Samstag, 22 Oktober 1955

Hängen im Netz (a*)

Mich reisst ein Schrei aus dem Fenster,
doch meine Flügel verwirren sich in die gespannten
Fäden,
ich hänge über den Gärten,
duch die das Auto herumsucht,
05 herumsucht und seinen Schein überall hin wirft,
in die Gärten und Büsche.
Die alte Dame, erregt, trinkt drüben im
Erker Tee mit ihrem Erretter // 015
Aber im Busch am Eingang der Villa,
steht aus den bitteren Blättern der Strolch auf,
10 der sie geängstigt und grüsst mit seinen Augen
herauf, mich, und entwischt,
der ich in den Fäden, über das Fenster
gespannten, hänge,
gehindert, zu fliegen zur Hilfe hinab,
gehindert zurückzusteigen ins Zimmer,
so gänzlich ins Netz verwirrt.


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Der Sprung aus dem Fenster Hängen im Netz

Ich springe aus dem Fenster

Mich reisst ein Schrei aus dem Fenster,

doch meine Flügel bleiben in den Fäden
doch meine Flügelverwirren sich in die gespannten
Fäden,

und ich sehe unten noch eben das Auto wegfahren.

Sie fahren durch die Gärten,

ich hänge über den Gärten,

duch die das Auto noch herumsucht,

05 herumsucht und seinen Schein überall hin

wirft,

in die Gärten und Büsche.

Und jetzt schaut aus derm heimlichen

Die alte Dame, erregt, trinkt drüben im

Erker Tee mit

ihrem Erretter //

 

Seite 015 (A-5-c_10_015.jpg)

Aber
Und nun im verborgensten Busch am Eingang

der Villa,

steht aus den bitteren Blättern der Strolch auf,

10 der sie geängstigt und grüsst mit seinen Augen

herauf, mich, und entwischt,

der ich in den Fäden, über mein das Fenster

gespannten, hänge,

gehindert, zu fliegen zur Hilfe hinab,

gehindert zurückzusteigen ins Zimmer,

     so gänzlich ins Netz verwirrt.

22.10.55

 

  • Besonderes:

    Notizen (S. 129):
    Alte Frau, auf dem Heiweg von einem Strolch verfolgt, ruft um Hilfe, ein Auto hält an, sucht mit ihr im Villenvorort, aber vergeblich, wegen der vielen dunklen Gärten. Sie tröstet sich mit Tee in der Villa des Retters.

    Ich springe aus dem Fenster, aber meine Flügel fangen sich in die gespannten Fäden. Jetzt hänge ich über der Strasse

  • Letzter Druck: Die verwandelten Schiffe 1957
  • Textart: Verse
  • Datierung: Vollständiges Datum
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/10
  • Seite / Blatt: 014, 015

Inhalt: Notizen, 42 Entwürfe zu 37 Gedichten (1 Endfassung)
Datierung: 6.10.1955 – 7.4.1957
Textträger: schwarzes Notizbuch (Krokodil, Plastik), Bleistift
Umfang: 130 beschriebene Seiten
PublikationDie verwandelten Schiffe (10 Gedichte), GEDICHTE (5 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: A-5-c/10 (Schachtel 29)

Bilder: Ganzes Buch (pdf)
Spätere Stufen: Manuskripte 1955, 1956, 1957, Typoskripte 1955, 1956, 1957
Kommentar: Die Prosanotate, von hinten her bis S. 117 eingetragen, entstammen der Legenda aurea des Jacobus de Voragine und den religionswissenschaftlichen Studien von Mircea Eliade
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Diplomatische Umschriften (auch von den Prosanotaten)

Weitere Fassungen

Notizbuch 1955-57 (alph.)
(Total: 45 )
Notizbuch 1955-57 (Folge)
(Total: 45 )
Suchen: Notizbuch 1955-57