Entstanden: 13. Mai 1958

Dionysos presst im Saal sein Ohr an den
Mund der ehernen Sibylle. 
Im Verlies, da werfen die Gefangnen nur kleine
Kiesel an das Ei, 
das von [von] dem Gewölbe hängt.
Warum sprechen sie nicht und machen
05 nur mit den Kieseln immerfort „Klick, klick“?
Das Ei enthält zwar das Gift, das die Luft verdirbt
wenn es zerschellt, sind im Verlies
schnell alle verkrümmt und tot.
Aber dies Klick, klick, ist das vielleicht // 079
10 eine geheime Sprache, Dionysos
hört, wie sie sich verschwören gegen ihn, doch er
versteht nicht? Es ist vielleicht besser,
er lässt das Ei wegnehmen.
Was nützt ihm der Gefangnen Tod,
15 wenn er nicht weiss, was sie zuvor
mit der Kieselsprache über ihn beredet.

Dionysos presst vergeblich
im Saal sein Ohr an den Mund der ehernen Sibylle.

Infos
  • Besonderes: Vgl die Notiz, S. 126: Spionage-Ohren: Statuen fangen die Worte u. Gespräche im Saal auf. Oben, im Zimmer des Tyrannen kommen sie aus dem Mund einer anderen Statue verstärkt heraus.
    (Hocke I. S. 122) 8.IV.58
  • Letzter Druck: Verstreutes
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-d/01
  • Seite / Blatt: 078, 079