Synopse

(5)
Mittwoch, 15 Februar 1956    (    )

Petersilie

Der Braten, der braun und gross auf der Schüsselkutsche
hereinfährt 
lässt hochschlagen dein Magenherz, Schlemmer,
die voraustrabenden schweren und scharfen Duftrosse
rufen dir den jubelnden Saft auf
dem Platz der Zunge zusammen. 
05 Aber du achtest nicht auf die kleine
Seitenläuferin Petersilie, 
die mitkommt, unbedeutend und im
Protokoll der Zeremonie 
nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.
Obwohl sie mir am liebsten ist,
alle flinke Würze trägt sie, eigenwillig in ihr zartes und
10 unaufdringlich durchdringendes Gestältchen gesammelt
und bietet diskret sich nicht dem Ersten Besten, nein, // 072
nur dem Feinschmecker an, der zärtlich zu tasten
versteht und auch das Nette an den Rändern mit
fühlenden Nüstern sieht und beachtet.

15 Empfange du nur das grosse Gespann,
spanne aus die Rosse und
nimm auf den mächtigen schweren Herrn,
mit schmatzenden Komplimenten.
Ich will indessen mit der kleinen Begleiterin schäkern,
20 sie kitzelt mich bald fein und inständig
durchdringt sie die Sinne,
erfreut mich scherzend, entzückt mich.
Was du nicht weisst und was dich,
Schlemmer wundern würde,
25 weil, wer, zu sehr mit den grossen Kutschenherrn beschäftigt, // 073
die Diener nicht sieht und vergisst,
obwohl sie hingebend sind und zäh in der Liebe,
manchmal, und ihre Würze durchdringt die Eingeweide
und länger anhält.

In: Notizbuch 1955-57
Montag, 05 März 1956    (    )

Petersilie (A)

Die dem Braten scharf voraustrabenden Duftrosse
rufen dir, Schlemmer, die hochrufenden Rosse auf die Zunge zusammen.
Und du achtest nicht auf die kleine Leibjägerin Petersilie,
die einfach mitläuft und in altenglischer Zierschrift gedruckten
(auf Bütten gedruckten) Protokoll der Zeremonie
05 nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.

Mir ist sie dennoch am liebsten:
alle flinke Würze trägt sie eigenwillig in ihr zartes
und unaufdringlich eindringliches Gestältchen gesammelt,
und bietet, diskret, sich nicht dem Ersten und Besten an,
10 nein, nur dem Feinschmecker, der zärtlich zu tasten versteht
und auch das Nette an den Rändern mit fühlenden Nüstern sieht
und beachtet.

Empfange du nur den mächtigen Herrn Braten,
wenn er angekommen ist in der silbernen Kutsche:
nimm ihn, Schlemmer, auf mit schmatzenden Komplimenten.
15 Ich will indessen mit der kleinen Begleiterin schäkern:
sie kitzelt mich fein und raffiniert inständig
fädelt sie sich mir ein in all meine Sinne, //
erfreut mich, würzig scherzend, entzückt mich.

Was du nicht weisst und was dich,
20 Schlemmer, wundern würde,
weil du, mit dem grossen Kutschenherrn zu sehr beschäftigt,
die Diener nicht siehst und vergisst,
obwohl sie hingebender und zäher sind in der Liebe,
manchmal und ihre Würze schärfer die Eingeweide durchdringt
und länger nachbrennt und nachduftet.

In: Manuskripte divers
Montag, 28 Mai 1956    (    )

Petersilie (B)

01 Die dem Braten scharf voraustrabenden Duftrosse rufen dir, Schlemmer, die hochrufende Speichelmenge auf der Zunge zusammen. Und du achtest nicht auf die kleine Leibjägerin Petersilie, die einfach mitläuft und im auf Bütten gedruckten Protokoll der Zeremonie nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.

02 Mir ist sie dennoch am liebsten: alle flinke Würze trägt sie, eigenwillig in ihr zartes und unaufdringlich eindringliches Gestältchen gesammelt, und bietet, diskret, sich nicht an dem Ersten und Besten, nein, nur dem Feinschmecker, der zärtlich zu tasten versteht und auch das Nette am Rand mit fühlenden Nüstern riecht und beachtet. –

03 Empfange du nur den mächtigen Herrn Braten, wenn er ankommt in der silbernen Kutsche; nimm ihn auf, Schlemmer, mit schmatzenden Komplimenten. Ich indessen will mit der kleinen Begleiterin schäkern:
sie kitzelt mich fein, raffiniert inständig fädelt sie sich mir ein in all meine Sinne, erfreut mich, witzig scherzend, entzückt mich:

04 Was du nicht weisst und was dich, Schlemmer, wundern würde, wenn du's vernähmest, weil du, mit dem grossen Kutschenherrn zu sehr beschäftigt, die Diener nicht siehst und vergisst, obwohl sie hingebender sind in der Liebe und ihre Würze schärfer die Eingeweide durchdringt und länger nachduftet und nachbrennt.

In: Manuskripte divers
Sonntag, 28 Oktober 1956    (    )

Die Petersilie (C)

Die dem Braten scharf vorantrabenden Duftrosse rufen dir, Schlemmer, die hochrufende Speichelmenge auf der Zunge zusammen: Und so achtest du nicht auf die kleine Leibjägerin Petersilie, die einfach mitläuft und im auf Bütten gedruckten Protokoll der Zeremonie nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.

02 Mir ist sie dennoch am liebsten: alle flinke Würze trägt sie eigenwillig in ihr zart unaufdringlich eindringliches Gestältchen gesammelt und bietet, diskret, sich nicht an dem Ersten und Besten, nein, nur dem Feinschmecker, der zärtlich zu tasten versteht und auch das Nette am Rand mit fühlenden Nüstern riecht und beachtet. –

03 Empfange du nur den mächtigen Herrn Braten, wenn er ankommt in der silbernen Kutsche; nimm ihn auf, Schlemmer, mit schmatzenden Komplimenten. Ich indessen will mit der kleinen Begleiterin schäkern:
sie kitzelt mich fein, raffiniert inständig fädelt sie sich mir ein in all meine Sinne, entzückt mich mit witzigen Scherzen.

04 Was du nicht wissen kannst, Schlemmer, und was dich wundern würde, wenn du es wüsstest. Weil du, mit dem // grossen Kutschenherrn zu sehr beschäftigt, die Bedienung übersiehst und vergisst, obwohl sie hingebender ist in der Liebe und ihre Würze die Eingeweide schärfer durchdringt und länger nachduftet und nachbrennt.

In: Manuskripte divers
Datiert: 1956    (    )

Die Petersilie (D)

Die dem Braten scharf vorantrabenden Duftrosse rufen dir, Schlemmer, die hochrufende Speichelmenge auf der Zunge zusammen; und so achtest du nicht auf die kleine Leibjägerin Petersilie, die einfach mitläuft und im auf Bütten gedruckten Protokoll der Zeremonie nicht einmal der Erwähnung wert wird befunden.

02 Mir ist sie dennoch am liebsten: alle flinke Würze trägt sie eigenwillig in ihr zart unaufdringlich eindringliches Gestältchen gesammelt und bietet, diskret, sich nicht an dem Ersten und Besten, nein, nur dem Feinschmecker, der zärtlich zu tasten versteht und auch das Hübsche am Rand mit fühlendem Gaumen riecht und beachtet.

03 Empfange du nur den mächtigen Herrn, wenn er ankommt in der silbernen Kutsche; nimm ihn auf, Schlemmer, mit schmatzenden Komplimenten. Ich indessen will mit der kleinen Begleiterin schäkern:
sie kitzelt mich fein, raffiniert inständig fädelt sie sich mir ein in all meine Sinne.

04 Was du nicht wissen kannst, Schlemmer, und was dich wundern würde, wenn du es wüsstest. Weil du, mit dem grossen Kutschenherrn zu sehr beschäftigt, die Bedienung ganz übersiehst und vergisst, obwohl sie hingebender ist in der Liebe und ihre Würze die Eingeweide schärfer durchdringt und länger nachduftet und nachbrennt.

In: Manuskripte divers
Notizbuch 1955-57 (alph.)
(Total: 45 )
Notizbuch 1955-57 (Folge)
(Total: 45 )
Suchen: Notizbuch 1955-57