Entstanden: 13. März 1951

Bräutliche Blume des Aufgangs, 
herabgeschwemmt nach Westen,  
herabgeschwemmt nach dem glücklichen Land, 
das in der Wüste, das im Sand  
05 birgt Gold, birgt die Schätze 
eines verschollenen Königs.
Aber über dem Grabe wohnt 
der einsame Mann // 055 
in den bröckelnden Mauern und 
10 denkt der ewigen Dinge, 
wenn am Morgen purpurn wogt 
die Sonne über die Dünen, 
und am Abend violetten zurückfliesst: 
denkt der ewigen Dinge unter den Sternen. 
15 Da hervor aus dem Grabe kommen 
die Geister der Toten, des Königs 
und seines getöteten Trosses. Und 
die Bewohner schrecken den Mann, 
locken hinab in ihr älteres Reich, 
20 in ihr Reich das sonnenfern prangt, 
bestrahlt vom flackernden Licht 
der glühenden Gründe. // 056 
Er aber weiss von den Höhen, 
wo der Wein wächst und wo der 
25 Strahl durchdringt des fremden Gestirns, 
das im Herzen des Menschen nagt 
und nagender täglich
ihn anverwandelt dem Fremdling: 
sodass er flieht die Gespenster 
und mitten in ihrem Toben 
30 einsam kniet unberührt und den 
Thronenden anfleht und sieht.

Infos
  • Letzter Druck: Unpubliziert
  • Textart: Verse
  • Datierung: vollständig
  • Fassung: Erste Fassung
  • Schreibzeug: Bleistift
  • Signatur: C-2-b/04
  • Seite / Blatt: 054 (unten). 055. 056