Synopse

(7)
Mittwoch, 25 Juli 1956    (    )

Für Raimund Sch.

Dass du mir nicht über die Treppe von Birnau,
mit den anderen Schiffern
einstiegst in die bizarre rosige Muschel,
sondern es vorzogst so heftig und
in jähem Versehen absichtlich
05 an der Autobahn die Zustellung des seit jeher
bekannten Befehls zu erwarten:
Zustellung eines Befehls .....
dies war es:
Zwei Beamte redeten dich so an,
sahen dich nur an,
10 dass du ganz durch Mark und Bein wusstest,
dass du hier eigentlich irregulär bist,
streunend, ein Hund und so // 102
die genaue Berechnung,
nach der die Leute und die Güter
15 hier hin und her fahren
töricht lustig¿, träumerisch störst:
So ein Auge ist nicht erlaubt,
das hast du jetzt endlich zu verstehen beschlossen,
so ein lässiger¿ und nicht recht entschiedner,
20 manchmal sich plötzlich verändernder Gang,
das ist nicht erlaubt hier.
Und überhaupt: „was tun Sie hier an der Strasse?
Wissen Sie nicht?“ –
„Nichts, nichts! Was sollte ich wollen?
25 Aber was gibt Ihnen das Recht, mich zu fragen?“
Armer, du hast kein Recht // 103
und hast auch vergessen,
dich rechtzeitig mit andern,
die auch keins haben,
30 dich zusammenzuschliessen:
Zwecks Wahrnehmung deiner Interessen.
Du hast keine Interessen,
wenn man nicht dein Bedürfnis,
mit dem Fuss einen dürren Zweig
35 zwischen den Gräsern zu schieben,
ein Interesse nennt.

In: Notizbuch 1955-57
Montag, 04 März 1957    (    )

Requiem für Raimund Schmid (A)

Dass du mir nicht in Birnau 
mit den anderen Schiffern einstiegst in die bizarre 
rosige Muschel, 
sondern es vorzogst, mit jähem 
05 Willen die Zustellung des ohnehin unvermeidlichen 
Befehls an der Autobahn zu erzwingen. 

Nicht erlaubt ist dies Auge, 
das nur schaut und nichts ansieht. 
Das hattest du nun zu verstehen beschlossen: 
10 die Gefahr für die andern 
Verkehrsteilnehmer 
bei so plötzlichem Wechsel des Ganges. – 

Überhaupt „was tun Sie hier an der Strasse?“
„Nichts, nichts, was sollte ich wollen? 
15 Wissen Sie nicht? …“
Du hast leider vergessen, // 02
dich vorzeitig mit andern 
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen 
zusammenzuschliessen. 
20 Aber du weisst von keinen Interessen, 
es sei denn von diesem Bedürfnis, 
das auf einmal unüberwindlich da ist, 
mit dem Fuss einen dürren 
Zweig vom Strassenrand weg 
25 in die ängstlichen Gräser zu schieben.

In: Manuskripte 1957

Dass du mir nicht mit den anderen Schiffern 
einstiegst in Birnau 
in die rosig erlöschende  Muschel, 
sondern es vorzogst, 
05 an der Autobahn die Zustellung 
des ohnhehin unvermeidlichen Befehls zu erzwingen! …: 

Nicht erlaubt ist dies Auge, 
das nur schaut und nicht ansieht. 
Immerhin, das hattest du nun zu verstehen beschlossen: 
10 die Gefahr für die andern // 03v
Verkehrsteilnehmer 
bei so plötzlichem Wechsel des Glanzes. – 

Aber „was tun Sie hier an der Strasse?“
„Nichts nichts, was sollte ich wollen?“ 
15 „Wissen Sie nicht? …“
Du hast leider vergessen, 
dich rechtzeitig mit andern, 
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen 
zusammenzuschliessen. 

20 Du weisst von keinen Interessen, 
es sei denn von diesem Bedürfnis, 
das manchmal unüberwindlich da ist, 
mit dem Fuss einen dürren 
Zweig vom Strassenrand weg 
25 in die Gräser zu schieben.

In: Manuskripte 1957

Dass du mir nicht mit den anderen Schiffern 
einstiegst in Birnau 
in die rosig erlöschende Muschel, 
sondern es vorzogst, 
05 die Zustellung des ohnehin 
unvermeidlichen Befehls 
an der Autobahn zu erzwingen! … 

Nicht erlaubt ist dies Auge, 
das nur schaut und nicht ansieht. 
10 Immerhin, das hattest du nun zu verstehen beschlossen: 
die Gefahr für die andern 
Verkehrsteilnehmer 
bei so plötzlichem Wechsel des Glanzes. – // 04v

Aber „was tun Sie hier an der Strasse?“
15 „Nichts, nichts, was sollte ich wollen?“
„Wissen Sie nicht …?“ 
Du hast leider vergessen, 
dich rechtzeitig mit andern, 
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen, 
20 zusammenzuschliessen. 

Du weisst von keinen Interessen, 
es sei denn von diesem Bedürfnis, 
das manchmal unüberwindlich da ist, 
einen dürren Zweig von der Strasse weg 
25 mit dem Fuss in die Gräser zu schieben.

In: Manuskripte 1957

Dass du nicht mit den anderen Schiffern
einstiegst in Birnau 
in die rosig erlöschende Muschel, 
sondern es vorzogst, 
05 die Zustellung des ohnehin 
unvermeidlichen Befehls 
an der Autobahn zu erzwingen.... 

Nicht erlaubt ist dies Auge, 
das nur schaut und nicht ansieht. 
10 Immerhin, das hattest du nun zu verstehen beschlossen: 
die Gefahr für die andern 
Verkehrsteilnehmer 
bei so plötzlichem Wechsel des Glanzes. – 

Aber "was wollen Sie hier an der Strasse?"
15 "Nichts, nichts, was sollte ich wollen?"
"Wissen Sie nicht …?"
Du hast leider vergessen, 
dich rechtzeitig mit andern, 
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen, 
20 zusammenzuschliessen.

Du weisst von keinen Interessen, 
es sei denn von diesem Bedürfnis, // 05v
das manchmal unüberwindlich da ist, 
einen dürren Zweig mit dem Fuss 
25 von der Strasse weg in die Gräser zu schieben.

In: Manuskripte 1957

Dass du nicht mit den anderen Schiffern
einstiegst in Birnau
in die rosig erlöschende Muschel,
sondern es vorzogst,
05 die Zustellung des ohnehin
unvermeidlichen Befehls
an der Autobahn zu erzwingen …

Nicht erlaubt ist dies Auge,
das nur schaut und nicht ansieht.
10 Immerhin, das hattest du nun zu verstehen beschlossen:
die Gefahr für die andern
Verkehrsteilnehmer
bei so plötzlichem Wechsel des Glanzes. –

Aber "Was wollen Sie hier an der Strasse?"
15 "Nichts, nichts, was sollte ich wollen?"
"Wissen Sie nicht …?"
Du hast leider vergessen,
dich rechtzeitig mit andern,
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen,
20 zusammenzuschliessen.

Du weisst von keinen Interessen,
es sei denn von diesem Bedürfnis,
das manchmal unüberwindlich da ist:
einen dürren Zweig mit dem Fuss
25 von der Strasse weg in die Gräser zu schieben.

In: Typoskripte 1957

Dass du nicht mit den anderen Schiffern
einstiegst in Birnau
in die rosig erlöschende Muschel,
sondern es vorzogst,
05 die Zustellung des ohnehin
unvermeidlichen Befehls
an der Autobahn zu erzwingen …

Nicht erlaubt ist dies Auge,
das nur schaut und nicht ansieht.
10 Immerhin, das hattest du nun zu verstehen beschlossen:
die Gefahr für die andern
Verkehrsteilnehmer
bei so plötzlichem Wechsel des Glanzes –

Aber «Was wollen Sie hier an der Straße?»
15 «Nichts, nichts, was sollte ich wollen?»
«Wissen Sie nicht …?»
Du hast leider vergessen,
dich rechtzeitig mit andern,
zwecks Wahrnehmung deiner Interessen,
20 zusammenzuschließen.

Du weißt von keinen Interessen,
es sei denn von diesem Bedürfnis,
das manchmal unüberwindlich da ist:
einen dürren Zweig mit dem Fuß
25 von der Straße weg in die Gräser zu schieben.

In: Verstreutes
Notizbuch 1955-57 (alph.)
(Total: 45 )
Notizbuch 1955-57 (Folge)
(Total: 45 )
Suchen: Notizbuch 1955-57