Nicht datiert! . . . (Oktober 1955 *)

13 „Manchmal lässt man ein Haustier frei, zum Beispiel einen Stier, sucht nach einigen Tagen danach und opfert es an dem Platz, wo man es findet; an dieser Stelle erhebt sich dann die Stadt.“

Eliade S. 418 // 122

14 „Deshalb versammelt sich in Krisenzeiten (Belagerung, Seuche) die ganze Inwohnerschaft, um in einer Prozession die Mauern der Stadt zu umschreiten und so deren Kraft als Grenze, als magisch-religiösen Wall zu stärken. Dieser Umgang mit seinem Aufwand von Reliquien, Lichtern usw. nimmt manchmal rein magisch-religiöse Form an: man opfert dem heiligen Patron der Stadt eine Kerze, deren Länge dem Umfang der Einfriedung entspricht …“

Eliade S. 420

15 Die Hexe sagt: „Wir gehen Kräuter pflücken, um sie auf die Wunden des Herrn zu legen.“ „Die Hexe wird durch die Kraft des magischen Ritus mit der Passion // 123 des Heilands ‚gleichzeitig‘; die gepflückten Kräuter schulden ihre Wirksamkeit der Tatsache, dass sie auf die Wunden des Erlösers gelegt worden sind … oder dass sie zu Füssen des Kreuzes wachsen.“

Eliade, S. 444 

16 „Dem Verlangen, sich immer und von selbst in einem heiligen Raum zu befinden, entspricht der Wunsch, immer in der Ewigkeit zu leben – vermöge einer Wiederholung archetypischer Handlungen. 

Eliade, S. 462 

17 „Wenn man Gold und Jade in die neun Öffnungen der Leiche legt, wird sie vor Verwesung geschützt sein.“

(Der Alchemist Ko-Hung)

„Wenn bei der Öffnung eines alten Grabes der Leichnam im Inneren zu leben scheint, so wisse, dass es im oder beim Körper eine grosse Menge Gold oder Jade gibt. Nach den Vorschriften der Dynastie Han wurden die Prinzen und Heroen mit ihren perlengeschmückten Kleidern beigesetzt und mit Jadebehältern versehen, welche die Auflösung des Körpers verhindern.“ (Buch T'ao Hung-Ching, 5. Jhdt.)

Eliade, S. 495-496 // 124

18 Situationen für ein Drama: 
Pilatus findet seine Frau nackt unter einem Weinstock. (Leitmotiv). Eine Frau wirft sich weinend auf ihr Bett, weil der, den sie liebt, die Tochter des Hauswirts mit ihr zuammen in die „Entführung“ eingeladen hat. – Der Freund sitzt mit dem Ehepaar im ungarischen Keller, der Mann korrespondiert mit ihm, um ihm die Schwierigkeiten der Lage klar zu machen. 
Aber das sind erst Situationen (zu vermehren), die aber noch kein Drama machen, das etwas wie eine fassbare, spielbare Handlung haben muss. Elementarische Charaktere, die die Handlung füllen, bestimmen, tragen. Gesucht werden muss eine solche Handlung: Lektüre von Erzählungen, Legenden, Romanen usw. – 

19 Edelsteine sind aus dem Kopf von Schlangen oder Drachen gefallen. – Der Diamant ist giftig, weil er im Rachen der Schlange war. 

20 Der Lapislazuli figuriert in Mesopotamien den Mondgott Sin und die gestirnte Nacht. // 125

21 Petersilie: Dekoration zum Braten, würzig, grün, duftend, unerheblich, überflüssig, aber intensiver (schwere Karosse mit kleinem Läufer zur Seite)  [S. 071, Petersilie, 15.2.1956]

22 Das Leben, d. h. die Realität, ist in einer kosmischen Substanz konzentriert, von der direkt oder durch symbolische Teilhabe alle lebenden Gestalten abstammen. Die Tiere des Wassers, besonders Fische (die zugleich erotische Symbole sind) und Seeungeheuer werden zu Emblemen des Heiligen, denn sie treten an die Stelle der absoluten Realität, die im Wasser konzentriert ist 

Eliade 223

23 Die versiegten Kräfte der Gottheit wurden dadurch wieder hergestellt (durch das Untertauchen des Götterbildes) und eine gute Ernte (das Eintauchen wirkte magisch auf den Regen ein) sowie Vermehrung aller Güter bewirkt. Das Bad der phrygischen Mutter Kybele fand am 27. März statt, es vollzog sich in einem Fluss oder in einem Teich … . 

Eliade 226 // 126

24 Untertauchen des Kruzifixes oder der Statuen der Heiligen Jungfrau um die Trockenheit zu beschwören und Regen zu verlangen, findet sich im katholischen Bereich seit dem 13. Jhdt. … . 

Eliade 226

25 In Klaros stieg der Priester in die Grotte hinab, trank Wasser aus einer geheimnisvollen Quelle und antwortete in Versen auf die im Geist gestellten Fragen. 

Eliade 233 

26 Ein späterer Aberglaube sagt, vom Prophetenwahnsinn befallen werde, wer eine Gestalt aus dem Wasser steigen sehe … 

27 Die Mitte des Tages ist der Augenblick der Epiphanie der Nymphen. Wer sie sieht, verfällt einem nympholeptischen Enthusiasmus, so Teiresias, der Pallas und Chariklo sah, oder Aktäon, der Artemis mit ihren Nymphen entdeckte. Daher ist es empfehlenswert, um die Mittagszeit sich keinen // 127 Quellen, Brunnen, Wasserläufen zu nahen, auch nicht dem Schatten gewisser Bäume.  [S. 044 Das Kind am Wasser, 22.1.1956]

Eliade 236-37 

28 „Mövenpick“ in Föhr¿: Metallpfeiler mit Lampen in der Form von Blättern, daran hinauf klimmend, grosse Likörflaschen zur Dekoration zwischen Lichtpilastern an den Wänden

[S. 026 Der Fakir. Attraktionen. Artisten, 11.1.1956]

29 In Ägypten die Mondgottheit der „Stier der Sterne“.

Eliade, S. 125

30 Ein in Ozeanien verbreiteter Mythos erzählt, wie der Heros über eine Kette von Pfeilen in den Himmel gelangt sei, indem er den ersten Pfeil in das Himmelsgewölbe schiesst, den zweiten darüber und so fort, bis eine Kette zwischen Himmel und Erde gebildet ist. Eliade S. 137 // 128

31 „Der ostjakische Schamane singt, dass er sich auf einem Seil in den Himmel erhebe und die Sterne, die seinen Weg behindern, beiseite schiebe.“

Eliade S. 141 

32 Sonne steigt während des Festmonats in einen Feigenbaum, um die Erde zu befruchten; um ihr zu helfen, steckt man auf den Baum eine Leiter von 7 oder 10 Stufen. 

Eliade S. 158

33 Die Sonne steigt in der Nacht ins Totenreich; kann Menschen mit hinabführen, kann sie auch hindurchführen und am Morgen zurückbringen. 

Eliade S. 161 

34 Auf Neuseeland glaubt man, dass ein blosser Blick auf den Sonnenuntergang den Tod zur Folge haben kann. 

Eliade S. 162 // 129 

35 Auf Rhodos wird dem Sonnengott ein mit vier Pferden bespannter Wagen dargebracht, den man später ins Meer stürzt. 

Eliade, S. 170

36 Die Sonne ist aus dem Auge des Riesen Purusha entstanden. Beim Tode des Menschen kehrt sein Auge in die Sonne zurück. 

Eliade S. 171

37 Alte Frau, auf dem Heimweg von einem Strolch verfolgt, ruft um Hilfe, ein Auto hält an, sucht mit ihr im Villenvorort, aber vergeblich, wegen der vielen dunklen Gärten. Sie tröstet sich mit Tee in der Villa des Retters. 

38 Ich springe aus dem Fenster, aber meine Flügel verfangen sich in die gespannten Fäden. Jetzt hänge ich über der Strasse // 130   [S. 014 Hängen im Netz, 22.10.1955]

39 Maria, Jesuskind, Lamm am Fuss des Gauri Sankar:
Das Kind ermahnt das Lamm da zu bleiben. Der See oben gefroren, Drache tot. Ausserdem eine Expedition der Universität Kioto (Buddhisten) auf dem Weg  [S. 010 Gauri Sankar, 13.10.1955]

40 Die  Bahnhofhalle unter der Milchhaut: Tamino, der die Tiere mit der Flöte anzieht (und wegführt?) 

41 „Das inwendige Licht, das Gott selbst in uns anzündet, kann durch die sinnliche Erfahrung der Welt geweckt werden: man muss sich der sinnlichen Beschauung der Schattenbilder nur wie einer Notdurft und eines Werkzeugs bedienen und nicht darin beharren.“
Leibniz, nach Wolfgang de Boer

42 „Ich glaubte einmal, dass die Wahrheit im Dunkeln gesucht werden müsse; aber sie ruft draussen in den Gassen.“

[S. 005 Das inwendige Licht, 12.10.1955]

Nicolaus Cusanus

 

Infos
  • Besonderes: Die Motive wurden offenbar von hinten nach vorne eingetragen, beginnend bei Das inwendige Licht und endend bei den Antonius-Legenden.
    Eliade-Zitate aus Mircea Eliade: Die Religionen und das Heilige. Elemente der Religionsgeschichte. Salzburg 1954.
    Vgl. das Typoskript Mircea Eliade / Ein Porträt, 16.11.1957 (Werke, Bd. 7, S. 127-146)
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Prosanotat
  • Datierung: fehlt
  • Fassung: Zwischenfassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: A-5-c/10
  • Seite / Blatt: 121 (unten), 130