Entstanden: 14. April 1950

Fallen in Kaskaden wogend nieder
Blüten, in der Färbung zeigend an
andre Reiche jenseits dieser Berge:
hergewehter Blütenstaub des Lenzes, 
05 Staub von jenem aufgegangnen Fest: 
Fest der alten, alten Gottestänze 
und der Blütenwohnung, die nicht bleibt: 
Dennoch einzig Glück für den der weilte 
einmal dort; ists einer von den unsern 
10 der erzählte? Aber die Kaskaden // 085 
Blütenstaubes, wallend, wallend nieder, 
sie bedecken des leeren Tempels Dach 
und unsre hohlen Hütten 
mit dem farbigen Duft 
15 Trost, den letzten Tagen 
oder der ersten: wer mag dies schon wissen? 
Wir fahren an den Grenzen 
in den Kähnen voll schlechtem Hausrat, 
treibt nicht schneller der Fluss, 
20 und es wehn Kaskaden wogend nieder, 
Blüten, auf das Verdeck, aus jenen Reihen. 
Lust hergewehte, wohinein wir fahren: 
steht dort bereit die reiche Stadt der Toten?

Infos
  • Details: V. 05 Emendation: des alten → der alten
  • Letzter Druck: GESICHT IM MITTAG 1950
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/03
  • Seite / Blatt: 084, 085