Synopse

(8)
Mittwoch, 21 Dezember 1949    (    )

Morgens Wachstum neuerer Gesichte …*

Morgens Wachstum neuerer Gesichte
auf der stillen Höhe fällts uns an.
Doch merkt ihr nicht, wie schon von unten brausen 
die bunten Wiesen und die saftigen Hügel 
05 o, jene, die bedrängt die Menschenlust, 
der süssen Seele und des jugendlichen Leibes: 
O Jünglinge, es sind in euch zwei Alter 
vereint; die Mönche rufen aus der alten Zeit, 
die Eremiten locken aus den Höhlen 
10 der Wüste in die geläuterte Verzückung, 
ins Schweigen, dass das Innerste erblühe. // 030 
Und es rufen die ältern noch, die 
Schiffer von den Küsten, die unschuldigen 
Hirten und hinaus aus den fruchtbarn Ländern, 
15 den reichen Inseln in dem Zwischenmeer: 
in die Wonne des allerersten Lebens, 
der glühenden Umarmung und der irdischen Zeugung. 
Den beiden seid ihr, Enkel, noch verpflichtet, 
und eure Ehrfurcht neigt sich beiden zu. 
20 Nehmt alles Mass aus euch, sitzt bei den 
Mönchen des Morgens und geht zum Hirten, wenn der Abend kommt: 
betrachtet die sieben Sphären, dringt // 031 
zur äussersten, darin der Eine alles stets bewegt, 
und gebt euch dann der menschlichen Liebe, 
25 darin allein der Gott dem Menschen eigen wird. 
Gehört den einen und gehört den andern: 
den beiden fremd zugleich, die euch misstrauen. 
Bewegt mit immer neu erkanntem Mass 
nach hier und dort um eure eigne Mitte, 
30 die schwache, die Mitte nur allein ist, weil ihr seid, 
nichts ihr und darum alles, seid.

In: Notizbuch 1950
Freitag, 23 Dezember 1949    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …* (a1*)

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, doch merkt ihr nicht, 
wie schon von unten braust der Wiesen Schaum
die saftigen Hügel und der Menschen Lust:
05 ihr Jünglinge, es sind in euch zwei Alter
vereint: die Mönche rufen, aus den Wüsten
locken die Eremiten zur Verzückung,
ins Schweigen, dass das Innerste erblühe.
Und auch die ältern rufen, die Hirten und die
10 Fischer des alten Zwischenmeeres, in
die Wonne des allerersten Lebens, der
Umarmung Glut, der irdischen Zeugung; beiden
neigt euer Herz, ihr Enkel, zu.
Nehmt alles Mass aus euch, sitzt bei den Mönchen
15 des Morgens, und zum Hirten geht am Abend.
Zur äussersten der neuen Sphären dringt, // 01v
darin der Eine alles stets bewegt
Doch euch zu eigen wird er in der Liebe.
Gehört den einen und gehört den andern,
20 den beiden fremd zugleich, die euch misstrauen 
Bewegt in immer neu erkanntem Mass
euch um die eigne schwache Mitte, die ihr
gerade seid noch, nichts und zugleich alles.

In: Manuskripte 1948-51
Dienstag, 27 Dezember 1949    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …* (a2*)

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust:
Ihr Jünglinge, es sind in euch zwei Alter
05 vereint, die Mönche rufen aus den Wüsten
ins Schweigen, dass das Innerste erblühe.
Und auch die Hirten rufen des Zwischenmeeres
in alte Zeugungswonne der Umarmung.
Nehmt alles Mass aus euch, sitzt bei den Mönchen
10 des Morgens, und zu den Hirten geht den Abend.
Gehört den einen und gehört den andern,
den beiden fremd zugleich, die euch misstrauen.
Bewegt in nie gefestigter Bewegung
euch um die eigne schwache Mitte, die ihr
15 gerade seid noch, nichts und zugleich alles.

In: Manuskripte 1948-51
Samstag, 29 April 1950    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …* (A)

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust:
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir vereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen.
10 In nie gefestigter Bewegung du
bewegt um deine schwache Mitte, der
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.

In: Manuskripte 1948-51
29.04.1950 * (nicht datiert)    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …* (B)

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust.
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir vereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen.
10 Bewegt um deine schwache Mitte, der
in nie gefestigter Bewegung du
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.

In: Manuskripte 1948-51
Montag, 01 Mai 1950    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …*

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust.
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir verereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen:
10 Bewegt um deine schwache Mitte, der
in nie gefestigter Bewegung du
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.

In: Typoskripte 1945-50
Montag, 01 Mai 1950    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …*

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust.
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir verereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen:
10 Bewegt um deine schwache Mitte, der
in nie gefestigter Bewegung du
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.

In: Typoskripte 1948-50
Montag, 01 Mai 1950    (    )

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte …*

Des Morgens fällt das Wachstum der Gesichte
auf jeder Höhe an, und kaum bemerkt
braust unten heiss die ewige Menschenlust.
Zwei Alter, Jüngling, sind in dir verereint:
05 ins Schweigen aus der Wüste ruft der Mönch,
der Hirt vom Zwischenmeer in die Umarmung.
Nimm alles Mass aus dir, sitz bei dem Mönch
des Morgens, und zum Hirten geh am Abend,
den beiden fremd zugleich, die dir misstrauen:
10 Bewegt um deine schwache Mitte, der
in nie gefestigter Bewegung du
gerade bist noch, nichts und zugleich alles.

In: Typoskripte 1945-50
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