Entlassenes Licht, das noch in der Hölle schwebt,
Fackel flackernd durch die Räume wieder.
Warum die Sonne dies aus ihrem Kreisen sandte:
sie besitzt alles und kann nichts verlieren,
05 soviel sie schenkt auch. // 077
So reist sie über den Gängern auch in der dunkeln Wölbung.
Geheimnisvoll bewegt und von innen nirgends ruhig.
So begegnen drin die Söhne der Götter,
verbannt und doch verstossen nicht:
10 sie leben in der Flamme, die unsterblich ist.
Sie haben vom Gestirn geraubt, was es ihnen schenkte.
Und Raub und Schenkung bleiben gültig.
Jenen andern bleibt es, auf dem Berg zu warten,
bis eins der Feuer im Vorüberfahren
15 ergreift und mit sich trägt, // 078
doch fasst es nur den, der irdischer Hülle
sich ganz entschlägt und nackt
auf der Höhe harrt, im stürmischen Wind und Regen:
den fasst es einst vielleicht und trägt ihn durch die Kerkerräume,
20 bis einst vielleicht der übergrosse Sturm
ihn heimweht in die Sonne und die Versammlung der befreiten Brüder.
Entlassenes Licht, das noch in der Hölle schwebt …*
- Details
- Konvolut: Notizbuch 1950
- Letzter Druck: Unpubliziert
- Textart: Verse
- Datierung: vollständig
- Fassung: Erste Fassung
- Schreibzeug: Bleistift
- Signatur: C-2-b/03
- Seite / Blatt: 076 (unten), 077, 078 (oben)

Entlassenes Licht, das noch in der
Hölle schwebt,
Hölle
Fackel flackernd durch die Räume
wieder.
Warum die Sonne dies aus ihrem
Kreisen sandte:
sie besitzt alles und kann nichts
verlieren,
05 soviel sie schenkt auch. //

So reist sie ho¿ über den Gängern
auch imn dunkeln der
dunkeln Wölbung.
Geheimnisvoll bewegt und von
innen nirgends ruhig.
So begegnen dort drin die Söhne der
Götter,
verbannt und doch nich verstossen
nicht:
10 sie leben in der Flamme, die
unsterblich ist.
Sie haben vom Li¿ Gestirn geraubt,
was es ihnen schenkte.
Und Raub und Schenkung bleiben
gültig.
Jenen andern bleibt es, auf dem
Berg zu warten,
bis eins dieser der Feuer im Vor-
überfahren
15 ergreift un¿ und mit sich trägt, //

doch fasst es nur, den, der irdischer
Hülle
sich ganz entschlägt und nackt
auf der Höhe harrt, im stürmi-
schen Wind und Regen:
den fasst es einst vielleicht und trägt
ihn durch die
Kerkerräume,
20 bis einst vielleicht der übergrosse
Sturm
ihn heimweht in die Sonne und
die Versammlung der be-
freiten Brüder.
12.3.50
Inhalt: Notizen, Prosa, 71 Entwürfe zu 54 Gedichten (8 Endfassungen)
Datierung: 7.12.1949 – 10.11.1950
Textträger: Blaues Notizbuch, liniert; Bleistift
Umfang: 144 beschriebene Seiten
Publikation: Gesicht im Mittag (7 Gedichte), Verstreutes (3 Gedichte)
Signatur: C-2-b/03 (Schachtel 79)
Spätere Stufen: Manuskripte 1948-51, Typoskripte 1945-50, 1948-50, Kutter
Kommentar: 9 Texte rhythmische Prosa, 21 reine Prosanotate, 1 Briefentwurf
Wiedergabe: Edierte Texte, Abbildungen, Umschriften (3 private Prosanotate nicht erschlossen)