Entstanden: 26. Dezember 1949

Aber gross ist noch und trotz allem
rein und glänzend das Dach des heiligen Hauses.
Das der Gott besucht, das der Vollkommne besucht, 
wo sie wartet, die  wartende harrt, die Seele, 
05 die Geliebte, die Frau, die gläubige Seele. 
Jahre warn es zuvor, Jahrhunderte, 
so schien ihr, dass sie wartete, 
bis er da war unter dem reinen und stets noch glänzenden Dach. 
Und zugleich stieg er auf in ihr, 
10 und sie wusste, dass immer er dagewesen. // 033
In ihrem Innern, unten, verborgen. 
Nun stieg er auf, hoch schoss er empor: 
wie die entrollte Schlange, die wittert 
das lang gesuchte Opfer: sie ist Opfer des Gottes. 
15 Sie ist nicht mehr da, sie ist in der Schlange, 
in der aufschiessenden Glut. 
Und jenes erfüllt sie, das stets in ihr war, 
klein und glühend. Davon glüht sie nun ganz. 
Und so fand denn der Gott, wie er kam, 
20 wie immer, nur noch sich selbst, fand 
die hoch züngelnde Schlange. Und er war 
traurig, wie er sie sah, die seit je er gesehen.

Infos
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/03
  • Seite / Blatt: 032, 033