Entstanden: 21. Mai 1958

Eine Hand reicht unterm Tor den Ginster.
Eindringlich jedoch nicht genug
reicht sie den Ginster:
die kleine Lache
05 Urin bleibt Lethe, im Einverständnis
mit dem Torgang: Finster bleibt er
Und auch der Brunnen bleibt
ein Sarkophag, sein Wasser
quillt wie lebendig. Aber es,
10 auch es ist Lethe. Zu vergessen
strebt Daphne, flieht
unterm Tagbaum, der anstelle // 089
den Harz des Walds den Torgang
leckt, Urin und Wasser: Lethe, Lethe.
15 Daphne flieht und kränzt als Nachtbaum
den Sarkophag. 
Der Büste Steinaug leuchtet wie Katzenauge.
Katzen schleichen, quietschen
Der Knabe tritt sie und gewinnt sein Motorrad[,]
20 zurück, seine Kraft und Hoffnung
auf Daphne. Die Katzen quietschen
und benetzen in der Finsternis
die Pfoten mit Lethe, der Ginster // 090
von einer fremden Hand gereicht, genügt
25 nicht zu erhellen Lethe:
Vergiss nicht<,> Daphne, hier ists finster, finster.

Infos
  • Besonderes: In Manuskripte 1958-59 drittes Gedicht der Trilogie Das Tor, zusammen mit den vorausgehenden Gedichten Das Tor und Bäume
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/01
  • Seite / Blatt: 088, 089, 090