Mittwoch, 29 Januar 1958

[Notizen]

Gracian, Handorakel: „Jeder fest Überzeugte ist dumm.“  [S. 114 Die Pappeln, 11.6.1958]

(Hocke I. S. 210)  17.IV.58 // 124


23 Valéry: Kunst ist „einsame Übung“. Ausdruck seiner selbst wichtiger als Mitteilung. „Die willentliche Anstrengung erzeugt Schönheit.“ – Ähnliches bei Leonardo. (Hocke I, S. 199) 17.IV.58  [S. 073 Der Lieblose, 12.5.1958]


22 Rafael liebt eine Cortegiana, die Fornarina: die Cortegiane sind oft fromm, werden in Kirchen beigesetzt. So Cesare Borgias Fiammetta. – Einsperren der 6000 C. Roms in ein Ghetto durch Paul IV, 1569.  [S. 114 Die Pappeln, 11.6.1958]

(Hocke I, S. 185-86) 17.IV.58


21 Marino: Das Liebesspiel ein retardierendes Sterben, um zwei Tote zu erzeugen. Brustwarzen: Feuerstrahlen im Schnee. Phallus: verliebtes Panier, süsser Pfeil der Liebe. (Hocke I, S. 180) 17.IV.58  [S. 114 Herrenchiemsee, 12.6.1958]


20 Hirtenstück von Troterel d’Aves (1610): Ein Monstrum verwandelt sich in einen Jüngling, der in einen Felsen. – Hardy (1624) schreibt „Alphée“: Menschen werden Felsen, diese Fontänen, diese Bäume, diese wieder Menschen.

(Hocke I, S. 173) 17.IV.58 // 125


19 „Anlässlich des Karnevals von 1627 lässt der Herzog von Savoyen ein Ballett aufführen, in welchem zwölf Felsen zu Lebewesen werden und zu tanzen beginnen. ... In Neapel sieht man auf der Bühne, wie Berge zu tanzenden Giganten werden. ... Türme verwandeln sich in Nymphen, aus Windmühlen werden Najaden.“ (Hocke I. S. 157) 13.IV. 58

[S. 080 Windmühlen II, 14.5.1958]


18 Rudolf II. liebt Hadrian, alle Merkwürdigkeiten <Zwerge, Riesen, Skorpione, siamesische Zwillinge, Zaubersteine, magische Geräte, Labyrinthe, Musikautomaten, Uhren, Versteinerungen, Spiegel> (Wunderkabinett), lässt sich buddhistische Miniaturen und Merkwürdigkeiten aus Indien bringen. Mit Tycho Brahe Sternbeobachtung.

(Hocke I. S. 158-59) 13.IV.58  [S. 061 Flug über den Athos, 5.5.1958]


17 Kaiser Rudolf II. von Arcimboldi als Vertumnus dargestellt: Gott des Wechsels, entspricht Circe, Proteus, Pfau. Hadrian liess Antinoos als Vertumnus darstellen. ...

(Hocke I. S. 146-47) 13.IV.58 // 126


16 „Das Ei, bezw. die Eiform, aus Gold, Edelsteinen hergestellte künstliche Eier, dienen in der mythischen Symbolik vieler Völker als eine ‹Signatur› der Schöpfung und des Lebens, im Christentum auch der Auferstehung.“

(Hocke I. S. 140) 13.IV.58


15 Für Greco „war ‚Kunst‘, im Sinne Zuccaris, die Mutter der Kunst, d.h. die Kunst entwickelt sich für ihn aus der Auseinandersetzung mit Kunst, nicht mit der Natur.“

(Hocke I. S. 138) 13.IV.58


14 „Keplers zweites Gesetz sagt, dass die Planeten in Sonnennähe rascher kreisen. Auf Bildern Grecos beobachtet man, dass Bewegungen in der Nähe der Sonne rascher werden. // 127

Die Werke Tintorettos sind in ihrer dynamischen Erscheinungsform mehr Ausdruck von magnetischen als von organischen Bewegungen.“  [S. 099 Organisch und magnetisch, 4.6.1958]

(Hocke I. S. 136) 8.IV.58


13 Spionage-Ohren: Statuen fangen die Worte u. Gespräche im Saal auf. Oben, im Zimmer des Tyrannen kommen sie aus dem Mund einer anderen Statue verstärkt heraus.

(Hocke I. S. 122) 8.IV.58  [S. 078 Das Ohr des Dionysos, 13.5.1958]


12 Androiden: Eine Statue aus der Zeit Ramses XII. kann gehen und mit dem Kopf nicken. Im Tempel zu Delphi gab es Mädchengestalten, Heliaden, künstliche goldene Statuen, die sich singend bewegen konnten. Aristoteles beschreibt eine ‚automatische Venus‘. Leonardo baute zu Ehren Ludwigs XII. einen Löwen, der dem König 1509 bei seinem Einzug in Mailand entgegenschritt u. vor ihm stehen blieb. Er öffnet wild mit der Tatze die Brust, zeigt auf ein Lilienwappen  [S. 068 Die automatische Venus, 11.5.1958]

(Hocke I, S. 119) 8.IV.58


11 „Die Neugier ist einer der mächtigsten Antriebe aller Manieristen“. Neugier = Curiosità = Kuriosität

Hocke I, S. 119  8.IV.58 // 128


10 Henri Michaux, in ‚Enigmes‘: man wird im Labyrinth den geraden Weg finden.

(Hocke I, S. 104) 7.IV.58


09 Herodot über ein ägypt. Labyrinth: es hatte 3000 Räume, in der fast unauffindbaren Hauskammer lagen die Könige und heiligen Krokodile begraben.

(Hocke I, S. 101) 7. IV.58


08 Gianfilippo Usellini: Das trojanische Pferd: „Ein Pegasus entflieht entsetzt dieser Welt der in Bibliotheken konservierten Mythen.“

(Hocke I, S. 96) 7.IV.58


07 Der Wald von Bomarzo gilt den Bauern jahrhundertelang als eine Teufelsstätte sexueller Orgien.

(Hocke S. 88, 7.IV.58)


06 Der Architekt Dinokrates wollte dem Berg Athos das Aussehen eines Giganten geben, Stasikrates wollte ihn in eine Riesenstatue Alexanders des Grossen verwandeln.
[S. 061 Flug über den Athos, 5.5.1958]

(Hocke I S. 86) 7.IV.58 // 129


05 „Das katarrhalische¿ Gekratze raubt mir den Schlaf. Die Liebe, die Musen, die blühenden Grotten, alles ist in Unrat erstickt. ...“

(Michelangelo, Hocke S. 59) 7.IV.58


04 Einhorn: Indirekter Phalluskult. Symbol für Christus: „In uterum virginis singulare deposuit omnipotentiae cornu“. Auch Symbol des Teufels, des Hochmuts. Franz. Bildteppich von 1500: Dame mit sich spiegelndem Einhorn (Im Musée Cluny)

29.I.58, Hocke I. 195-98

03 Einhorn: Weiss, Horn hat purpurne Spitze, gewunden. Neutralisiert Gifte. Ist unwiderstehlich (siehe: Hercule). Kann nur gefangen werden, indem man eine nacke Jungfrau in seinen Jagdgründen aussetzt. Es springt in ihren Schoss, man kann es leicht fangen, töten.  [S. 053 Das Einhorn, 1.5.1958]

Hocke I. S. 192  29.I.58 // 130


02 Acapulco in Mexico: Zwölf junge Mexikaner wechseln sich ab in der Nachtbar Teddy Stauffers aus vierzig Meter Höhe in einen Fjord hinabzuspringen: Jede volle Stunde gehen alle Lichter aus. Im Schein eines Scheinwerfers tritt der Springer vor das Bild der Madonna. Dann erlischt auch der Scheinwerfer. Mit einer Fackel in jeder Hand springt er hinab. Bekommt nachher 8 Dollar. Erst einer zerschellte, unter Alkohol. Hatte mit Gästen gewettet, er könne trotzdem springen.

F.A.Z. 16.XI.57


01 „Es war eine Jungfrau, Constantia mit Namen, des Kaisers Constantini Tochter, die war gar siech am Aussatz; da hörte sie von der Erscheinung, die an Sanct Agnes Grabe war geschehen. Und ging zu dem Grabe und entschlief daselbst im Gebet. Da sah sie im Traum Sanct Agnes, die sprach zu ihr: ‚Sei standhaft, Constantia, und glaube an Christum, so wirst du alsbald gesund.‘ Von dieser Stimme erwachte sie und empfand sich gänzlich gesund. Da liess sie sich taufen und baute über Sanct Agnes Grab eine schöne Kirche und lebte daselbst in Reinheit, und sammelte mit ihrem Beispiel viel andere Jungfrauen um sich.“

Leg. aur. S. 136

 


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  • Besonderes:

    Motiv-Notizen, von hinten her; die meisten Zitate und Erwähnungen entstammen dem Werk Gustav René Hockes

  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Seite / Blatt: 123, 124, 125, 126, 127, 128, 129, 130

Inhalt: 39 Entwürfe zu 39 Gedichten, 1 Dramenkonzept (1 Endfassung), Motiv-Notizen
Datierung: 8.4.1957 – 14.6.1958
Textträger: Hellbraunes Notizbuch, Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
Publikation: GEDICHTE (12 Gedichte), Verstreutes (3)
Signatur: A-5-d/01 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1957, 1958, Typoskripte 1957, 1958
Kommentar: ab S. 124 Motiv-Notizen
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (ohne die Motive)

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