut: Notizbuch 1958-61
- Letzter Druck: GEDICHTE 1960
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Erste Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: A-5-d/04
- Seite / Blatt: 020, 021, 022
- Werke / Chronos: Dieses enorme Gedicht, 112

Die Auffindung des Leibes des hl. Markus
Die Lagunen sind verschlammt
und stinken unerträglich.
Die Kanalisation funktioniert kaum¿
nicht mehr,
jeder
und Wellenschlag schwemmt wieder
Kot an bis hinauf
05 inan die Stufen von Santa Maria Maggiore¿della Salute:
Wer mit dem Motorboot dennoch fährt,
– das tun die
Die Leute im Motorboot halten sich die Nasen
zu.
Aber sie freuen sich, dass die Paläste
da und dort schon einzustürzen beginnen. //

Denn nur so besteht eine Hoffnung,
10 dass man den Leib des heiligen Markus
wieder findet.
Die Kanoniker, die ihn bewahrten,
sind alle gestorben.
Und wer hätte das Geld, neue zu¿ be¿ anzu-
stellen,
denen sie ihr Geheimnis hätten weitergeben
können?
15 Die Arbeitslosen an den Kanälen,
auf den zerbröckelnden Brücken,
fragen einander nicht nach dem Leich-
nam;
denn jeder denkt¿ fürchtet, der andre
glaube, der Frager //

20 meine, er habe den heiligen Leichnam
gestohlen.
Und jeder fürchtet ,sich vor dem Tod in der
in der Jauche Jauche,
die fast schon still steht, des Kanals.
Sie sitzen und schaun sich nicht an und
angeln
ziehen Konservenbüchsen,
rostige, leere heraus.
25 Solche gibt es noch viele von damals, als
hier
noch Fremde herkamen.
Aber inzwischen ging der Leib des heiligen
Markus verloren.
25.XI.1958
Inhalt: 87 Entwürfe zu 82 Gedichten (3 Endfassungen), Motiv-Notizen
Datierung: 18.6.1958 – 15.1.1961
Textträger: Schwarzes Notizbuch, karierte Seiten, Bleistift, S. 188 (V.4) - 189 blauer Stift
Umfang: 192 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (28), Flussufer (18 Gedichte), Verstreutes (1)
Signatur: A-5-d/04 (Schachtel 29)
Spätere Stufen: Manuskripte 1958, 1959-60, 1961, Typoskripte 1958, 1959, 1960, 1961
Kommentar: Ab S. 192 Motiv-Notizen, von hinten her eingetragen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (ohne die Motive)